© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm N
428 Frankfurter Familien-Namen.
daß sämmtliche hiesige Schutzjuden bestimmte deutsche Familien-Namen führen
und die, welche dergleichen noch nicht besitzen, solche bis zum 18. Dec. d. I-
annehmen und der Polizei-Section anzeigen sollen. Die näheren Bestim
mungen des Gesetzes besagen, daß die Namen Abraham, Moses, Elias rc.
künftig nur als Vornamen gebraucht werden können; daß die Söhne nur
denselben Familien-Namen führen können wie der Vater, und daß der neu
angenommene Familien-Name der allein bei Unterzeichnung aller geschäftlichen
Acte gültige ist. —
Schon früher hatten die Juden ihren hebräischen Namen zur Vermei
dung von Verwechselungen Heimat und Frankfurter Wohnhaus beigesetzt: so
1705 Salomon Isaak Neuburg zum grünen Schild; Jacob Schwelm zum
Bisamknopf, 1707 Jacob Emden zum Lamm, Jacob Oppenheim zur weißen
Gans u. s. w. Jetzt trat ein abgekürztes Verfahren ein und die Häuser der
hiesigen Judengasse, welche sämmtlich eine eigene Benennung führten, liefer
ten die folgenden Familien-Namen, welche, wo sie wenig verändert sind, in
Klammern beigesetzt sind: Hirsch (auch Hersch), Amsel (Amschel), Hase (Haas),
Stiefel (auch Stiebel), Reuß (auch Reiß), Schiff, Adler, Schwarzer Adler
(Schtvarzadler), Blume (Blum), Strauß, Herz, Ochs, Schwan (auch Schwahrch
Schloß, Gans, Falk, Rothes Schild (Rothschild), Kanne (Kann), Tannenbaum,
Rappe (Rapp), Wolf, Hahn, Rindsfuß, Rindskopf, Schwarzer Schild (Schwarz
schild), Löweneck, Hirschhorn, Flasche (Flesch), Stern, Sichel, Hecht, Rose
(Roos), Scheuer (Scheier).
Daneben blieben aber die zahlreichen von der Heimat genommenen
Namen, wie Oppenheim, Oppenheimer, Speyer, Bing (Bingo), Zunz (Zons),
Schwelm, Fürth, Crailsheim, Creizenach, Emden, Neuburg, Mainz, Worms,
Hamburger, Bamberger, Erlanger, Regensburg, Trier, Auerbach, Flörsheim.
Hat aber das angeführte primatische Edict, — welches, nebenbei gesagt, der
Vater des großen Freiheits-Mannes Adam von Jtzstein unterzeichnet hat, —
eine Reform der jüdischen Namen in Frankfurt hervorgerufen, so war der
Zwang der „deutscheit Familien-Namen" natürlich nicht durchzuführen, und
so finden wir neben zahlreichen hebräischen Familieu-Namen auch alle andern
europäischen Sprachen vertreten.*)
Wenden wir uns nun zu den vorwaltend christlichen Namen, so kann
unsere Absicht nicht sein, die Reihe der zu Personen-Namen gewordenen
1. Vornamen hier durchzugehen; nur die Entfaltung einzelner Rufnamen,
wie sie dahier vorkommt, wollen wir verfolgen. Aus Ulrich wird: Uhrig,
*) Vergleiche das Verzeichiiiß aller im Mittelalter urkundlich in Frankfurt vor
kommenden Inden-Namen in G. Kriegk, Frankfurter Bürgerzwiste und Zustände im
Mittelalter. Frkft. a. M. 1862. S. 548.
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