Berlin.
: Donnerstag, 28. April
Abonnement: für Berlin viertrlj. 2^7^^,
skr ganz Preußen, das übrige Deutschland und
tzanzOesterreich 3^. Insera i e die Petitzeike2|S£*..
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1870 — 23. Jahrgang.
^ Bestellungen nehmen alle Postanstalten des
d Zn- lind Auslandes an; in Berlin die Expedition
Französische Straße 51.
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Inhalt
Die Tarifvorlage I. M „ i
Deutschland. Berlin: aus dem Zollparlament; der Postver.
trag mit England; der Gesetzentwurf über die Besteuerung des
Ctärkezuckers; Petition der Delegirten der norddeutschen See
plätze. Greiz: Berufung des Landtags; Defizit. Karls-j
ruhe: die Gerüchte von Ministerveränderungen; der Abg.
Kiefer. Stuttgart: die Landesversammlung der deutschen•
Partei. München: das Wehrverfaffungsgesetz.
DrOerrelchisch»Ungarische Monarchie. Wien: der Ein
fluß des Grafen Beust auf die inneren Angelegenheiten; zur j
Aktion des Ministeriums. Aus Pest. „ j
Frankreich. Paris: Schreiben Olliviers an die Wähler rm ^
Var-Departement. . !
Italien. Florenz: die Einziehung der Psarrguter; aus Si
zilien. Rom: aus dem Konzil; Festlichkeiten.
Lurkei. Bosnien: Eröffnung des Vilajets-Landtags.
Numänien. Bukarest: Kabitskrisen.
Rußland und Polen. Petersburg: das Geschwornengericht.
Riga: zu-. Sprachenfrage.
Amtliche Nachrichten.
Berliner Nachrichten.
Provinzial-Zeitung.
Zollparlamentsverhandlungen.
Parlamentarische Nachrichten.
Die Tarifvorlage.
Ein grundsätzlicher Streitpunkt scheidet aus der dies
jährigen Vorlage aus, indem die Regierungen nicht mehr
den Zoll auf Petroleum verlangen und von dieser unan
nehmbaren Bedingung die Tarisreform abhängig machen.
Der Gegenstand der Steuererhöhung, an welchem für dieses
Jahr die Bereicherung der Staatskassen gesucht wird, unter
legt nicht dem volkswirthfchaftlichen Einwände, um welchen
die Debatte der beiden früheren Jahre fast ausschließlich
sich bewegt hat, daß ein unentbehrliches Lebens
mittel keiner neuen Besteuerung unterworfen werden
dürfe, und wir sind sehr zufrieden, daß die Wiederholung
der auf beiden Seiten erschöpften Gründe uns erspart wird.
Aber wie die gegenwärtige Vorlage beschaffen ist, wagen wir j
kaum mit größerem Muth auf das endliche Zustandekommen '
der kleinen Reform zu rechnen; jede Aussicht schwindet,
wenn der Anspruch der Regierungen mehr als einen
vorläufigen Versuch bedeuten sollte, ob nicht gegen die Berech
nung durch die Gunst des Zufalles eine steuerbewilligende
Mehrheit zusammenzubringen sei. Eine rechnungsmäßige
Zusammenstellung der Posten in der Tarifvorlage bringt
sofort den Eindruck hervor, daß wir es in erster Linie mit
einem bloßen Steuerprojekt zu thun haben, und die Motive
bestätigen diesen Eindruck bis zur vollen Ueberzeugung.
Einige Zölle sollen aufgehoben, andere ermäßigt werden; die
Motive berechnen beide Arten unterscheidungslos als Aus-
älle, obschon die Ermäßigungen unzweifelhaft nicht voll als
Ausfall V-t rechnen sind, vielleicht. sogar einen Mebrertraa
m den betreffenden Rubriken herbeiführen werden. Aber
folgt man selbst dem mechanischen Rechnungsverfahren, wel
ches die Einfuhr als konstant betrachtet und die verringerten
Zollsätze mit verminderten Einnahmen aus eine Linie stellt,
so kommt man doch zu dem Schluffe, daß die Ermäßigungen
und Befreiungen nur als schickliche Gelegenheit dienen, um
die Steuererhöhung, welche selbständig gefordert, keinerlei Aus
sicht des Gewährens darbietet, mit anziehenden Formen zu
umgeben, welche den Einen anlocken, dem Andern als Vor
wand dienen können.
