© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Z 7
Seite 212 Unsere Heimat GtzE-tz GOGHG-tztztzZ-.tzEHGEE-tztz-tzE-tz Nr. 25/26
der Kreis-Brmenkommission, Kassenarzt, Bahnarzt,
Impfarzt. Ls lag nahe, daß man einen solchen Mann
auch in die Stadtverwaltung wählte und ihn mit der
Führung der Stadtverordneten betraute. Nun ist er
aus einem tätigen Leben abgerufen, und die Teil
nahme auf seinem letzten Lrdenweg bekundete die
hohe Wertschätzung, der er sich in weiten Kreisen
erfreuen durfte. — In Kassel verschied am 26. Ia-
nuar Geheimrat Friedrich Bauch, geboren am 10.
Mai 1844 im pfarrhause zu Hintersteinau. Zeine
frühe Iugend verlebte er in Tlm, wohin sein Vater
versetzt wurde und bis zu seinem Tode im Iahre 1876
amtierte. Bon 1854—1858 besuchte er das Progym
nasium in Schlüchtern und bestand 1865 die Maturi
tätsprüfung in Fulda. Nach vollendetem Ztudium der
Nechtswissenschaft (1865—1866 in Marburg und
Leipzig) trat er zur landwirtschaftlichen Verwaltung
und zwar zur Generalkommijsion in Kassel über. Bm
1. Nov. 1919 erfolgte nach 52 jähriger ununterbro
chener Beschäftigung im Ztaatsdienst seine Bersetzung
in den Buhestand. Und nun lebte der immer An
spruchslose und Bescheidene und dem großen Ge
triebe Bbholde in seiner Wohnung in der Lulenburg-
straße in Kassel in nicht versiegender geistiger Frische
seine stillen Tage, umgeben von der Liebe und Für
sorge der Zeinigen, einen köstlichen Lebensabend.
Tr lebte sehr mäßig und fast spartanisch einfach
und war nie ernstlich krank. Die Lektüre guter Bü
cher füllte fast ganz seine Buhestandszeit aus. Er
verfügte über ein ganz erstaunliches Gedächtnis.
Ganze tragische Oden, Kapitel aus der Ilias und
Odyssee, die schönsten Ztellen aus dem „Faust", alte
liebe Ztudentenlieder u. a. gab er lückenlos wieder.
Mit Borliebe griff er in seinen reichen Zchatz von
Geschichten und Bnekdoten aus der alten kurfürst
lichen Seit und freute sich, wenn er damit dem Zu
hörer eine Freude bereitete. Gern kehrten seine Ge
danken auch in das Elternhaus, das Pfarrhaus in
Elm, mit seinem schönen Blumengarten zurück.
„Könnte ich doch auf dem Dorfe leben, da sieht man
doch was." wie oft hörte man diese Worte von ihm
— ein beredtes Zeugnis seines anspruchslosen, kind
lich bescheidenen Wesens und seiner starken heimat-
liebe. Lin Leben, reich an Brbeit, aber auch reich
an Anerkennung hat mit ihm geendet, ein Mann.
ausgestattet mit reichen Gaben des 'Geistes und des
Herzens, mit einem umfassenden wissen, vornehm in
seinem Denken, stets freundlich und liebenswürdig
gegen seine Umgebung, mit einem ausgeprägten Ge
rechtigkeitssinn, immer hilfsbereit, ist mit ihm da
hingegangen.
