© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Z 44
Holbein-Ausstellung zu Dresden 1870.
Angeregt durch den lange schon gehegten und oft ausgesprochenen Wunsch aller Kunstfreunde
und Kunstforscher, die Werke Hans Holbein’s des Jüngeren, neben Albrecht Dürer des grössten
unserer deutschen Meister, einmal möglichst zahlreich an einem und demselben Orte versammelt
zu sehen, haben die Unterzeichneten den Plan gefasst, im Laufe dieses Jahres eine Holbein-
Ausstellung in Dresden zu veranstalten.
Dem Unternehmen darf umsomehr ein gesicherter Erfolg versprochen werden, als zwei hohe
fürstliche Persönlichkeiten, in bewährtem Antheil an deutscher Kunst, S. K. H. der Prinz Georg,
Herzog zu Sachsen, und I. K. H. die Prinzessin Carl von Hessen und bei Rhein, das Protectorat
der Holbein-Ausstellung mit der dankenswerthesten Bereitwilligkeit übernommen haben.
Die hohe Fürstin, Besitzerin des ersten Exemplars der auch in der Königlichen Gemälde-
gallerie zu Dresden befindlichen „Madonna mit der Familie des Bürgermeister Meyer,“ hat dieses
Bild in huldreichster Weise der beabsichtigten Ausstellung zugesagt.
Der schon oft, namentlich seit der vorjährigen Ausstellung des darmStädter Exemplars in
München lebhaft gewünschte unmittelbare Vergleich dieser beiden berühmten Bilder, welcher
hierdurch ermöglicht wird, muss allein schon den lebhaftesten Antheil aller Kunstverständigen
nervorrmen.
Um jedoch ausserdem die Schöpfungen Hans Holbein’s d. J. in möglichst reicher Anzahl zur
Anschauung zu bringen, richtet das unterzeichnete Comite an alle Directionen öffentlicher Samm
lungen, sowie an alle Besitzer von Gemälden oder Handzeichnungen dieses Meisters die ergebenste
Bitte, dieselben im Interesse der Verherrlichung des grossen deutschen Meisters und der genaueren
Kenntniss seiner Wirksamkeit dem unterzeichneten Comite zu der bezeichneten Ausstellung gütigst
anvertrauen zu wollen.
Die näheren Bestimmungen bittet man aus dem beigefügten Programm ersehen zu wollen.
Dresden, den 1. Juni 1870.
Das Comite der Holbein-Ausstellung zu Dresden.
Dr. Julius Schnorr von Carolsfeld in Dresden,
Vorsitzende.
Prof. J. Felsing in Darmstadt,
Adolph Bayersdorfer in München.
Geh. Reg.-Rath Dielitz in Berlin.
Dr. Eitelberger von Edelberg in Wien.
Dr. Hermann Hettner in Dresden.
Eduard His-Heusler in Basel.
Prof. Dr. Julius Hübner in Dresden.
Friedr. Lippmann in Wien.
Dr. Carl 8chnaa.se in Wiesbaden.
B. Suermondt in Aachen.
Prof. Dr. Alfred Weltmann in Carlsruhe,
Dr. A. von Zahn in Dresden,
Secretair.