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© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Z 30
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Literarische Notizen.
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französischen Sprache, Bildung und Literatur in
den vlamischen Provinzen Belgiens gerichtet,
hat sie seit 1840, unter der tapfern Führung
zuerst von „Bader" Willems, dann solcher
Männer wie Heremans in Gent, des trefflichen
Max Roose's in Antwerpen u. A. mächtig
dazu beigetragen, daS Gefühl der Verwandtschaft
mit dem deutschen Reiche zu beleben, hat sie
das Recht der eignen Sprache in Haus und
Kirche, Gericht und Schule siegreich durch
gesetzt, hat sie, in Anlehnung an die niederlän
dische eine eigne, sehr respectable Literatur ge
schaffen, an deren Spitze der ehrwürdige Name
von Hendrik Conscience glänzt und neuerdings
ihre Bestrebungen durch die Errichtung einer
vlamischen, der belgisch-französischen gleichstehenden
Akademie gekrönt gesehen. Ein Begriff von dem
kräftigen Emporblühen auch der Lyrik in dieser
jungen Literatur, die dennoch in Wahrheit so
. alt ist, daß sie bis an die Quellen von „Reinaert
de Bo.ö" reicht, gibt das eben genannte Büchlein,
in welchem Herr Dannehl uns eine Auswahl
kleinerer Dichtungen in wohlgelungenen Ueber-
setzungen vorführt. Hier, neben dem Altmeister
Jan van Bcers, dem Ersten, der in den vlami
schen Mutterlauten voll tiefer, herzbewegender
Kraft sang, finden wir den von Liebe zu Deutsch
land erfüllten und des volksthümlichen Liedes
besonders mächtigen Emanuel Hiel, finden wir
die beiden Schwestern Löveling, deren eine, leider
bereits jung verstorbene, Rosalie, wir vor einigen
Jahren unsern Lesern in der reizenden Erzählung:
„Ada und Paoletto" bekannt machten; finden
wir Coopmann, Franö de Cort, Buylsteke,
Cosyn u. A. — lauter Namen von gutem
Klang in ihrer Heimath, und die es verdienen,
daß sie auch bei uns mit Achtung und Aner
kennung genannt werden.
(>. Deutscher Literatur-Kalender aus das
Jahr 1887. Herausgegeben von Joseph
Kürschner. Neunter Jahrgang. Berlin und
Stuttgart, W. Spemann.
Auch dieser neue Jahrgang zeichnet sich durch
die Vorzüge zuverlässiger, möglichst vollständiger
und auf das geringste räumliche Blaß zusammen
gedrängter Information aus, welche den Lite-
raturkalendcr in allen literarischen und mit der
Literatur in Beziehung stehenden Kreisen rasch
eingebürgert haben. Er ist ein Nachschlagebuch
geworden, welches man so wenig mehr missen
möchte, daß man schwer begreift, seitdem man
sich an dieses Hülfsmittel gewöhnt hat, wie man
so lange hat ohne dasselbe fertig werden können.
Freilich ist der Betrieb der Literatur neuerdings
sehr in die Breite gegangen, und man würde
sich in seinen mannigfachen Verzweigungen kaum
noch ohne solchen Wegweiser zurechtfinden. Das
Bedürfniß war vorhanden - aber es gehörte der
findige Kötzs NMd'unermüdliche Fleiß'des Herrn
Kürschner dazu, um cs in so mustergültiger Weise
zu befriedigen. Es ist erstaunlich, wie viel Ma
terial, und bewundcrnswerth, wie viel Arbeit in
dem kleinen Buche steckt, welches die Adressen
von 12,000 Schriftstellern, die kurze Charakteristik
und Biographie eines jeden derselben und —
was wir eigentlich für entbehrlich halten — das
Verzeichniß ihrer Werke gibt; ferner: eine Liste
der deutschen Verleger, wiederum mit sehr nütz
lichen Notizen über Richtung des Verlages
u. s. w., der deutschen Zeitungen und Zeit
schriften, der Theater und ihrer Vorstände.
Rechnet man dazu, daß wir außerdem ein Re-
sumb der literarischen Gesetzgebung und Rechts
verhältnisse, eine Zusammenstellung der literari
schen Vereine und Stiftungen, der localen Ver
einigungen und eine literarische Chronik erhalten,
und alles dies auf nicht mehr als 450 Seiten
mit je drei Columnen zwar compressen, aber
sehr lesbaren Drucks und unter Anwendung von
mancherlei Ziffern und Zeichen, in die man sich
allerdings erst hineinstudiren muß: so wird man
zugcstehn, daß hier eine Leistung vorliegt, die
dem Herausgeber Ehre macht und ihm die ge-
sammte Schriftstellerwelt dankbar verpflichtet.
(f). Wilhelm Scherer. Ein Blatt der Er
innerung von Prof. Dr. Adalbert Horawitz.
Wien, 1886.
Von allem zu Wilhelm Scherer's Andenken
Geschriebenen hat dieses Heft den umfassendsten
Inhalt und leiht der Trauer um den Verlorenen
die wärmsten Worte.
5 K. k. Oesterreich. Museum sür Kunst
und Industrie. Die k. k. Wiener Porzellan
fabrik. Ihre Geschichte und die Sammlung ihrer
Arbeiten im k. k. Oesterreich. Museum. Mit
17 Tafeln Abbildungen. Von Jacob von
Falke. Wien, C. Gerold's Sohn. 1887.
Durchaus sachgemäße Durchführung des im
Titel Versprochenen. Es gibt eine specielle
Klasse von Kunstliebhabern, die sich mit Porzellan
beschäftigen: diesen wird die Publication beson
ders willkommen sein. Nichteingeweihte werden
in ihr die Geschichte der Blüthe und des Nieder
ganges eines Institutes finden, das seine Glanz
zeiten und seine Berühmtheit gehabt hat und
das, gleich den übrigen seiner Art an anderen
Stellen, heute eine mehr oder weniger künstliche
Existenz führt. Alle Kunst und alles Gewerbe,
die in der Gunst der Höfe einst ihre vorzüglichste
Lebenöbedingung fanden, müssen bei der ver
änderten Stellung, die die Höfe im öffentlichen
Leben aus eigener Wahl einnehmen, sich dem
Umschwünge der Zeit fügen,
c. Das Knnstterwappen. Ein Beitrag zur
Kunstgeschichte vou F. War necke. Berlin,
Reinh. Kühn. 1887.
Eine mit Illustrationen geschmückte Geschichte
des in drei silbernen Bildern in rothem Felde
sich präscntirenden allgemeinen Künstlerwappens,
abschließend mit einer Anleitung zum Gebrauche
des Wappens in heutiger Zeit.' Die sehr hübsch
gedruckten fünfzig Seiten sind mit ebensoviel spe
cieller Gelehrsamkeit, als, inan kann wohl sagen,
Liebenswürdigkeit geschrieben und hinterlassen den
angenehmen Eindruck, ihr Verfasser habe sich
selbst und Andern zur Freude gearbeitet. Der
Frau Kronprinzessin — wir wissen nicht, ob aus
besonderem Anlasse — gewidmet, macht das
Ganze den Eindruck einer Festschrift.
£. Angewandte Aesthetik in knnftgeschicht-
lichen und ästhetischen Essays von
Gustav Portig. I. Band. Hamburg, I. F.
Richter. 1887. '
Der Verfasser ist, wie die Vorrede mittheilt,
als Docent für Kunstgeschichte und Aesthetik in
IaA
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