Full text: Zeitungsausschnitte über Ludwig Emil Grimm

© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Z 7 
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Seite 578. 
Beilage zur Allgemeinen Zeitung. 
Nr. 73, 
Stübchen hörte ich nichts wie Glockengeläute und das Hämmern 
der Nagelschmiede von morgens bis abends 8 Uhr. Dann um 
10 Uhr hörte ich meinen Hauswirt noch lange zanken, der gewöhn 
lich abends mit einer,: Bierrausch nach Hause kam. 
Im März 1810 zog mein Wirt aus und beredete mich, mit 
ihm nach Schönfeld zu ziehen, wohl eine halbe Stunde weit. Ich 
wollte aber nicht und zog zu dem alten Bildhauer Muxel an 
den Promenadenplatz, — einem alten brummigen Mann. der seine 
Werkstätte außer dem Haus hatte und meist lebensgroße Figuren 
in Sandstein für den Garten nach Nymphenburg arbeitete. Ich 
sah ihn nur bei Tisch. Er war ungebildet, grob und dumm 
bigott. Seine alte Frau meinte es aber gut mit mir, und die 
drei Söhne, der älteste Joseph, der zweite Nepomuk, der 
dritte Baptist, waren gut und wurden meine nächsten Freunde. 
Der älteste malte Bildnisse, meist ähnlich, oft sehr gut. Der 
zweite zeichnete besser, und ich ging täglich mit ihm auf die Aka 
demie. Der dritte war eine Art von Narr. der alles anfing und 
nichts durchsetzte. Ich habe da viel gezeichnet und radirt, weniger 
gemalt; ich war meist den ganzen Tag auf der Akademie und die 
Abende Lei der Familie Heß, wo entweder vom alten Heß mit 
mir und seinen Söhnen über Kunst gesprochen wurde, oder es 
wurden seltene Kupferstiche betrachtet. Manchmal sang auch die 
Netto (Catharina) Heß etwas zur Guitarre (sie hatte eine sehr 
schöne Stimme), und das kleine Lanibertinchen saß daneben mit 
seinem lieben, freundlichen Eesichtchen und arbeitete. Die Leute 
waren mir alle gut. Die Söhne hießen Peter, Franz, Hein- 
r i ch und Carl. Franz starb am Nervenfieber, er war ein 
prächtiger Mensch, ein wahres musikalisches Genie, — alle anderen 
ausgezeichnet in der Kunst. Peter war eigensinnig, mürrisch und 
grob, aber ehrlich und brav, wie die ganze Familie ein Muster 
von Liebenswürdigkeit war. Und die Alten waren gegen mich, 
der ich doch ganz fremd war, wie Vater und Mutter, und ich tat 
auch nichts, ohne ihn erst zu fragen, und ich werde die Leute mein 
Lebelang lieb behalten und ihr Andenken in Ehren halten. 
Mit den beiden Muxels und Peter Heß war ich nun meist 
zusammen. Von den übrigen Akademikern hatte ich vorzugsweise 
gern die Gebrüder Mattenheimer, gebürtig aus Bamberg, 
den Dominique Quaglio. Xaver Wagner aus Am 
berg, XaoerWemmer aus München, P i l o t y aus München. 
Schlotthauer aus Münchc'' Schnitzer aus Stuttgart, 
Gärtner und Raphael Winter, beide aus München. 
In den Pfingst- und Herbstferien wurden Reisen ins Gebirg 
gemacht, meist mit Peter Heß, Quaglio. Wemmer und Gärtner, 
doch auch einige, wo zwanzig und noch mehrere mit waren. Da 
ging es dann nach den: sechs Stunden weiten Starenberger See. 
wo wir zwei Schiffe mieteten und so lange herumfuhren und 
berumlärmten, bis kein Heller mehr übrig war und (wir) nicht 
selten nach 3 bis 4 Togen mit zerrissenen Kleidern und 
Schuhen und durchnäßt abends wieder in München anlangten. 
