Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Z 30
aus
: Literarisches ^entralblatt, Nr.22
1869, Mai 22, S. 646-647
Forster, Ernst, Geschichte der Jtalienischen Kunst. I.Bd. Leipzig
1869. X. O. Weigel. (XVI, 351 S. 8.) ' 1 Thlr. 24 Sgr.
Die Vorrede theilt mit, unter welchen Umstànden der Verf.
sich zu der vorliegenden Arbeit gedrungen fiìhlen mustte. E. Fdrster
Hat das berechtigte Gefiihl, zu denen zu gehoren, welche die ita-
lienische Kunstgeschichte griìnden halfen, er Hat ein Lehen voll
Erfahrungen hinter sich und mSchte diesen eine Form geben. Wie
Forster hierbei zu verfahren pstegt, darf als bekannt vorausgesetzt
werden. Von einem Manne, sur welchen Mnseen und Kunstdenk-
màler an Ori und Stelle von jeher die Hauptsache mare», darf man
nicht verlangen, dast er ebenso belesen sei, als er geiìbter Zeichner
und technischer Kritiker ist. Von einem Zeichner zuma! darf nicht
begehrt werden, dast er aus (das vorzuglichste Hiìlfsmittel der
modernen Kunstforschung, die) Photographien irgend welche Riìck-
sicht nehme. Kein Zweifel deshalb, dast ein leidlich geschulter
jllngerer Mann, der niemals in Jtalìen war, heute mit Hiilfe
sogar nur der oberflàchlicheren Hillfsmittel ein Vuch iìber das
gleiche Thema wiìrde zusammenstellen konnen, das Fdrster's Arbeit
in seder Hinsicht iìbertràfe. Erleichtern wiìrde diesen Wettstreit
der Umstand, dast Forster die literarischen Quellen gewist nie
studiert Hat (mag anch Muratori rc. ofter citiert werden). Jndest,
diesem snpponierten Merle wiìrde sicherlich Eins fehlen: der
italienische Dust, der Forster's Arbeiten eigen ist. Er war dori,
als es noch etwas war, nach Jtalien zu gehen. Er Hat dort ge-
sucht und gefunden. Er gehdrt zu den alten Pionieren, gegen die
nndankbar zu scin, ein Unrecht wàre.
Der Werth des Buches sur heutige Zwecke wiìrde sich schwer
nachweisen lassen. Gregorovìus, Laborte, Didron rc. wurden nicht
beuutzt, Croive und Cavalcaselle zwar citiert, aber wohl kaum
ernster angesehen. Reumont ist Quelle sur die politische Geschichte
Roms, wiìrde aber sur Constantiu des Grosten fiìnf Sdhne
(S. 17), unter die das Neich zur Vertheilung gekommen sein soll
nach feinem Tode, schwerlich einstehen. Es wàre zu bedauern,
wenn Ansànger heute glauben sollten, Kunstgeschichte ldnne so noch
geschrieben werden.
Eine Notiz bei dieser Gelegenheit zu S. 251. Man pstegt
etnei- bekannten Jnschrift zufolge Diotisalvi als Architekten des
Pisaner Baptisterinms anzusehen. Diese Jnschrift ist jedoch eine
sehr vage und vieldeutige. Dagegen enthalten die ^nnales
pisani (Non. Oerm. XIX, 242) folgendes: Amo Domini
1 153, 19 kal. Septembris, indilionc 15, fundalus est primus
j^irus ecclesie sancii Johannis baplistc. — Inseguenti anno
1 154, pridie kal. Seplcmbris, inditionel, fundalus esl secun-
dus girus ejusdem ecclesie, cujus quidem opcris Conellus
Concili el Henricus canccllarius operarii sucrunt. Folgen aus
den nàchsten Jahren noch allerlei interessante Angaben iìber
Sciulen, welche fiìr den Bau aus Elba und Sardinien geholt
wurden. Un. 6rn.