Der bloße Vergleich der großen Zahlen genügt, um
darzuthun, wie sehr die Ansprüche der Regierungen gewachsen
sind. Im vorigen Jahre noch veranschlagten die Motive die
Zollerläffe des Entwurfes zur Tanfveränderung auf
1,037,584 Thlr., die Einnahme von der Petroleumssteuer
dagegen auf 898,000 Thlr., im Ganzen also wollten die Regie
rungen eine nominelle Einbuße von 139,000 Thlrn. sich ge
fallen laffen. In diesem Jahre aber berechnen die Motive
den Betrag aller Ermäßigungen und Befreiungen aus
605,387 Thaler und die Einnahme von dem erhöhten Kaffee
zoll auf 1,250,000 Thaler, so daß also im Tarif schon ein
Ueberschuß von ungefähr 650,000 Thaler verlangt wird, und
die Bilanz gegen das vorige Jahr um 789,000 Thaler sich
ungünstiger stellt. Daneben wird noch eine Vorlage über
Stärkezucker erwartet, welche nach Abzug aller Ermäßigun
gen die Steuererhöhung rechnungsmäßig auf eine Million
bringen würde. Gleich überraschend, wie diese
selbst, ist die ungemein leichte Art, mit welcher der ziemlich
hoch gespannte Anspruch zu Tage tritt, und die Rücksichts
losigkeit, mit welcher der Bnndesrath Konzessionen wider
ruft, welche er bereits angeboten und das Zollparlament
angenommen hat. Die größte aller vorjährigen Ermähigun-
? en war die Herabsetzung des Reiszolles von 1 Thaler aus
5 Sgr. für ven Centner; sie betrug 428,604 Thaler und
betrug zwei Fünftel sämmtlicher Nachlässe im Tarif. Diese
Ermäßigung war in viehm Kreisen besonders willkommen,
weil die Einfuhr einosEichtigen Nahrungsmittels dadurch
befördert wurde. Jlmer den diesjährigen Vorschlägen fehlt
Der MAMlog Der Brentaiw'schen Kupferstich--
-anrmlunH in Frankfurt a. M.
kchdem vor einigen Wochen die Versteigerung der
iano'schen Gemäldesammlung in Frankfurt a. M. statt-
refunden hat, wird nun, vom 16. Mai ab, unter Leitung
Prestels, die Kupferstichfammlung nachfolgen. Handelte es
sich dort nur um einige kostbare Stücke, an deren Erwerb
jeder größeren Gallerte hätte liegen müssen (und die,
meistens für das Städel'sche Institut in Frankfurt
erworben, an die beile Stelle gelangt sind), so wer
den diesmal soviel ungewöhnliche, ja einzige Kostbarkeiten
zusammen ausgeboten, daß der Verfasser des Kataloges
rm Eingänge besonders daraus hingewiesen hat, man möge
sich durch die fast ununterbrochene Wiederkehr im höchsten
Grade lobender Bezeichnungen nicht irre machen laffen. Im
Gegentheil, es feien diese mit so großer Diskretion ange
wandt worden, daß viele hier nur als „gut" angeführte Ab-
drücke in anderen Katalogen vielleicht ohne Uebertreibung
als „ganz ausgezeichnet" charakterisirt fein würden. Die inter
essantesten Blätter der Sammlung, heißt es weiter, anführen
wollen, würde eine Wiederholung fast der Hälfte des über 3500
Nummern starken Verzeichniffes nöthig machen. Es darf wohl!
ausgesprochen werden, daß die Versteigerung eines solchen!
