© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Z 37
Steinrück, Unterarzt beim Garde-Kür. Regt., mit der bei
seinem Truppentheil vacanten Assistenz-Arzt-Stelle beauftragt.
Dr. Pedell, Unterarzt im Kaiser Alexander Garde-Grena
dier-Regiment Nummer 1, mit Wahrnehmung der bei diesem
Regt. vakanten Assist.-Arzt-Stelle beauftragt. Dr. Petsch,
Asstst. Arzt vom 1. Posen. Inf. Regt. Nr. 18, zur Marine
commandirt. Dr. Westphal, Unterarzt vom 2. Garde-Regt.
zu Fuß, versetzt zum 1. Hess. Inf. Regt. Nr. 81 und mit
Wahrnehmung einer vakanten Assist. Arzt-Stelle beauftragt.
Dr. Fritzschen, Unterarzt vom Garde-Schützen-Bataillon,
versetzt zum Holstein. Inf. Regt. Nr. 85 und mit Wahrneh
mung einer vakanten Assist. Arzt - Stelle beauftragt. Dr.
Schmitz, Unterarzt vom 2. Garde-Ulanen-Regt., versetzt zum
2. Nassau. Inf. Regt. Nr. 88 und mit Wahrnehmung einer
vakanten Assist. Arzt-Stelle beauftragt. Dr. Steinrück,
Unterarzt vom Garde - Kürassier - Regiment, versetzt
zum 2. Hannoverschen Ulanen - Regiment Nr. 14 und
mit Wahrnehmung einer daselbst vacanten Assist. Arzt-Stelle
beauftragt. Dr. Heinrich, Unterarzt vom Kaiser Alexander
Garde-Gren. Regt. Nr. 1, versetzt zum 8. Ostpreuß. Inf.
Regt. Nr. 45 und mit Wahrnehmung einer vacanten Assist.
Arzt-Stelle beauftragt. Dr. Klein, Unterarzt vom Garde-
Füs. Regt., versetzt zum Ostpreuß. Drag. Regt. Nr. 10 und
mit Wahrnehmung einer vacanten Assist. Arzt-Stelle beauf
tragt. Dr. Pedell, Unterarzt vom Kaiser Alexander Garde-
Gren. Regt. Nr. 1, versetzt zum Pomm. Huf. Regt. (Blücher
Huf.) Nr. 5 und mit Wahrnehmung der daselbst vacant.
Assist. Arzt-Stelle beauftragt. Dr. Müller, Unterarzt vom
2. Garde-Ulanen-Regt., versetzt zum Colberg. Gren. Regt.
(2 Pomrn.) Nr. 9 und mit Wahrnehmung ' einer vacanten
Assist. Arzt-Stelle beauftragt. Dr. Gielen, Ob. Stabs-und
Regts. Arzt des 1. Garde-Regts. zu Fuß, gestorben.
Nach § 71 der Städte-Ordnung hat Magistrat die Pflicht,
alljährlich über den Stand des Vermögens der Stadt
gemeinde Rechenschaft zu legen. Der Stadtverordneten-
Versammlung liegen jetzt die Uebersichten vom Activ- und
Passivzustande der Gemeinde Berlin pro 1868 vor. Danach
betragen die Activa 18,301,829 Thlr., die Passiva 8,692,037
Thlr., so daß sich eit: Vermögensstand von 9,609,792 Thlr.
