Hinfällt und berührt die Erde,
Doch unsichtbar ist den Menschen,
So im Kommen wie im Gehen.
Dreimal rangen sie zusammen
In der Gluth der sinkenden Sonne,
Bis die Dunkelheit hereinbrach,
Und der Reiher, der Schuh-shuh-gah,
Schrill aus seinem Nest im Moorland
Nus des Hungers ließ ertönen,
Und Mondanim lauschend stillstand.
Hoch und schön und herrlich stand er,
Schön im grün und gelben Kleide;
Auf und ab mit seinem Athem
Flogen seiner Stirne Federn,
Und der Schweiß des heißen Wettkampfs
Stand wie Tropfen Thaues auf ihm.
Und er rief: „O Hiawatha,
Brav hast du mit mir gerungen,
Dreimal stark mit mir gerungen!
Der uns sieht, der Herr des Lebens,
Würd'gen wird er dich des Sieges!"
Lächelte sodann und sprach er:
„Morgen ist der letzte Tag nun
Deines Ringens, deines Fastens.
Siegen wirst du, wirst mich zwingen.
Mach' ein Bett mir, drin zu liegen,
Wo der Regen auf mich falle,
Wo die Sonne mich erwärme;
Abstreif' dieses grün und gelbe
Kleid mir, diese weh'nden Federn;
Leg' mich in die Erde, laß sie
Leicht und locker mich bedecken!
„Keine Hand laß meinen Schlummer
Stören; Wurm und Unkraut wehre;
Laß nicht Kahgahgee, den Raben,
Mich besuchen und mich schäd'gen;
Du nur komme, mich zu hüten,
Bis von selber ich erwache,
Bis, mich regend und mich reckend,
In den Sonnenschein ich springe!"
Solchermaßen sprechend schied er;
Friedevoll schlief Hiawatha;
Zwar die Wawonaissa hört' er,
Hörte Whip-poor-willens Klage
Hoch auf seines Hauses Giebel;
Hörte rauschende Sebowisha,
Nahebei die Waldbachquelle,
Redend zu dem dunkeln Forste;
Hörte das Gestöhn der Zweige,
Wie, vom Wind der Nacht durchstrichen,
Sie sich senkten und sich hoben;
Hörte sie, wie man im Schlaf hört H
Fernes Murmeln, Traumgeflüster:
Friedevoll schlief Hiawatha.
Kam am Morgen die Nokomis,
Kam am siebten Tag des Fastens,
Brachte Nahrung, brachte Speise,
Kam und flehte, kam und klagte,
Fürchtete, daß er dem Hunger,
Daß dem Fasten er erliege.
Doch er nahm nicht, und er aß nicht,
Sagte nur zu ihr: „Nokomis,
Warte, bis sich senkt die Sonne,
Bis die Dunkelheit hereinbricht,
Bis der Reiher, der Schuh-shuh-gah,
Rufend aus den öden Sümpfen,
Ansagt, daß der Tag geendet!"
Heimwärts weinend ging Nokomis,
Trüb um ihren Hiawatha,
Fürchtend sehr, daß seine Starke
Seinem Fasten noch erliege.
Er indeß saß müde wartend
Auf das Kommen des Mondamin,
Bis die Schatten, weisend ostwärts,
Ueber Feld und Forst sich reckten,
Bis die Sonne fiel vom Himmel,
Fließend auf den Wassern westwärts,
Wie ein rothes Blatt im Herbste
Fällt und hinfließt auf dem Wasser,
Fällt und sinkt in seinen Busen.
Und sieh' da! der Knab Mondamin,
Mit den weichen, scheinenden Locken,
Mit den grün und gelben Kleidern,
Mit den Federn lang und glanzend,
Stand und winkt' ihm in der Pforte,
Und wie Einer, der im Schlaf geht,
Bleich und hager, aber furchtlos,
Aus dem Wigwam kam und kämpfte
Mit Mondamin Hiawatha.
Drehte sich um ihn die Landschaft,
Tanzte mit dem Forst der Himmel,
Und sein starkes Herz sprang in ihm,
Wie der Hausen springt und tobt im
Netz, zu brechen durch die Maschen.
Wie ein Feuerring rund um ihn
Glüht' und flammte der Gesichtskreis;
Hundert Sonnen, schien es, blickten
Nieder auf den Kampf der Ringer.
Plötzlich auf dem grünen Rasen
Ganz allein stand Hiawatha,
Keuchend von der wilden Arbeit,
Zitternd von dem heißen Wettstreit;