Full text: Rezensionen von Herman Grimm in der National-Zeitung (1870 u. o.J.)

Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Z 30 
der WWlegeir 
die Schuld nur btc Verweisung der Vorlage 
an eineMWWston, die bekanntlich' von den Freikonservativen be 
antragt worden ist. Die „Post" istMnnülst, das bisherigeVerfabren 
d?r für eine Ermäßigung der ZMätze der Vorlage eintretenden 
Gruppen zu rechtfertigen. Die „Neue Preutz. Ztg." und die 
„Kons. Korresp." bleiben stolz bei der Parole „Alles oder 
nichts". Wir können dieser Diskussion mit vollständiger Ge 
lassenheit zusehen; wer, gleich uns, gegen jede weitere Er 
höhung der lauöwirthschaftlichen Zölle ist — nnd dies ist u. A. 
daß in den erschienenen drei Heften deren jetzt achtzehn vor 
liegen. Zehn Hefte sollen herausgegeben werden. Wer der 
laugen Jahre sich noch erinnert, während welcher das Goethe'sche 
Haus verschlossen dastand und immer die Furcht obwaltete, es 
werde zuletzt nur der Streit von Erben über dessen Inhalt 
ausbrechen, wo Jeder dann-sein Theil hinwegnähme, um es 
dahin oder dorthin zu tragen, der ermißt die Beruhigung und 
Freude, mit der man heute über ein beginnendes Werk wie 
das vorliegende berichten darf. 
Weimar, Oktober 1887. Herman Grimm. 
Z« Richard Böl,ms Gedächtniß. 
II. 
Da brach plötzlich in Waidmannsheil ein schweres Unglück 
über ihn herein. Von einigen seiner Leute war das Gras in 
der Nähe des Lagers angezündet worden, die Flamme griff 
plötzlich um sich, die Hütte fing an zu brennen und in kurzer 
Zeit war Waidmannsbeil ein schwarzer, rauchender Schutt 
haufen. Böbm hatte alles verloren, was er besah, mit Aus 
nahme des Wenigen, was er gerade auf dem Leibe hatte. Ver- 
branut waren nicht nur seine gesummten Ausrüstungen, 
sondern auch alle seine schriftlichen Aufzeichnungen, seine 
Exzerpte, Notizen nnd Abbildungen, alle seine Tage 
bücher, seine zoologischen Journale, botanischen Notizen, 
über fünfzig Aquarelle, feine zoologischen Sammlungen und die 
vor kurzem fertiggestellten Arbeiten. Durch diesen Brand, 
welcher der Expedition fast die gesammte Munition für die 
Gewehre raubte, war Böhm auch die Möglichkeit genommen, 
in den unerforschten Gebieten, die sein Fuß demnächst be 
treten sollte, in befriedigender Weise arbeiten zu können. 
Niedergeschmettert durch das Unglück, vom Nothwendigsten ent 
blößt, halb verhungert, laugte er wieder in Jgon- 
da an. Nach wenigen Monaten hatten Böhm und Reichard 
einen andern, noch härteten Verlust zu beklagen. Um die Mitte 
des November starb plötzlich vr. Kaiser am Rickwasee, wohin 
er sich zur Erforschung desselben begeben hatte. Im Ufersandc 
dieses Sees gruben ihm seine schwarzen Begleiter das Bett zur 
ewigen Ruhe. 
Die beabsichtigte Ueberschreitung des Tanganjika-Sees er 
hielt durch eine Verwundung, welche Böhm bei der Erstürmung 
eines Ortes empfing, und die ihn lange unter großen Schmerzen 
an das Bett fesselte, eine Verzögerung. Er schreibt darüber an 
seinen Bruder aus Karema am ^7. April 1883: „Die Bewohner 
von Katakwa — Du findest den Ort auf Kaiser's Routenkarte — 
hatten vor einiger Zeit zwei von Karema zurückkehrende Kuriere 
der Affociation überfallen, ermordet und ausgeraubt. Lieutenant 
Storms, der Kommandant von Karema, hatte den Häupling von 
Kafifya, Djata, aufgefordert, die Schuldigen zu bestrafen, da es seine 
Sache sei die Ordnung in der Umgegend aufrecht zu erhalten. 
