Full text: Zeitungsausschnitte über Herman Grimm

» iter 7. XXVII. Jahrgang. 
Abend-Ausgabe. 
Mittwoch. 5. Januar 1898. 
essisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Z 9 
und 
andels-HSeitn 
Das zollpolitische Programm der Agrarier. 
In dem letzten „Wirthschaftlichen Wochenbericht" der 
»Kreuzzeitung" ist Folgendes zn lesen: 
„Mit unverminderter wirthschastlicher Unternehmungslust geht das 
dctttsche Volk in das neue Jahr, und tvir haben diesen Muth nöthig, 
da uits grobe Aufgaben bevorstehen. Bor allen Dingen wird es gelten, 
den Zollschwierigkeiten, die uns Amerika bereitet, nicht nur durch die 
Erschließung anderer Absatzgebiete zu begegnen, sondern auch durch 
zollpolitischc Maßnahmen, die ohne Selbstüberschätzung und Waghalsig 
keit, doch auch mit dem Selbstvertrauen, zu deut uns unsere Erfolge 
berechtigen, unser volkswirthschaftliches Interesse wahrzunehmen. Auch 
die Kündigung des englischen Vertrages stellt uns vor eine Aufgabe, 
bei der es gilt, einent schwer gereizten und übermüthigen Konknrreu- 
len gegenüber unsere Stellung als zweitgrößte seefahrende 
Nation und a l s aufstrebende Jndu st riemacht zu be 
haupten und zu stärken. Daß dies alles geschieht, ohne unsere Land 
wirthschaft durch Zollkonzessionen auf Kosten der Industrie und des 
Handels zu schlvächen, dafür scheinen uns die Erfahrungen aus dem 
russischen Handelsverträge eine genügend deutliche Sprache zu sprechen." 
Man kann nicht unbefangener am Rande eines liefen Ab- 
grundes Wandel»:. Sucht man den thatsächlichen Kern dieser 
agrarischen Redensarten, so ergiebt sich als Ziel dieser Wirth 
schaftspolitik die Eröffnung eines Zollkrieges gegen Nord- 
anterika und gegen England, Verzicht auf die Erneuerung 
der Handelsverträge und als Ersah für diesen Verlust die Er 
schließung anderer Absatzgebiete (in China n. s. !v.). 
Was dieses Programm „der zlveitgröfften seefahrenden 
Nation" und der „aufstrebenden Industriemacht" für Deutsch- 
latlds Handel und Industrie bedeutet, laßt sich zahlenmäßig in 
Kürze feststellen. Der Handel irr den Vereinigten Staaten 
(Einfuhr und Ausfuhr) hatte einen Werth von 880 Millionen 
»m Jahre 1895 ; der Handel mit England (ohne Kolonien) 
einen solchen von 1256 Millionen. Durch zollpolitische Maß- 
uahlnen gegen Nordamerika nub England würde un 
gefähr der dritte Theil der gesamrnterr deutschen AuSfrrhr 
(rund 1050 Millionerr Mark von 3424 Millionen Mark) irr 
Frage gestellt. Verzichtet Deutschlarrd darauf, „die Laudwirthe 
durch Zollkonzesfionen auf Kosterr (soll heißen: zu Gunsten) 
der Jrtdnstrie und des Handels zu fchrväch en", daß heißt 
durch Ermäßigung des Getreidezolles um 15 Mark per Toune 
der deutschen Industrie die Ausfuhr nach Oesterreich-Ungarn 
rntd Rußland zu erleichtern, so sind neue Handelsverträge 
mit diesen beider» Staaten gar nicht oder nur unter sehr viel 
ungünstigerer» Bedingungen als den bisherigen zu erreichen. 
Die deutsche Ausfuhr nach diesen Staate»» aber reprüsentirt 
v.'i'.'boni’.u ci»2£U Werth von 65.6 Mission'»» Mark» Fall 
die Hälfte vorn gesannnten deutschen Ausfuhrhandel wird 
also dltrch diese Wirthschaftspolitik, das heißt ourch die aus- 
schließliche Berücksichtiguug der angeblichen Interessen der 
deutsche»» Landrvirthschaft bedroht. Wie und »vo die Herren Graf 
Kanitz und Genossen, die irr» „rvirthschastlichen Ausschuß zrrr Be- 
rathrrng rn»d Begutachtung zollpolitischer Maßnahrnerr" das 
große Wort führen, dern Handel urtd der Industrie „durch 
Beschaffung anderer Absatzgebiete" Ersatz zn schaffen gedenke»», 
das zu erfahren, rväre nicht ohne Interesse. 