Außer den Ferien gitlg ich sehr oft mit den vier Genannten nach 
Grünewald. Abends vorher hattet: wir uns verabredet, ehe die 
Sonne aufging, wegzugehen, und ich stieg mehrinals die Nacht 
auf und sah nach dem Himmel, wie das Wetter war, und un: 
2 Uhr in der Nacht ging ich zum Quaglio, wo wir uns ver 
sammeln wollten. Dann gings lustig und fröhlich, die Zeichen- , 
tnappe unter den: Arm, zum Isartor hinaus. Oben auf dem 
Gasteigberg wehets ein kühler Morgenwind. Da gings dann 
unter Jodeln und Singen bis nach Harlachin, da wurde Halt 
gemacht, Bier getrunken, die Röcke zusammengerollt und über 
den Rücken gehängt, und mm den schönen Weg durch Wald 
und an dem dunkel bewachsenen Jsarufer nach Grünewald. Das 
Dörfchen liegt zwischen Wäldern und Bergen, und ein altes ver- 
lasienes Schloß dabei; tief unten rauscht die wilde Isar. Die 
bekannten Wirtsleute kannten uns schon; die Röcke wurden ins 
Zimmer oben abgelegt, und so gings in den Wald zum Zeichnen. 
Ach. was war es da so prächtig kühl. eine frische Himmelsluft und 
der gewürzige Geruch der Erdbeeren und Tannen! Es war über 
haupt eine recht, glückliche Zeit. 
Ich muß noch einmal vom Jahr 1809 reden. Ich wurde da 
mals noch oft von Savignys eingeladen, nach Landshut zu 
kommen, das war mir dann immer eine große Freude. Neben 
dem Goldenen Hahn im f. Bräuhaus waren immer leere Kutschen 
zu finden, die nach Landshut zurückfuhren, und da war man 
abends dort und kostete 2 Gulden. 
In Landshut zeichnete ich die Bettina, wie sie Arnims 
Wintergarten in der Hand hat. dann den Herrn v. Savigny 
und feine Frau, die ich alle drei radirt habe. Aber da ich 
die Platten wieder abschleifen ließ. um etwas anderes darauf 
zu radiren, so sind die Abdrücke nur in der nächsten Freunde 
Hände gekommen und selten geworden. 
Die Studenten hatten Savigny gern, und es wurden ihm 
oft Ständchen gebracht. Abends war gewöhnlich Gesellschaft da. 
Der Profesior Sailer (nachheriger Bischof von Regensburg) fehlte 
nie. Eduard Schenck, Freiberg, der Prinz von Oettingen-Waller- 
ftein, der junge Arzt Ringseis. Gumpenberg, Salvoli und einige 
Profesioren von der Universität machten gewöhnlich die Gesell 
schaft aus. Wäre es nicht so natürlich und freundlich hergegangen, 
so wäre ich in großer Verlegenheit gewesen — ich, der ich in 
allen Kenntnisien tief unter diesen Leuten stand, — darin durch 
zukommen. Nach der Gesellschaft wurde gegessen, dann etwas 
vorgelesen, ich glaube, aus Goethes Wahlverwandtschaften. Das 
Buch harte die Bettina eben von Goethe geschickt bekommen; ich 
weiß nicht mehr genau, wer daraus vorlas, Savigny oder die 
Bettina, aber alle hörten aufmerksam zu. ich auch. Ich empfand 
aber bald die größte Langeweile und ich konnte als gar nicht 
begreifen, wie die andern noch so aufmerksam zuhörten: ich war 
so müde und konnte die Augen nicht mehr aufbehalten und dankte 
Gott, wie (ich glaube) der Savigny das Buch langsam zumachte, 
sich von seinem Stuhl erhob und sehr ernst sagte: „Es ist doch er 
staunlich, wie der alte Mann noch so lebendig schreibt!", die 
andern aber schwiegen alle still. 
An andern Abenden hat mir die Bettina oft abends spät 
noch über Kunst erzählt und Auszüge aus Goethes Briefen, da 
sie jede Woche wenigstens ein paar von ihm erhielt, vorgelesen. 
