Full text: Zeitungsausschnitte über Ludwig Emil Grimm

© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Z 7 
Seite 190 ssG-IAZZZAGGZZAGHGAGAAAHZ Unsere Heimat HGOtztzGDHHOHHOODtzHGOHDGOH Nr. 21/24 
* 2- November aus Heidelberg an Neustetter. 
(Drig. 5t. München). Letzter Lotichius Brief, nicht 
mehr von ihm geschrieben, sondern seinem Lchüler und 
freund Johann posthius diktiert und dann nur unter 
zeichnet- 
In letzter Nacht Hube er wieder Lieber 
bekommen, und er fei sehr matt- Tr sei zweimal 
durch freundliche Schreiben zur Uebernahme eines 
Lehrstuhls in Marburg aufgefordert worden. Wenn 
mehr dort gezahlt würde, dann ginge er des billi 
geren Lebens wegen hin. (Es folgen ein paar un 
verständliche Nndeutungen über irgendwelche andere 
schwebende Verhandlungen und einige politische Be 
merkungen, in denen die hessischen Fürstensöhne, der 
Herzog von Wirtemberg, der sächsische Gesandte Dr- 
Georg Tracovius, der Papst, der Bischof von Magde 
burg, Florebellus und der „gelehrte Fischer" erwähnt 
werden). Sobald es seine Gesundheit erlaube, wolle 
er Neustetter besuchen. (NB. 5 Tage später war Lo 
tichius tot). 
Um 1. Dezember 1560 schrieb dann posthius an 
Neustetter folgendes (Grig. 5t. B. München): 
In der Nacht v. 4. Nov. habe Lotichius ihm, dem 
posthius, als er mit Nnderen bei dem Kranken, 
wachte, noch einige Seilen an Neustetter diktiert, als 
er erkannte, daß er nicht mehr zu heilen sei. Er 
sagte Neustetter Dank für Nlles, empfiehlt ihm den 
Lohn seiner Schwester, der ihm vielleicht einmal 
gleichkommen werde und läßt den Decan Hutten und 
den „Magister Luriae" (Haushofmeister am Hofe des 
Bischofs?) grüßen, posthius will dem Neustetter bald 
seine eigne Llegie auf des Lotichius' Tod mit den 
Epicedien Anderer schicken (Funeralien- siehe dazu 
den Brief in der Burmanniana 5. 43.) 
b. Briefe von Nnderen an Lotichius. 
Nur eine ganz kleine Nnzahl der Briefe, die der 
Dichter empfangen hat, sind erhalten geblieben, Ori 
ginale aber gar keine. Woran dies liegt, war bis 
jetzt nicht festzustellen. 
Die Briefe, die er als Knabe, Student und dann 
im Nusland erhalten hat, sind ziemlich sicher stets 
vernichtet worden. Nber die vielen Briefe, die er in 
Heidelberg erhielt, sind mindestens zum Eeil ver 
wahrt worden. Sie waren 1620 etwa noch erhalten, 
denn der Großneffe des Dichters, Johann Peter Loti 
chius, hat, wahrscheinlich in Heidelberg, davon Nb- 
schriften genommen, welche Burmann dann um 1750 
benutzt hat. Dies gilt auch für weitere handschrifien 
von Lotichius. 
Ts ist nicht mit 5icherheit festzustellen, daß sie in 
Heidelberg geblieben sind, aber es ist das Wahr 
scheinlichste. Dann können sie bei der Plünderung 
Heidelbergs 1622 durch Lilly oder bei denen von 
1689 und 1693 durch Melac vernichtet worden sein. 
Daß Lilly und Melac die Nktenbestände der ihnen 
verhaßten humanistischen Heidelberger Universität in 
erster Linie vernichteten, ist kaum zweifelhaft- 
von Nbt Petrus Lotichius: 
Schlüchtern 16- Januar 1560. (Dpuscula 162 und 
Burmann 5. 35). Die 5chwester Tlisabeth sei 
sehr schwer erkrankt. 
Von Johann pedionaeus (Nbt- B. 4.). 
Schlüchtern o. D. (1542/43). (In Vita Hagen- 
Nuszug-Ueberf. in Lbrard). Gibt Ermahnungen 
für das 5tudium. 
von Erasmus Neustetter: 
Ehomburg, 11. Npril. . . (1558, vielleicht erst 1559 
oder 1560). (Burmann 5. 25). von seiner 
Krankheit habe er durch Micyll (NB. Julius 
Micyll?) erfahren, der den Brief brachte. Tr 
solle sich mit seiner Kunst heilen und dann zur 
Erholung kommen, 
von Joachim Eamerarius: 
Nürnberg 24. Gctober . . . (1550 oder 1551). 
(Burmann 64 h.) 5chimpft über die Kriegszu 
stände in Deutschland. 
Nürnberg, 15. März . . . (1552 oder 1553). (Bur 
mann 64 g.) Stibar sei nicht zufrieden, weil Lot. 
nicht weiter reisen wolle (NB. Italien ist wohl 
gemeint). 
ohne CDrt, ohne Datum, (herbst 1557). (Burmann 
5. 16.). Sendet Grüße an peucer, den L. da 
mals in Worms sah. 
ohne Ort, 11. Npril . . . . (1558). (Burmann 5. 