Wie verhält es sich endlich mit den Zollsch»vierigkeiten, 
»velche durch die amerikanische Diugle»)-Bill und die Kürrdigung 
des dentsch-euglischen Handelsvertrages zrrur 30. Juli 1898 ge 
schaffen sei»» stillen? 
Zur Kündigung des deutsch - englischen Handelsvertrages 
schreibt der Nt richt der Handelskammer zu Brenren: 
„Die Grün die England zu diesem seit längerer Zeit ertvogenen 
Schritte '..anlaßt haben, scheinen nicht etwa in einer grundsätzlichen 
Abi- igung gee-n die Unterhaltmtg vertragsmäßiger Beziehungen mit 
Dentschla"^ d u liegen, sondern in dem Wrrnsch, einerseits den englischen 
Kvleitien eine größere Handels- und zollpolitische Selbstständigkeit zn 
erriitgen. und i.'.dererseits des Mutterlandes, sein Verhältniß zu de»» 
Kolonie»»- fester als bisher zu gestalten. Es gilt nun als sicher, daß 
Mischen De» sickiland u»»d dein europäischen England dieselben Be 
ziehungen »vieo : hergestellt »verden, »vio sie jetzt bestehen, und »vir 
hegen die znver6chtliche Erwartung, daß in unserein Verhältniß zu 
der» englischen Kolonien das Gefühl der beiderseitigen Jrrteressen sich 
^als schwer geirug erweisen »vird, um Veränderungen von Belang zu 
^hindern." 
^ttter allen Umständen »vird man das Ergebniß der 
»en Verhandlurrgen ablvarten müssen, ehe man den 
Herman Grimm. 
Zürn 6. Januar 1898. 
So istdenn auch Herrrran Grimm dem unerlvünscht- 
erlvünschttm Schicksal »richt entgangen, siebzig Jahre alt zu 
»verden. Es erfüllt sich das morgen a»n 6. Januar. Mit der 
Resignatiorr des Philosophei» hat er wohl schon eingesehen, 
daß ihm an diesen» Tage nichts erspart werden wird. »vaS 
einen» Jubilar zukornrnt: Kränze, Telegramme, Gratulatione»», 
Ehrnnge»». Zeitungsartikel. Dem starrdhaftesten Theil, den» 
Banket, den» er sonst hätte unmöglich entgehen können, hat 
er sich, »vie es scheint, durch eine Art Flucht von Berlirr ent 
zogen. Die Studerrtenschaft »vird sich indessen der» Grunm- 
Kommers sicher nicht entgehen lassen. Hernran Gr»»»»»»» hat 
ja der» guten Geschnrack, an» liebsten rnrter den Jungen zn 
Vor wenig Wochen, als Karl Freuzels siebzigster Geburtstag 
gefeiert wurde, trat vor ihn als Sprecher der »»» seiner 
Wohnu»»g versanrntelten Fre»u»de und Verehrer Herrrran 
Grimm. ^ Es war ein charakterrstrsches Bild, die betden 
Senioren der Berliner Kritik eirrarrder gegenüber zn sehen. 
Beide in einer vielfach schrvankenderr Zert klare, fest umrlssene 
Gestalte»». Beide rnrter den ergrauendenHaaren noch m»t scharsein, 
feurigen» Blick irr die Welt sehend. Beide von so verschiedenen 
Ausgangspnnkten kommend und in ihrer Geistesrrchtung so 
vielfach verschieden, doch ihre Stärke rn demselben Prrnzrp 
fiubenb: de»»» feste»» Fußen aus künstlerischer» Traditionen. 
Die Rede, mit der Hermann Grnnm de»» Vnbrlar von 
danrals begrüßte, hätte auch Die, die vor» den» Redner mchts 
wußten, alsbald für »hn gewinnen muffen. Dre Worte 
kaiuen larlgsair» heraus, der Ton etwas trocken, ern le»ser 
Artklang bessischerr Accentes lag darüber, dre langen Jahre 
Agrariern zu Gefallen einen Zollkrieg mit Errgland vorn 
Zaune bricht. 