Djata, übrigens selbst ein Räuber und Mörder par exoellenes, 
hatte dann auch zweimal einen Angriff versucht, aber nur fünf 
liche Hatiptverein Hildes., 
Vorschlägen des ).tvgjvast 
der Notblage der Land^WWMWWKths erklärt und mit 
Herr Struckmann die Lage der L:t motivirt. Wenn daher 
wie geschehen — so setzt er sich chwirtbschaft so günstig bevrtbeilt, 
fafsung der zur Beurtheilung der chroffen Gegensatz zu der Auf- 
Hiernach steht es fest, dage berufensten Organe, 
den mindesten Grund zur Herr von Hevdebrand nicht 
richt bat. Die Begründung dereschwerde über unsern Be- 
der Hildesheimer Gewerbekam,ne^rlage hatte das Schriftstück 
aerade darum als bedeutsam 
seiner Ruga-Ruga, sowie seine ? — 
etwas ausrichten zu können. Efnbne verloren, ohne irgend 
eingeftebend, in Karema um UnMt deshalb, seine Ohnmacht 
nun selbst die Sache auszufechte,tützung. und Storms beschloß 
immer unverschämter wurden. {da die Leute von Katakwa 
darnieder an ununterbrochenem s-chard lag gerade sehr krank 
schmerzen,dieihn heftig delirirenntader mit wahnsinnigen Kopf- 
mitunlernLeuten—Reichardo wfeien. Jch erklärte natürlich sofort, 
gehen zu wollen und stellt,, da rseitsseineZustimmung—mit- 
nete Pagazi sich bereit klärten, ca 40 mit Gewehren bewaff- 
während von der Stccion aufzuziehen, circa 110 Mann. 
waren. Am 23. März marschMicklich nur 30 disponibel 
gerade ein wenig aufstehen. Ui-N wir ab. Reichard konnte 
Verhältnisse, besonders in Anbete Leu^ die eine für hiesige 
beträchtliche Streitmacht bildeten^ ihW guten Bewaffnung, 
Ruga mit rothen Mänteln, oten, a^e Ascari und Ruga- 
Gestchter zum Theil blutroth wallendem Kopfputz, die 
blick, als sie unter wüste?emalt, einen wilden An- 
Station einen Scheinangriff a „Schlachtgeheul vor der 
Lager hinter Kafisya zu kommen,Ehrten. Um in das erste 
zulande einigermaßen sonderbar,'« fiten wir einen selbst hier 
begann mit knietiefem Waffer zw Weg zurücklegen. Derselbe 
führte dann in die offene Fläche Heu Schilfs und Sumpf und 
den der Heereszug in blendender ^ Tanganjika heraus, durch 
hinwatete, manchmal an Flußmm'nnenbeleucbtung stundenlang 
an den Leib einsinkend. Hierauf'«gen oder Kibokopfaden bis 
Bergpfade, die zu tiefund schmalwalgten unglaublich schlüpfrige 
konnte, dann ein weiter, vonFlußar'- als daß man die Füße setzen 
welchen der „Weg" als brusttiefer '« durchzogener Sumpf, durch 
und schließlich hinter Kafisya die 'fiender Wasserlauf hinführte, 
schießenden, glücklicherweise nur 'ffag^'durch den heftiadabin- 
gussi. Das sind so Promenadenvas über knietiefen Muffen 
leinen Dorfe wurde kampirt und" der Mafika. Bei einem 
Platzt zu finden war. in einemvar. da absolut kein anderer 
Verwüstung kannst Du Dir voMsfelde. Die angerichtete 
unserer 140—50Kerls hier mit Preßen, besonders da sich jeder 
Am nächsten Tage kamen wir dur.mt für den Feldzug versorgte, 
seinen vielen tiefeingeschnittenen Ztzen prächtigen Bergwald mit 
weit, da Storms, der enorme Verläufen nur zwei Stunden 
kommen durchgelaufen hatte. Fün^iefel angezogen, sich voll- 
die dort zu uns gestoßen waren, h« Ruga-Ruga von Kafisya, 
aus und liefen spornstreichs zurüe)men Abends plötzlich reiß- 
baren Benehmens war leicht zu er Der Grund dieses sonder- 
Lagern durchaus nicht erklären kochen: da sie sich unser frühes 
Ueberzeugung, wir hätten es auf ten, so kamen sie zu der 
und würden diesen beim nächsten en ergenen Ort abgesehen 
„Den nächsten Tag wurde hlorgengrauen überfallen, 
wieder aufgebrochen, um bis zur !^R'?tag marschirt und dann 
Walde zu lagern und um 2 UhrMkelhett wetterzugehen, im 
in die Nähe des OrteS zu bege«s war Vollmond, sich bis 
anzugreifen - die gebräuchlichste * und im Morgengrauen 
Manische Taktik. Sttll be- 
!er^lusdMWWWs^ daß der KaüMat der OrleanMn be? 
der Präsidentenwahl noch nicht seine Entlassung gegebWhabe. 
