© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Z 20
ou'ni Nachmittag halten sich. alter Gewohnheit aemäk eine
Menge Eramlanten ans der Nachbad^ft on B '; w
beim Berl°!ken der Kirche kamen die ekstln RdsagM
«.lern, he fetoWerten. das; sie zu ■[«" LKm
k 1 ' WUS auch kommen möge, noch gched-n zu haben fiÄwr.
■e vor ihrer wahrscheinlichen Einberufung di» kmidwirl'choKickM 1
».ccm,, mogknW, anordnen wollten, RLomnM-7mh,VK°
Posten nicht mehr verlassen durften, da jeder Augenblick die
wichtigsten Befehle bringen konnte. Man fühlte schon die nahen--
Unterbrechung jedes gewohnten Lebensganges. Während nom
über all diese Nachrichten gesprochen wurde, wach auch schon dem
Seemann eim Depesche gebracht. Die Rückberufung in
Hafen. Er war der erste, aber der Kavallerist hatte nicht taug
KU warten, da hielt auch er den Befehl in Händen, sich umgehen
bei seinem Regiment einzufinden. Die Entscheidung >nutzte an
wohl nahe bevorstehen, war vielleicht schon gefallen. Eine ne
Rm)e und Entschlossenheit kam über , die beiden; fest und M
gaben sie ihre Befehle fi'lr die nötigsten Vorbereitungen, denn o
Pferde, die der Älteste bis zu den Herbstmanövern bei Grogmam^
stehen lassen wollte, sollten nun — Mi ganz andern Manövern
rasch in die Garnison gebracht werden, und mit dem nächsten -oUg
mußten sie selbst ja fahren; aber sie fanden doch noch Jeu, ™
dem Inspektor allerhand wirtschaftliche Fragen schnell zu bereden
und ihm, dem daheimbleibenden Landsturmmunn, Großmama ganz
besonders zu empfehlen. Denn in den bisher von ihr Umhegten
war plötzlich ein unbekanntes Verantwortungsgefühl für u e
erwacht. Zum Vorsorgen, zum Verteidigen, waren sie, die Jungen,
jetzt da, wenn wirklich, was sie siebten, frevelnd angegriffen werden
sollte. Großmama hörte still zu mit einem seltsam frohen Lächeln',
daß ihnen die männlich erziehende Hand-gesehlt, war diesen Enkeln
wahrlich nicht anzumerken. Und a-uch mit dem Jüngsten konnte sie
zufrieden sein. Ml dem war zwar noch nicht jo viel Gemessen
heit wie bei den ältern, da lohte die Begeisterung noch heu
jauchzend und ungehemmt, aber seine Pläne hatte and) er m
neuer Selbstbestimmung schon fest gefaßt. In das Jnternar
wollte er gleich zurückkehren, um sich dort zu verabschieden, uno
dann sofort in die Garnison des Bruders fahren; die schrsitlicye
Erlaubnis zur freiwilligen Meldung beim Regiment mußte Groß'
mama ihm mitgeben.
Ja, richtige Geburtstagsgeschenke waren diese Enkel, und es
kam Großmama auch wirklich vor, als würden st« ihr in drefer
Stunde erst recht geschenkt, als habe sie sie vorher nie so ganz
gekannt und besessen. Aber in dies stolze Bewußtsein, daß die
heutigen Jungen würdig geworden jener, die drunten in pw
Gruft schlummerten, in die erwärmende Seligkeit, die ihre Zarl-
lichkeit über diese letzte Stunde breitete, mischten sich doch wieder
die bangen Fragen: war es vielleicht wirklich das letztemal, dag
sie alle so zusammenstanden? Und wer würde fehlen, wenn oa^,
was fetzt begonnen wurde, zu Ende geführt fein würde? — "7
Vielleicht dachten die Enkel Ähnliches; sie sagten zwar stolz urw
froh: „Auf Wiedersehen!" und ließen keinerlei Rührung aus
kommen. aber als sie da'.'.n in dem leichten Jagdwageu den Berg
wieder hinabführe blickten sie alle zurück nach der Haüspforle
in der Großmama stand, blickten, so lange sie noch 'irgend zu
sehen war, als wollten sie sich dies allbekannte Bild noch einmal
ganz genau einprägen. Und dazu blaute der Himmel, überall
grünte, prangte und reifte es unter der heißen Nachmittagsfonne,
und die Heimat zeigte sich den Scheidenden schöner denn in
irgendeinem frühern Sommer.
Als die Brüder in ihren Garnisonen eintrafen, war die Ent
scheidung gefallen.
Und dann kamen Tage und Tage, wo es schiert, als flute die
ganze wehrhafte Männerwelt in einem ungeheuern grauen. Strom
! aus dem Laude. Und immer neue Wetten folgten. Alle in derselben
! Richtung. Me nach Westen. Auch durch'die kleine Station bet
: Großmamas Gut fuhren.die langen Züge Ehrend Tagen «na
Tagen. Und auch die Nächte hindurch "tönte ihr Rollen vom
Tale zun; Schloß hinaus. Dies Rollen klung verschieden vorn
Rollen andrer Züge. Man hörte förmlich die Schwere dieser
langen, langen Wagenreihcm Und sie waren ja auch schwer von
Hoffnungen, die sie trugen, von Sorgen und Wünschen, die N
an sie hefteten.
Jedesmal, wenn ein Zug angemeldet .war, strömten
D'aheimgebliebenen aus den benachbarten Dörfern zu der kleinen §
Station, alle beladen mit irgend etwas, das sie den Ausrückenden
schenken wollten. Denn wenn auch in dieser dichtbevölkerten
Gegend die Städte nahe beinander lagen, in deren Bahnhöfen
Speisungen stattfanden, so wollte doch auch solch kleine Halte
stelle niti): nachstehen. Ein Bedürfnis, zu geben und zu schenken
war in jedem, der Wunsch, den Scheidenden noch etwas Liebes
anzutun, sie möglichst auszurüsten und zu stärken für Kampf
und WA Aedes Brot, jede Zigarre, die in die bekränzen Wagen