Full text: Zeitungsausschnitte über Ludwig Emil Grimm

© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Z 7 
LZ. Jahrgang 
Schlüchtern, ^anuar/fedruar ]?3] 
Nr. 25/26- 
Gott sprach: „Jdj bin. Jet] war. Ich werde sein!" <2. m,,. 3, »> 
Leben nicht Dem leben will, der es gegeben, verliert 
es ans Nichts. Er fordert Gehorsam. Wird dieser 
Gott ist ganz anders, als viele sich Ihn „denken 
Des Menschen Denken kann Ihn nicht er 
fassen, weil es ja nur Jahre summiert und seine 
Sinne Gitter sind, die über die Welt der Er 
scheinungen oder des Scheins nicht hinaussehen 
lassen. 5lber die Welt der Wirklichkeit hat sich 
ihm geoffenbart. Wir sehen alle Gott zu klein' 
denn im Weltall, seines Willens Werk, ist die Erde 
nur ein Sandkorn. Wir wähnen, Gott sei unseret- 
wegen da oder ein Gebrauchsgegenstand für Gottes 
dienste oder Notfälle, während doch alles Leben Ihm 
unterworfen ist. 5ln Ihm zerschellen ganze Geschlech 
ter und Völker, die Ihm widerstreben. Die Mächtig 
sten der Erde sehen ihre Gewalt zerstäuben, wenn 
eine gewisse Grenze erreicht ist, und werden selbst Staub 
und werden vergessen. 6ber das Wissen um Gott geht 
mit den Zeiten und ist nicht auszurotten. Keiner, der 
Gottes Größe auch nur von fern ahnte, wagte je zu 
sagen: „Du bist nicht!" Je tiefer der Menschengeist 
in das sichtbare Werk des Ewigen eindringt, desto 
reicher wachsen als Früchte Ehrfurcht und Nnbe- 
tung ihm zu. Wenn Er „Nein!" sagt zu selbstgewähl 
ten Wegen der Menschheit, gerät diese in unbeschreib 
liche Verwirrung ohne Nat und Hoffnung. Er über 
läßt in unfaßbarer Größe Seinen Namen den Spöt 
tern als Spielball für Witz und Selbstbetrug und 
macht zugleich, daß andere sich scheuen, den Unaussag- 
baren auch nur zu nennen, wer Ihn, die höchste 
Wirklichkeit, übersieht und nicht mit Ihm „rechnet", den 
läßt er gewähren und erfahren, daß dann Leben sich 
zwangsläufig vergeudet an Nichtigkeiten, wer sein 
verweigert, dann entgleiten die Dinge und Verhält 
nisse der Herrschaft des Geistes und machen die Men 
schen sich untertan, und es stehen Rätsel, wo vorher 
Licht war. Wenn die Liebe zu ihm erkaltet, glüht im 
Menschen haß auf. Man kann Gott gegenüber nicht 
neutral bleiben. Schwindet das vertrauen auf Ihn, 
so ist des Menschen Seele wie ein Vogel über weiten 
Wassern ohne Ufer und Nuheplatz, wenn die eigenen 
kleinen Schwingen ermatten. Es muß ja Unsicherheit 
und Langen vor Kommendem um sich greifen, wenn 
das Lebendige auf Erden das Wissen um seine Tsuelle 
verliert, die es speist, oder um seinen Mittelpunkt, 
um den es kreist, oder um sein Ziel, auf welches 
Licht als Bild und Dunkel als Not hinweist. Nuf dem 
Triebsand dieser Erde baut kein Gast ein dauerndes 
Glück auf, und ohne „Salz und Licht" aus reiner 
Wirklichkeit fault die Zeit. Darum schreit schließlich 
alles nach Heimat. Heimat aber ist, wo Gott ist. 
Dhne Ihn gibt es nicht Heimat. Wo aber ist Gott? 
Einer seiner Loten sagte einst den selbstbewußten, 
wissensstolzen Leuten in der Weltstadt Lthen, die Ihn 
nicht finden konnten, weil sie Ihn zu klein sahen: 
„In Ihm leben, weben und atmen wir ja. 5llso kann 
Er nicht fern sein von einem jeden unter uns!" Des 
halb wird Gottferne zur Schuld. Der Gekreuzigte 
aber rief sterbend noch und in äußerster Einsamkeit 
die höchste Wirklichkeit mit dem Namen: „Vater!" 
Und lehrte auch uns zu bitten: „vergib! Dein Wille 
geschehe! Zu uns komme Dein Neich!" Hlg.
	        
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