15). Er teilt den Tod seiner Tochter Martha 
mit- Bedauert sehr den Tod Micylls, mit dem 
er 38 Jahre lang befreundet gewesen, 
von Taspar peucer (Nbt- B. 22.): 
16. September. . . (1557). Worms. (Burmann S. 
26). Bedaure, daß Du mich nicht getroffen. Ich 
kann aber nicht gleichzeitig bei Dir und beim 
Colloquium sein. Ich schicke Dir diesen Brief 
durch Dr. pfeffinger, der mit Dir diskutieren 
will- 
24. September. . . (1557). Worms. (Burmann S. 
26.) Sobald ich kann, besuche ich Dich. Der Ver 
lust Micylls (NB. dessen Frau Gertrude gestor 
ben war- Larmen I. 33.) hat uns alle sehr be 
troffen. Der Schwiegervater (NB. Melanchthon) 
hat ihn durch einen Brief getröstet- (Nbgedruckt 
in Elassen, Micyll Seite 224). 
8. November . . . (1557). (Burmann S. 27.) Er 
mutigt ihn zur Ehe. Tr möge aber das Mädchen 
nicht hinziehen, sondern sich entschließen. „Ich 
schicke Dir hier ein Epitaphium, das ich für 
meine Schwiegermutter geschrieben. Bitte korri 
giere es und schicke es mir zurück." 
23- März . . . (1558). (Burmann 5. 26). Be 
dauert, wie alle, sehr den Tod Micylls. „Nach 
seinem Tode liegt vor allen Dir die Leitung des 
Philosophiestudiums ob. Wenn Du es nicht 
tuest, sehe ich nicht, was von der Universität zu 
hoffen ist. Wir sind auf allen Seiten von wüten 
den Hunden umgeben, die unser Ohr mit andau 
erndem Bellen erfüllen. Ich, sehe kein Ende. ." 
von Georg Tracovius (Nbt- B. 23). 
Nugusta vendelicorum, 13- Nugust 1559. (Nugs- 
burg). (Burmann S. 34.). Diejenigen, die im 
Staatsdienst ständen, seien nicht so glücklich sich 
mit humanistischen Studien befassen zu können, 
wie Lot. Er dankt für den gemeinsamen Brief 
mit Beuther. Tamerar sei da gewesen, der Lot. 
sehr gerühmt. „Jene Gedichte, die heimlich gegen 
gewisse Fürsten verbreitet werden, von denen Du 
mir schriebst, habe ich noch nicht gesehen." 
Speyer, 28. Npril 1560. (Burmann S. 36.) Teilt 
den Tod Melanchthons mit. Er solle es aber 
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vorerst niemand anders mitteilen. Er bittet ihm 
ein Epicedion auf Melanchthon zu schreiben, 
von dem Leibarzt Johann Langius (Nbt. 8. 86). 
ohne Grt, ohne Datum. (1559 oder 1560). (Bur 
mann S. 29). Lange medizinische Nbhandlungen. 
von Rektor, Dekan und Professoren in Marburg. 
Marburg, 28. September 1560. (Opuscula 204, 
Burmann 5. ,39.). Berufungsschreiben. Er be 
käme in Marburg eine gute Stelle, könne in 
Marburg billig leben und könne, neben den 
Kolleg geldern, Einnahmen aus Privatpraxis ha 
ben. (NB. ein vorhergegangenes Schreiben, 
wahrscheinlich ähnlichen Inhalts ist nicht er 
halten). 
Bei Burmann sind noch viele Briefe abgedruckt, 
die nach dem Tode des Dichters seine Freunde unter 
einander gewechselt haben. Es handelt sich dabei viel 
fach um Widmungsbriese zu den einzelnen Nusgaben 
der Werke- 
In Lotichius'schem privatbesitz befindet sich ein 
3m Frühjahr hörte ein kleiner Großstädter im Ghl den 
Kuckuck rufen. Er sagte verblüfft: „Gnkel, ewe haww ich 
e Guggugsuhr im Wald geheert!" 
4- 
Dös is aa so a dummer Spruch: Am Conö verbauert 
ma. 3 möcht wissen, was oana in der Stadt drin beffers 
findt als a schöns Konzert und a guats Buch. 
Der Landschaftsmaler Karl Harder 
Die Hauptaufgabe des Großstädters ist heute die: sein 
Leben im Straßenverkehr zu retten. Eduard Engel 
* 
Die Kathrine kommt, neu ausstaffiert, zum erstenmal von 
ihrer neuen Dienststelle in Hanau zu Besuch nach Hause. 
Ihre Freundin, die Lies, empfängt sie am vorfemgang nnt 
dem Ausruf der Verwunderung: „No, Koatt, du Haast dr 
joa aa en Bagaschekobb loaß schneid!" 
„No soag mr moal, INechel, 
Häuser mit flache Dächer?" 