Im Hinblick auf die Möglichkeit, daß die Monarchisten den 
General aufgestellt haben könnten, um ihm einen schlimmen 
Streich zu spielen, wird betont, daß Sausster jedenfalls zwischen 
den beiden Wahlgängen in der Lage gewesen wäre, 
auf die ihm aufgedrängte Kandidatur zu verzichten. „Er war 
unzweifelhaft", bemerkt der „Jntransigeant", „sehr beschäftigt, 
Paris mit Soldaten jeder Waffengattung zu versehen, die von 
allen Seiten herbeigerufen waren. Er organisirte die Unter- 
wegte sich unser Zug durch das im üppigsten Grün prangende 
Bergthal, auf welches sich allmählich der Abend herabsenkte, 
und dessen imponirende Ruhe nur dann und wann durch das 
Rauschen eines aufgeschreckten Wildes oder das Rufen der zur 
Abendtränke ziehenden Frankoline unterbrochen wurde. Als es 
dunkelte, zog man der Gewohnheit gemäß vollkommen lautlos weiter. 
Nur das Gevlantsch im Waffer der überschwemmten Wiesen 
verrieth den Marsch. Fern vom Thalgrunde tönte daS dumpfe 
Gebrüll eines Löwen herauf. Endlich wurde im Hochwald Halt 
gemacht und nach und nach eine Anzahl Feuer entzündet, in 
deren flackerndem Scheine die Anführer einige der üblichen 
Reden vielten. Schließlich wurde es stiller und stiller, und als 
um 2 Uhr der Mond hoch über uns durch die Zweige leuchtete, 
war ich, glaube ich, der einzige Wache. Nun wurde wieder 
aufgebrochen und weiter marschirt, bis etwa um 4 Uhr der 
Führer, ein Mann aus Karema, erklärte, wir müßten wegen 
der Nähe deS Ortes halten Wohlbekannt mit derartigen Be 
hauptungen derj Eingeborenen, schickte ich einige Lente aus, 
um sich von der Richtigkeit der Aussage zu überzeugen, und 
diese kehrten nach unendlicher Zeit mit der Nachricht zurück, 
daß weit und breit nicht das Mindeste zu entdecken sei. Weiter 
ging es also, immer hastiger durch das vom Thau nasse, über 
mannshohe Gras, bis der Führer, an einer leibtief über 
schwemmten Wiese angekommen, erklärte, hier ginge der Weg 
hindurch. Jetzt begann ein Dauerlauf, der jeder Beschreibung 
spottet. Ueberall Wasser und Wasser und dann und wann der 
Uebergang durch ein eiskaltes Flüßchen, in dessen zähen Schlamm 
man schon am Ufer bis an den Bauch einsank. Dabei dämmerte 
es mehr und mehr, die wilden Tauben begannen überall zu gurren, 
und dann zeigte ein rother Schein die Nähe des Sonnen 
aufgangs an. Endlich ging es noch einmal über ein brausend 
dahmschießendes Waffer, in eine nebelige Wiesengegend, aus der 
das Krähen der Hähne die Nähe des Ortes ankündete. Für 
eine Ueberrumpelung war eS zu spät; als wir von einem Hügel- 
abbange aus des zwischen Feldern im Thal liegenden NesteS 
ansichtig wurden, mußte man uns von dort auf auch schon be 
merkt haben. Also einfach zum Sturm! Unter Schlachtgeheul 
rannten wir vorwärts, mußten aber noch zweimal über tief 
eingeschnittene Wafferläufe mit senkrechten, nassen Lehmwänden, 
die sich versteckt durch die schlammigen Felder zogen. Vor mir 
hatte schon ein' wüthendes Gewehrfeuer angefangen, und ich 
Um- 
mir 
. ... , _ Pfahlzaun 
befestigt war.. Ich lief mit einem Theile der Leute aus die 
andere Seite, wo sich eine verrammelte Tbür^ 'zeigte. Die 
Muthigften sprangen in den Graben und schneen nach 
Aexten, um die Boma einzuschlagen, aber die, welche 
solche trugen, ließen sich nicht sehen. Ich stand am 
Grabenrand, keine 15 Schritte von der Boma und spähte 
durch die Zaunlücken nach einem Ziel, als einige Schöffe rechts
	        

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