Full text: Zeitungsausschnitte über Elisabeth von Heyking

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© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Z 20 
Decken belegt. „Werden die auch fort müssen?" fragte der See 
mann. Und hÄbstolz, HM wehmütig antwortete der Kiüfcher: 
„Natürlich! Sie sind alle vorgemerkt, Ne Frau Gräfin hat dach 
rm solche Pferde." 
Die eignen Zimmer hatten sich die Enkel nach persönliche»» Ge 
schmack eingerichtet. Rennbilder herrschten bei dem ältesten vor, 
Zwischen Jagdbüchson und Geweihen. Sportblätter lagen herum, 
und auf einem sonst wenig beschwerten Bücherregal standen etliche 
lchidwirtschaftliche Werke. Der älteste Enkel sollte ja die Güter 
übernehmen, und Großmama hielt darauf, daß der Inspektor schon 
Letzt die ganze Wirtschaft mit ihm Rsprach. Großmama hätte ihm 
schcm längst alles gern abgetreten, doch bisher hatte er sich 8*’ 
weigert, wollte sein geliebtes Soldatenleben noch nicht missen. Und 
auch jetzt in seinen: Zimmer, durch die offene Tür mit den 
Brüdern redend, sagte er: „Wie gut, daß ich noch beim Regilnerü 
geblieben bin — denk' mal, wenn ich jetzt schon Reserveonkel wäre! 
Anders sah es beim Seemann aus. Schon im Kinderbade- 
wännchen hatte er immer ein Schiffchen zum Schwimmen haben 
wollen, und später richteten sich all seine Knabenwünsche auf 
Kreuzer und Torpedoboote, die dann im Gartenteich alle Arten 
von Maschinendefekten und schweren Havarien erlitten. Seine 
Lreblingslektüre waren stets Marinegefchichteu gewesen, und 
manche dieser Bücher standen noch jetzt in seinem Zimmer neben 
den Andenken an ferne Häsen von der ersten großen Seereise 
aus dem Schulschiff. Es hatte ja von klein auf bei ihm fest- 
dastanden, daß er zur Marine gehen würde> und Großmama hatte 
chre Einwilligung geben rnüsten zu diesem in der Familie neuen 
Beruf. Seine Gefahren schreckten sie, aber gerade deshalb hatte 
)>e zugestimmt, was hinter geschlossenen: Bister die eigne Sorge 
chr^'kennen Eügstens sollten die Kinder nie an 
fauste der Primaner. Wie jenen das 
Äfö dttfen dre Luft an, und ein großer Bastler rvar er 
GumÄ 2)1 1 e^ten Drachen hatte er sich mit viel 
S? und klebrigen Fmgem selbst zusammengeleimt: Wind- 
Raum nächstes Ziel, und jetzt stand in einem leeren 
aeüeum. e ^! n ® lo |»? ornQ » Garage ein seltsam vogelartiges 11n- 
ich dock ^suM»g werden sollte. „Am liebsten ginge 
„afar hü. m ?' erklärte er dem seefahrenden Bruder, 
gar Ausbildung dauert zu lange, da käme ich womöglich 
die CF*i2r»JI! € ^ r r I ous ' ci,c ^rtig gesiegt haben." — „Wenn 
nickt"kn ^ch etwa unsern Feinden zugesellen sollten, wird's 
l* Men," erwiderte bedächtig der andre. 
ersten Rundgmrg kchttan die Enkel in den Garten 
rtfZz wo Großmama in Mtzender Laube den Te-e zu trmken 
3n buchsumsimmten Beete» standen da duftende Leo- 
«»< •,. zarten, mckestimmton Färbungen, den verblaßten 
auf den Pastellbildern der gepuderten Mn fronen: 
Ki^^btsarb'ge Skabiosen erhoben sich darüber, wie die zu den 
25 pa,senden alwVdischen Hüte. Rittersporn blaute stolz 
Balsaminei: und Flngerhut, in besten Blüten- 
üftirfw 1 ^un'nieln träge schluir, »nerton: wohl ri eche»Äe 
an w ^w/uukt«: verwitterte Sandstoinfiguren. und am Sparer 
»n^oer Schloßwand reiften die erste:: Pfirsiche, rot imb samtig. 
dem hochgelegenen Garte:: blickte man über mählich ab- 
LsPuruerte Terrassen hinab w das breite Tal. Sanfte 
bs, ein Flüßism schlängelte sich durch soine mit 
Räumen bestandenen Wiesen. Reifende <Ämmerwärme 
in w f ^ as ^' — ®' 11C ® e fl en ^ war es, die jeder Mann, der 
ur groß geworden, lieben, die zu verteidigen er wünschen inußte, 
Hart-« weiblicher Zauber stieg ja ans chr empor. Nichts 
uJS' v vH.“W öa in der ganzen Landschaft. Sanft und 
SSSj*"* ^ Lmren ihrer Hügel, Mädchengeflüster gleich das 
E^'^^ chres ftemen Flusses. Weiblich die blühende Lieblichkeit 
uruhlrnge, weiblich jetzt auch die üppige Fruchtbarkeit ihres 
Mi^winers und nahenden Herbstes. — Und Ne drei noch beinah 
rn wenhaften Männer mußten dies, an der Brüfkmg des Schloß' 
gartens lehnend, in dieser Stunde empfunden haben, dem: plötzlich, 
, ^ -Pilsen: schwelgenden Schauen und Sinnen, sagte der eine nur 
oevender Stimme und einer neuen, scharfen Falte auf der jungst 
g atten Stirn: „Wenn ich mir dächte, daß Feinde je hier in unser 
Eindrangen, das wäre..., das wäre..." Er hielt inue, 
fsfÜ? ^ tüchmd für diese so gänzlich' neuem Gefühle. Doch 
jajon skel om andrer Bruder ein: „Das wäre, als würde ome 
vrmdervolle Frau von Bösewichteri: geschändet." (Forts, folgt.)
	        
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