© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Z 27
aus : Erste Beilage zur Königlich privilegierten
Berlinischen Zeitung, Nr. 288,1861,Dez.8
S. 4
Das Buch mit den hundert Sonetten Rafaels.
Zn einer der ZanuarSnumweru dieser Zeitung wurde
mir Hinweis auf eine Stelle in den Decennalen Baldi«
mrcei'S die Wiederaufjindung eines Buche- als möglich
dargestellt, in welchem sich hundert Sonette von der Hand
Rafael- befänden, und daß aus dem Nachlasse Guido
Reni'S gestohlen und seitdem verschwunden sei.
Die Stelle lautet: Persesi pero con una collonna d’oro
ed alcuiia argenterie il famoso Libro de cento Sonetti
di mano di Raffaelb, cho Guido aveva comperato in
Roma, e cib non seaza qualche susurro, quantunque
poco sondato, che il tutto fosse etato rapito da ua suo
domestico etc.
Allerdings heißt (S so in Baldinucci'Z bekanntem Werke,
allein waS wir hier über Guido lesen, ist nicht- als eiu
AuSzuz auS Malvasta'ö Fehina Pittrice, in deren rrei,
tem Thüle (1678) die Erbschaft des berühmten bologoe-
fischen Malerö wmläuftig besprochen und der Habsucht
seines Dieners gedacht wird, geaeu den sich Gigrorini,
der Haupt-rbe, trotzdem sehr anständia benommen habe.
Pag. 58. steht dort wie folgt: in si belia ed onorata guisä
contento costui ancora cogli altri, reatarono nondimeno
al Signorini molte centinaia di scudi, che sariano anche
stati piit assai, se taüto suciie e puntuaie non si dimo-
atrava a tutti: Se >i trovavano il libro famoso de’
cento disegni di mano tutti di Raffaele, che
eompro Guido in Roma: le due sottocoppe, i duo
candeliere d’argento e la terza coliana d'oro, etc.
Daß Baldiuucci diese GLllr benutzte, scheint mir außer
Zweifel. Die Verwechslung du hundert Zeichnungen
mit hundert Sonetten fält ihm selb» übrigens kaum zur
Last, da fein W.rk erst n:ch seinem Tode gedruckt wor.
den ist. H. Grimm.