„Joa, Koasber, doas well ich dr soag 
des die hibbedeeg net roa rätscht!" 
bröm baue se alleweil die 
doas is deswege, 
Samstagnachmittag im Sommer vor 80 Jahren. Nosa 
L. geht im Feiertagskleid mit ihrem Bräutigam die Fuldaer- 
straße hinunter. Unterwegs begegnet ihnen der alteN., ein 
stadtbekannter Spaßvogel. Er redet das junge INadchen 
an: „Guck einmal da, die Nosa! Du willst wohl ms Unter 
land, Korn schneiden?" — „Aber Herr N., wie kommen Sie 
darauf?" — „Ei, freilich, Du hast doch der Sichel 
am Arm!" 
* 
Brief des Christian Lotichius cm Joachim Eame- 
rarius vom 28. Sept. 1562 aus Schlüchtern mit 
einigem Interessanten: 
„Unser" Ernst (NB. Ernst Doegelitt) habe Chri 
stian die Nufforderung Eamerars überbracht, die 
Pläne für die Herausgabe der Gedichte des Petrus 
mitzuteilen. Nls petAis noch lebte, aber durch 
die heftige Krankheit geschwächt war, habe 
Christian Sorge getragen und Petrus ermahnt, 
daß dieser alle Gedichte, die er herausgebe, auch 
in Christians Hände gelangen ließe- Es fehle 
Christian daher fast nichts von diesen Gedichten. 
Christian habe sie mit demselben Eifer wie Tame 
rar gesammelt und aufgehoben. Er habe dieser 
Tage von Heidelberg eine Reihe noch nicht ver 
öffentlichter erhalten. Er werde sie demnächst Ta 
merar zusenden mit anderen, die er durch! Ernst 
noch bekomme. Vale! 
(Fortsetzung folgt) 
Die döse Sieben 
Sechs Urteile über die „B e r g w i n k e l - L h r o n i k" 
und noch eins 
1. Der Kreis Schlüchtern ist in der glücklichen Lage, eine 
solche Gabe zu besitzen, die wir als so wertvoll ansehen, daß 
wir besonders darauf hinweisen möchten. — — — Ulan 
blättert und blättert und wird immer mehr gefesselt 
„Hess. Schulzeitung" 
2. Das Werk gibt, wie mir scheint, eine recht glückliche 
Lösung, die Geschichte eines Kreises bei Wahrung strengster 
Wissenschaftlichkeit doch überaus populär und übersichtlich 
darzustellen, wobei man mit gewisser Bewunderung immer 
wieder feststellen muß, wie fein es der Herausgeber ver 
standen hat, durch scheinbar nebensächliche kleine Notizen 
das Zeitkolorit oder das Heimatlich-Bedeutsame festzuhalten. 
Wird schon dadurch das Eintönige, das einer bloßen Zeit 
tafel anhaftet, glücklich vermieden, so geschieht dies noch 
mehr durch die auszugsweise oder wörtliche Wiedergabe von 
überaus zahlreichen (yuellenstücken. Dadurch wächst das Buch 
über den Nahmen einer Heimatgeschichte hinaus und gibt 
besonders für die deutsche Kulturgeschichte viele wertvolle 
und interessante Beiträge. W. Neuhaus, Hersfeld 
3. . . . wünsche dem Buch weiteste Verbreitung in Ihrem 
„Bergwinkel", besonders auch unter der Jugend, der dieses 
Buch die Heimat besonders lebendig machen wird. 
INinisterialdirektor Kaestner 
4. Die Ehronik enthält eine große Fülle von Stoff, der 
in einer mir besonders angenehmen Form der Weiterforschung 
zugänglich gemacht wird. Dazu die prächtige Bilderaus 
wahl. Der Kreis kann stolz aus dies heimatbuch sein. 
Iustizrat Eckhardt, Witzenhausen 
5. Ein heft, das mehr als lokalgeschichtliche Bedeutung 
hat und zur Nachahmung (Kreis Hanau!) und Anschaffung 
nur empfohlen werden kann. „hanauisches INagazin" 
6. Kürzlich ist im Verlag des Heimatbundes in Schlüchtern 
ein bemerkenswertes Werk erschienen, das alle Freunde der 
heimatlichen Geschichte interessieren dürfte. Die Ehronik 
wird beim heimatkundlichen Unterricht in der Schule nicht 
zu entbehren sein. Der Herausgeber hat mit unermüd 
lichem Sammeleifer ein Werk geschaffen, das ihn ehrt. 
Beilage zur „Fuldaer Zeitung" 
7. Der gewöhnliche Wann zumal wird sich in der zer 
streuenden Fülle der zusammenhanglosen Daten, von denen 
viele nur Knochen ohne Fleisch sind, und in dem vielen 
dürren Kleinzeug kaum zurechtfinden und nicht imstande 
sein, wenige Seiten hintereinander in einem Flusse zu lesen. 
— — Auch den Schülern kann das heft deswegen nicht in 
die Hände gegeben werden. D. IN., Steinau a. d. Str.
	        
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