Full text: Rezensionen von Herman Grimm in der National-Zeitung (1870 u. o.J.)

© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Z 30 
Die Dorlaae bietet allerdings eine nicht unwesentliche Sir« 
einfachuna des Tarifes und einige Zyllerleichterungen dar, läßt 
nlier die Hanpifachc, den Roheisenzoll ganz unberührt. Ihre 
Ersatzansprüche dagegen sind, wenn auch nicht qvali ativ, doch 
quantitativ so exorbitant wie je. und drücken ihr der Hauptsache 
nach einen entschieden fiskalischen Charakter auf. 
freilich verhehlen wir uns nicht, daß Tarifreformen ohne 
namentlich der Militär-Organisation könnte Ueberschüsse ergebeu, 
um die Aushebung einträglicher Zölle ohne finanziellen Ersatz 
zu ermöglichen. Wir Alle' wissen, daß bei der gegenwärtigen 
voliiischen Laao und l>ei den herrschenden Ansichten der maß 
gebenden Kreise an eine solche IlrngestaUu g noch lauge n'chl 
zu denken ist. Wie s'br wir die Nothwendigkeit also oul ne. 
klagen, wir müssen sie als Nothwendigkeit anerkennen für di 
mit der Tarisreform verbundenen Ausfälle Ersatz zu bewilligen 
— wenn wir nicht jede ernstliche Reform aus unbestimmte Zeit 
vertagen wollen und dazu sind wir nicht in der Lage. 
'Soll aber das Verhältniß zwischen den Regierungen und 
der Nation in der Reformirage nicht in widerliches Feilschen 
a> satten, so muß der Reform nicht der Charakter der Kleinlich 
keit gegeben, und der Umfang der dafür zu verlangenden 
Aegnivalente nach festen Grundsätzen bemessen werden. Ueber 
eine aroße, allgemein als nothwendig erkannte Umgestaltung zur 
Erzielung eines höheren Preises stückweise en detail zu handeln, 
bei jedem Stück am Preise vorzuschlagen und abzudingen, ziemt 
nicht den legislativen Gewalten einer großen Nation. Die 
Antwort ans die Frage, wie viel Ersatz für eine Tarisreform zu 
bewilligen ist, lautet'einfach: höchstens soviel, als die mit dieser 
Reform verbundenen rechnungsmäßigen Ausfälle betragen. 
Schon ein solcher Ersatz hat, wo es sich um umfassende Maß 
regeln handelt, unzweifelhafte Mehreinnahmen zur Folge, da 
zwar gänzliche Zollbefreiungen, nicht aber zweckmäßige Zoll- 
herabsetzungen die vollen rechnungsmäßigen Ausfälle nach sich 
ziehen. 
Nicht länger darf daher von Deckung der in Folge des 
Handelsvertrages mit Oesterreich entstandenen Zollausfälle die 
Rede sein. Ihren vollen rechnungsmäßigen Betrag von mehr 
als 11z Million haben sie sicherlich nie erreicht. Was sie wirk 
lich betragen haben, ist durch die Erhöhung der Tabakssteuer 
und der Nübcuzuckcrftener ersetzt. Die Motive der diesmaligen 
Vorlage gehen auch nicht mehr speziell auf diesen Punkt ein. 
Sie stellen vielmehr als Maßstab der für die Reform zu be- 
willigenden Deckungsmittcl den Grundsatz aus, den Ertrag der 
Zölle und gemeinschaftlichen Stenern im Zollverein nicht hinter 
dem Wachsthum der Bevölkerung zurückbleiben zulassen, sondern 
immer auf einem möglichst gleichen Betrage pro Kopf zu er- 
halten, und suchen den Nachweis z- führen, daß dies seit Ab 
schluß der neueren Handelsverträge bei Weitem nicht mehr der 
Fall sei. 
