© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Z 7
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mir dron! Ls foahlt ons zu dem Geschäft niet meh bie
alles. Geld zu BB-Beiter hare mir niet, on es
peufje foahlt ons groad so gut bie Sigga on Zigarette-
häre mir nur doamoals so e Mutspeufje in de härm
gehont, bie's heut Lall jerer drette Mann im Maul
hont, mir häre schon gewußt, boas mit onzefange
woar. Ion, häre m'r gehoat! von wär ons geholfe
gewäst. Bann m'r sünst moal wollt rach, hieß's
ömmer: „Geh fuett, rach dr Ka% om Schwanz!" So
schlau woann mir äwer doch, deß m'r wußte, deß
doa e Maul voll hoar goab. Blso, mir mußte ons
helf, bie m'r konnte. Bann die Bastanerje 18 ) zeitig
woann, moachte mir ons peuferje devon. Sie wuenn
mit em Messer — jerer Song hont doas wege de Ba-
toffel on Matte in dr Däsche — ausgehöhlt- Ts
Mundstück wur aus Brennesselstengel gemoacht- —
Ls gitt üwrigens noch meh Mundstöcker, die vr-
brenne! —! Schöne peuferje woann doas! Mir konnte
se auch aus Eichel gemach. Doa ging äwer ganz on
goar niest nein. Dill mit onzefange woar joa niet.
3u gichtbrüchig woann se,' äwer trotzdem hon me 'sche
niet kalt gerächt. Doas wär joa goar niest, gewest!
Ita, sie wuenn richtig geloare, mit selbstgemoachte
Euwak aus Bößlab on Bleeköpp. So en Tuwak
vrträgt äwer kann Gaul, on ihr düefft m'sch glab,
ons woar e aach e beßje vill ze stoark. Mir hon
en niet gepackt, viellmeh droaht sich die Geschichte
röm, on doas Braut wur Herr üwer ons. Mir wuenn
weis, deß auch doa denn noch kann Master vom
Himmel gefalle is', on deß aach Stöcker,. bu in
Würklichkat gar niest tage, gelaunt wann sei. Läscht
wollt der Stinkklowe niet brenn, noacht niet zieh.
M'r mußt denzid), deß sich die hoar strübbete on
die lange Nenn woakelte. Bie e äwer eäscht im
Brand woar, beß em dr Bach off die Zonge on in
die Bage. Ls Wasser lief em aus de Bge bje bei dr
schönst Seicht 2v). M'r muß späuz on^nist bie unge
scheit. woar dezu vlleicht noch en Zappe Bach in
die sonndigs Gurgel komme, konn's gesei, deß vür
lauter huste goar koan Buh wierer ze fenne woar-
„Bller Bnfang ist schwer". Meist loage äwer Gn-
sangk on Lnn bei dere Bacherei kuezz beinanner.
Zu anner Leireschaft wur doa es Bache noch niet.
Ohne groß Gnstrengung konnt m'sch wierer löätz
gesei. Ls Zugucke is' auch doa, bie bei so vill Sache
im Lewe, leichter bie es Mitdonn. Ganz on goar
üwer ons Bröäfte ging's äwer eäscht, bann m'r ons
on Buhr vrgrefe. Ich moan rond spanisch Buhr.
Bur ann Mann im Durf hatt's in de hänn, on der
duefft ons sogoar dr Wanst demit schrubb, ohne deß
Einhalt gebore wur. Germer vürspieglung falscher
1S ) Kastanien lö ) ziehen 20 ) Beerdigung
Toatsache mußte m'r aach noch selwer doas Sadans-
zeug in Schlächter beim Fehl hol. Ich sann euch,
der Dreck hrennt, brennt villmoal besser bie Böß-
lab! Zwibbelsaft macht spanisch Buhr mür 21 ). Bann's
knallt, fliege die Stöcker in dr Luft röm. Ls Gringele
mit em schoarfe Messer hält's ewesowengk aus. Doas
woar euch äwer aach e sehr gewoacht Soache, on
besser ließ m'r die Fenger devon. Bann doas
Buhr eäscht Besche is', brennt's niet meh. Dröm wußte
m'r doas Zeug ze Kriege, moaggt's geh bie's wollt-
Gn mir kroche's! Bie, wüedd liewer niet vrroare.