Und nrrn der Dingleh - Tarif. Nordarnerika hat bei den 
Zollerhöhungen von 1897 von dernselber» Rechte Ge 
brauch gernacht wie das deutsche Reich d»»rch das 
Zolltarifgesctz vor» 1879 und die Novellen von 1882, 
1884 und 1887. Und darum Zollkrieg? Der neue Schatz- 
sekretär v. Thielmann hat nrit Recht erklärt, man müsse zn- 
»lächst die Wirkung des Dingley - Tarifs ablvarten. Im Be 
richt der Handelskanrrner zu Bremen »vird aus den Einfuhr 
zahler» der amerikanischen Häfen »»achgeiviesen, daß der wirth- 
schastliche Aufschrvung in Amerika — ungewöhirlich große 
Errrter» an Getreide und Baumwolle und erhöhte Preise — 
die Kaufkraft der Bevölkerung so gekräftigt habe, daß sie die 
durch den Dingley-Tarif hervorgerufene erhebliche Ber- 
theueruttg der europäischen Jndustrieerzeugnisse zn tragen 
perinochte. Währerrd die Einfuhr in den Monaten März bis 
Juli erheblich zugenommen hätte, sank dieselbe in» August 
von 49 Millionen Dollars (»rn Jahre 1896) auf 40. ' int 
September vor» 51 auf 42, int Oktober aber belief sich 
die Einfuhr auf 50 Millionen, also irn Jahre 1897 
ebenso hoch »vie in» Vorjahre. Woraus zu ent- 
»rehrnen, daß der Kons»»»»» die ihn» irn Früh 
jahre nngervöhnlich »nassenhaft zugeführten Mengen 
(irn Werthe von 104 Millionerr Dollars über die Ei,»fuhr 
von 1896 hinaus) bereits aufgenommer» hatte, was auf eine 
gervaltige Steigerurrg der allgemeinen Konsurrrfühigkeit 
schließe»'» läßt. 
Was e»»dlich den »rn Dingleh-Tarif vorgesehenen erhöhten 
Zollzuschlag auf pranriirte»» Zucker betrifft, so hat schon 
Staatssekretär v. Thielmann irr» Reichstag rnitgetheilt, daß 
trotz des ZollzuschlagS die deutsche Zuckerausfuhr in den 
ersten neun Monaten deS KalerrderjahreS 1897 uu» mehr als 
ein Fünftel, also uin »»»ehr als 20 Prozent höher ist als die 
der ersten »reun Monate deS Kalenderjahres 1896. 
Wo sind also die Zollschädlgungen, zu deren Ueber 
windung »vir so heroische Mittel zur Arnvendung bringen 
»nüßter». »vie sie die Agrarier empfehlen, »veil — nur», »veil sie 
drrrch die Grenzsperre gegen das a»nerika»»ische, russische, 
österreichisch-ungarische Getreide höhere Getreide- 
preise erhoffen? Da§ ist des Pudels Kern. 
* Beim Berliner Magistrat ist angeblich ein Schreiben des 
Oberpräsideuten eingegangen, »vorin, den» „Vorwärts" 
rrckosge, unter Hinweis .au» ^ff'- eventuelles Einschreiter» der 
ÄrifsichtSbehörde^ der Magistrat aufgefordert »vird, dein Be 
schluß der Stadtverordneterrversamurlung betreffend die Er- 
richtring eines Denksteins für die Märzgefallenen nicht 
beizutreten. Wenn ein derartiges Schreiben in der That 
in die Hände des Magistrats gelangt »väre, so rvürde der 
Hinweis auf ein eventuelles Einschreiten der Aufsichtsbehörde 
vollkommen «»»verständlich sei»». Die Aufsichtsbehörde kann 
gar nicht eitrschreiter», sie hat nach Lage der Gesetzgebung kein 
Mittel, einen zustirnmerrden Beschluß des Magistrats zu ver 
hindern. Aber davon ganz abgesehen, »väre es ein starkes 
Stück, den Magistrat in seinen Entschließungen beeiirflnffen 
zu wollen. Wir können daher vorläufig »licht an die Existenz 
jenes Schreibens glauben. Auf unsere an den Magistrat ge- 
richtete Anfrage, ob die Mittheilung des „Vvrlvärts" zutreffe, 
wurde »lns erwiedert. daß ma>» keinerlei Auskunft in dieser 
Angelegenheit ertheilen könne. 