Das prar nun sehr interesiant. Sie hat ein sehr richtiges Urteil 
und mar: kann viel von ihr lernen. Auch bestiegen wii häufig 
die Berge und besahen die Gegend vom Schloß der alten Traus- 
nitz herum. Dann ging ich mit der Bettina oft zu einem alten 
geistlichen Herrn Eixdorfer, mit dem hat sie sich über Munk 
herumgezankt und über den Generalbaß disputiert. Dann fuhr 
ich mit der ganzen Familie nach München zurück. In Mos- 
burg betrachteten wir das alte byzantinische Kirchenportal, 
dann über Freising, wo man schon München in der blauen Ferne 
liegen sieht, umkränzt von den fernen, mit Schnee bedeckten 
tyroler Gebirgen. Abends gegen 8 Uhr kamen wir an. 
Unterwegs wurden mir vielerlei Ratschläge erteilt. Unter 
andern: sagte die Frau v. Savigny: „Hören Sie, lieber Ludwig, 
verlieben Sie sich nur recht bald! Ein Maler, überhaupt ein 
Künstler, muß imttter verliebt sein. wenn seine Arbeiten gut 
werden sollen." 
Die Bettina blieb in München, wohnte bei Moys ln der 
Rosengasie, und ich kam alle Tage zu ihr. Abends kochte sie 
an einen: alten Kainin Chocolate oder sie prutzelte sonst was zu 
esiet:; ich machte Zeichnungen und Skizzen. Dann wurde mit 
einem allerliebsten Kätzchet: gespielt. Am schönsten war es, 
wenn der alte kolosiale Kapellmeister Winter kam und ihr 
Singunterricht gab. Wenn er kam, sagte sie ihn: so viel Artig 
keiten. daß der alte Riese ganz freundlich wurde, sich ans Klavier 
setzte und nun anfing, auf dem Klavier herumzuschlagen und 
mit den große,: Händen darauf loszuhämmern, daß jedesmal 
nachher der Flügel verstimtnt, oft auch die Saiten gesprungen 
waren. Wenn sie nun neben ihm stand und sang. so sah sie aus 
wie ein klein Kind, da stellte sie sich einen Stuhl hinter ihn und 
stieg hinauf und schlug mit einer Rolle Noten den Takt auf 
seinem großen Kopf. der reichlich mit weißen Haaren bedeckt 
war. die aber abstanden wie bei einem Stachelschwein und auch 
so hart wie Schweineborstet: waren. Neben ihm stand seine 
ebenfalls kolosiale Schnupftabaksdose, aus der er sehr häufig 
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Beilage zur Allgemeinen Zeitung. 
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Prisen nahm, aber doch so viel darneben kommen ließ, daß wenn 
er nach der Unterrichtsstunde aufstand, man genau die Form 
feiner großen Füße auf dem Boden sehen konnte. Manchmal 
wurde er über der Bettina ihren Mutwillen, besonders aber 
über das Taktschlagen auf seinem Kopfe mißmutig und stand 
erzürnt auf und wollte gehen. Wie der Blitz aber hatte die 
Bettina die Türe schon abgeschlosien, besänftigte ihn und ließ 
ihn nicht zu Worte kommen, und nach einem Glas Zuckerwasser, 
was sie ihm recht süß. machte, hörte der Vulkan auf zu toben, 
fetzte sich. und die Stunde nahm wieder ihren Fortgang. Ich 
faß dabei, zeichnete Gruppen nach dem Winter, wie er spielte usw. 
(Adolph Winkle hat noch eine Skizze von mir aus der Zeit.) 
Manchmal nahm mich auch die Bettina mit zu Ludwig Tieck, 
der uns etwas vorlas. Tieck war damals kränklich und hatte, 
glaube ich, die Gicht, und ich hab' ihn oft geführt, weil er kaum 
gehen konnte. Die Bettina schickte ihm oft etwas Gutes zu 
trinken oder zu essen. Auch waren wir beim alten Jacob: und 
bei Sömmering. Tieck las viel den Shakespeare in den Familien 
Gärtner und von Wiebeking vor. Tieck, sagt man. soll in die 
Fanny Wiebeking verliebt gewesen sein, — ein feines Gesicht 
mit kränklichem und hochmütigem Ausdruck. — Clemens Brentano 
war auch nach München gekommen und wollte mit mir auf einem 
Stübchen wohnen, der alte Heß wollte es aber nicht haben: ich 
könne da nichts arbeiten und würde zu viel gestört. 