Als leitender Gesichtspunkt für die gesammle Gestaltung 
der Zoll- und Finanzpolitik mag jener Grundsatz richtig sein, 
von Finanzzöllen aus Kaffee, ^abak, Wein, Reis, Zucker rc., als es so sehr an Industrie fehlt, die Gießerei und sonstige Bear- 
ob durch die Herabsetzung diePr Zollsätze schon eine entsprechende, beitung des Eisens gedeihlichen Aufschwung nehmen. So lange 
Verminderung ihres Ertrages nachgewreftn sei. Hätte sie diei dieser Zoll nicht entfernt ist, werden wir stets behaupten müssen, 
Spezialerträge dieser Zolle sammt ihren Ergebnissen pro Kopf f daß Gerechtigkeit in der Bertheilung der Zoll- und Steuerlasten 
berechnet, so würde sie sich überzeugt haben, daß nicht! ein leeres Wert ist, daß wir vielmehr unter einer schreienden 
in ihnen der hauptsächlichste Grund der abnehmenden; Ungerechtigkeit leiden. 
Einträglichkeit des Zollvercinstarifs liegt. Denn cs betrug j Natürlich bezwecken wir als Bekämvfer der Schutzzölle 
Bewilligung von Decknngsmitteln zur Zeit nicht erreichbar sind. 1882 der Gesammtertrag von Kaffee 6,741,319 Thlr. oder pro ! mit unserem Antrage aus Freigebuna des Roheisens keine pro 
Nur ein; wesentliche Umgestaltung der gesammten Civil- und 'Kopl 5,83 Sgr., von Nohtabak 2.335,348 Thlr. oder 2,02 Sgr. j tekcionistische Beförderung der Eisen-Industrie in unseren eige 
auf Fabrikate aller Art, welche seit Beginn des Zollvereins 
immer in die Hohe geschroben wurde»-, bis die heimische In 
dustrie im Vercinögcbiete die Alleinherrschaft erlangte, diese 
Schutzzölle, in weiche die neueren Verträge erst sehr wenige 
und systemlose Milderungen gebracht haben, sie, nicht die Finanz- 
zölle, find es, deren Ertrag stch schon seit lange in fortwähren 
dem. nicht blos relativem, sondern absolutem Rückgänge befindet. 
Während sich die Finanzzölle doch immer leidlich behaupteten, 
betrug die Abnahme des Er-rages der Schutzzölle in den Jahren 
1880—66 allein 4 Millionen Thaler; und diese Millionen, ja 
viel mehr als sie muß das Volk nach wie vor ausbringen, ohne 
daß davon Etwas in die Staatskassen gelangt! 
Wenn die Vorlage annimmt, daß eine iystematische Tarif 
reform üherhaupt bei uns^schon in Fluß gerathen sei, so müssen 
wir dem widersprechen. System liegt nur insofern in den bis- 
herigen Tarif-Aenderungen, daß direkte Erhöhung eines Schutz 
zolles nicht mehr eingetreten und an eine solche wohl auch nicht 
mehr zu denken ist. Außer diesem doch nur negativen Momente 
ist in. der neueren Umgestaltung unseres Tarif-Systems nichts 
Systematisches zu entdecken. Aufgeklärte Ansichten in den Mo- 
tiven, aber niemals konsequente Durchführung derselben; hier 
Verringerung eines Schutzwlles, dort Herabsetzung Lines Finanz- 
zolles, wie sie die Unterhandlungen über die Verträge gerade 
herbeisü rien: mehr ist im Wesentlichen bisher nicht geschehen, 
ja nicht einmal versucht. Auch die diesmalige Vorlage trägt 
diesen Charakter der Scheu vor jeder durchgreifenden Aenderung. 
