Full text: Zeitungsausschnitt über Auguste Grimm

© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Z 12 
sfr. ff • 
Ogficb« Rundschau 
♦ 191t ♦ 
Hu8 der Reichsbauptftadt 
Zu den Gemeindervahlerr. 
Dej der Aufstellung der Kandidatenlisten für die Ge- 
Möindewatzlen in Groß-Berlin ist das Bestreben zu er 
kennen, möglichst viel neues und jüngeres Blut in me ©e* 
meindekörperschaften zu bringen. In einer Zuschrift wird 
davor gewarnt, darin zu weit zu gehen. Nicht persönliche, 
sondern rein sachliche und gerneindepolitische Gründe 
sprechen dafür, daß bei der Ausstellung der Bewerberlisten 
jür die Gemeindewahlen auch Rücksicht auf die bewährten 
Mitglieder der gegenwärtigen Gemeindebehörden ge 
nommen werde. Einmal ist diese Wiederwahl schon 
aus dem Grunde dringend erwünscht, wenn unter 
unstranoen nicht gar notwendig, weil den neuen Gemeinde- 
vertretungen die Verabschiedung der Haushaltspläne für 
1919 und hierbei insbesondere die Festsetzung der 
Steuersätze obliegen wird. Dazu ist eine eingehende 
Kenntnis der einzelnen Zweige der Gemeindeverwaltung 
erforderlich, und diese kann unmöglich von den jüngeren, 
wenn auch noch so tüchtigen und arbeitsfreudigen Mit 
gliedern oerlängt werden. Erfahrungen erwerben sich erst 
m Jahren. Auch über die nächsten Haushaltspläne hinaus 
wird an die Gemeinden eine Fülle neuer Aufgaben und 
Arbeiten herantreten, die nur auf der Grundlage einer ge 
wissen Erfahrung und Kenntnis mit Erfolg bewältigt werden 
kann, und schließlich ist es auch dringend notwendig, gegen 
über dem Ansturm der Sozialdemokraten auf die Gemeinde- 
varlamente einen Stamm bewährter, parlamentarisch ge 
schulter und sachkundiger Männer entgegenzustellen. 
• 
8n Schöneberg hat der Zentrakausschuß der kauf 
männischen und gewerblichen Vereine und Innungen für 
die Stadtverordnetenwahlen folgende Kandidatenliste auf 
gestellt. ohne Rücksicht auf die Parteizugehörigkeit der Kan 
didaten. ausschließlich von wirtschaftlichen Gesichtspunkten 
aus: 
Buchdruckerelbesttzer Fritz Senß, Architekt Pauk Iatzow. 
Kaufmann Rudolf P atzte, Schriftst ekler Ernst Friedrichs, 
Obermeister bor Schlächterknnung Ernst S t a e g e, Obermeister der 
Schneiderinnung Karl Wiethölter. Kaufmann Wilhelm 
Sab er, Obst- und Gemüsehändler Karl Beyersdorf. Gast- 
Wirt Fritz Schi schon. Schuhmachermeister C. Rodert Korn. 
Holzhandler Heinrich Iaretzki. Ratsmaurenneistcr Mar 
Schulz. Stadtbaurevisor Martin Schöning. Obermeister der 
grlfeurinmaia Heinrich Kyrieleis. Kaufmann Paul 
Siegert. ^chneLermeistsrin Erna Conradi, Kaufmann Leo 
i Vorsitzender des Haus- und Grundbesttzervereins Prof 
Richard Heyne, Buchbindermeister Johannes S i e v e r s Ober. 
«-m» Wilhelm 9 8«,” aJJ &’ §«ta 
Hüls, Sao4besttzer Emil Ebrecht, BuchhönÄerin Anna 
Weng, Schlächtermeister Friedrich M o d r o w Ingenieur Emiil 
Müller Malermeister Richard Wol laast ÄKS 
Sriebrkf) »rüsymann, Kaufmann L-nnnkd Salnmnn 
^no!'"t 4nMCr b°'din<Mi> Schmidt und Fichrh-rr Johann 
lieber die Kandidatenlisten in 6lrAfii9i#rf4«i 
^ bürgerliche Einheitsliste inWikmer 
m-Ll», I?. o JL 8 ^ a , men ' DOn denen nach dem Ergebnis der 
D ib sichere Wahlausstchlen haben. 
der Liste stehen Fabrikbesitzer Alfred Seht (Demokr.). 
yngemeur Fabian (Deutschnat.) und Präsident Dr. Koch (D. 
