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14. April. Sitzung der physikalisch-mathema
tischen Klasse.
Ilr. Link trug Bemerkungen über einige Lianenstämme aus
Süd-Amerika vor.
Stücke von solchen Stämmen hatte derselbe von Herrn
Gaudichaud in Paris erhalten, auch finden sich dergleichen in
der Sammlung des Königs Herbariums zu Berlin. Sie fallen da
durch sehr auf, dass mehre Stämme um einen Centralstamm im
Kreise stehen, mit ihm und unter einander durch die Rinde,
welche jeder Stamm für sich hat, verwachsen sind, auch von
einer gemeinschaftlichen Rinde umgeben werden. Zuweilen zei
gen sie alle Jahrringe, zuweilen nicht, immer aber fehlt den äufsern
Stämmen das Mark, welches jedoch im Centralstamm immer sich
findet. Es ist schade, dass die Sträucher, von welchen die Stücke
des Stammes abgeschnitten waren, nicht botanisch konnten be
stimmt werden.
Die sonderbare Form des Stammes dieser Sträucher knüpft
sich an die sonderbare Form des Stammes eines nordamerikani
schen Strauches, der in unsern Gärten häufig gezogen wird,
des Calycanlhus floridus. Mirbel hat in den Annal. d. Scicnc.
naturell. T. 14. p. 367. t. 13. einen sehr alten Stamm dieses
Strauches beschrieben und abgebildet, wo um einen Centralstamm
vier andere im Kreuz entgegengesetzte Nebenstämme sich befin
den. Alle fünf Stämme haben Jahrringe. Eine genaue, anato
mische Beschreibung hat Mirbel nicht gegeben; man sieht aber,
dass dieser Stamm ganz mit den oben erwähnten Lianenstäm
men übereinkommt, nur stehen an den letztem die Nebenstämme
zuweilen zu drei, zuweilen unregelmässig um den Centralstamm,
auch sind sie nicht immer von gleicher Grösse. Schon in den
jüngsten Zweigen von Calycanthus floridus sieht man die Anla
gen der Nebenstämme. Sie befinden sich in der Rinde und zwar
an der Stelle, wo sonst die Bündel von Baströhren zu stehen
pflegen. Sie bilden ein Holzbündel von elliptischer Gestalt, und
haben in der Mitte ein kleines längliches Bündel von Spiralge-
fässen und porösen Gefässen. An der hintern Fläche dieses
Bündels gegen die Axe des Zweiges, so wie an den Seiten ist
dasselbe von langen und engen Parencbymzellen, dem gewöhn-
lieben begleitenden Zellengewebe, umgeben; auf der vordem
Fläche gegen den Umfang liegen Baströhren mit verdickten
Wänden. Die Spiralgefässe des innern Gefäfsbündels liegen ge
gen die Baströhren, also gegen den Umfang, nicht nach der ge
wöhnlichen Anordnung gegen die Axe; die porösen Gefässe hin
gegen liegen gegen das Parenchym und also gegen die Axe.
Eine Spur von Mark habe ich nicht gefunden, obgleich der Cen
tralzweig, wie gewöhnlich, Mark enthält; auch sieht man, wie
schon angeführt wurde, in allen Nebenstämmen der obgedachten
Lianen kein Mark, obwohl es sich in dem Centralstamme immer
befindet, vielleicht weil die Nebenstämme keine Äste treiben.
Mirbel vergleicht die Nebenstämme von Calycanthus mit den
vier Kanten des Stengels der Labiaten, aber diese sind gar sehr
verschieden, sie bestehen nur aus langen und engen Zellen ohne
alle Gefässe.
Hr. Magnus theilte die Resultate einer Untersuchung des
Ilrn. B. Unger über das Xanthin und dessen Verbindungen mit.
Schon im April des vorigen Jahres ist der Klasse die Mit
theilung gemacht worden, dass Hr. Unger das von Marcet
so genannte Xanthicoxyd im Guano aufgefunden habe; seit dieser
Zeit hat derselbe sich in dem Laboratorio des Hrn. Magnus
mit diesem Körper beschäftigt. Es scheint indess zweckmässiger,
denselben mit dem schon früher vorgeschlagenen Namen Xanthin
zu bezeichnen, weil er nicht nur mit Säuren, sondern auch mit
basischen Oxyden Verbindungen eingeht. Das nach der früher
benutzten Methode, durch Ausziehn des Guano mit Chlorwasser
stoffsäure und Fällen mittelst eines Alcali, dargestellte Xanthin
war stets von einer braunen Materie begleitet, von der es sich
nur schwierig trennen liess. Man erhält es indess frei von die
ser Substanz, wenn man den Guano mit dünner Kalkmilch dfge-
rirt, bis die Flüssigkeit beim Kochen nicht mehr braun, sondern
schwach grünlich gefärbt erscheint, dann filtrirt und mit Chlor
wasserstoffsäure neutralisirt, wodurch Xanthin mit Harnsäure
niederfällt. Kochende Chlorwasserstoffsäure löst das erstere auf
und setzt bei dem Erkalten eine Verbindung von Chlorwasser
stoff und Xanthin in Krystallen ab, diese wird mehrmals umkry-
stallisirt und das Xanthin durch Ammoniac abgeschieden.