Reichthums von Seltenheiten ersten Ranges der Kupferstich-'
kunst feit Menschengevenken nicht vorgekommen fei. Und
diese Ermäßigung und als Grund führen die Motive
an, daß „schon in den vorigen Verhandlungen Zweifel laut
geworden feien, ob die Ermäßigung des Artikels für die
Ernährung der minder wohlhabenden Klaffen, denen ja viel
wohlfeilere mehlhaltige Erzeugnisse zu Gebote stehen, eine
hervorragende Bedeutung gewinnen werde, und ob es nicht
geboten sei, den Reiszoll aufrecht zu erhalten, um künftige
ungleich wichtigere Zollerleichterungen nicht aus finanziellen
Rücksichten zu erschweren." Schlägt man die vorjährigen
Verhandlungen des Zollparlaments über diesen Gegenständ
nach, so kann man sich kaum des Staunens erwehren,
wie man mit so leichten Vorwänden meint einen der
bedenklichsten Rückschritte rechtfertigen zu können. Im
vorigen Jahre haben sich allerdings einige Stimmen gegen
die Reduktion des Reiszolles erhoben und die verschieden
artigsten Grunde angeführt: der Eine wollte den Petroleums
zoll unter allen Umständen abwehren, der Andere wollte den
zur Biersabrikation verwendeten Reis nicht billiger stellen,
der Dritte wollte den Regierungen Mehreinnahmen zuwen
den und von anderer Seite wurde auch erwähnt, daß Reis
als Nahrungsmittel nicht von allzu großer Bedeutung fei.
Alle diese Einwendungungen wurden lebhaft bekämpft; der
Präsident des Bundeskanzleramtes vertheidigte mit Glück
die Ermäßigung. Das Resultat der Debatte war, daß das
Zollparlament, wie der Präsident verkündete, die Ermäßigung
mit „sehr großer Mehrheit" annahm. Waren die Regierun
gen hiernach berechtigt, die Rücknahme der bedeutendsten
Konzession mit den Vorgängen im Zollparlamente zu recht
fertigen?
Wir forschen umsonst nach der Ursache, welche die Re
gierungen bewogen hat, ihre Forderungen höher zu spannen
und die Gegenleistung so tief herabzusetzen. Früher wurde
vertheidigt, daß man den Tarif erleichtere, dagegen aber nur
vor neuen Ausfällen sich bewahren wolle. Auf diesen
Standpunkt war das Zollparlament einzugehen bereit, nur
gefiel der Petroleumszoll als Kompenfationsobjekt nicht
und man meinte, daß die Erhöhung der Zuckersteuer
als Kompensation angerechnet werden müffe. Den
Regierungen ist es gelungen, die Erhöhung der Zuckersteuer
zu erlangen. Man gab vor, daß die Aufhebung des Schutz
zolles auf indischen Zucker eine selbstständige Maßregel und
nur gegen eine Erhöhung der inländischen Zuckersteuer zu
baben sei. Die Erfahrung hat gelehrt, daß von den beiden
Zwecken nur die Mehrbelastung erreicht, der Schutzzoll aber
in Wahrheit nicht beseitigt ist. Durch diesen glücklichen
Sieg einer rein fiskalischen Maßregel scheint der Bundesrath
zu feinem jetzigen Verfahren ermuntert. Um so mehr Grund
hat das Zollparlament sich in Acht zu nehmen, daß die an
gebliche Reform nicht wieder im Wesentlichen zu einer bloßen
Steuererhöhung sich umgestalte, 1
Deutschland
* Berlin, 27. April. STet Handelsvertrag mit
Mexiko erhielt heute unveränderte Zustimmung des Zoll-
parlaments, indem Abg. v. Bermckh die im Abendblatt mit-
getheilte Resolution zu Artikel U des Vertrages schließlich
zurückzog. Die nächste Sitzuich des Zollparlaments findet
Freitag Vormittags 11 Uhr statt. Auf der Tagesordnung
stehen: Wahlprüfungen, die Schlußberathung über den eine
Bestimmung des Zuckersteuergefetzes abändernden Gesetzent
wurf und die Vorberathung der Tarifvorlage. — Heute
sind dem Parlamente der Handelsvertrag mit Hawai und
der Gesetzentwurf wegen Besteuerung des Stärkezuckers und
Stärkesyrups zugegangen.