Aorrsp.). Von den 66 Kandidaten entfallen auf di« Deutsch« de» 
mokratifche Partei 25, di« Deutfchnationale Bolkspartei 20. die 
Deutsche Volkspartei 16 und die Christlich« Dolkspartvi 5. — In 
S ri eben au steht an der Spitze der Deutschnationaken Liste 
berlehrer D. Anders, an der Spitze der Liste der Christlichen 
Dolkspartsi Geh. Oberbourat Dr. Sarrazin, der bekannte Bor- 
fitzende des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins. In Lank» 
w i tz haben di« Haus- und Grundbesitzer beschloßen. eine selb« 
ständige Karrdidatenlist« aufzustellen. — In Köpenick ist. wie 
in zahlreichen anderen Gemeinden, die Aufstellung einer einheit 
lichen bürgerlichen Liste an der ablehnenden Haltung der Demo 
kraten gescheitert, die dadurch befürchten, zu viel Stimmen nach 
links zu verlieren. — In Tempelhof dürften, wie wir hören, 
die Deutsche Bolkspartei. die Deutschnationale und die Christliche 
Bolkspartei ihre Listen verbinden, wahrend die Demokraten auch 
hier nüt einer eigenen Liste gesondert vorgehen. 
Mit dem neuen Gemelndewahlrechl befaßt 
Ueber 
lierung über die anderweite Regelung" des Gemeinde- 
wahlrechts Einspruch zu erheben, konnte jedoch nicht ab- 
gestimmt wenden, weil die Mehrzahl der Dorstandsmitglleder 
durch dringende Amtspflichten oder durch Reiseschwierig 
keiten am Erscheinen verhindert war. Es wurde ober in 
Aussicht genommen, vor den Beratungen der preußischen 
Landesversammlung einen allgemeinen Preußischen Städte- 
tag nach Berlin einzuberufen, um zu der endgültigen 
Regelung des Gemeindewahlrechts und der 
Städteverfassung sowie zu der Frage der künftigen 
Gestaltung Preußens Stellung zu nehmen. 
* Dir Sleuerpfllcht der Mitglieder des königlichen 
Hauses. Durch Erlaß der Regierung vom 13. Dezember 
1918 ist die Steuerfreiheit der Mitglieder des preußischen 
Königshauses und ebenso die der ihnen gleichgestellten Mit 
glieder des hannoverschen Königshauses, des kurheffrschcn 
und des herzoglich nassauischen Fürstenhauses beseitigt. Sie 
werden daher nicht nur für das neue Steuersahr veranlagt 
werden, sondern auch vom 1. Januar dieses Jahres ab nach- 
Auveka.nkagsn sein. Als Veranlagunqsort kommen Berlin 
und Potsdam in Betracht. Auch die im Ausland 
wellenden Mitglieder des königlichen Hauses bleiben in 
Preußen steuerpflichtig. 
* Die Anwälte und die Zusammenlegung der Gerichte. 
Zm Berliner Anwaltverein fand eine Versamm 
lung statt, die als große Kundgebung zugunsten der soge 
nannten „SlM'lltanzulassung^. d. h. der Zulassung aller 
Berliner Landgerlchtsanwälte zu allen drei Landgerichten 
im-d zugunsten einer räumlichen Zusammen- 
leg unaallerKammern der drei Landgerichte 
gedacht war. 
ReckitsonwE Dr. Ernst Wolfs, das kürzlich neugewShlte 
Vorstandsmitglied der Berliner Rnwaltskammer, schilderte zunächst 
eingehend die Nachteile des jetzigen Systems, das den Beruf 
des Anwalt» in Berlin aufreibend gefta-lte und in zahlreichen 
FMen zu einem langen Stillegen der Prozesse führe, einfach aus 
dem Grunde, well sich ble Anwälte auf ihrer Hetze von einem 
Landgericht zmn andern verfehlen. Allerdings verhehlte der Red- 
»er nicht, daß größere technische Schwieristeiten zu 
Überwinden feien. Zwar fei im Gebäude de» Berliner Land- 
gerichts I unter Umständen Platz genug auch für di« Äumnwm 
der beiden andern Landgerichte zu schaffen, schließlich sei auch das 
nahegelegene Gebäude des Staatsarchivs zu Gerichtszwecken um« 
wandelbar, aber gerade bei der Verlegung des Land 
gerichts III wären auch größer« fiskalische Bedenken zu über 
winden, da zwischen dem Iustizsiskus und der Stadt Charlotten- 
bürg ein Vertrag bestehe, wonach der Fiskus der Stadt entfchädi- 
gungspflichtlg ist. falls das Landgericht von dort verlegt wird. 
