Buchner: Clemens Brentano und Ferdinand Freiligrath.
631
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Z 17
sie krebsen mit einem Köder, dem mehr
Ehre gebührte. — Mögen selbst die
größten Poeten dies gethan haben, es
bleibt mir um so verhaßter. Solche
Poesie hat Etwas treuloses, verräthe-
risches, eitles, buhlerisches u. s. w. — Durch
Ihre Achtung aufmerksam laß ich die
der Sirenen, welche vor dem Schiffbruch
verrätherisch locken statt zu warnen.
Ich habe als Jüngling den Marseillia-
ner Marsch mit gleicher Ahndung gehört,
was hat er herbeigeführt, den Opfertod
vieler Unschuldigen und die schauderhaf
teste Tirannei. — Ich habe keine Ursache,
Büste Clemens Brciitano's nach Ticck. Abguß ine Besitze des Herrn Prof. H. Grimm in Berlin.
Fahrten eines Poeten von Karl Beck, dies
ist ein so sehr groses Talent, daß es sich
nicht wohl geziemt, ihn zu loben, er über
ragt Alles, was mir in der neuen Zeit von
Lyrickcrn vorgekommen, seine Kunst ist so
gros, daß sie die kranke, übermüthige
Blöße vieler seiner Ansichten und Ueber
zeugungen bedeckt, ich konnte dies Alles
mit großer Bewunderung lesen, aber auch
diese Poesie schmeckt nach dem Fischschwanz
wenn solche Stimmen Vorläufer sind, viel
besseres zu erwarten, es steht Alles in
Gottes Hand — aber „ich bitte gar schön"
— lieber Herr Freiligrath! — Ich hatte
Becks Fahrten noch nicht ausgelesen, als
ich dies Urtheil hingeschrieben. — Ich
war erst bis nach Weimar mit ihm ge
kommen, in Ungarn konnte sein Talent
und seine Fertigkeit die ganze Armuth
und Blöße der Gesinnung nicht nur be-
M o ii a t £ 1; e f t e, XLVn. 281. — Februar 1880. — Bierle Folge, Bd. HI. 17.
42