Ihr wesentliches Verdienst ist Vereinfachung des iTarifes. Da 
neben bietet sie Reduktion der Zölle ant Materiaftisen nachdem 
. _ , .. . . Verhältnisse der Herabsetzung des Roheisenzolles durch den 
so lange man an dem Verhältnisse zwischen Zöllen, direkten und österreichischen Vertrag, wie sie eigentlich schon bei Gelegenheit 
(StiMiovn Anhov« Vmsl Jltm Sislfna vuavSai. frtssst« <T?ictnA. 
pro Kopf. von Reis 573,519 Tblr. oder 0,49 Sgr. pro Kopf; neu heimischen Bezirken, u-n eine unnatürliche Treibhaus- 
1668 Gesammtertrag von Kaffee 8.497,045 Thlr. oder pro Kopf Entwickelung in dieser Beziehung zu perhüten und die Reform 
6,73 Sgr., von Rößtabrk 3,033,140 Thlr. oder 2 40 Sgr. pro der Elsrnzöüe außer für Handel und Industrie sofort auch für 
Kopf, von R-is 792 319 Tblr. "der 0,62 Sgr. pro Kopf. Wem alle anderen Gewerbe, für Landwirthschaft und Handwerk frucht- 
bat bekanntlich zwar nicht 1868. ober doch 1869 eine kolossale. bringend zu machen, ist daher neben Aufhebung des Roheisen- 
Steigerung der Einfuhr erfahren, und Zucker kann für; zolles auch Verhältniß mäßige Herabsetzung aller anderen Eisen- 
diele Frage nicht in Betracht kommen, da der geringe Ertrag des f zolle nothwendig. Wir empfehlen daher bei Position 6 des 
Zolles durch die Mehreinnahme ans der Rübeusteuer aufge-'Zolltarifes (Eisen und Stahl, Eisen- uns Stahlwaaren): a. für 
wogen wird. Nicht also die Herabsetzung der Fmanzzölle, ob-! Roheisen rc. Zoüfreiheit; h. und c. für Stabeisen und Fryon- 
wohl auch sie nicht ohne Mitschuld sein mag, ist der Haupt-? eisen rc. 10 Sgr.; d. und e. für gefirnißtes Eisenblech rc., Weiß- 
grund der unzulänglichen finanziellen Ergebnisse des Zollvereins--blech rc. 25 Sgr.; f. 1.) für ganz grobe Gußwaaren rc. 5 Sgr., 
tarifes, sondern das Schutzzollsystem, welches von Anbeginns2) für grobe Eisenwaaren rc. 25 Sgr.; 3) für feine Eisen- und 
immer breiter in ihm Platz gegriffen hat und selbst durch die j Stahlwaaren rc. 34 Thlr. 
neueren Handelsverträge noch lange nicht beseitigt ist. Die j Daß die beanspruchten Zollherabsetzuugen nicht maßlos 
Eisemölle, die Zölle auf Gcspinnste und Gewebe, die Zölle! sind, dürfte sich zur Genüge daraus ergeben, daß der ursprüng- 
“ v ' a — J “ 3 liche preußische Tarif von 1818 noch erheblich niedrigere Eisen 
zölle hatte. Auch glauben wir darauf hinweisen zu dürfen, daß 
indirekten Steuern nichts Wesentliches ändern will. Ihn zum 
entscheidenden Maßstabe für die Bezahlung jeder kleinen Reform- 
maßregel machen zu wellen, ist unstatthast. Nebrigens beweisen 
die in der Vorlage angeführten Zahlen über das Zurückbleiben 
der Zollcinnahmen hinter dem Wachsthum der Bevölkerung 
bei Weitem nicht so viel, als sie sich den Anschein geben. 
