aus
: Frankfurter Konversationsblatt -
Belletristische Beilage zur Postzeitung,
Nr. 139, 1852, Jun. 11, S. 556
Bitte.
Aus allen gcgenden des Vaterlandes wird uns rege theilnahme
an dem deutschen Wörterbuch ausgesprochen und damit aufs
erfreulichste kund gethan, dasz sinn und neigung für unsere
schöne und gewaltige spräche überall im stillen fortdauerten,
eg bedurfte des beginns und öffentlichen vortretens der arbeit,
um durch die that zu zeigen was wir wollen und wie wir es
ausrichten können, reiches, fast unübersehliches material liegt
uns vor, aber noch kann es nicht abgeschlossen sein und be
darf von allen seiten ergänzender auslullung. denn abgesehn
von sorgsam angeordneten, grösztentheils vortrcflich, zum theil
lässig gefertigten und mühevolle nachsammlung fordernden
auszögen aller oder der meisten vorragenden Schriftsteller, ab
gesehn von diesem beträchtlichen Vorrat, ist uns aus der band
sprachgelehrter kenner, die dazu befähigt gewesen wären,
selbst persönlich befreundeter, kaum ein nennenswerther bei
trag zu dein schweren werk geleistet worden, entweder mis
trauen sie dessen ausführuug, oder cs lag ihnen stärker an
eigene arbeiten zu fördern als ein in solchem umfang viel
leicht nie wiederkehrendes unternehmen, mit bcrichtigungen
und Zusätzen zu den erschienenen heften ist jetzt nichts ge
than, dergleichen sind leicht zu machen und im flusse der
warmen arbeit ärgern oder schmerzen sie mehr, als dasz
sie helfen.
Wir glauben etwas practisches und dem augenblick ange
messenes vorzuschlagen, wenn hiermit wir unbekannte wie be
kannte ersuchen , ihren blick abwendend von dem jähen al>-
grunde des ganzen Werks, an den wir unser äuge gewöhnt
haben, immer nur deu buebstab, der zunächst erscheinen muss,
ins geeicht zu fassen, auffallende, bedeutsame Wörter daraus
zu sammeln, und nach unserer weise ausgezogen, auch durch
citat beglaubigt, wo thunlich auf kleinen zetteichen, alimälig
und mit dem ganzen Wörterbuch vorschreitend an uns gelangen
zu lassen, wolwollende deutschgesinnte Leitungen bitten wir
diese bekantitmachung aufzunehmen und weiter zu verbreiten.
Jacob Grimm, W i 1 hol iu Grimm.