— Ueber den Inhalt des Postvertrages mit Eng
land wird folgendes Nähere berichtet: Das Porto für den
einfachen frankirten Brief nach Großbritannien wird in Zu
kunft 29, Sgr. betragen, etwa die Hälfte des bisherigen
Portofatzes. Unter Kreuzband sollen in Zukunft auch Preis-
Courante mit eingeschriebenen Zahlen expedirt werden. Die
Versendung von Messern, Gabeln, Scheer-m und ähnlichen
Metallgegenständen gegen die ermäßigten Sätze von Waaren-
proben ist berücksichtigt. Mit Korrekturbogen kann auch
künftig das Manuskript selbst gegen ermäßigtes Porto versen
det werden. Ein großer Theil der Korrespondenz nach über
seeischen Gebieten wird inFolge des wohlfeileren Transits durch
Großbritannien zu niedrigeren Sätzen expedirt werden. Andrer
seits hat Großbritannien erhebliche Transitrechte durch Nord-
deutfchland erworben. Ueber die Benutzung des Weges durch
Norddeutschland für die indische Post, die sich nicht allein auf
Ostindien, sondern auch auf Australien, China, Japan rc.
bezieht — sind ebenfalls die Bedingungen vereinbart, so daß
es nur von der großbritannischen Postverwaltung abhängt,
von der hierdurch eröffneten Konkurrenz Gebrauch zumachen.
Es ist sicher gestellt, daß auch der deutsche Postverkehr mit
Ostindien, Australien rc. durch Vermittelung des britischen
Postamtes in Alexandrien, neben welchem sich hoffentlich in
Kurzem ein norddeutsches Postamt in Alexandrien etabliren
wird, Vervollkommnung und Erleichterung erhält. — Der
abgeschlossene Postvertrag wird unverzüglich dem Bundes
rath in Begleitung einer Denkschrift vorgelegt werden.
— Die „C. S." widerruft die Nachricht von der Ab
sendung eines Bundeskommiffars nach Rudolstadt. Die
. dortige Regierung, meldet sie weiter im Widerspruch mit
anderen Nachrichten, habe ihre Jnsolvenzanzeige nur beim
Bundespräsidium gemacht und der Bundesrath habe hiervon
offizielle Kenntniß noch gar nicht erhalten. Man hoffe noch
immer aus eine direkte Verständigung zwischen der rudol-
städtifchen Regierung und den Ständen, und erst wenn diese
Hoffnung sich nicht verwirklichen sollte, würde die Angelegen
heit dem Bundesrath zur weiteren Veranlaffung zugehen.
