© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340
verräther erklärt? Die Offiziösen. Wer hat dre Frechandler
beschuldigt, mit englischem Gelde erkauft zu fern? Die Kon
servativen. Und falls die „N. Pr. Ztg." etwa erwidern sollte,
das sei während der allgemeinen Wahlagitation geschehen, die
abgeschlossen hinter uns liegt — wie steht es Mit der be
rühmten -Rede des Herrn v. Rauchhaupt rm hiesigen konser-
vätwen Centralverein v°r«enMnW°chen?
Wiederholt ist früher im Reichstag der Wunsch ausge-
svrochen worden, daß die Regierung authentische Berichte
Rer die Verhandlungen des Bundesraths veranlagen
möchte. Die Presse sorgt allerdings selbständig nach Möglich
keit für solche Mittheilungen; wir z. B. haben.»ncht selten
die Genugthuung, daß die Regierungsblätter unsere Berichte
über die Vorgänge im Bundesrathe abdrucken. ~ an eben er
scheinen jedoch seit längerer Zeit die gewünschten offiziellen
aber fragt mich nur nicht, wie. Gin wal)r-
b!rft klassisches Beispiel hierfür findet sich ln dem neuesten
offiziellen Berich über die Sitzung des Bundesraths vom
9. b.Jßl-Ifj! Sanieren Geltung des zwischen dem Zöll
en ^f;rnrv.i’;d'lencnc11 Handelsvertrags vom 31. De-
*««« -.u^dÄal icn a bgeM N rm en en . Oktober
Mittheilung zur
Mpichpn fast durchweg abgefaßt,
öß 'ÄH™ ^ - . verspricht, daß der Gegen-
stand der Berhandlung erwaWM.^/ ohne daß das Publi
kum über das Wesen, den Jnhalj ■ r "‘ V L
lum'bc, ist unverständlich.
durfte gespannt darauf sein, wie
Mischen Mehrheit von 1879sichm!F^ Organe der
Xerfuuq aller Regiern ne,•£*^rf^ ^ cr sostrigen
Zöllen abfinden LMge zu, nesten
abfinden
stlt sich vorder
Ztg." beginnt er
gestrige Aüstimmnn
rinzipielle Bedeu
ILM gleich da
e Regierungs-
Die Leser der „N. Pr. Zfg." werden hiernach darauf
verzichten müssen, zu erfahren, ob die Abstimmung prinzipielle
Bedeutung hatte oder nicht; immerhin erhalten sie ein
Urtheil über die gestrige Sitzung in dem Stoßseufzer des
Blattes:
Was hilft das Bewußtsein, zu einer ziffermäßig nach Mit
glieder- und Fraktionsliftcn bestehenden Majorität zu gehören,
wenn im entscheidenden Augenblicke die rührigere Minorität zur
Majorität wird?
Die „Germania" war schon heute früh aufrichtiger:
sie erklärte, das gestrige Resultat sei „der Abwesenheit und
der Zaghaftigkeit eines Theiles der Mehrheit" zuzuschreiben;
„Zaghaftigkeit" ist zwar hier ein sehr sanfter Ansdruck, aber
er deutet das Richtige doch wenigstens an; eine ähnliche An
deutung macht die ,',Post", indem sie schreibt:
So sehr aber die Tragweite des Vorganges bei objektiver
Betrachtung sich mindert (?), so wenig wird ihm die Bedeutung
eines Zeichens der Zeit abgesvrochcn werden können. Das
auch die im Ucbrigen schntzzöllnerischen Nationallibcralen in ihrer
großen Mehrzahl geacn die vorgeschlagenen Zollerhöhungcn
stimmten, sowie die größere Regsamkeit auf frcihändlcrischer Seite
zeigen deutlich, daß zur Zeit die Strömung für den Schutz-
zoll ihren Höhepunkt erreicht hat.