An den mit großem Beifall aufgenommenen Dortrag entspann 
sich eine lebhafte Aussprache, in der u. a. ein Vertreter des 
Justizministeriums eine ziemlich farblose Erklärung abgab, nach 
der wegen der Zusammenlegung „Ermittlungen" schwebten und 
die Simultanzulassung von einem neuen Plenarbeschluß des Kam- 
mergerichts abhänge. Der Schöneberger Amtsgerichtsrat Dr. 
Levin erwähnte, daß auf fern« Veranlassung sich der Croß-Ber 
liner Bürgerausschuß unbedingt für di« Simultanzu- 
kaffung aller Anwälte erklärt, wie dies ja auch ein« Forderung aller 
berufenen kaufmännischen und gewerblichen Standes^ertretungen 
sei, dagegen sei er bisher immer gegen «ine Zusammenlegung der 
Landgerichte gewesen, weil er kein Freund so unübersehbarer 
Niesengebäude sei. Eine Resolution zugunsten der Forderungen 
des Referates wurde einstimmig angenommen. 
* Mietsteigerungen infolge der Kohlenteuerimg sind jetzt 
an der Tagesordnung und beschäftigen unausgesetzt die 
Mleteinlgungsämter Groß-Berlins. Diele 
Hauswirte haben ' - 
Hauswirte haben Mietsteigerungen in letzter Zeit damit be 
gründet. daß die zum Betrieb der Kntralheizung und 
Warmwasserversorgung notwendigen Kohlen im Preise 
außerordentlich gestiegen seien, daß daher eine Erhöhung der 
Miete unumgänglich wäre. Wie wir hören, lassen die Miet- 
eimgungsämter Mietsteigsrungen in solchen Fällen nicht 
ohne weiteres zu, wohl aber wird dann auf Gnrnd des g 2, 
Absatz 2 der Mieterschutzverordnung vom 23. September 
^lr 8 ^Mieter öie aSerpflidjtung auferlegt, aus eine ge- 
wisse Zeitdauer neben der Miete einen bestimmten Zuschuß 
zu den Kosten der Heizung und Warmwasserversorgung <m 
den Vermieter zu zahlen. Sinken die Kohlenpreise nach Ab- 
^stgesetzten Zeit wieder, so vermindert 
Zuschuß entsprechend oder fällt ganz fort. so daß schließlich 
die alte Grundmiete weiterzuzahlen ist. Wern die Haus- 
besitzer mit Rücksicht auf die herrschende Kohlenteuerung ein- 
such die Miete erhöhen könnten, so wäre nach Ansicht der 
Mieteinigungsämter anzunehmen, daß beim Sinken der 
Kohlenpreise nicht auch gleichzeitig der Mietpreis wieder 
herabgesetzt werden würde. Durch die obige Entscheidung 
»st aber beiden Parteien geholfen. 
* Aktive Soldaten als Räuber. Zu der unter dieser 
ueberschrift in der Sonntagsausgabe gebrachten Mitteilung 
erhalten wir vom Vorsitzenden des Soldatenrates des 
3. Garderegiments mit der Bitte um Abdruck eine Zu 
schrift. aus der wir folgendes dem Ruf des Regiments zu 
liebe wiedergeben: 
Ich halte es für meine Pflicht, lsierzu Stellung zu nehmen, 
denn der Vorfall könne sehr leicht für Propagandazwecke miß 
braucht werden und dem Regiment, welches ein diszipli 
niertes Frei willigen» Regiment fit ^Regiments- 
kommcmdeur ist zurzeit Oberst o. SchLnstadt). großen Schaden 
zufügen. Zunächst bandelt es sich im vorliegende Falle nicht 
um,aktive Soldaten, sondern es waren Srsatz-Rel«rv>isten. 
^8* Zeit dem Regiment angehört haben. Da» 
MUgUed de, Soldatenrates, Meyer, welches ebrnfalls an dem 
Raub beteiligt war. ist auf meine Veranlassung durch j> e n Soldatcn- 
rat Hannover, wohin sich Meyer hatte beurlauben lasten, fest- 
genommen worden, aber durch einen bärtigen Wachthabenden 
wreder kn Frelheit gefetzt. Das Gericht tw V im 
Verein mit der Krkminalpolizek eine strenge Untersuchung 
eingeleitet. 