In Zchlüchtern hielt am 1. Februar der Heimat
bund in der Turnhalle der Stadtschule seine dies
jährige Hauptversammlung ab, wozu sich wie
immer zahlreiche Helfer, Mitglieder und Freunde
eingefunden hatten. Der 2. Vorsitzende, Herr Land
rat Dr. Müller, leitete die Tagung. Herr Zeminar-
Gberlehrer F. Walther hielt einen Vortrag über „Die
Biedermeierzeit". Tin zweiter Bortrag, den Frl. Ztu-
dienassessorin Bnacker über „Heimat in der Fremde"
(Buslandsdeutschtum) übernommen hatte, mußte leider
aus Mangel an Zeit zurückgestellt werden. Den
Iahresbericht erstattete der Schriftleiter, Herr Lehrer
praesent. Tr verriet u. a., daß aus Mangel an
Mitteln unser Heimatblatt im Iahre 1950 in
beschränkterem Umfange als geplant gedruckt werden
mußte, daß von der gegenwärtig übersehbaren Stoff
fülle aus noch für mindestens 50 Iahre Brbeit vor
handen sei, und bat alle, für den Bbsatz der noch
vorrätigen 200 Stück der „Bergwinkelchronik" mit
bedacht zu sein, damit das Wagnis der Herausgabe
dieses Buches dem Bunde nicht schließlich zum Schaden
gereiche. Lin gleichfalls von ihm geschaffenes „Sagen
buch" des Kreises wird um Ostern erscheinen. Herr
Konrektor Schäfer berichtete über die Kasstnverhält-
nisse. Die Tinnahmen aus Beiträgen, Sondergaben
und dem verkauf der „Bergwinkelchronik" betrugen
1929: 2845,11 Mk., die Busgaben 2687,55 Mk.,
die Tinnahmen in 1950: 5928,55 Mk., die Busgaben
5847,75 Mk. wieder wirkten in dankenswerter
weise der Musikverein und Gremmelssche Männerchor
mit.
Ltwas Neues, wenigstens für mich, ist die Tatsache,
daß man auch im Bergwinkel, ohne reisen zu müssen,
die Bekanntschaft der bedeutendsten Menschen machen
kann. So sprachen im Laufe der letzten Monate in
mein Stübchen der Herr Beichspräsident v. hinden-
burg, der Papst, ein Domprediger aus Berlin, Ge
heimrat Duisberg, der Beichskanzler, Univerfitäts-
professor Dr. Kahl, Professor Dr. hellpach und viele
andere, deren Stimme je zu hören, ich mir niemals
hätte träumen lassen, herrliche Musik in München.
Oslo, Wien, Wiesbaden und anderen Großstädten
sind im Bergwinkel vernehmbar, und wem die in
Bom oder Mailand nicht gefällt — die von Tou
louse z. B. ist meist Negergerassel —, geht im Hand
umdrehen nach Königsberg. U. a. habe ich an einer
Beformationsfeier teilgenommen,, deren Prediger in
Genf sprach, während die Orgel in Hamburg er
klang, der Thomanerchor in Leipzig sang und der
Liturg in Frankfurt a. M. amtierte. Unschönes, das
auch noch angeboten wird, braucht man einfach nicht
zu wollen, und — . es ist nicht vorhanden. Unsern
Großeltern wäre eine solche leicht zu handhabende
Verbindung mit der weiten Welt sicher unheimlich vor
gekommen. Bber ich glaube, jenem Schwarzenfelser
Gerichtsassessor wäre der Mangel an Schweizerkäse
weniger heftig aufs Gemüt geschlagen, wenn er den
Bundfunk gehabt hätte. Damit genug für diesmal,
wenn das nächste Heimatblatt kommt, ist's hoffentlich
Frühling, wenn auch zu befürchten ist, daß Petritag
Heuer mitten in den Winter zu liegen kommt,' denn
der Dachs hat am Lichtmeßtag seinen Schatten ge
sehen. Flg.
Mn alle Heimatfreunde. die Schrvarzenselser
und Sinngründer !m besonderen!
Dem Heimatbund ist es gelungen, ein Bild aus dem An
fang des 17. Jahrhunderts aufzutreiben, auf dem das
Schloß Schwarzenfels zu sehen ist, wie es noch ein
stolzer, ragender Bau war. wir können es unserm Leser
kreis zeigen, wenn uns Gaben zur Herstellung des Druck-
stocks gereicht werden, wer hier „Mitarbeit" zu leisten im
stande ist, sei freundlichst darum gebeten!
Ms Manuskript gedruckt: h. Steinfeld Söhne, Schlüchtern. Schriftleitung: Wilhelm praesent, Breitenbach.
Auflage: 1000 Stück. Verlag des Heimatbundes in Schlüchtern. Postscheck-Uonta 80311 in Frankfurt a. M.