Am weitesten stehen die beiden letzten Jahre 1868 und 1869 
hinter dcm Jahre 1862 zurück. Denn es haben betragen die 
Zolleinnahmen überhaupt auf den Kopf der Bevölkerung 1862: „ . , 
22,986,000 Thlr. 19.89 Sgr.. 1868: (excl. Salzzoll)21.810,000 Thlr.) gesagt: 
1729 Sgr., 1869 (excl. Salzzoll): 21.455000 Thlr. 16,64 Sgr. .Das 
Allein schon l 
das Ergebniß 
nähme 
2674 
33,271,000 Thlr. oder 25.80 Sgr. Schon hiernach ist nicht mehr aller Art. bei welchen 
von einem absoluten, sondern nur noch von einem relativen Rück 
gänge um 0,94 Sgr. pro Kopf die Rede. Dabei aber räumt die Vor 
lage selbst ein, bei der Berechnung für die beiden letzten Jahre 
den Ertrag der in den neu angeschlossenen Gebietstheilen 
zur Erhebung gekommenen Nachsteuern außer Ansatz gelassen 
-und ebenso die Tabaksteuer und deren Erhöhuna nicht berück 
fichtigt zu haben. Endlich aber ist nicht außer Acht zu lassen 
daß sie überall nur die Netto-Erlrägc angiebt. Das Volk 
aber mutz den Brutto-Betrag ausbringen, und es ve.lohnt 
sich wohl der Mühe, Beides mit einander zu vergleichen. Da 
findet sich: 1862: Zolleinnahme Brutto 25,846,624 Thlr., Netto 
22,986,000 Thlr., also Erhebungsrosten 2.860,624 Thlr --11 Proz. 
1869 aber: Brutto-Einnahme (incl. Salzzoll) 28,575,116 Thlr., 
Netto 23132,9 8 Thlr,. also Erhebungskosten 3.442,498 Thaler 
----- 13 Prozent. Eine solche Steigerung oer Erhcbungskosten 
in einer Periode, wo das Gebiet des Zollvereines sich gerade 
vorthcilhaft abgerundet hat, kann unmöglich bleibend sein. Sie 
ist offenbar eine vorübergchendeFolge der neuen Einrichtungen bei 
Umgestaltung des Vereinsgebieteö und der Vereinsgesetze, eine 
Eigenthümlichkeit einer kurzen Ncbergangscpoche. Auch hieraus 
ergiebt sich also ein weiterer Grund für die Annahme, daß die 
Vorlage stch das Zurückbleiben der Zollerträge hinter dem Wachö- 
shum der Bevölkerung schlimmer vorstellt, als cs ist. 
Immerhin mag zugegeben werden, daß die finanzielle Ent 
wickelung unseres Zollsystems hinter den gerechten Wünschen der 
Regierungen wir des Volkes zurückgeblieben ist, welches ja auch^ 
ein Interesse yctt «ita hu« (.«mimT fioftofKtttbiMt qötipti Trtrviiirhft 
dieses Vertrages hätte" durchgeführt werden' 'sollen, und Ermä 
ßsgung dr Zölle auf Baumwollengarn, Das ist nicht genug, 
um für den Beginn einer prinzipiellen Tarifreform gelten zu 
können. 
In Bezug auf die Reform der Eifenzölle. welche 
feit lange der gemeinsame Ruf aller derjenigen ist, welche 
überhaupt mit der Reform unseres Zolltarifes Ernst machen 
wollen, wird dann noch insbesondere in der Petition 
bildet den 
das Mate- 
erzeugender 
entwickelten 
für Bauten 
ein kleiner Unterschied des Preises das 
dauerhafte Eisen an die Stelle des Holzes setzt. . . Da die ver 
schiedenen Elfensorten des Inlandes und des Auslandes ein- 
airder ° ergänzen und der Mehrverbrauch der einen Gattung 
einen Mehrverbrauch der j andern zur nothwendigen 
Folge 
auch 
und 
hat, so fördert eine 
die Interessen der 
wenn es gelmfft, 
fremden Eisens den Eisenv 
es nicht fehlen, daß 
dusirie sich erweitert. 