* I,» nächster Zeit läuft der Kreuzer zweiter Klasse „TV“ vom 
Stapel, und danrit steigt die Zahl der Kreuzer unserer Marine auf 23. 
Von diesen sind 4 Panzerkreuzer erster Klasse: „Fürst Bismarck", 
„König Wilhelm", „Kaiser". „Deutschland", 8 geschützte Kreuzer 
zlveiter Klasse: „Kaiserin Augusta". „Prinzeß Wilhelm", „Irene", 
„Viktoria Louise". „Hertha", „Freya", „Vineta" und „N“, 3 Kreuzer 
dritter Klasse: „Gefion", „Arkona" und „Alexandrine" (beide veraltet) 
nitd 8 kleine Kreuzer, sogenannte StationSkreuzer: „Falke", „Vuffard", 
„Seeadler", „Kondor", „Kormoran", „Geier", „Schwalbe" und „Sperber". 
MitdernStapellauf des Kreuzers „öl" »vird einlanger Stillstand in der Ver 
mehrung der größeren Kreuzer eintreten, da keil» einziges Schiff desselben 
oder eines ähnlichen Typs alsdann auf Stapel liegt. Der einzige noch 
aus dern Helling liegende Kreuzer ist „G\ der indeß zu den kleiner» 
Berliner Aufenthaltes haben ihn nicht verwischen können. 
Hie und da schien selbst der Sah zu stocken, aber es »var nur eine 
hulnoristische List des Sprechers um die Poillte, in welcher 
der Satz sich entladen sollte, kräftiger herauszuheben. Ein 
bezaubernder Hauch liebenswürdiger Lebensauffassung und 
Milde lag über dn kurzen Ansprache, in der Hernran Grirn»»». 
zugleich ein Weiler und ein Dichter, die Summe des Leberrs 
seines kritischen Kollegen zog. In der That ern weihevoller 
Augenblick. 
Es »vurde mir klar, daß wer Herrrran Grinnn n»»r als 
Schriftsteller, nicht als Sprecher keirnt, von dem feinsten un- 
mittelbarsten Hauch dieser ebenso kräftig als fein organisirten 
Seele noch nichts verspürt hat. In stark ernpfinderrden und 
lebhaft denkenden Menschen pulsirt etrvas. »vas schon auf de»»» 
Weg zur Niederschrift zu verwehen scheint. Das ist besv»»ders 
bei eine»»» Professor der Kunst wichtig. Denn die 
Kunst beruht ja in ihrer letzten Wirkung ans 
Jinponderabilien, auf Dingen, die sich mehr anfühlen 
und andeuten lassen, als daß sie nrit dem üblichen Handwerks- 
zeug geniesten und gewogen »verden können. Und gerade in 
der Gabe, die ästhetische Gesammtauffassung zu erziehen, besteht 
auch das besondere Lehrtalent von Herman Grimm. Vor 
einigen Jahren gerieth ich. beinahe zufällig, irr einen Hörsaal 
der Berliner Universität, in welcher Herrrran Grimm oozirte. 
Er hatte einer» Kupferstich von Raphaels Disputs» citt die 
Wand gehängt und erörterte seinen Schülern an dieser»» ver- 
»vickelte»» Bild de»» technischen Arrfbau, dre einzelner» Gruppe»» 
»n ihren Beziehungen zu einarrder, waS der Maler gesucht und 
»vas er vermieden hat, dre überwundenen Schtvierigkeiter», die 
erhabene Schönheit, zu der er aufgestiegen »st. daß mar» sich 
irr die geistige Werkstatt des Malers versetzt fühlte, das Bild 
vor unserer» Augen gleichsarn neu erstand. Ich dir» darin an 
die Stätte so lebensvoller Belehrung eifrig zurückgekehrt. Urrd 
Krerrzern gehört. Wir besitzen aber jetzt 12 große Kreuzer, was der 
Fordermrg der neuen Marinevorlage entspricht. Für diesen Typ 
handelt es sich künftig nur uin Ersatzbauten für veraltete Kreuzer, 
„Kaiser" und „Deutschland". Der auf der Vulkanwerft int Bau be 
findliche Kreuzer „N" ist ein mit Panzerschutz versehenes Stuhlschiff 
und komint im Deplacement fast der „Kaiserin Augusta" gleich, die 
indeß den Neubau an Geschwindigkeit übertrifft. In der Wasserlinie 
schützt ein Panzerdeck von 100 Milliineter Stärke die Maschinen, Kessel. 