das idif? P wL tsl0 verwies rm Fortang seiner heutigen Sitzung
wandte gö^^Etz an eine Kommissto n von 114 Mitgliedern und
Bcnterknna"^-?^? ber vom Ab g. fäasenclever eingebrachten
kannMch bat \ r X t"K Mc Verhaft ung dcS Abg. Dietz. Be-
diÄm 1!y® Bundcsrath dem Beschlusse des Reichstags,
sehenVt lassen? stt ^ tcriu «st des Verlaufs der Sache zu-
?ifchcu^ Abgeordneten 'w!?! gegeben. Namens der sozialdemoya-
für abgeschlossen hl^rdu rch die Angelegenhert nicht
LstÄdLM. Dich''eiwLL/Abg. Kayler, daß die Wer-
ein R-ichStä,Sabae°rdn-tcr nm inva»,rk da
dürfe. ES acwilnie la tbc«XffiiJV iftI > KSl!at
erlaubt fehl Me, icftWÄH“ 18 °b ei dem R>ch erstand
Milchen. Wegen die er «K, 1 R-i-taOabge-rdnete vor-
Redner zm Ordnung gerufen Aeußerung wurde der
Weymann beantwortete die Beschwert- Ober-Regternngs-Rath
daß der Beschluß dcS Reichstages i?en des Vorredners dahin,
Form erledigt worden sei; (Gründe süri der versassungsmaßtgen
zugeben, seien die Regierungen nicht ve ihre Entschließungen an-
die würtembefische Regierung dem Apfliästet. Uebrigens habe
material vollständig zur Verfügung qesteieichskanzler das Akten-
Gegenstand verlassen. Die kaiserliche Vlt. Danach wurde dieser
werbmäßige Verkaufen und Feilhalten"'erordnuug über das ge-
unter Abielmuug eines entgegenstehendetvon Petroleum wurde
Hermes angenommen. Aus der Tagesordnt Antrages des Abg.
spruches dcö Abg. vr. Lasker auf'l Uhr der trotz des Ein-
xm Montag steht außer dem Nacktraasctat dgberanmten Sitzung
Einführung des Tabakmonopols. s Gesetz betreffend
der letzteren aufgeklärt
händlerisch war, in den letzten Tagen im Gespräch rund
heraus erklärt haben, die zollpolitische Allianz von 1879 reue
sie und sie hätten keine Lust, weiter für Schieserbruchbesitzer :c.
die Kastanien aus dem Feuer zu holen. In der Presse der
bisherigen zollpolitischen Mehrheit beginnen denn auch bereits
die gegenseitigen Vorwürfe, welche der Anfang vom Ende
solcher Koalition zu sein pflegen; während die „Post" sagt:
Im Uebrigen hat die Regierung allen Grund, sich für den
Ausgang bei Herrn Win dtborst zu bedanken, dessen Wahlpolitik
dieSchwächnng der schntzzöllnerischen Mehrheit nicht zum Wenigsten
zuzuschreiben ist —
schreibt zur gleichen Zeit die „Germania":
Im Uebrigen'balten wir eS für sehr gut, daß die schwanken,
den Mehrheitsverhältnisse so drastisch dargelegt sind. Ohne eine
feste Mehrheit, welche von sanitätlichen Zuständen und sonstigen
Zufällen des Anacndlickes durchaus unabhängig ist, läßt sich keine
energische Politik konsequent durchführen. Wir haben zur Her-
stellung einer solchen das nnsrige redlich gethan; es ist
Sache der Negierung und der Konservativen, bei den
nächsten Wahlen die nöthigen Anstrengungen zu machen, um die
Wiederkehr solcher liberalen Triumphe zu verhindern.
Vermuthlich hat jeder der beiden Theile Recht in dem,
was er dem anderen vorwirft.
In der offiziösen Presse wird bekanntlich alle Augenblicke
ans dieMblehnung der Samoa vorläge zurückgekommen, um
anzudeuten, daß dadurch ■ eine deutsche Kolonialpolitik int
Keime erstickt worden sei. Die „Nat.-Lib. Korr.", deren
Fraktionsgenosson zum Theil für jene Vorlage gestimmt haben,
bemerkt heute sehr zutreffend:
Auch die Gegner der Vorlage verwahrten sich sehr ent
schieden, als oA sie mit der Ablehnung jeden Kolonisations-
versnch verurthelUcn wollten: su konnten jedoch mit gutem Grund
geltend machen» daß diese Inseln viel zu klein, unfruchtbar und
ungesund seieitä. rT? * deutscher Kolouisationöbodcn irgend in
Betracht komUjS belangreich y fraß da? Interesse des dMchen
Handels 'N'd MW.S nicht enM Diesem
Erde wer
und darum ist cs ungerecht, aus der Ablehnung jener Vorlage
den Vorwurf zu erheben, der Reichstag habe für die Kolonial-
frage kein Interesse. Es sicht fast 'so ans, als ob man in
dem Scheitern des Samoaprojektcs eine willkommene Ent-
'chuldignng für die absolute Unthätigkeit in dieser
ebenso ernsten als schwierigen Frage erblickte.
