© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Z 27
aus
Zweite Beilage zur Königlich Privilegierten
Berlinischen Zeitung,Nr.31,1861,Feb.6 ,S ,3
Das vierte Sonnet Rafaels noch einmal.
Durch nachfolgende eigene Prüfung, so wie durch dieTbeil-
nahme eines Freundes (der länger als ick die. italienische
Sprache kennt), bin ich in den Stand gesetzt, Rafaels restau-
rirtes Sonnet in verbessertem Texte zu geben:
Un pensier ehe mi reca al cor TafTanni
laddove inpria al cor tu pur sua pace:
Eon vedi tu gli effetti aspri e tenaci
di quel che in’usurpu i piu bell’ anni.
Ma voi satiche e voi dannosi affanni
» risvegliat’ il peusier che in ozio giace
per mostrarmi quel calle alto che face
salir dai bassi ai piü sublimi scanni.
E corne alme celest’ e alati ingegni
che sopra i fonti e su virgulti e sassi
van disprezzando le pompe e le regni
J pensier
Das Ende tft lei Der nicht dazu zu finden, dem Anscheine
nach blieb es dem Dichter selbst in der Feder stecken. Doch
sei es erlaubt, den Gedantngang des Ganzen, wie er mög
lich scheint, in deutsche Der e zu bringen.
Nur ein Gedanke, der mich quält und quält,
Wo früher dock so still mein Herz geschlagen:
O, du weist nicht, was ich um das ertragen,
Was mir jetzt meine schönsten Jahre stiehlt.
Und doch, ihr Schmerzen, die ihr inich durchwühlt,
Jbr weckt mich ausi dem Alles sich zerschlagen,
Ihr zeigt die Wege, die mich zu ihr tragen,
Von der ich mich so ganz gettennt gefühlt!
Wie sel'ge G visier, die in Lütten schweben,
Hoch über Wald und Thal auf leichten Schwingen,
Und ird'schen Pomp weit unter sich vetachten,
So fühl ich die Gedanken sich erheben,
Die mich in deine lichte Höbe bringen,
Denn in der Tiefe müßt' ich sonst verschmachten.
Den unreinen Reimen möge Entschuldigung zu Theil wer
den: die Worte paßten übrigens, und man fühlt sich heute,
wo die reinen Reime in so hohem Grade bekanntes Gemein»
gut geworden sind, fast versucht dazu. kl. 6.