Munitionsräume. Drei in getrennten Näunien aufgestellte Maschiitcn 
geben dem Dreischraubenschiff eine Geschwindigkeit von 18,5 Seemeilen. 
Die Bewaffnung, die a»ts 30 Schnellseuergeschützei» und Maschinen- 
kartonen besteht, übertrifft die unserer bisherigen Kreuzer zlveiter 
Klasse bei Weitem. Die artilleristische Armirung, die eine geradezu 
unvergleichliche ist, setzt sich »vie bei den Schwesterschiffen ails z»vei 
21 Centimeter-, acht 15 Ceutimeter-, zehn 8.8 Centimeter-Schnelllade- 
geschützen uird zehn 8,7 Centimeter-Maschinenkanonen sowie vier 
Maschinengewehren zusammen. Drei Unterwasserrohre bilden die 
Torpedoarmirung. Drehthürme, Kasematten und Kommandothürme 
haben eine starke Panzerung. 
* Eil» neues Mittel zum Ersatz für die trotz aller Ab- 
leugnung von agrarischer Seite fehlenden Böksemrotirnngen 
hat die Bromberger Regierung — oder deren vorgesetzte Be- 
Hörde — gefirnden. Sie hat nämlich „getvünscht", daß in 
einzelnen Städten, wie Krone a. Br., M a r k t k 0 rn »n i s s i 0» 
n e n gewählt würden, die sich die Feststell»»ng der Markt 
preise angelegen sein lassen sollten. Wie uns heute nun von 
gut »»»»terrrchteter Seite mitgetheilt wird, solle»» 
die von den Konrinisfionen festgestellten Preise noch 
an demselben Tage dem statistischen Amte in Berli»» 
telegraphisch übermittelt »verden. Welchen Nutzen auf Gr»»nd 
solcher Ermittelunge»» festgestellte Preise für Verkäufer oder 
für Käufer haben könne»», erhellt aus dem Urrrstand. daß die 
Preise in den kleinen Städten solchen Schwankungen aus 
gesetzt sind wie sonst rvohl nirgends in der Welt. 
Ist das Allgebot an den Markttagen größer als 
die Nachfrage, so geht der Preis — jetzt, »vo maß 
gebende Notirungen fehlen — herunter, »»»»gekehrt 
gehen dre Preise in die Höhe, und da Angebot und Nachfrage 
in immer wechselndem Verhältniß, wenigstens hier in» Osten, 
zu einander stehen, karrn man sich wohl denken, »vie ver 
schiede»» die Notirnngen von zwei neben einander liegende»» 
Plätzen an ein urrd denrselben Tage schon ausfallen. Durch, 
schnittspreise »rach solchen Notirnngen aufzustellen, wäre eben- 
falls zwecklos, denn schon an» nächsten Tage können die Preise 
da, »vo sie zuletzt höher wäre»», nredri 
un» gekehrt. 