ergiebt. Der Werth des Grundbesitzes betrug Ende Dezember
1868 12,919,066 Thlr., die Obligationsschuld hatte sich auf
7,074,870' Thlr. vermindert- Der Zuwachs an Grundbesitz
kommt mit 220,415 Thlr. den höheren Lehranstalten (Köllni-
sches und Sophien-Gymnasium) und mit 351,405 Thlr. den
Gemeindeschulen zu Gute. 192,192 Thlr. faßen auf den
Rathhausbau, und die städtischen Gasanlagen nehmen mit
530,450 Thlr. Theil. Außer diesem eigentlichen Communal-
vermögen verwaltet die Stadt Stiftungsvermögen und Fonds,
welche zum Nutzen der Gemeindemitglieder dienen und Ende
1668 eme Höhe von 2,108,387 Thlr. erreichten. Seit dem
Jahre 1856 bis 1868 hat sich das Vermögen der Stadt von
2,444,676 Thlr. auf 9,609,792 Thlr. erhöht, während der
Werth des Grund-Vermögens von 5,529,459 Thaler auf
12,919,066 Thlr. gestiegen ist. (St. A.)
In der Zeit vom 15. bis 30. d. M. liegen die berichtigten
Listen der stimmfähigen Bürger im Nathhause öffentlich
aus. Außerdem werden Abschriften der Listen in den ein
zelnen Wahlbezirken ausgelegt.
Aus Fulda, 8. Juli, wird der „Köln. Volksztg." berich
tet: „Hr. v. Savignh hat die an viertausend Nummern reiche
und außer diesen eine seltene Sammlung von fünftehalb
lausend Dissertationen bietende Bibliothek feines Vaters dem
Herrn Bischöfe zu Gunsten der in Fulda zu gründenden
katholischen Universität Übermacht, welcher sie einstweilen im
Klerikal-Seminar unterbringen ließ. Indem wir dies zur
Kenntniß der Freunde der Universitäts-Angelegenheit gelan
gen lassen, möchten wir als besonders bemerkenswerth den
Umstand hervorheben, daß gerade jetzt in dem Momeirt, in
welchem der katholischen Kirche inr Allgemeinen und insbe
sondere ihrem Einflüsse auf den Unterricht in jeder Weise
Hindernisse in den Weg gelegt werden, die bedeutende Biblio
thek des berühmtesten protestantischen Rechtslehrers zu den
Katholiken flüchtet, um mit der Zeit dem eminent katholischen
Zwecke wahrhaft freier Wissenschaft dienstbar zu werden."
Vom Rhein, 10. Juli. In Folge des Erlasses seitens
des Kriegsministers an die katholische Militär-Geistlichkeit vom
29. Mai c. hat am 5. Juni zu Münster am Stein (bei Kreuz
nach) eine Versammlung von Militär-Geistlichen stattgefunden,
woran sich je einer _ der beiden von Straßburg und Koblenz,
bxe beiden von Mainz, der von Trier und der von Saar
louis betheiligten. Ueber das Resultat ist noch nichts Näheres
bekannt geworden, aber nach den Elementen der Versamm
lung läßt sich fast mit Gewißheit schließen, daß das Verhalten
des Feldpropstes Namszanowski dem Staat gegenüber die Bil
ligung der genannten Militär-Geistlichen gefunden hat. Viel-
letcht in Folge dieses Vorgangs wurde Ihnen von Berlin
aus gemeldet, daß sämmtliche Militär-Geistliche (mit nur zwei
Ausnahmen) das Schicksal des Feldpropstes zru theilen bereit
seien. Dies ist jedoch irrig und es haben denn auch jetzt
mehrere Mtlitär-Geistliche in einem Schreiben an das Kriegs
ministerium erklärt: daß sie, in der richtigen Auffassung und
Würdigung ihrer Stellung, nach Nr. 1 der Instruction vom
29. Mai handeln und in treuer Anhänglichkeit an Kaiser und
Reich auf ihren Posten bleiben werden. (A. A. Z.)
Hamburg, 11. Juli. In der gestrigen Sitzung der Bür
gerschaft wurde zunächst der Antrag des Senats betreffend
Ratification des zwischen Preußen und Hamburg geschlossenen
Staatsvertrags in Betreff einer Eisenbahn von Stade nach
Cuxhaven, ivelchem im Allgemeinen der früher wegen der
Osnabrück-Hamburger Eisenbahn verhandelte Staatsvertrag
zu Grunde gelegt ist, ohne Discussion definitiv genehmigt.