— Die Ausschüsse des Zollbuudesraths haben sich der
!„C. S." zufolge in Bezn i auf den Gesetzentwurf, betr ffend
die Besteuerung des Stärkezuckers und des Stärke-
fyrups sowohl m't den p inzipiellen Grundlagen, als auch
| mit den einzelnen Bestimmungen deffelben im Wesentlichen
^ einverstanden erklärt; in letzterer Beziehung haben sie
jedoch einige Modifikationen vorgeschlagen. Was zunächst
die prinzipiellen Grundlagen angeht, so sind die Ausschüsse
darüber einig, daß die Besteuerung des Stärkesyrups und
! Stärkezuckers nach Maßgabe des Umfangs dieser In
dustrie gerechtf rtigt erscheint; dieser Jndustri z veig
! befriedige nicht blos ein vorübergehendes Bedürfniß, sondern
sei auch in feinern Fortbestände gesichert. Wenn sodann die
i Vorlage den Ausgangspunkt — für die Besteuerung in dem
, Verhältniß der Süßkraft beider Zuckersorten — des Rüben
rohzuckers und des Stärkezuckers — sucht, so werde zweifel-
los damit die prinzipiell wichtigste Grundlage gewonnen,
womit nicht geleugnet würde, daß eine nach dem durch
schnittlichen Handelswerthe aufgestellte Berechnung auch ihren
großen Werth habe. Der Handelswerth würde selbst höhere
Steuersätze ergeben, denn wenn man den Durchschnittspreis
für Rübenrohzucker aus 12 Thaler pro Centner und
den des Stärkezuckers auf 6 Thaler, den Steuersatz für
ersteren aber auf 3 Thlr. 4 Sgr. fixirte, so würde der Satz
von 1 Thkr. 17 Sgr. der für Stärkezucker entsprechende fern,
während die Vorlage nur 1 Thlr. 7 Sgr. 6 Pf. vorschlägt.
Eine zu hohe Besteuerung der Stärkezuckerindustrie stehe
also gewiß nicht zu befürchten. Völlig einverstanden waren
die Ausschüsse mit der Besteuerung der St'ärke, denn die
Steuer vom Rohmaterial, d. h. den Kartoffeln, erschien ebenso
irrationell, wie die Raumbesteuerung unthunlich, wenn man
nicht der noch jungen Industrie schwer schädigende Fesseln
anlegen wollte. — Was endlich die Kontrolle der Steuer
betrifft, fo ist sie nach der in den Ausschüssen zurGeltung'gelang-
ten Anschauung so einzurichten, daß sie vor allen Dingen dem
Fabrikbetriebe möglichst wenig fühlbar werde. Eine Kontrolle in
ähnlicherWeise, wie sie im norddeutschen Bunde für dieBrer-
steuer besteht, erschien daher schon deshalb unausführbar,
weil durch dieselbe eine Betriebsdeklaration unabweisbar
fein würde, diese aber den angestellten Ermittelungen zufolge
im Interesse der Industrie selbst unter allen Umständen ver
mieden werden muß. Die Ordnung der Kontrolle wie für
die Rübenzuckersteuer hingegen entspricht am meisten den
vertragsmäßigen Bestimmungen, hindert am wenigsten den
Gewerbebetrieb und giebt' der Verwaltung die Mittel,
ganzen Industriezweige bis in die Details hinein in feiner
weitern technischen Entwickelung zu folgen.
Die zu den einzelnen Paragraphen vorgeschlagenen Ab
änderungen sind theils fachlicher, theils redaktioneller Natur.
Dem § 1 soll eine Definition des Ausdrucks „nasse Stärke"
hinzugefügt werden (Zucker und Syrup aus solcher nassen
Stärke soll 25 Sgr. Steuer pro Centner zahlen). . Man will
damit bei Entscheidung von Differenzen em gesetzliches, auch
die Gerichte bindendes Kriterium schaffen. Die in § 4
stipulirte Steuerfreiheit für die Bereitung von iStärkesyrup
zum eigenen Bedarf erschien nicht präcrs genug; der Aus
druck „eigenen" soll deshalb dem „häuslichen" Platz
machen. Die Fabrikbücher sollen nicht den Beamten der
Provinzialsteuerbehörden, sondern denen der Direktrv-
behörden vorgelegt werden (§12). — Im Strafparagraphen 17
soll der Guldenfuß (10 Thaler ?oder 15 Florin)
wegfallen. In § 20 soll die Untersagung des Be
triebes der Stärke - Syrup - resp. Starke - Zucker-
Fabrikation wegfallen, weil das Vereinszollgefetz von 1869
den Grundsatz, die Entziehung der Gewerbeberechtigung als
Strafe hinzustellen, aufgegeben hat, wenn dieser Grundsatz
auch noch bestehendes Recht für die Rübenzuckersteuer ist.