Der Berichterstatter der „Times" meldet von einer Unter
redung, die er am 8. d. mit den Söhnen Garibaldi's
Mcnotti und Nicotti hatte. Dieselben erklärten, daß sie
trotz ihres ernsten Willens, die Anordnungen ihres Vaters
auszuführen und die Leiche desselben zu verbrennen, sich
dem gefügt hätten, was ihnen in eindringlichster Weise als der
Wille der Nation vorgestellt worden sei. Sie hätten die Ab
sicht aufgegeben, die Verbrennung vorzunehmen. Ein
Familienrath wurde letzte Nacht gehalten. Signora Fräncesca,
die Wittwe Garibaldi's, bestand "bis zuletzt darauf, daß der
Wille ihres verstorbenen Mannes respektirt werden solle, aber die
Vorstellungen Fazzatis gaben den Ausschlag. Eine Gruft wurde
in aller Schnelligkeit hergestellt und hier soll dieLeiche bleiben, bis
das Parlament über den definitiven Bcgräbnißplat; entschieden
haben wird. Man glaubt, daß die Wahl aus das Kapitol oder
den Janicnlus fallen wird; der Beisetzung im Pantheon wird
sich Garibaldi's Familie widersetzen, so 'lange dies Gebäude
einen religiösen Charakter bewahrt. Den Platz, der für die
Verbrennung vorbereitet war, hat der Berichterstatter gleich
falls in Augenschein genommen; cs ist eine Felsenccke von
gewählt und geschnitten hat. Wie die Familie Garibaldi's
d.ssen Wege im Leben so oft gekreuzt hat, so ist es noch im
Tode geschehen.
Oesterreichisch-Ungarische Monarchie.
§ Pest, 9. Juni. Das Abgeordnetenhaus war heute
wieder der Schauplatz eines jener wüsten Skandale, wie
sie der bekannte Abg. von Jstoczy unter Mißbilligung seiner
eignen Parteifreunde nun fast täglich zu inscemren pflegt.
Bei der Fortsetzung der Debatte über die Frage der Ein
wanderung der russischen Juden hatte der Abg. Wahrmann
eine Rede gehalten, in welcher er einerseits zugab, daß im
Interesse des magyarischen Staates jedes Einströmen fremder
Elemente möglichst verhindert werden müsse, gleichzeitig aber
darauf hinwies, daß eine nennenswerthe Einwanderung
russischer Juden überhaupt nicht stattfinde. Er schloß seine
Bemerkungen, indem er der Hoffnung Ausdruck gab, trotz der
gemeinen und schmutzigen Wühlereien werde es in Ungarn
keine Judenfrage geben. Sofort nach dieser Rede interpcllirte
Jstoczy. im Foyer - des Hauses Wahrmann wegen des letzten
Passus. Wahrmann erwiderte, er habe keine bestimmte
Person im Auge gehabt, dessen ungeachtet forderte ihn
Jstoczy zum Duell. Wahrmann lehnte den Zweikampf
ab. Wenige Sekunden später trat Jstoczy wieder
an Wahrmann heran und rief ihm zu: „Ich
habe Sie provozirt; Sie haben das Duell jedoch nicht an
genommen. Sie sind ein erbärmlicher Mensch." Wahrmann
gab die Beleidigung noch verschärft zurück, worauf Jstoczy
ihn thätlich insnltirte. 'Der Abgeordnete Rohonczy legte sich
nun/ Andere traten hi'irzr /ennten die
der übrigens gleich nach dem Vorgänge seinen Austritt aus
dem liberalen Klub anmeldete, in der schärfsten Weise. Wie
erzählt wird, hat Wahrmann heute Abend doch noch seine
Sekundanten geschickt, um Jstoczy auf Pistolen fordern zu
lassen. Das Duell soll morgen stattfinden.