Zwickau, 11. Juli. Die k. Kreisdirection hat unterm
28. Juni eine Verordnung erlassen, in welcher aus Anlaß
des am 16. und 17. v. At. bei Crimmitschau abgehaltenen
social-demokratischen Volksfestes, bei welchem in demonstrativer
Weise rothe Fahnen entfaltet, rothe Schärpen und Cravatten
beziehentlich Schleifen von den am Feste theilnehmenden
Frauen getragen und rothe Eintrittsbillets ausgegeben wor
den sind, die Polizeibehörden des Regierungsbezrrks an die
noch immer in Geltung stehende Verordnung vom 14. Juni
1849, das Traget: republikanischer Abzeichen betreffend, mit
der Veranlassung erinnert werden, eintretenden Falls gegen
Zuwiderhandlungen wider dieselbe nüt Nachdruck einzuschreiten.
(B. Tgb.)
§ München, 11. Juli. Bezüglich der Reise des Kron
prinzen und der Kronprinzessin des DeutschenReiches
nach Berchtesgaden können wir mittheilen, daß dieselben
nächsten Dienstag Morgens 8Uhr mit dem Counerzug hier
eintreffen und ttach einstündigem Aufenthalte im Bahnhöfe
die Reise nach Berchtesgaden fortsetzet: werden. Die hohen
Herrschaften werden das strengste Jncognito beibehalten und
demzufolge wird auch kein officieller Empfang stattfinden. Nach
der Rückkehr aus dem bayerischen Hochgebirge, in 4 bis 5
Wochen, beabsichtigen die kaiserl. königl. Hoheiten einige Tage
in München zu verweilen; ob dann auch, wie es heißt, eine
Jnspicirung der hiesigen und anderer bayerischen Truppen
durch den Kronprinzen stattfindet, ist noch nicht bestimmt,
vielmehr sollen, wie uns versichert wird, die desfalls einge
leiteten Verhandlungen noch nicht beendet sein. — Hinsicht
lich der Wiederbesetzung des Staatsministeriums des
Aeußern läßt sich völlig Verlässiges noch nicht mittheilen,
allein versichert wird uns, der Ministerrath habe den Hrn.
Staatsminister v. Lutz als künftigen Minister des Aeußern in
Vorschlag gebracht. Es hat diese Angabe große Wahrschein
lichkeit für sich, und eben deshalb glaubtet: wir dieselbe nicht
utrerwähnt lassen zu dürfen. — Von ultramontaner Seite
giebt man sich beretts . alle Mühe, _ hinsichtlich der kanonischen
Investitur des vom hiesigen Magistrat neugewählten Stadt
pfarrers Dr. Boxler — weil derselbe liberal und ein Gegner
des Unfehlbarkeitsdogmas sein soll — Schwierigkeiten hervor
zurufen. Sollte das erzbischöfliche Ordinariat in dieser Be
ziehung Hindernisse bereiten, dann würde zwischen ihm und
oem Magistrat ein ernster Conflict unvermeidlich sein.