geworden sein, oder 
Dentschland 1« 
* Der Bischof Anzer von StzairlMrg hatte kürzlich eine 
Audienz beim Papst. Der „Pol. Korr." »vird dazr» arrs 
Rou» geschrieben: 
Ueber den Verlaus der hierbei stattgehabten Unterredung dringen 
nachträglich interessante Einzelheiten in die Oeffentlichkei't. Msqr 
Anzer habe, »vie verlautet, dem Papste über den ungünstigen 
Eindruck berichtet, den die Haltung der deutschen 
Ccntr um sp arte i gegenüber der M ari ned 0r la qe auf 
Kaiser Wilhelm 1l. geübt hat, und soll hierbei auf 
die Ansicht geloisser Kreise angespielt haben. wonach der 
Vatikan dieser Stellungnahme der genannten deutschen Partei 
nicht ga,»z fern stehe. Der - P a p st soll sich, »vie inan versichert 
über diesen Gegenstand in längerer Auseinandersetzung ausgesprochen 
und seine Dankbarkeit für den wirksamen und exempla 
rischen Schutz ausgesprochen haben, den Kaiser Wilhelm II 
denkatholifchenMissionen angedeihen läßt. Zugleich habe 
er auch erklärt, daß der Vatikan keinerlei Einflußnahine auf die 
Haltung des Centrums gegenüber der Flottenvorlage ausgeübt habe 
Der Papst habe Geivicht darauf gelegt, den deutschen Kaiser 
darüber aufklären zu lassen, und Msgr. Anzer gebeten, sich zu 
diesen» Behufe nach Deutschland zu begeben. In vatikanischen Kreisen 
bezeichnet »nan dic OPposition des Centrums gegen dieFlottenvorlage ange 
sichts des lebhaften nnd aicsgiebigen Schutzes, den Deutschland den 
katholischen Missionen gewährt, als ungerechtfertigt. Es »vären eben 
thatsächlich die deutschen katholischen Missionen, »velche von der Ver- 
mehrung der Seemacht und dern Ansehen Deutschlands in China den 
größten Vortheil ziehen würden. Man glaubt auch, daß der Pavst 
diese Ansicht, »venngleich nicht direkt, so doch indirekt den ^übr?rn 
des Centrunis zu »vissen geben tverde. 
ich freute »»»ich des Gedankens, welcher Schatz n,cht nur deS 
Wissens, sondern der Anschauung und Empfindung den Schülern 
eines solchen Meisters zuwachsen muß. 
Aber auch darair mußte ich mich erinnern, »vie schtver es 
diesen» ausgezeichneten Lehrtalent geinacht worden ist, ar» die 
Stelle zu gelangen, die er jetzt ausfüllt. Alle akadcntischen 
Zöpfe wackelten, als Herman Gri»»»m, damals schon als Kirnst, 
schrlftsteller und Efsa»)ist in leitender Stellung, z»»u» Profe or 
a»r der Urriversität ernannt wurde. Ein gariz unzünftiaer 
Mann. von de»»» »na»» nicht einmal ganz genau wußte- »vas 
er studirt hatte — es »var die Allrviffcnschaft Jurisprudenz 
— ein Mann, der sich nur durch seine Werke mrsweise»» 
konnte. Professor! Unerhört. U»»d Manche sollen sich bis 
heute noch nicht von ihren» Schrecken darüber erholt haben 
Was Herman Grirnn» in der Knust »vie in» Leben gesucht 
hat, daS weiß »ch nur zu bezeichnen als: das Erhabene 
Schon d»e Ausivahl der Männer, denei» er sei»» Schrift» 
stellerthmn widmete, läßt daS erkennen: Michel An.ielV. 
Goethe, Homer - die Werke, die Herman Grimm über diese 
VAovnon irnv*ton linK tu /ssY/tt* .4iv. ... /n.. ^ ^ »v-jc 
Heroen schrieb, sind in allen Hände»». Er gehört »rirbt -. 
De»°u di- die grvtzen Müuner „ah- zu brinqcn luchK 
lüde»»» sie »hre menschlich kleinen Saiten betonen Z!,, 
theil diese verschivinde.» vielleicht manchmal allz»» viel lox Km 
priesteArchen Blick, »int den» er feine Götter betrachtet 
b'efem emn hat er auch zn den leitenden Geister»» unserer 
Zeit Stellung genommen; gern sucht er in ifjnen, was sie zu 
großen Männern macht, und gern übersieht er ihr men Mick! 
k>°,«-s Theil. Was d-e G°,chichtslchl°iber 'dabei v°v er 
wlllut jedenfalls der Mensch. ' ü 
Nicht mir in seinem Geist, sondern auch in seinem Leben 
u»»d »1» dessci» Ereignissen verbindet uns Herman»» Grimm 
m»t der großen Epoche unserer Literatur. Nach manchen 
Richtungen scheint er direkt von Weimar abzustaunne»», ein
	        

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