Mehreinfuhr fremden Eisens 
inländischen Eisenproduktion, 
durch wohlfeilere Zulassung 
brauch zu mehren, so kann 
auch diel Kundschaft der inländischen In- 
Auch von dem Gesichtspunkte der gleich 
vcrlheilevden Gerechtigkeit ans empfiehlt sich die Verminderung 
des Zollschutzes für die Eisenerzeugung. Denn die Verthenerung 
des Eisens zu Gunsten der ohnehin von der Natur bevorzugten 
Produktionstzezirke besteuert dm minder entwickelten Theil des 
Zollvereinsgebietes zn Gunsten des mehr entwickelten und ver 
hindert die Entwickelung industrieller Thätigkeit in umfang 
reichen Gebietstheilen, die, weil ausschließlich auf die Landwirth, 
schaft angewiesen, in um so hülfloserer Abhängigkeit von den 
Wechseln der Ernteerträge sich befinden. Die in jüngster Zeit in 
verschiedenen Theilen des Zollvereinsgebietes und grade in 
solchen, w? namentlich die Erschwerung der Eiseneinfuhr die 
Entwickelung sowohl der industriellen Thätigkeit als auch der 
Landwirtschaft hemmte, ausgebrochene Nothständen sind eine 
ernste Mahnung, in der Reform der Eisenzölle nicht auf hab 
bem Wege stehen zn bleiben." _ 
SoBartete es in den Motiven, welche'das Präsidium des 
anöden c»0nmal1beste'he'nden' Zöllen möglichst , Zollvereins seinen Vorschlägen an den Zollbundesrath vor zwei 
große Erträge für die Staatskassen hervorgehen zn sehen, um an 
anderen Abgaben desto weniger aufbringen zu müssen. DieVoriage 
sucht den Grund hierfür in der neueren Umgestaltung des Zoll 
tarifs, welche „nicht etwa darin bestanden, daß die eigentlichen 
Schutzzölle ermäßigt, bezüglich aufgehoben, die Zölle, welche 
Rohstoffe und allgemeine Nahrungsmittel trafen, sowie diejeni 
gen, .welche stch als eine wenig einträgliche Besteuerung des 
Handels darstellten, beseitigtun) dagegen die eigentlichen Finanz- 
zölle entsprechend echöht oder doch mindestens in ihrem mäßigen 
iNpiivrn,* fcoi’MfcnH ' ' ■ - - 
Jahren beifügte. Dem hohen Parlament selbst werden die Worte 
unvergessen sein, mit welchen dann in der vorjährigen Session 
der Herr Prästdent des Bundeskanzler-Amtes eindringlich vorz^ 
dem Irrthum warnte, die Reform der Eifenzölle auf unbestimmte 
Zeit vertagen zu können. Diese Frage werde bis zn ihrer Erle 
digung alljährlich wiederkehren, wiederkehren mit allen Auf- 
regungen, mit allen Besorgnissen, mit aller Unsicherheit für die 
Industrie, welche mit der ewigen Anregung von Tariffragen 
nothwendig verbunden ist. W 
Betrage beibehalten wurden, sondern daß! theilweise bevorUch > Es gehört zu den iraurigsten Enttäuschungen unserer an 
die systematische Reform in Fluß gericty. namentlich bei Ge-. Enttäuschungen nur zn reichen Zeit, nach solchen Warnungen 
legenheit des Anschlusses des vormaligen Steuervereines, theil-' vor Halbheiten und Verschleppungen, auch in der diesmaligen 
weife gleichzeitig mit dieser Reform namentlich durch die neueren lVorlage wieder Vorschlägen in Betreff der Eifenzölle zn be- 
Handelsverträge, gerade die wichtigsten Finanzartikel sogar we- - gegnen. welche nicht einmal aus den Charakter einer Halb- 
sentlich herabgesetzt worden find/' Wie viel Wahres liegt in heit Anspruch haben. Vor Allem ist die Beseitigung des Roh- 
diefer Ausführung! Wie nahe kommt sie der vollen Wahrheit! i clsenzolles nothwendig. Das wichtigste aller Rohprodukte darf 
Aber gleich allen bisherigen Tarif-Vorlagen fehlt auch der dies- - nicht länger einzig und allein einem Zolle unterworfen bleiben, 
maligen der Muth, die Konsequenzen ihrer eigenen Grundsätze; Nur durch seine Freigebung kann in den von den vereinslän- 
zu ziehen. Sie führt die wichtigsten neue en Ermäßigungen {dischen Bergwerksdistrikten abgelegenen Seegegenden, denen 
die beiden großherzoglich mecklenburgischen Regierungen dem 
Zollbnndesrathe die gleichen Vo schläge gemacht haben. 
