ß. Die Grenzen der Kunst und die
Bnntfarbigkcit der Antike von Dr. Theo
dor Alt. Berlin, G. tLrotc'sche Verlagsbuch
handlung. 188(5.
Der Berfasser hat offenbar in seinem Leben
mehr gedacht als geickricheu und auch mehr ge
dacht als gesehen. All seine Ausführungen über
die polychrome Kunst werden wahrscheinlich den
Moment nicht herbeiführen helfen, wo das erste
polychrome Meisterwerk, auf das das Publicum
noch immer wartet, diesem die Berechtigung der
bunten Statuen beweist. Sämmtliche bis heute
vorgeführten Proben der neuen Technik haben
etwas „Angemaltes" und rufen ein mehr oder
weniger starkes Gefühl der Ablehnung hervor.
Wir sind heute unabhängig genug, als das etwas,
das einen absolut erfreulichen Eindruck inacht.
todtgcschwiegen oder todtgeschwatzt werden dürfte.
Diese Macht fehlt der Kritik, deren einzige
Stärke darin besteht, an das gesunde Gefühl der
vernünftigen Majorität sich zu wenden. Spra
chen Kritiker etwas anderes aus, als was die
Mehrzahl denkt oder denken wird, so stehen sie
gerade so einsam da wie Künstler, die Dinge
hervorbringen, die Niemand ansehen mag. Bei
den bleibt dann nur übrig, auf eine revidirende,
günstigere Meinung späterer Geschlechter zu
hoffen.
Der Verfasser bildet den Genitiv „des
Jdealismusses", „des Rcalismusses". Da wäre
immer noch praktischer „des Jdealismi". Wa
rum aber nicht sich der gewöhnlichen Schreibart
fügen?
c. Kunstgeschichte des Mittelalters von
Dr. Franz von Rcber. Mit 422 Ab
bildungen. Leipzig, T. O. Weigel. 1886.
(In zwei Bänden, zwei Hälften enthaltend).
Schlicht erzählte Geschichte der Kunst von
den ältesten christlichen Zeilen bis zum Schlüsse
des Quattrocento. Gut und übersichtlich an
geordnet und abgetheilt. Ueber die streitigen
Punkte geht der Verfasser mit emer rationellen
Mittelmeinung in angemessener Art hinweg.
Die zahlreichen Illustrationen (verschiedenen Ur
sprungs) sind gut ausgewählt und dienen ihrem
Zwecke. Das Ganze trägt den Anschein, als sei
es aus Vorlesungen hervorgegangen: jedenfalls
wird es denen, die Vorlesungen zu halten haben,
eine nützliche und brauchbare Unterlage bieten.
Literatur findet sich nur in beschränkter Weise
angemerkt.
Die Architektur der Italienischen
Renaissance. Entwicklungsgeschichte und
Formenlehre derselben. Ein Lehr- und Hand
buch für Architekten und Kunstfreunde von
R. Redtenbacher, Architekt. Frankfurt
a. M., Verlag von Heinrich Keller. 1886.
Die Vorrede beginnt: Dieses Buch ist vor
Allem für Architekten geschrieben, es will ihnen
das bieten, was sie sowohl zum Studium der
italienischen Renaissance, als auch zur selb
ständigen Forschung über dieselbe nöthig haben-
Es zerfällt daher in einen geschichtlichen und einen
sachlichen Theil. Beide Theile werden durch ein
leitende Capitel und durch abschließende Register
umfaßt."
Das Buch enthält in 211 Paragraphen eine
historische Einleitung, sodann die Biographien
der italienischen Architekten von Brunelleschi bst ;
Taddeo Zucchero, endlich die Besprechung cinzet-'
uer Architekturglieder. Dazu praktisch ein
gerichtete, umfangreiche Register. Es ist nicht
für die Lectüre, sondern für das Studium ge
schrieben, und zwar für das beginnende. In
der Vorrede gibt der Verfasser über sich selbst,
sowie über sein Verhältniß zu denen Auskunft,
deren Arbeiten er benutzt hat. Das Ganze
macht dadurch, daß es in verständiger und
durchaus zu billigender Art für den be
stimmten Zweck, dem es dienen soll, gut ein
gerichtet ist, einen erfreulichen Eindruck.