Full text: Zeitungsausschnitte über Werke von Herman Grimm: Leben Michelangelo's

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I. 416) ist zn lesen: „Die Medici zeigen sich hier so unerbittlich, daß einer 
von den Valori's . . . nur deschalb zum Tode und zu ewigem Gefängniß 
verurtheilt wird rc." (Unbillige Autorengrausamkeit, erst zu todten und dann 
einzusperren!) Bd. II. 254 (1. Aufl. II. 160) wird die Kirche St. Miniato 
ohne Weiteres „den besten hohenstaufischen Zeiten" zugeschrieben, während 
sie eine Neugründung Kaiser Heinrich's II. und der Kunigunde vom I.1013 
ist und die vorgebrachten Zweifel gegen die Zurückführung des jetzigen Baues 
aus diese Zeit noch nicht genügend erörtert sind (vergl. Schnaase, Gesch. d. 
b. K. IV. 2- S. 192. u. VII, 1. S. 81 ff.). Bd. III. 39 (1. Aufl. II. 239) 
ist die architectonische Beschreibung der Kapelle bei St. Lorenzo falsch. „Die 
Fußspitzen der aus den Sarkophagen liegenden Gestalten* erreichen keineswegs 
„beinahe die die Ecken der Sakristei bildenden starken Pfeiler aus dunklem 
Marmor," denn zwischen der Architectur, innerhalb deren die Sarkophage 
stehen, und den Ecken der Sacristei besinden sich noch Thüren. Wenige 
Zeilen weiter wird das Gesims, welches den Sockel der Wand schließt, und 
auf welchem die Pilaster aufsitzen, ein „kühn vorspringender, die Breite der 
Wand durchschneidender Fries" genannt. Eine derartige Ungenauigkeit muß 
lästig berühren, da entweder der Verfasser aus einer trüben Erinnerung her 
aus seine Beschreibung gemacht oder den Unterschied zweier so wesentlich 
verschiedener baulicher Glieder, wie Gesims und Fries, nicht beachtet hat. 
— Auch die undeutsche Art, zeitwortlose „kurze Sähe mit prägnanten Schlag 
wörtern" (Bd. III. 61) möglichst anzuwenden, findet sich, mit allzugroßer 
Hartnäckigkeit gehegt, unverändert in der dritten Auflage vor. 
Endlich muß der beharrlich festgehaltene Mangel eines sachlichen Ver 
zeichnisses, das zur dauernden Benutzung des Buches ein unentbehrliches 
Hilfsmittel ist, gerügt werden. Einige Züge von Nichtbeachtung der bezüg 
lichen Literatur oder neuerer Ereignisse im Bereiche der neudeutschen Kunst, 
deren andeutende Erwähnung den Schluß des Buches bildet, lassen wir gern 
aus sich beruhen. Denn der Kritik kann es billig erspart werden, dasjenige 
des Längeren zu erörtern, was jeder Leser sehr bald nothwendig gewahr 
werden muß: daß das Buch mit einem unnöthig gesteigerten, fast gereizten 
Selbstgefühl geschrieben ist, was der Sache, um die es uns einzig zu thun 
ist, mehrfach nicht dienlich war. 
Unsere Bedenken oder Ausstellungen richten sich also ausschließlich auf 
Dinge, die von einer fleißigen und wahrhaft tüchtigen Arbeit unter allen 
Umständen gefordert werden müssen, die nicht vom Belieben oder einer 
genialischen Laune des Einzelnen abhängen, sondern die aus allgeckeinen und 
unabänderlichen Bedingungen sich ergeben. Es muß wunder nehmen, daß 
ein Schriftsteller von Hermann Grimm's Bedeutung diesen Anforderungen 
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oft mit wahrer Geflissentlichkeit aus dem Wege geht, und wir wiederholen, 
daß wir diese Wahrnehmung lebhaft bedauern. 
Deffen ungeachtet bleiben dem Buche ausgezeichnete Vorzüge, und es wird 
stets unter die besten Werke gerechnet werden müssen. welche im gebildeten 
Publikum Begeisterung und Liebe für echte Kunst und große Künstler zu 
erwecken im Stande sind. Wer die Arbeit gerundeter, geseilter und als 
wissenschaftliche Leistung mit einem Worte gediegener zu sehen wünschte, ist 
deshalb nicht blind für die vortrefflichen Eigenschaften, die sie besitzt. Dahin 
rechnen wir ganz vornehmlich die warme und nachhaltige Anregung für die 
Kunst, die das Buch in Kreisen hervorgebracht hat, welche sonst mit dieser 
eben noch nicht sonderliche Bekanntschaft gemacht hatten. Das aber ist 
ein ganz positives Verdienst, das Jeder bereitwillig anerkennen wird. Und 
da Grimm's Michelangelo dieses Verdienst sich mit gutem Grunde erworben 
hat, wünschen wir aufrichtig, daß er seine erfreuliche Wirkung in immer 
weitere Kreise trage. 
Ein Mhrer der amerikanischen Emancipationsbewegung. 
Jede wichtige Frage, welche sich im Leben einer Nation zur Lösung 
drängt, findet ihre Verfechter. Wie Viele sich aber auch in dem Kampfe für 
diese Lösung auszeichnen mögen, in der Regel ist es nur ein Mann, in 
welchem sich ihr Prinzip wahrhaft verkörpert. 
Der Name D avi s ist in Amerika identisch mit Selavenemancipation; in 
diesem Namen kreuzen sich die beiden feindlichen Prinzipien, welche den blu 
tigen amerikanischen Krieg zur Folge hatten. 
Ein Davis wurde von den Südlingen zum Führer der Rebellion und 
Präsidenten des Sonderbundes ernannt, ein anderer Davis war es. welcher 
zu jener Zeit, als sein obiger Namensverwandter, damals Senator des 
Staats Mississippi, mit den meisten Vertretern der Sclavenstaaten den Eon- 
greß verließ, obwol selbst Repräsentant eines Sclavenstaates, auf die Seite 
des Nordens trat und mit Hingabe. Selbstaufopferung und unerschütterlichem 
Muthe für die Erhaltung der Union, für den Sieg der Freiheit wirkte, der 
den meisten zur erfolgreichen Beendigung des Krieges und zur Sicherung 
seiner Resultate getroffenen Maßregeln den Stempel seines Geistes aufdrückte-
	        
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