Die übrigen Petita der Delegirtenkonserenz find aus 
deren Verhandlungen bekannt. 
>$c Greiz, 25. April. Auch Neuß älterer Linie kämpft 
mit finanziellen Schwierigkeiten. Seitens der fürstlichen 
Regierung ist der Landtag aus den 2. Mai einberufen 
worden, und derselbe wird das Budget für die bereits 
begonnene Finanzperiode festzustellen haben. Auch sind 
bereits die Landeskassen-Rechnungen für die Jahre 1867 
und 1868 veröffentlicht worden. Die Gesammtausgabe 
beträgt 229,373 Thlr., die Einnahme nur 208,907 Thlr., so 
daß ein Manco von 22,465 Thlr. eintritt, welches in jenen 
Rechnungen als „Verminderung deS Kafienbestandes" einge 
stellt ist. Ob die Kaffen dieses Manco auszufüllen im Stande 
gewesen, oder ob hier ein Defizit vorliegt, zu dessen Deckung 
andere Mittel nachträglich gefordert werden müssen, bleibt 
abzuwarten. Die Haüptposten der Ausgaben betreffen daS 
Kriegswesen und die Verwaltnngs- und Justizbehörden. — 
Nach der „Dorfzeitung" erwartet man, daß der Landtag eine 
Gemeinde-Ordnung, sowie ein den neuen Verhältniffen ent 
sprechendes Versammlungs- und' Vereinsgesetz an Stelle deS 
Bundesgesetzes von 1855 beantragen werde. 
ä Karlsruhe, 26. April. Die geschäftige Fama setzt 
seit dem Landtagsschluß Gerüchte von badischen Minister 
veränderungen in Umlauf. Die erste Liste ging von 
ultramontaner Seite aus und zählte in erster Reihe auch 
den greisen Staatsrechtslehrer und Gesandten in München 
als auswärtigen Minister, während sie Herrn v. Freydorf 
die oberste Richterstelle des Landes gab. Die zweite Version 
überträgt diese Stelle an den dermaligen Jnstizmimster 
Obkircher und läßt an seiner S'-att Freydorf, der Jurist 
von Fach und von bedeutenden Kenntnissen ist, treten. Der 
Handelsminister von Dusch, ein Mann von gewiegten hö 
fischen Formen, wird als auswärtiger Minister und 
der Chef der Verkehrs-Anstalten Geh.-Rath Zimmer als 
Handels-Minister designut. Dazwischen wird weiter behauptet, 
daß Lamey die ihm angebotene Oberhosrichterstelle 
abgelehnt habe. Alle diese Kombinationen zusammen genom- 
men haben die gemeinsame Eigenschaft, daß sie nur einen 
P rsoncn- und kei'. en Systcmwechsel bedeuten würden und 
daß sie von der Voraussetzung ausgehen, es werde demnächst 
eine Erledigung der Oberhosrichterstelle pattfinden. Der der- 
malige Oberhofrichter, Herr v. Marschatt, ist ein bejahrter 
Mann mit diplomatischer Vergangenheit; er war 10 Jahre 
lang badischer Bundestagsgesandter in Frankfurt und trat 
1861 als Chef des Oberhofgerichts an die Stelle von Stabe!, 
des hervorragendsten badischen Juristen, der >ben als Frucht 
seiner 1866 erlangten Muße seit seinem Austritt als Staats 
minister, Institutionen des französischen Civilrechts her 
ausgegeben hat.—-Die Verfaffnngsgesetze nebst Wahlordnung 
sollen schon in nächster Zeit verkündigt werden. 