Frankreich.
He Paris, 9. Juni. Ans dem Banket, welches anläßlich
der landwirthschaftlichen Ausstellung in Saint-Quentin ver
anstaltet wurde, hat der Finanzminister eine Rede gehal
ten, welche von der Presse vielfach kommentirt wird. Leon
Say sprach sich im Allgemeinen gegen weitere Steuer
herabsetzungen aus. Da nun dieser Hinweis von der
Oppositionspresse als im Widersprüche mit dem ursprünglichen
Regierungsprogramme stehend bezeichnet wird, sieht sich das
„Journal! des Debats" zu einer authentischen Interpretation
jener Rede veranlaßt. Das Organ des Finanzminifters führt
aus, daß Steuerherabsetzungen nur dann gestattet sind, wenn
sie sich als Konsequenzen 'bestimmter thatsächlicher Derhält-
nisie ergeben. Man könne wohl bezüglich des Budgets von
einer Politik des Gleichgewichts sprechen, die Steuererlasse
ermögliche, nicht aber schlechthin von einer „politigns äs
äexrevement." Die erstere Politik führe zu Steuerentlastun
gen, weil sie den Steuerpflichtigen alle diejenigen Hülfsmittel
überlasse, welche nicht nothwendig seien, um eben jenes Gleich
gewicht zu schaffen. Mit Beziehung auf die Landwirthschaft
führte der Finanzminister aus, daß die in Aussicht stehende
gute Ernte verhindern werde, daß das Kapital im nächsten
Jahre ins Ausland ginge, so daß es industriellen Unterneh
mungen zugesührt werden könnte. Hieraus schöpft Leon Say
die Hoffnung, daß eine Herabsetzung des Zinsfußes erfolgen
werde, welche neue Arrangements bezüglich der öffentlichen
Schuld und Erleichterungen herbeizuführen vermöchte, die
zum Nutzen des Landes dienen sollen. Inzwischen erweist
sich die Finanzlage Frankreichs gegenwärtig keineswegs als
eine besonders günstige.
Die indirekten Steuern haben für den Monat Mai
einen Ueberschuß von 7,141,000 Frcs. ergeben, was ein im
Verhältniß mit den früheren Monaten unbefriedigendes Re
sultat zu nennen ist, da die ersten vier Monate des Jahres
1882 ein Mehrerträgniß von 40,527,000 Frcs. geliefert haben.
Insbesondere sind in dem letzten Monate die Zölle auf Zucker,
Wein und die Steuer anst Enregistrement, die letztere um die
beträchtliche Summe von 1,700,000 Frcs. hinter den Vor
anschlägen zurückgeblieben. Nimmt man die vier ersten
Monate als Grundlage, was jetzt schon etwas gewagt er
scheinen muß, so würde das ganze Jahr einen Ueberschuß von
PO Millionen abwerfen; dieser Gewinn ist aber bereits mehr
als erschöpft, indem man schon bisher zu dem Finanzjahr
1881 Nachtragskredite in: Gesammtbetrage von 127 Millionen
bewilligt hat. Angesichts dieser unerfreulichen Lage wird die
Kammer nicht umhin können, dem Wunsche des Herrn Löon
Say gemäß ihrer Freigebigkeit Einhalt zu thun.
Mit Beziehung auf die bevorstehende Abberufung des
sC 1 n t Thrmprtt hpv SttfhlVs/'. hslts
Generationen vereinigt finden, und daß cs dem Urgroßvater an
dem Abend eines thatenvollcn und ruhmreichen Lehens ermöglicht
ist, an die Seite des herangereiften Sohnes und des in das Man
nesalter eingetretenen Enkels den Urenkel über die Taufe zu
halten. Unter den Gaben, welche das Alter unserem
Kaiser mit so reicher Hand bescheert bat, nimmt die Ge
burt dieses Urenkels, welcher berufen ist, der Erbe deS
Thrones in der vierten Generation zu sein, sicherlich nicht den
letzten Platz ein. Die fürstlichen Verwandten und die Mitglieder
befreundeter Herrscherhäuser haben sich zahlreich eingefunden und
den jungen Prinzen umstehen eine Reihe erlauchter Pathen.