£ München, 11. Juli. Es ist sehr begreiflich, daß die
Ultramontanen hier zu Lande die Anwesenheit des Utrechter
Erzbischofs zum Anlaß nehmen, um ihren Verdrtiß gegen die
sogenannte altkatholische Bewegung wieder einmal stromweise
auszuschütten. Wir selbst zählen nicht zt: denen, die sich von
dieser Bewegung allzugroßen Erfolg versprechen, und jene,
die den religiösen Beruf derselben in den Vordergrund stel
len, dürften ihre Hoffnungen sehr mäßig halten, aber ander
seits ist es doch unzweifelhaft, daß der Altkatholicismus poli
tisch viel geleistet hat. Wer gab den Anlaß zu dem energi
schen Vorgehen gegen Bischof Namszanowski, als eben die
Beharrlichkeit dieser tapferen Minorität, die ihre Ansprüche
auf die Pantaleonskirche nicht fallen ließ. Und wer rief das
Verfahren gegen Bischof Crementz ins Leben, tvenn es nicht
wieder die Altkatholiken waren, die ztterst in der Wollmann-
schen Affaire die Thätigkeit der Staatsgewalt in Anspruch
nahmen. Hätte Jedermann geduldig die Gewalttnaßregeln
der Hierarchie ertragen, so hätte sich unmöglich jene rasche
und energische Religionsbewegung enttvickeln können, die jetzt
durch Deutschland geht. Unter solchen Umständen würden
die klerikalen Organe wohl gut thun, wenn sie etwas weni
ger geringschätzig von dieser Bewegung sprächen, ganz abge
sehen davon, daß man doch dem Gegner nicht gerade den
Beweis der Bedeutungslosigkeit dadurch liefert, daß tnat: die
selbe ohne Unterlaß bethettert. Der sicherste Maßstab für den
Antheil, den die Mkatholiken an der gegenwärtigen kirchli
cher: Krisis habet:, bleibt eben doch der Haß, den die Ultra
montanen gegen sie empfinden. Was aber die bayrische Re
gierung anlangt, so hat sie keinen Grutrd, die üble Laune
dieser letzteren irgendwie zu theilen, denn tvenn die Reform-
bewegutrg ihr einerseits zwar viele Schwierigkeiten bereitete,
so bietet sie dem Staate anderseits auch die correcteste Hand
habe, um sein formelles Recht zur Geltung zu bringen. In
dem die Altkatholiken den gesetzlichen Schutz ausdrücklich an
rufen, legitimiren sie das Einschreiten der Staatsgewalt spe
ciell durch ihren Nothstand nnb geben den Maßregeln der
selben den Charakter einer reinen Defensiv Politik. Diese
Erwägungen find unseres Erachtens nicht Meinungen, son
dern Thatsache!:, die n:an den Altkatholiken zugestehen muß,
ob man es übrigens gut oder übel mit ihnen meint.
Straßburg, 11.-Juli. Die „Straßb. Ztg." bringt heute
einen Artikel, welcher/die Bedeutung der Verfügung des Ober-
Präsidiums erlMMU wonach dem hiesigen protestanMchen
leies Jahr die' Ermächtigung zu^Vor-
jnten - Prüfungen ertheilt wird. , Es
fur
Gymnasium
nähme von Abitur
heiß da:
„Durch die VerorV
ulg vom 4. Juli ist den: Gymuasium für
dieses Jahr bei seines gegenwärtigen Lehrverfassung das Recht zur
Abhaltung des Abitumenten-Examens verliehen. Die Prüfung wird
stattfinden auf Grund des vorläufig noch gemilderten officiellen Pro
gramms, welches namentlich, dem Schüler noch die Wahl freiläßt,
ob er bei den schriftlichen Arbeitet: das Deutsche oder das Französi
sche als „Muttersprache" anwenden tvill. Diese Milderungen sind
auch noch für die nächsten Jahre zugestanden, aber nicht etwa in der
Absicht, die Geltung des Deutschen als Schulsprache 31t beschränken,
sondern nur aus Rücksicht auf die bisherige Erziehung der älteren
Schüler. Die Regierung ist ohne Zweifel gern bereit, die
für dieses Jahr dein Gymnasium ertheilte Berechtigung im
nächsten 31t erneuern oder definitiv zu bewilligen, aber
jedenfalls unter der Bedingung, das; die Anstalt die nöthige Unr-
änderung ihres Lehrplanes bewerkstellige, um nach Ablauf der Ueber-
gangszeit den vollen Anforderungen der Prüfungsordnung vom
0. Juni entsprechen zu können. Wenn diese Umgestaltung rächt er
folgen sollte, so würde deshalb den Schülern der obersten Classe
gleichwohl nicht überhaupt dje Möglichkeit, entzogen fein, die Abitu-
ricntenprüfung abzulegen; sie würden sich derselben als Externe bei
einem Lyceum unterziehet: können, gerade wie sie unter den früheren
Verhältnissrn genöthigt gewesen wären, sich zur Ablegung des Bac-
calaureats-Examens an die Akademie zu wenden. Diesen Umstand
scheinen die Verfasser der obigen Erklärung nicht ju kennen oder
doch außer Acht zu lassen. Hätte;: sie eine richtigere Vorstellung
von der Tragweite des Rechtes, das sie für die Anstalt in Anspruch
nehmern, so würden sie vielleicht auch begreifen, daß die Regierung
die Ertheilung dieses Rechtes an Bedingungen knüpft."