Die neue Akademie der bildenden Künste wurde nun er 
öffnet und ich bekam eine Matrikel als Schüler der Akademie. 
Der alte Heß ging mit mir zum Direktor von Langer, einem 
Düsieldorfer, der so freundlich gegen mich war. als es sich für 
einen königlichen Akademie-Direktor schickt. — ein kleiner, etwas 
korpulenter Mann mit scharfen Zügen und stechenden Augen 
Sein Sohn war auch Professor bei der Akademie. Beider Be^ 
nehmen war etwas vornehm, und (sie) wurden eben nicht von 
den Schülern geliebt. Ich mußte dem Direktor von meinen 
Arbeiten zeigen. Ich dachte so bei mir: die hast du schön aus 
geführt. die werden ihm gewiß gefallen. - Wie er sie betrachtet 
hatte, sagte er: „Et wäre mir lieber, Sie hätten janz und jar 
noch nicht jezeichnet, und Sie müssen of der Akademie janz von 
forne anfangen." — Und der Mann hatte Recht; ich tnußre das, 
was ich in Cassel gelernt hatte, suchen zu verlernen und einen 
andern Weg einschlagen. Ich kan: erst zu Profesior Seidel und 
mußte nach Umrissen nach Raphael und andern alten Italienern 
zeichnen. Nach einem Jahr kam ich in den Antiken-Saal, ein 
halb Jahr darauf bekam ich endlich die Erlaubnis, in dem 
Akt-Saal abends bei Lampenbeleuchtung mit zeichnen zu dürfen, 
was nur den vorzüglichern Schülern erlaubt war. Dann wurde 
auch oft auf der Galerie gearbeitet, t:ach der Natur in: Freien 
gezeichnet und zu Haus in Oel gemalt, aber doch selten, und 
, ich habe niemals bei einem Maler Unterricht gehabt. Viele 
Plättchen wurden radiert, die erste Sammlung von 25 P(latten) 
hat Artaria mir (aber un: sehr geringen Preis) abgekauft: viele 
Plättchen sind wieder abgeschliffen worden und tnanche ver 
loren gegangen. 
Im Mai 1810 schrieb mir die Bettina von Landshut. ich 
solle doch gleich kommen, wenn ich sie alle noch einntal sehen 
wolle. Savigny sei nach Berlin berufen, sie reisten über Wien 
dahin ab. und wenn ich Lust habe. sie bis Salzburg zu be- 
' gleiten, solle ich bei ihr auf dem Bock sitzen, damit wir die 
Gegend bester sehen könnten. 
Den andern Abend war ich schon dort. Da gab es noch aller 
lei Feste, Nachtmusiken. Ständchen, Vivaks usw. — Das war nun 
eine so prächtige lustige Reise nach Salzburg. In Altötting 
wurde übernachtet, die berühmte Wunderkapelle beseht:. Den 
andern Tag kamen wir ttach Salzburg: schönes Maienwetter, 
alles in Blüte und Nachtigallenschlag. Wir stiegen auf dem 
großen Platz, ich glaube im Gasthaus zum Schiff, aus. Der 
Freiberg, Schenk. Gumpenberg, Salvoti, Ringseis waren mit. 
Dom andern Tag wurde der Eeisberg bestiegen: eine himmlische 
Aussicht da oben! Alles war vergnügt! Die Bettina gab einem 
jeden aus einem Granatschmuck einen Granat, aber mir den 
größten, und wir wurden zu Rittern von: Granatorden er- 
ttannt. Nach ein paar Tagen reistet: Savignys und die Bettina 
weiter nach Wien, und wir brachten ihnen noch bei der Abfahrt 
ein Vivat. 
Nun setzten wir unsere Wanderschaft zu Fuß weiter 
fort am Untersberg vorbei nach dem reizenden Bertolsgaden. 