Prinz Wilhelm hat ganz besonders den Wunsch gehegt, daß
unter den Zeugen des Taufaktes diejenigen Fürsten vertreten sein
möchten, welche auch am Tage seiner Vermählung hier anwesend
waren, und so fehlen auch diesmal nicht der König von Sachsen,
der Herzog von Aosta, der Herzog Christian von Schleswig-
Holstein, der Großherzog von Sachsen und der Herzog von
Sachsen-Coburg. Vom österreichischen Kaiserhause ist der
Kronprinz Rudolf erschienen, der ja mit dem Prinzen
Wilhelm schon von der Zeit der.Wiener Weltausstellung her
besonders eng befreundet ist. Der zarte Gesundheitsheitsznstand
der Kronprinzessin Stephanie hat ihr verbot' n, den Gemahl zu
diesem Besuche an unserem Kaiserhof zu begleiten und damit den
Besuch zu erwidern, den daö junge prinzliche Paar seinerzeit in
Wien bei Gelegenheit der dortigen Hochzeitsfeierlichkeiten abge
stattet batte. Von dem russischen Käiserhofe ist der jüngste Bruder
des Kaisers, Großfürst ScrgkuS, entsandt worden, und von den
übrigen europäischen und deutschen Höfen sind entweder besondere
Spezialgesandte eingetroffen oder die betreffenden Chefs der
hiesigen'Missionen mit der Stellvertretung beauftragt worden, so
daß sich morgen in den schönen Festräumen des Neuen Palais
eine außerordentlich glänzende Versammlung zu diesem fast einzig
in seiner Art dastehenden Feste vereinigt.
Potsdam prangt im freundlichsten Frühlingsschmuck, überall
grünt und blüht cs und die königlichen Gärten wollen uns kaum je so
frisch und üppig erschienen sein, als in diesem Jahre. Der weiterunde
Platz vor dem Neuen Palais ist geschmackvoll mit Teppichbceten
und'Gruppen kostbarer blühender'Blumen verziert worden, die
sich von dem Rasenteppich wirkungsvoll abheben und deren
Farbenpracht noch erhöht wird durch den dunkeln Hintergrund
des dichten Laubwaldes, welcher das Rondel aus allen Seiten
einrahmt. Seitdem die kronprinzlichcn Herrschaften alljährlich in
dem Neuen Palais ihre Sommerresidcnz aufgeschlagen haben, ist
viel für die Ausschmückung und Verschönerung der Anlagen ge
schehen. Da, wo sonst stehende Sümpfe weite Flächen bedeckten, sind
jetzt schöne Rasenplätze mit farbigen Blnmenbceten und künstleri-
scheu Gruppen geschmückt entstanden, reizende Fernsichtcn sind in das
Dickicht eröffnet und überall zeigt sich auch hier die anordnende
Hand der Frau Kronprinzessin welche unablässig bemüht gewesen
ist, diesen früher etwas' vernachlässigten Theil dcS Parkes von
Sanssouci in wahrhaft künstlerischer Weise umzugestalten. Von
den großen Prachtsälen, dem zu ebener Erde liegenden Muschel
saale und den angrenzenden Galerien bietet sich dem Auge ein
erfreulicher Anblick, und für daS Fest, das morgen gefeiert werden
soll, konnte kaum ein besserer Platz ausgewählt werden. Zum
Taufakt selbst ist die rechts neben dem Muschelsaal liegende
Jaspisgalerie ausersehcn, in welcher der Altar von Blumen und
Blattpflanzen umgeben, hergerichtet ist. Ein arteg Herkommen
setzt für die Tauffeierlichkeiten fest, daß über den Altar ein
carmoisinrother Sammet-Baldachin sich wölbt, dcssen»Rückwand mit
dem aus Seide gesticktenBilde Correggios „das dorne^Mkrönte Antlitz
Christi" geschmückt ist. Aus dem Tauftisch ist dasH^^MH placirt,
welches auf Anordnung des Königs Fricdriä^L^^Miii. von dem
Hosgoidschmicd Hossauer aus scbiVfi ligt ist und
erneu Mal ranch ge
nommcn foinm
als Stellvertreter erschienenen Prinzen und hochgestellten Personen