Es wird endlich vorgeschlagen, in § 23 eine Uebereinstim
mung mit der Rübenzuckersteuergesetzgebung betreffs des Zeit-
\ Ab
dies deshalb eben, weil die Brentano'sche Sammlung seit
ungefähr 100 Jahren besteht und weil sie gerade diejenigen
Blätter enthält, die in vielleicht keiner anderen öffentlichen
oder privaten Sammlung in solcher Schönheit vorhanden
sind. Das Urtheil aller derer, welche die Sammlung bisher
kennen lernten, kommt in diesem Punkte überein.
Die Erben, denen es unmöglich war, diesen Besitz
länger zusammenzuhalten, haben es für ihrePflickt gehalten,
unter diesen Umständen einen Katalog anfertigen zu laffen,
dessen Zuverlässigkeit dem Werthe der Sammlung entspräche.
C. ckuland, Direktor der Sachsen-Weimar'schen Kunstsamm
lungen, hat sich dieser Arbeit unterzogen. Ruland ist der
jenige, unter dessen Beihülfe der verewigte Prinz-Gemahl
von England die in ihrer Art leider noch immer einzige
Raphaelsammlung in Windsor zusammengebracht hat, eine
Thätigkeit, deren Umfang und Nutzen sich aus dem gleich
falls leider noch nicht erschienenen, systematischen Kataloge
der Sammlung ergeben wird. In feinem Kataloge der
Brentano'fchen Sammlung hat Direktor Ruland der Kunst
literatur ein Buch geliefert, auf das man immer wieder
zurückkommen wird und dessen Angaben man unbedingtes
Vertrauen schenken darf.
Die Quartausgabe ist auf Velinpapier in nur 300
Exemplaren abgezogen worden. Zugegeben sind eine Anzahl
Abbildungen bedeutender Blätter in Photographiedruck.
nlungsentwurfs, die Exekutionslehre enthaltend,
Oeffentlichkeit übergeben werden.
Berlin, 27. Apnl. Es liegt jetzt die Petition
der Delegirten der norddeutschen Seeplätze an das
Zollparlament gegen die Tarisvorlage vor. Dieselbe geht
dahin: „das Parlament wolle endlich selbst die Initiative zu
einer gründlichen Reform des deutschen Vereins-Zolltarifes
ergreifen".
Gegen die Vorlage des Zollvereins-Präsidiums wird
im Allgemeinen Folgendes ausgeführt:
Nur auf zwei darunter will ich hinweisen. Das erste giebt
einen von den 137 Holzschnitten des Dürer'ichen Triumph
zuges für Kaiser Max, einer Serie von Blättern, die, wie
sie hier vorliegen, als Unicum zu betrachten sind und deren
Verkauf außerhalb Deutschlands zu beklagen wäre. Das letzte
dagegen giebt Marc Anton's Portrait des berühmten und
berüchtigen Aretin, ein Abdruck von solcher Kraft und Schön
heit, wie er nicht zum zweiten Male existirt. Man hätte
den Versuch machen sollen, auch Marc Anton's „Morbetto"
fo zu reproduciren, denn dies und jenes Blatt stechen unter
der Staunen erregenden Reihe der hier vereinigten übrigen
Arbeiten Marc Anton's doch wieder in solchem Grade hervor,
daß man fühlt: wer solche Blätter nicht gesehen hat, könne
diesem Meister überhaupt niemals ganz gerecht wer
den. Aehnliches ist ja bei Dürer der Fall. Erst als
ich neulich bei Amsler und Ruthardt einen (in Paris ge
kauften) Abdruck der „Melancholie" gesehn, ging mir völlig
aus, was Dürer in das Blatt habe legen wollen und hinein
habe legen können. Hier tritt uns die ganz persönliche
Thätigkeit des Meisters entgegen. Die Linien des Grab-
arbeitete. Jeder dieser allerersten Abdrücke nun hat wieder
seine eigene .Physiognomie je nach Verschiedenheit des