Da fuhren wir mit Fackeln ins Salzbergwerk. Von da gingen 
wir an den Bartholomae- oder Königsee und fuhren darauf nach 
dem alten Iagdschlößchen. Auf dem dunkeln See sah ich eine 
große weiche Schlange, welche sich ganz in die Höhe richtete und 
dann verschwand. Wir gingen wohl noch so fünf Tage in der 
Gegend herum und es würde noch länger gedauert haben, wenn 
wir noch Geld gehabt hätten. Wir machten uns auf den Rück 
weg. mußten aber noch über manchen steilen Berg, fuhren auch 
über den Chiemsee und gingen auf die Herren- und die Frauen 
insel und von da nach München weiter. Müde in einetn Wirts 
haus angelangt, erquickten wir uns an Milch und Bier; als 
wir aber bezahlen wollten, hatten wir kaum so viel, und waren 
wohl noch 12 Stunden oder noch mehr von München entfernt. 
Jetzt wurde Extrapost genommen, und in der Nacht kamen wir 
in München an. So bezahlten wir unsere Schulden. 
Max.v. Freiberg ist jetzt Archivdirektor und Neichsrat, 
v. Gu m ppenberg Oberappellationsrat, Eduard von 
Schenk Minister des Innern (seit mehreren Jahren tot), 
Nepomuk v. N i n g s e i s Obermedizinalrat ut:d Direktor, 
Salvoti in Verona angestellt. Alle diese Genannten sind 
meine Freunde geblieben, ich bin aber. da sie nicht Künstler 
waren, weniger mit ihnen in Berührung gekommen. 
Wir jungen Akademiker kamen nun öfter abends zusammen, 
bald im Scheidelschen Kaffeehaus, lange Zeit bet Schröfel in der 
Dienersgasse, dann in der Burggasse in der sogenannten Löwen- 
arube. Wir hatten ein großes Zimmer gemietet, da kamen alle 
Abend, wenn die Akademie aus war. so 20 bis 30 zusammen. 
Die Gesellschaft nannte sich Concordia. Es wurden Statuten 
gemacht, wobei besonders Dom. Quaglio sehr tätig war; ein 
Präsident, Asiesioren, ein Sekretär wurden erwählt. Es sollte 
über Kunst vorgelesen, deklatniert und gezeichnet werden, und 
alle Mitglieder sollten sich gegenseitig zeichnen, die Bilder sollten 
dann im Zimmer aufgehangen werden. Aber ich glaube, außer 
meinem sind höchstens sechs Köpfe noch fertig geworden. 
Ich wurde in: Winter zum Asiesior erwählt. Aber der ganze 
Spaß hatte bald ein (5 Eines Abends kommen zwei Polizei 
diener in unser Zimmer und sagen, wir sollten nach Hause gehen. 
Ohne ihnen zu antworten, wurden sie beide die Treppe hinunter 
geworfen und unten auf der Gasse sind sie noch ziemlich zuge 
richtet worden. Ich brachte ein Stückchen von ihrem roten Feder 
busch mit nach Haus und habe es noch lange hinter dem Spiegel 
stecken gehabt, utn die Mäuse damit zu vertreiben. Die Geschichte 
wurde dem Akademie-Direktor gemeldet. Wir mußten uns ver 
sammeln. Doch der Direktor v. Langer machte uns nur geringe 
Vorwürfe, was uns allen sehr wohl gefiel. 
Von jetzt an teilten sich die Schüler, und es gab mehr ein 
Kneipen-Leben. Ein Teil ging auf den Anger, einige in Kaffee 
häuser. Im Sommer wurde meist der Neudecker Garten in der 
Aue, auf den Lüften, in Brauhäuser, Vockkeller usw. gegangen. 
Aus der Zahl der „Akademie-Kameraden", die Grimm 
meist mit scharfen Strichen treffend zu charakterisieren weiß, 
heben wir nur einige der bekannteren und bedeutenderen 
heraus. 
P i l o t y hatte theatralisches Talent, er wäre ein vortreff 
licher Komiker geworden und hat selbst einigemal auf Liebhaber 
theatern mit großem Beifall gespielt. Er war geistreich, konnte 
und wußte viel: aber ich vermochte mich doch nie recht an ihn 
anzuschließen..... Einer der liebsten dagegen war mir Domi 
nique Quaglio, ein prächtiger Mensch, lustig, geistreich, 
edel in allen Gesin ngen, ausgezeichnet in seiner Kunst (war 
Landschafts- und Architektur-Maler), gutmütig; "bescheiden. Er 
war einer meiner liebsten Münchener Freunde; wir
	        

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