Wenngleich schon in Friedenszeiten allerhand Räubereien 
von uniformterken Verbrechern ausgeführt wurden so muß ich an 
»"1°' W. doch I-ftp-a-n. d°d die Lu>. 
durch d« l,n« Dau«r d.- «neu großen ri-Istoud «nulch, 
Hut, Die ,y t-m° i,che Zeririlmm-rung ie, tat du« 
ubrtse. E- -» h-ut« lur die Ftchret und di« tat,üch«ch miiurd-Iten. 
den Soldutenrate ß-hr, sehr chwer, Ordnunu »L viiriuliu aul- 
rechtzuerhulten. Irußdetrt ist S R'.-pu?«^„§ G-rdeL 
gimeui ein« Trup?-. d« stch °uch h«u,e ,ehe„ x^. guter, 
essenten mögen sich m Ort und Stelle davon überzeugen. 
* Ein Arzt an den Pocken erkrankt, s^i her Behandlung 
Pockenkranker ist der Sanitatsrat Dr. Lippmann Srimmstraße 23. 
angesteckt worden. Der Arzt behandelte die Krankheitsfälle ln 
Neukölln. Als sich jetzt auch bei ihm die ersten Anzeichen dieser 
ansteckenden Krankheit bemerkbar machten, zog er den Kreisarzt 
Medizlnalrat Dr. Lindemann aus der Kottbuserstraße 23 zu Rate. 
der eine sofortige Ueberführung des erkrankten Kollegen nach dem 
Birchow-Krankenhause anordnete. Hier fand sofort eine genauere 
Untersuchung statt, die leider den Verdacht bestätigte. Sie ergab 
aber auch. daß es sich um einen leichten g aI i handelt, so daß 
da» Schlimmste wohl nicht zu befürchten ist. 
* Persönlich«». Am 9. Februar verstarb Iw 87. Lebensjahre 
Auguste Grimm, die Tochter und Nichte der Drüber Wilhelm 
und Jakob Grimm in ihrer Berliner Wohnung Matthüikirchstr. 11. 
Die Beerdigung findet Donnerstag, 18. F-br^ « sthr, von der 
Friedhofskapell« des alten Matthöikirchhofes^E Großstörschsn- 
bahnhof, JtaU. ' 
Hus dem Kun stieben. 
* Das Zunge Deutschland, die Gesellschaft ,ur Pflege funger 
Dichtung, hat im letzten Jahre 10 400 M. ale Ehrengaben und 
Stipendien unter folgende junge Dichter zur R»rteiluna gebracht: 
Rudolf Borchardt, Walter Cidlitz. Rechkard Goering. 
Walter Hojenclever, Adolf v. H a tz f e l d Friedrich K o s s k a. 
Paul Kornfeld, Otto Kraus. Elfe La» k e r - Sch ü 1 e r. 
Rolf L a u ck n e r. Rudolf P a n n w i tz, „ u n r u , Gustav 
u Wangenheim. Franz Werfel. Otto re k. Arnold 
Z w e i g und Frau R ei n h a r d S a rg«. " 
. '-mv-llllchenThe-t-e findet heute dj, z, Auffithnmg °°n 
r°Ist°» vramu Uud du» Lich, ,L„et in der 
* 3m Kleinen Schauspielhaus findet rMättwvchl die 
SO. Aufführung von Wedekmds .B ü ch f /'statt. 
* D-rNner Konzerte. Der zweite Klavierabend von K o n r o d 
Ansorae, der am Mittwoch, den 19 Uhr 
im kütWrM fktUIhtbct. Ist -in m 
fj? 1 “!,““ 0 "' 1 “ 11 «' du« Phlthur,n°n>,q«Her <Mrig-nt 
Camillo Hildebrand^ einen Wayner-Lifrit-Ak-^^stefasiiaer 
Mttwitkung oon fierrn W-Id-n.nr SÄ 
K°nz°>- A-Dur nun Citat aum SJottriHrinSlScb 
* Vorträge. SOlnrto Ferber yn Kebruar» 
a6«l* ä VA Ußr. im M-ist-rs°°t -inen Go",,» ^ ° 
Im Schrller-Saa! Charlok»^ 0e=5lbem>. . 
Dr. Paul Schubring heute abend^tz^nbr^ über^ Das 
altderrtiche B tUlAlH", ^ 4 W. 
Handelsteil. 
Nlchthastung öer Reichsbank bei Aufruhr, Streiks usw. 