sind noch Einladungen an die Chefs derjenigen am hiesigen Hofe
tccrcditirten Missionen ergangen, aus deren Ländern ein Ri'it-
zlied des regierenden Hauses anwesend ist, sowie an alle Bot-
chafter mit ihren Gemahlinnen. Ein Ertrazng wird die ein
geladenen Gäste Mittags 1 Uhr von Berlin nach der Wildpark-
station bringen, wo Wagen bereit stehen, um sie durch die schöne
Allee an den festlich geschmückten Kommuns vorüber nach dem
Neuen Palais zu führen. Von dem stattlichen Vestibül aus, das
ebenfalls reich mit Blumen geschmückt ist, und in welchem die
Mannschaften der Schloßgarde-Kompagnie die Ehrenwache bilden,
begeben sich die Gäste nach dem links von dem Muschel»
saalc bclegenen Tamerlansaale, um hier daö Zeichen
für den Eintritt in die Tauskapelle zu erwarten. In
derselben ist neben dem Altar ein Sitz für die Frau
Prinzessin Wilhelm bergerichtct worden, tun dort den Eintritt
der Taufzengen, der Gäste und des Taufzugcs zu erwarten. So
bald die Gäste versammelt und alle Vorbereitungen beendet sein
werden, wird um 2 Uhr dem Kaiser die entsprechende Meldung
gemacht und tritt dann der Kaiser und die Kaiserin mit den
übrigen fürstlichen Oäästen, gefolgt von ihrem Ehrendienst, in die
Jaspis-Galerie ein. Der Kaffer, als vornehmster Pathe, stellt
sich rechts vom Altar auf und neben ihm folgen die übrigen
Fürstlichkeiten ihrem Range gemäße während das Gefolge sich
hinter denselben rangirt. Der übrige Raum wird von den
anderen Gästen ausgefüllt. Sobald -die einzelnen Paare ihren
Platz an dem Altar eingenommen haben, nimmt der Taufzng
seinen Eintritt in die Taufkapclle auS den an die Jaspis-Galerie
angrenzenden Gemächern. Dem Zuge voran schreitet der Haupt-
mäun von Liebcnau als fungirendcr Hofmarschall deS Prinzen
Wilhelm. Der Täufling, dem man übrigens gute Gesundheit und
ein freundliches liebes Kindergesicht nachrühmt, wird von der
Obcrhosmeisterin Gräfin Brockdorff bis an die Schwelle der Taus-
Kapelle getragen, wobei die Hofdamen Gräfin Keller und Fräu
lein v Gersdorf die Schleppe des TaufkleideS tragen. Die Leih-
pagcn dcS Prinzen Wilhelm und der Prinzeß Victoria fungircn
ebenfalls in dem Zuge, den sie mit dem Kammerherrn schließen.
An der Thür der Tauskapelle übergiebt die Oberhofmeisterin den
Täufling ebenfalls einem alten Herkommen gemäß einer nnver-
heiratheten Prinzessin dcS königlichen Hauses, diesmal der Prin
zessin Victoria, welche sich dann mit ihrem Neffen dem kaiser
lichen Großvater nähert und denselben in die Hände des Kaisers
legt. Der Kaiser hält seinen Urenkel während des ganzen Tauf
aktes, den der Hosprcdiger vr. Kögel vollziehen wird, und nachdem
derAkt vorüber ist, wird der Täufling wieder von der Prinzessin
Victoria dem Kaiser abgenommen, um nutl in die Arme" der
Mutter gelegt zu werden, über welche dann zusammen mit dem
Kinde der Segen gesprochen wird. Nach Beendigung dieser
Feierlichkeit wird der Täufling in ganz gleicher Weise wieder ans
der Taufkapelle zurückgebracht und in eine Paradewiege gelegt,
welche in dem an die Jaspisgalerie anstoßenden Gemach auf
gestellt ist. Dorthin bcgiebt sich nunmehr auch die Prinzef?
Wilhelm, um jetzt die Gratulation der fürstlichen Gäste tut**
Cour der übrigen Geladenen entgegen zu nehmen, wo>'
Täufling ibr zur Seite in der Päradewiege liegt. An ~
wird sich dann eine Galatafel in den schönen i)''
Muschelsaales anschließen. '
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