— Die „Badische Korrespondenz", das Organ der 
nationalliberalen Partei, bringt gegenüber den Angriffen der 
ultramonicmen Presse einen Artikel über den Wiedereintritt 
des Abg. Kiefer in den Staatsdienst. Zur Rechtfertigung 
diesem Schrittes wird bemerkt: 
Es verdiente Anerkennun g, daß die großh. Regierung dem 
Herrn Anwalt Kiefer schon im Juni v. I. die Rückkebr tn ein 
seiner frühern Dienststellung entsprechendes öffentliches Amt 
angeboten hat. Mit Recht hat es Herr Kiefer damals 
vorgezogen, feine Stellung außerhalb des Staatsdienstes 
vorerst beizubehalten, wie er auch später seinen Entschluß 
lediglich davon abhängig machte, ob der Gesammtverlauf 
des Landtages den politischen Frieden zwischen der Regierung 
dar liberalen Partei in einer so klarm We se feststellen 
werde, daß damit jede der Ursachen, welche einst den Austritt 
herbeigeführt, alö beseitigt gelten konnte. Der Landtag ist an 
ernsten Kämpfen reich gewesen und diese find von beiden Seiten 
mit Ueberzeugnngstreue und Energie geführt worden. Er hat, 
unter den Einflüssen eines hingebenden und nur dem Wohle 
des Vaterlandes dienenden Geistes, reiche Früchte, selbstüber manche 
Hoffnung htnausgehen^. getragen. MitwohlbegründcterZnfrieden- 
heit sind die Abgeordneten nach Erledigung mühevoller, aber in den 
Ergebniffen erhebender Arbeiten in die Hcimath zurückgekehrt. 
Kein Mißklang hat das Errungene gestört. Vernünftiger Weise 
konnte unter diesen Umständen fernerhin kein politischer Grund 
für Herrn Kiefer bestehen, das Anerbieten der Regierung, künftig 
seine ganze Zeit und Arbeitskraft dem Staate zu widmen — 
nicht blos in dem öffentlichen Wirken des Volksvertreters, son 
dern auch in dem vormals innegehabten Berufe eines Beamten 
der Rechtspflege — seinerseits abzulehnen. Unter der ausdrück- 
! r «M-'äE.vriiÄ'E»-* «"zysitmisrs'srsta cn 
Papiers und der Farbe, und all' die späteren Abzüge, • Mappen lange Jahre. Jetzt erst, wo die Nothwendigkeit 
selbst die vorzüglichen, sind damit verglichen nur ein gleich-seiner Veräußerung herantrat, ist der ganze Reichthum offen- 
gültiger Zuwachs äußeren Materials. Das ist es, was I bar geworden. Möge das Meiste davon Deutschland er- 
die Zerstreuung einer Sammlung wie der vorliegenden be-;halten bleiben. Herman Grimm, 
deurn läßt. Bei „Morbetto" und „Porträt Äretins" sollte ! 
sich die Berliner Sammlung nicht überbieten lasse'.:. Der! 
Besitz solcher Blätter ist für Museen von Wichtigkeit. Kein f Mrltkeilirrrqen. 
reicher Privatmann sollte die Erlaubniß erwerben dürfen, \ Bremen, 26. Aprrl. Im Anschluß an den Berliner 
dergleichen nach Belieben in seinen Mappen zurückzuhalten, 
sondern jeder, der diesen Dingen Liebe und Verständniß cnt- 
gegenträgt, müßte, als, idealer Mitbesitzer gleichsam, solche 
Gege: 
Werke an öffentlicher Stelle stets vor Augen haben. 