Provinzielles.
Thorn, 11. Juli. Der Jahresbericht der hiesigen
Handelskammer enthält folgendes: Bis zuitt Juni 1870
war die Einfuhr von den aturirtem oder Viehsalz nach Po
len von den Russischen Grenzzollämtern unbeanstandet
bewilligt und von ben Importeuren nur ein Einfuhr-
zoll von 5 Kop. pro Pud erlegt worden. Plötzlich wur
den derartige Importe angehalten, confiScirt und mit Strafe
belegt. Tue Handelskammer intervenirt bei den: Chef des
Russischen Zollbezirkes und erbittet die Herausgabe des von
den Interessenten in gutem Glauben übergeführten Salzes.
Wiewohl der Bescheid die größte Bereitwilligkeit zur Schlich
tung von Differenzen zwischen den dortigen Behörden und
diesseitigen Staatsangehörigen ausdrückte, so bedauerte er
doch, in der Sache nichts mehr thun zu können, da über
Confiscate nur die oberste Behörde für das Zollwcscn, das
kaiserlich Russische Finanzministerium in Petersburg, Verfü
gung treffen sönne. Salzimport sei verboten, und tvenn es
auch Viehsalz heiße; denn was das Vieh ohne Schaden ge
nieße, könne auch dem Menschen nichts schaden. In der
Sache selbst ist diplotnatische Intervention eingetreten.
Posen, 11. Juli. Oberschlesien ist unausgesetzt das Ziel
der propagandistischen Bestrebungen der poltuschen National
partei. ' Von welchem oberschlesischen Centralpunkte aus und
in welcher Weise für diese Bestrebungen gewirkt wird, dafür
giebt einen beachtenswerthen Fingerzeig eine vor etwa 14
Tagen an den Vorstand des hiesigen polnischen Volksbil
dungsvereins gerichtete Petition. Sie ist it: einem hiesigen
polnischen Blatte veröffentlicht und flautet:
Glaubensbrüder aus dem Großherzogthmn Posen! Wir obcrschle-
sische Polen, Söhne derselben Mutter, strecken die Hände aus nach
Euch: erbarmt Euch unser, denn Niemand ist so vergessen tme wir.
Seit länger als 400 Jahren in fortwährendem Kampfe mit dem «ns
feindlichen detttschen Element, fern gehalten von allen Aemtern und
verfolgt, haben wir andererseits Mangel an intelligenten Männer::/
polnischer Nationalität und entbehren gänzlich populärer polnisches
Lesebücher, welche geeignet sind, dm Nationalgeist zu wecken. Um unsä
solche Bücher zu verschaffen, müssen wir uns an Euch oder nach Kra^
kau wenden, was uns große Kosten verursacht: denn unsere hiesige
Buchhandlungen beschränken sich ausschließlich auf den Vertrieb "
Gebetbüchern, und wem: sie andere Bücher halten, so find es^
solche, durch welckw das polnische Nationalgefühl keine Anregur
hält. Deshalb ist es kein Wunder, daß unser Volk schemba.