W. 2». B. meldet: Die meisten Privatbanken haben chve 
allgemeinen Geschäftsbedingungen dahin ergänzt, daß sie für Schä-> 
den, welch« durch Störung des Bankbetriebes infolge Aufruhr». 
Verfügung von Hw her Hand, Streiks oder Aus 
sperrung veranlaßt werden, nicht haften. 
Die R e i ch r b a n k hat sich genötigt gesehen, diesem Beispiel 
der Banken in bezug auf die hauptfächüch von ihr gepflegten Ge 
schäftszweig« zu folgen, weil eine nicht einheitliche Behandlung 
der Angelegenheit dahin führen würde, daß das Publikum in er 
heblichem Umfange seine Guthaben von den Privatbanken zur 
Reichsbank verlegt und letztere mit Aufträgen betraut, di« sonst 
den Privatbanken erteil! worden wären. Einer solchen Steigerung 
der gsschäftlichen Bslastung der Reichsbank entgegsnzutreten ist um 
so notwendiger, als sie ihre während des Krieges aus einer Reihe 
von Gründen gewaltig angewachsenen Geschäft« ohnehin nur mit 
äußerster Anspannung aller Kräfte zu bewältigen vermag. 
Die erwähnte Ergänzung der Geschäftsbedingungen bezweckt 
übrigens im wesentlichen eine im Interesse sowohl der Kundschaft 
wie der Bank liegende Klarstellung der bisherigen Bedingungen, 
nach denen bereits die Haftung der Bank für alle durch höhere Ge 
walt verursachten Schäden ausgeschlossen «st. Unter den gegen 
wärtigen außerordentlichen Verhältnissen sind Störungen des regel 
mäßigen Bcmkbe-triebes durch spartakistifch« Umtriebe und durch 
die polnische Aufruhrbowegung nicht ausgeschlossen. Dazu kommt 
die Einwirkung der Verkehrsdeschränkungen in den vom Feinde be, 
setzten Gebieten. Auch find wiederholt unbefugte Eingriffe durch 
Arbeiter- und Soldatenräte versucht worden. Ferner 
erscheint es nicht arisgeschkossen, daß Stockungen des Bankbetriebe« 
durch StrÄks und Aussperrungen vewnlaßt werden. Der Zusatz 
regelt di« Haftungsfrage für Fälle solcher und ähnlicher Art. ändert 
aber im übrigen nichts an der Verpflichtung der Reichsbank, für 
die sorgfältige Ausführung der ihr übertragenen Geschäfts und für 
die Sicherheit der ihr anvertrauten Depots und Guthaben nach 
Maßgabe der gesetzlichen und vertraglichen Bedingungen einzu 
stehen. Auf die wiederholten Erklärungen der 
Reaierung über die Unantastbarkeit der pri 
vaten Bankguthaben wird Bezug genommen. 
EehShung -er Z-llzuschläge nacki Gesterrerch-Uugarn 
Bereits vor der Umwälzung in dem früheren Oesterreich- 
Ungarn hatten die zuständigen Behörden angeordnet, daß die Ent- 
kicktuna des Eingangszolles statt in Goldmünzen auch m Bank- 
nÄ!« der Oesterreichlsch-Ungarischen Bank mit einem Zu chlag er- 
S5 a "n MTSÄ“ mit IW!-- de, nach den, geltenden larfi. 
°L „ch -ta-b-nd-n Ifiominolbetrage» der zu l- stenden ejahlung 
lefiae -?I wurde. Die,- B-stimmung-a hatten I-'n-rz-ü in den 
StreHcn* unlccr d-ufich-n Au-!nhrindustrle große B-unnthignng 
SSotrokn. und «Ue Bemühungen, di- r«iran! «richtet 
«aniuimiaa bei der Auaiuhr deutscher Erzengnifie nicht 
rVn Ä mm 'Zr'Ln-guruUten g-sord«. werde bfi-b-n 
^unmehr ^h°b-^ 
deutsch-österr-ichische Staalsamt der Flnanzen bestrmmß daß rm 
Falle der Zahlung der Zölle in Banknoten der Zuschlag auf 
200 %, also um weitere 50 % des Nominalbetrages der zu lelstsn- 
den Zahlung, erhöht wird. In Deutsch-Oesterreich ist Dtcje Be 
stimmung am 8. d. M. in Kraft getreten, während sie für die Em- 
suhr in das Gebiet des tschecho-slowakischen Staates und in 
Ungarn bereit« vorn 1. Februar d. I. an in Wirklamkeit trat Der 
Deutsch-Orsterreichlsch-Ungarifchs WrÄKIro!i 
angesichts dieser neuerlichen Erschwerung oerveurschen ?rrr»f»yr 
bei den zuständigen Stollen dahin vorstellig geworden, daß die Er 
hebung der Zollzuschläge höchstens nur für solche Waren in Kraft 
bleibt, die einen ausgesprochenen Luxuscharakter tragen, da nach 
den jetzigen Bestimmungen dis Zuschläge für sämtliche Artikel ge 
zahlt werden müssen, die nach dem betreffenden Gebiete ausge< 
führt werden. ____ 
DlvldendeiworschlSge. 
