Full text: Zeitungsausschnitte über Veröffentlichungen von Herman Grimm: Über Erzählungen und Gedichte

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g ar I. Nein, bester ausgedrückt, 
Durch den Baron. 
Emma. Das ist Erfindung, Phantasie! 
Karl. Genug, sie schickt mich fort, gleichgültig ist es, wie. 
Emma. Nun denn, es mag so seyn. Ich gebe immer nach, 
Wo man mir, wie Sie thun, unsinnig widersprach. 
Sie aber bleiben hier, bis ich mit dem Baron 
Und Julie mich besprach. — Sieh da, sie kommen schon. 
(Julie eintretend durch die Mitte am' Arm des Barons, den sic lotlüßt. 
Sie ignorirt Karl völlig.) 
Julie. Ja, der Baron hat Recht. Hier in dem Saale fühle 
Ich erst, wie heiß es ist. Welch angenehme Kühle! 
Emma. Du gingst so ohne Hut? 
Baron (zu Emma). Und weder Schirm noch Fächer! 
'S ist sündlich, doch es lebt einst dafür auch ein Rächer! 
Und wenn beim nächsten Ball auf ein paar schönen Wangen 
Als Warnungszeichen nicht sechs Sominersprosten prangen, 
(Als Minimum!) schwör ich bei Amors heil'gem Thron, 
So bin ich nicht verliebt, kein Mann, und kein Baron! 
Julie (lachend). Verliebt? 
Karl. Ich geh' hinaus, (ab nach links.) 
® m in a - O Julie, geh' ihm nach — 
Ich bitte dich! 
Julie. Ich ihm? (schüttelt vornehm kalt mit dem Kopfe.) 
Emma. Warum? 
3ulie. Weil ich nicht mag. 
Emma. Julie! 
Julie. Laß mich, Emma! Ich laste mich nicht zwingen.— 
Baron, ich möchte gern dieß Lied ein wenig singen, 
Das Sie mir mitgebracht. Das Accompagnement 
Ist nicht sehr schwierig? 
Baron. Nein, sehr niedlich und nicht lang. 
Julie Liegt's auf dem Flügel drin? (nach recht« ab.) 
Baron (ihr nach). Ich steh' gleich zu Befehle. 
(;u Emma zurück). 
Erlauben Sie, daß ich Sie mit drei Worten quäle? — 
Drei Worte, gnäd'ge Frau? 
Emma. Sehr gern. Ich quäle Sie 
Dann auch mein Theil. 
Baron. Entzückt! Doch ein's! Sie sagen nie, 
Das heißt zum Theil, was ich vorbringe, wieder? — Ich 
Erfleh's als eine Gunst auf meinen Knieen für mich. 
Sie schweigen? 
Emma (nimmt Platz). Wenn ich kann. 
Baron (sezt sich neben sie). Siekönnen's. JhreHand — ? 
Gut. Nun, Sie wissen wohl, wir sind etwas verwandt — 
Weitläuftig, aber doch erweisbar? 
Emma. Jedermann, 
Den es angeht, weiß das. 
Baron. Damit sang' ich erst an. — 
Sie wisten, gnäd'ge Frau — vielmehr, Sie wisten's nicht, 
Denn das Geheimniß blieb sogar eins dem Gerücht, 
Daß eine Charge mir bestimmt ist, die mich zwingt, 
Vermählt zu seyn, weil sie ein cliez soi mit sich bringt, 
Das eine Frau verlangt. Kurz und gut. .. meine Wahl 
Schwankt' lange hin und her, doch ist sie dieses mal 
Fixirt — und wenn ich auch in mancherlei Betracht 
Behaupten kann, es sey die Sache abgemacht. 
So wär's mir wiederum unendlich lieb, wenn Sie 
Mich unterstüzten 
Emma. Ich? — Von Herzen gern. Doch wie? 
Wer ist die Glückliche? 
Baron. Sie ahnen's nicht? —! — 
Emma. Ich denke 
Herum, so weit ich kann; wem ich die Ehre schenke, 
Weiß ich nicht — und es ist die Sache abgemacht? 
Baron. Nicht völlig, sondern nur in mancherlei Betracht. 
Urtheilen Sie. Ich war der Dame. . . nah gekommen, 
Durch Zufall ..., habe drauf den Zufall wahrgenommen, 
Und sie ... 's ist lächerlich, es war 'ne kleine List. .. 
Sanft an das Herz gedrückt und auf den Mund geküßt. 
Emma (aufstehend). Baron! Was soll denn das? Hat denn das 
einen Sinn? 
Und was soll ich dabei? Ist da Vernunft darin? 
Und sind Sie schon so weit — und haben Sie gewählt, 
Ist das die Art, wie man bei Ihnen sich vermählt? 
Baron (eifrig). Sie mißverstehn mich ganz! Die Sache ist, ich gebe 
Das zu, ein wenig... und... kurzum, noch in der Schwebe 
Und grade, weil man so nicht anzuhalten pflegt, 
Zählt dieser Zufall nicht — wenn er auch nichts verschlägt — 
Und deßhalb bitt' ich Sie, in aller Form zu fragen, 
Und mich ihr comme il saut nachträglich anzutragen. 
Emm a. Wem denn, Baron? 
Baron. — O Sie! — Siewüßtens nicht? Sie hätte 
Verrathen nichts? Warum ging man so spät zu Bette 
Vergang'ne Nacht, — und blieb so lauge wach, und lag 
Im Fenster beiderseits, wo man so leise sprach? — 
Emma. Sie haben uns belauscht?—! 
Baron. Ein leises Murmeln flog 
Zu meinem Fenster hin, das ich sehnsüchtig sog; — 
Doch hört' ich nichts. 
Emma. Und wie soll ich mit Julie hier 
Allein und ohne Brief — Baron, wie sollen wir 
Ahnen, wen Sie erwählt? 
Baron. Nun denn, da Sie es wollen, ... 
Julie. 
Emma. Nun? 
Baron. Nun, sie ist's! 
Emma. Baron, sind Sie bei vollen 
Verstandeskräften? Wie? Julie umarmt, geküßt?! 
Hier wohl am Ende gar? —! — 
Baron. Gestern. 
Emma. Baron, das ist 
Ein Unsinn! (Aber still! — Karl, den ich ganz vergaß, 
Sagt, daß ihm der Baron von Julien sagte, daß 
Er frei sey. Und sie selbst — kühl gegen Karl — und mehr 
Als freundlich dem Baron! — und so gemeflen der! 
So ernsthaft!) — O, im Ernst und auf Ihr Ehrenwort, 
Sie wisien es, warum reist Karl so eilig fort? 
Warum? 
Baron. Sehr einfach, das versteh' ich ganz genau: 
Er suchte hier vielleicht, und fand hier keine Frau; 
Und hielt cs für sehr klug, ich muß die Ansicht theilen, 
Bei diesem Status quo nicht länger zu verweilen. — 
Ich hab' ihm reinen Wein dariiber eingeschenkt, 
Und sagte sicher nichts, was nicht das Fräulein denkt. 
Julie (eintretend). Wo bleiben Sie denn nur? Das Lied ist wirk 
lich schön. 
Man fühlt recht einen Hauch von Weichheit in ihm weh'n, 
Und manches ist darin...
	        
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