Nationalbewußtsein verloren hat; aber es ist das, . wie gesagt!
scheinbar und nicht in: Herzensgrund. Das polnische Natiois
wußtsein regt sich in uns, tvenn es auch durch das von allen 1
gegen uns andrängende Germanenthum stark abgestumpft ist.
reicht uns nur, Brüder, Eure helfende Hand, und Ihr werdet:
den warmen Pulsschlag des polnischen Herzens, denn sonst I
wir der Uebermacht weichen. Darum rettet uns, besonders
die Ihr die Führer des polnischen Volkes seid, damit wir in
stet: nicht dasselbe Schicksal erleiden, dem die früheren Bewoh _
Pommerns (!) erlegen find, wovor Gott uns bewahren n:öge. Ge
lobt sei Jesus Christus!"
Dies Schriftstück ist aus dem bekannten oberschlesischen
Wallfahrtsort Deutsch-Piekar (im Kreise Beuchen) datirt und
trägt die Namens-Unterschrift Gornik. . (Pos. Z.)
Ein außerordentlicher königlicher Schulrevisor berichtet
im Amtlichen Schulblatt: „In einer von etlichen 60
Kindern polnischer und nur einen: Kinde deutscher Nationa
lität besuchten katholischen Schule eines der südlichen Kreise
des Regierungsbezirks Posen verwaltet die Lehrerstellc ein
seit 11 Jahren tatal erblindeter, jetzt 39 Jahre alter Lehrer.
Wie lange ziehen sich die Verhandlungen über die EniMi-r"—-^
rung dieses Lehrers hin? So fragen gewiß Viele, welche
jene thatsächliche Mittheilung lesen. Aber nichts von diesem
unerquicklichen Thema. Der gedachte Lehrer erfüllt nicht nur
die Pflichten seines Amtes vollständig, sondern seine Schule
kann sogar als ein Muster der einklassigen polnischen Elemen
tarschule gelten. Denn es wird hier in allen Unterrichts-
Gegenständen das gesteckte Lehrziel erreicht, natnentlich aber
auch in der detttschen Sprache, den: schwierigsten Unterrichts-
Gegenstände solcher Schulen, den zu stellenden Anforderungen
vollständig entsprochen. Wie ist dies _ aber möglich?
so höret: wir weiter fragen. Allerdings steht dem
Lehrer ein junger Präparande zur Seite, der für ihn, so
weit es nöthig ist, die Augen offen hat. In der Hauptsache
aber beruhen die Leistungen jenes Lehrers auf ununterbro
chenen: unermüdlichen Fleiße, unterstützt durch gute Vorbil
dung und ausgesprochene Liebe zu seinem Amte. Die Kinder
fühlen sehr wohl, was sie einem solchen Lehrer schuldig sind,
und lohnet: seine Mühe dttrch gespannte Aufmerksamkeit. Die
Disciplin in dieser Schule ist eine vorzüglich gute, obwohl
der Lehrer keine änderet: als Ehrenstrafen at:wet:det. Er
staunlich fein ist das Gefühl des Lehrers. Er unterscheidet
die Kinder dadurch nämlich von einander, daß er ihre Hände,
die sie möglichst immer auf die Tische auflegen müssen, leicht
betastet. Es kann nicht ausbleibet:, daß einem solchen Lehrer
die größtmögliche Anerkennung zu Theil werdet: wird."
Kiel, 11. Juli. Der Geh. Negierungsrath Marcard und
der Corvetterreapität: Freiherr v. d. Goltz von der Admira
lität träfet: heute Morgen hier ein, um mit den hiesige»:
Mitgliedern der Commission zur Erforschut:g der deutschet:
Meere den Plan für die diesjährige Expedition definitiv fest
zustellen. Nach den vorläufigen Bestimmungen soll die „Pom-
merania" bekanntlich am 15. d. M. in See gehet:. (Kiel. Z.)