M-thNdenhütte A. G. in Bad Harzburg 10 % st. D. 12 %\ 
Ludwig Westei 21.*®. für Porzellan, und Steingut * Fabri* 
kation in Bonn-Poppelsdors 8 % Dividende nach fünf dwidendew. 
losen Jahren. 
* Wiener Börse. Die gestrige Wiener Börse erhielt ihr kenn- 
zeichnendes Gepräge durch Käufe für böhmisch« Rechnung, die sich 
ziemlich auf sämtliche Industrie- und Bcmkwerte böhmischer Her 
kunft erstreckten. Besonders lebhafte Umsätze fanden in Skoda, 
aktien statt, die um 24 Kronen stiegen, schließlich aber auf lakak 
Gewinnstä-erungen einen Teil der Steigerung wieder abgaben. 
Auch ttirkifche Papiere wurden höher bezahilt. Dagegen unterlagen 
die Aktien der heimischen Banken einer Abschwöchung. Rent«« 
schwächer. 
* Preußische Boden * Credit * Aktien - Dank in DerNn. In 
der gestrigen Sitzung beschloß der Aufsichtsrat, eine Dividende 
von 7 % (wie in den vier Vorjahren) vorzuschlagen. Der Rein 
gewinn betrögt ausschließüch des Vortrags 3 234 383 M. (t. B. 
3 381 855 M.). Hiervon wurden zur Derstärkmig des während der 
Kriegszeit gebildeten Extra-Refsrvesonds II 735 000 M. (850 000 
Mark) entnommen, jo «rß diese Rücklage sich aus 3 885600 M- 
belaufen wird. 
* Slegen-SoNnger Gntzstahl-Aktienverein fn Solingen. Die 
Gesellschaft erwarb sämtliche Anteile der Gesenkschmiedersi Heyden 
u. Käufer in Hagen i. W. 
* Leipziger WollkSmmerei. Zu einer Aenderung de« 
Gewinnverteilungsplans kam es in der gestrigen 
Hauptversammlung. Einer Anregung aus Aktionärkreisen statt- 
gebend, empfahl die Verwaltung die Ausschüttung von 100 M. 
Bonus in Kriegsanleihe auf jode Aktie, neben der ordentlichen Di 
vidend« von wieder 8 %. Da der Nennwert der Aktien 1500 M° 
beträgt, empfangen die Aktionäre 14*/* % Dividend«. Daß die 
Verwaltung sich zu diesem Schritt bereitfand, muß um so melir 
verwundern, als sie die Aussichten als trübe kennzeichnet«. 
Der Achtstundentag brachte einen Rückgang der Erzeugung. Kohlen, 
mange! zwang zu Betriebseinschränkungen, und große soziale Lasten 
habe di« Gesellschaft aus sich nehmen müßen, wodurch der Betrieb 
verlustbringend geworden sei. Auch scheine die Wsttbewerbsfähig- 
ksit nach dem Ausland stark beeinträchtigt. 
* Münchener Brauhaus A.-G. in DerNm Der ordentlichen 
Hauptversammlung am 8. März liegt auch ein Antrag vor auf 
Uebertragung des Malzkontinqents und des Braurechts auf die 
Deutsche Bierbrauerei A.-G. zu Berlin. 
* Wcchsel-Kursiabellen. Die Deutsche Ueberseoische Dank in 
Berlin gibt drei Tabellen heraus, welche die Bewegung der Wechsel 
kurse in Rio de Janeiro, Valparaiso und Barcelona in graphischer 
Darstellung zeigen. , 
* Die Zigaretten- vnd TabakhÜndler Dresdens faßten gestern 
eine Entsäsiießung, in der sie de-r Meinung Ausdruck gaben, daß 
die fernere Tätigkett der „Zitag" auf die Liquidatio» 
dsr im Orient berritr «rworhe»«» Talbak« M«
	        

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