300 Blätter zählt Las von der Brentano'schen Sammlung 
dargebotene Oeuvre Marc Anton's und seiner Schüler. Wie 
viel darunter, dessen Ankauf erwünscht wäre. 
Genannt wird die Brentano'sche Sammlung nach Franz 
Brentano, dcm ältesten der vielen Geschwister, welche diesen 
Namen bekannt und berühmt gemacht haben. Seine Frau, 
eine Tochter des kaiserlichen Rathes v. Birkenstock in Wien, 
Verein zur Evangelisation Spaniens hat stch auch 
hier ein Hilfscomite gebildet, dessen Geldsammlung ein 
gestern hier gehaltener Vortrag des eben aus Spanien 
egen: zurückgekehrten Grafen Bernstorff aus Berlin einzuleiten 
diente. In seinen thatsächlichen Mittheilungen war für auf 
merksame Zeitungölcftr indessen nichts wesentlich Neues; 
seine Eindrücke gab er mehr zerstreut als zweckentsprechend 
zusammengefaßt wieder, und die von ihm aufgesteckten 
Ziele der von Deutschland aus zu entwickelnden Thätigkeit 
forderten gar sehr zur Kritik heraus. Außer einem kostspie 
ligen Kirchenban in Madrid will Graf Bernstorff 
r . . . . erneu 
übernahm nach dem Tode ihres Vaters und Gründers der deutschen Professor der Theologie zur Ausbildung spanischer 
Sammlung aus den ungeheuren Vorräthen unter dem Bei- Evangelisten dorthin gesandt und irgend eine spezielle Ge- 
rathe von Bartsch das Wertvollste und brachte es nach meinde dauernd auf Deutschlands Kosten versorgt wissen. 
Frankfurt a. M. In ihrem Hause Kennern stets Zugänglich, Das „Norddeutsche Protcstantenblatt" warf vorab die Frage 
allem, wie sich das von selbst versteht, doch nur selten und ans, ob für alle vernünftigen Zwecke solche unterstützende * ben Niemann die Nolle des Lucius als einen schönen Ev 
nur in den wichtigsten Partien durchgesehen, lagerten diese Thätigkeit der Gustav-Adolphs-Verein in seiner rein kirchli- werb für sein Talent wünschen. 
chen Neutralität nicht ausgereicht hätte? Und ob „Evange 
lisation Spaniens" nicht einerseits die Katholiken unnütz 
herausfordern, andererseits übertriebene Hoffnungen erwecken 
heiße? Der Vortrag des Grafen Bernstorff hat auf diese 
Fragen weder direkt noch indirekt geantwortet. 
e Karlsruhe, 26. April! Als erstes Stück veranlaßt 
;erichtet durch den neuen Direktor Kauser erschien, 
wer wird es rathen und glauben? „Lenore" von Holtei! 
Vielleicht hat das die Bedeutung einer Umkehr vom Klassi 
schen zum volksthümlich Wirksamen, vielleicht ist es auch 
reiner Zufall, seltsam ist es aber als erste That einer auf 
Devrient folgenden Theaterleitung immerhin. Wenn wir 
nicht irren weihte Devrient s. Z. das neue Haus und die 
neue Stätte feiner Direktionssührung mit Armida und Iphi 
genie ein. Holtei's Lenore wird noch lange in einzelnen 
geschickt erfundenen Scenen ihre Wirkung üben, im Ganzen 
aber ist es doch nur eine Verzerrung der gedrungen kraft 
vollen Ballade in die theatralische Breite und zwar mit Er 
setzung der natürlichen lauteren Wirkungen, durch Bei 
mischungen aus der Geisterwelt. — Im Mai wird Nie 
mann zu Gastspielen erwartet; wären nicht Hillers Kata 
komben aus wenige Bühnen beschränkt geblieben, wir wür-
	        
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