Essen, 10. Juli. Die diesjährige ordentliche General
versammlung des Vereins für die bergbaulichen Jnft
essen im Oberbergamtsbezirk Dortmund: welche am gestrig
Tage Hierselbst stattfand, hatte sich einer zahlreiche»: Theil
nähme zu erfreuen, indem sich zu derselben 57 Vertreter von -
75 Vereinszechen, derer: Belegschaft in Summa zur Zeit
41,479 Mann beträgt, sowie eine große Anzahl anderer
Bergtverks-Jnterefsenten eingefunden hatten. Auch ■ mehrere
Mitglieder des kgl. Oberbcrgamtes und andere Bergbeamte
wohnten, tvie in früheren Jahre::, den Verhandlungen bei.
Nach Erledigung der sonstigen lausenden Geschäfte führte
der letzte Gegenstand der Tagesordnung, welcher die gegen
wärtige Lage der Kohlen-Jndustrie betraf, zu einer eingehet:-
den Discussion über die auf den Essener Gruben ausge-
brochettc Arbeitseinstellung, deren Resultat die einstimtmge
Annahme einer von dem Vereinsvorstande beantragtet: Reso
lution war. (E. $.)
Köln, 10. Juli. In der gestrigen Versammlung des äm-
calvereins der Ältkatholiken wurden zunächst die provi
sorisch entworfenen neuen Statuten unter die Anwesenden
vertheilt. Die Berathung und Feststellung derselben bleibt
der nächsten Versammlung atn 30. d. Mts. vorbehalteu. Zur
Grundlage dient das sogenannte Münchener Programm vom
22. September 1871. Der Verein stellt sich ohne Vorbehalt
auf den Boden der christkatholischen Kirche, wie diese von
Attbeginn an bis zum 18. Juli 1870 verstanden worden ist,
protestirt deumach entschieden gegen die päpstlichen Decrcte
von der persönlichen Unfehlbarkeit und absoluten Gewalt des
Papstes. Zugleich setzt er sich die Aufgabe, aus allen Kräften
und- mit. allen erlaubten Mitteln mitzuwirken, daß einerseits
das Wesenhafte, Unveränderliche und Unvergängliche des
katholischen Glaubens von den Verdunkelungen, welche es
im Laufe der Zeiten durch den Papalismus zu erleiden
gehabt, gereinigt, in Formen, wie sie das dttrch eine
große Culturgeschichte entwickelte Bewußtsein fordert, zum
Ausdruck gebracht und auf diese Weise wahrhaft
virt und lebendig erhalten werde; andererseits fd
politischem Gebiete die eigenartige Entwickelung des di
Volkes gegenüber dem vaterlandslosen Ultram^
mus bewahrt und gefördert werden. Ferner würd;
theilt, daß das katholische Central-Comitö für Rheinl
Westphalen in seiner letzten Sitzung am 7. er. in
düng mit den gewählten Local-Commissionen betr
hier abzuhaltenden allgemeinen Katholiken-Congressi
then habe. Als die geeignetste Zeit wurden bte T
20. bis 22. September dieses Jahres angenommen
gesetzt. Die Ueberlassung des großer: Gürzenichsaaj
wird bei der Stadtbehörde nachgesucht werden. Dil
Prof. v. Schulte in Prag, Maaßen in Wien tl
Michaud in Paris, der schon fett längerer Zeft 1
Comite in Verbindung steht, haben heute schon Vr
zugesagt, die sämmtlich in deutscher Sprache abgehj
den und »vozu, so weit _ der Raum es gestattet, J^
Zutritt haben soll. Freiwillige Anmeldungen zur,
:ser-
gung der Gesinnungsgenossen sind schon vielfach
Die Theilnahme von einhetmischen und fremden Ai
wird, so viel sich jetzt schon voraussagen läßt, etr
große werden und dem Congresse einen europäis^
verschaffet:, und, was die Hauptsache ist, die Rcforml
zum ersehnten Austrage bringen- ^ (El6?
Zwei Söeila]
i