Bann me'sch eäscht drwoscht hare, wuesch mit enaus
off die wiese genumme. Doamit Kanner ze kuezz kom,
möglichst on em Sonndig. Dr ganz Blub soatzt sich
rond im Bros röm, jerer krog e Stück von dr Beute,
on om Feuerje, boas mette dezwösche brannt', wuenn
ons Sigga angebrannt- Die ginge niet aus, bie die
schäbbe Blöwerje- Dr eäscht Zug schmoackt ons all
mienanner gut. Ierer wollt' mit 'em zwatte Zug
e recht Maul voll nahm, öm en rechte Zappe löätz
ze wösche. M'r wollt doch weis, boas m'r konnt'!
Doas Maulvoll hatt' äwer schon en böse Beige-
schmoack. No wollt äwer kanner dr eäscht sei, bu
niet meh mit konnt' gemach. Ierer mußt' äwer
feststell, deß em von dem süßliche Cfualm so domm,
so oanfällig im Boop wur. M'r konnt', weil's es
easchtemoal woar, niet gesa bie — äwer äbbes Schö
nes woasch off alle Fäll niet- Bll' ginge se üwer
dr Bppetit naus. Vis Wirkung blieb niet aus. Uewer
dr Stienn rüh woasch groad, als bann dr Bläß
ihr Brät, bu se wege em Stoße off hatt', drosf leije
tät. Ls stoß em auf. M'r mußt göägg 22). Ttzt wußt
jerer, bu hoase liefe. Leider vill ze spät, merkt'
jerer, deß so e komisch Gefühl önnerdrhazzkaute^)
aufkom. Etliche kröche durch richtiges Späutze wierer
Buh, äwer meh als amm kom's Bufstohe stärker. Boa
duefft anner mach', boas e wollt, es Lnn vom Lied
woar, er lacht aus Leibeskröäfte — Bröäckelerje.
(Drt es schlimmst woar, es woar koan Tnn ze fenne.
Die Hose «o.nne zuzebenne, hiele m'r für unörig,
froh woar äwer mancher, deß die Lrle so schön nah
debei woann. Dr Beih noch hatt' jerer en rechte Dur-
mel im Boop. Bie Blei loag's de meiste in de Bnoche,
nur e Glöck, deß anner üwer dr anner konnt gelach.
Doas broacht wenigstes noch e wengk Spaß in ons
traurig Loag. Ber äwer oanmoal Buhrstecke gerächt
hoat, is' für es zwattemoal gehaalt! Ich sann euch,
doaß wüedd em so ures, deß m'r niet für e gölder
Gaß noach oamoal dezu ze brenge wär.
(Schluß folgt)
21 ) mürbe 22 ) aufftotzen 23 ) herzkaute, -grübe
Jm Batzerod
Erinnerung an eine Sommerwnnderung
om schönstgelegenen Schulhaus des Binzigtales
aus wandern wir am regenkühlen Sommer-
Morgen an der Gerstenmühle vorbei nach
Sannerz. Ferienwanderung! Bach Paris, Prag
oder Bom werden wir niemals kommen (Der Prima
ner, unser vierter, vielleicht, wenn er die Baturwis-
senschaft anders auswertet als sein Vater!)' also wie
der einmal ins Batzerod!
Das Haus Nr. 9 in Sannerz hat den Hausnamen
„Spickerts". Ueber der hübschen Bokoko-Haustüre
ein Spruch:
Befihl dem Herrn deine wege und hoffe auf ihn
er wirds wohl machen. B. h. I. B. Z. M. sIo-
hannes Möller, Bauherr. Iohann Bdam Fuchs, Zim-
mermeisterj ps. 37. v. 5. t. l9. Map 1791.
vor 100 Iahren noch schrieb man solche Sprüche
Unsere Heimat tztzDtzGOGHtztzGDtztzE-.OOOEHOGOO beite 187
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an sein Haus. heute sind die Häuser stumm — doch
nein, manche reden den vorübergehenden noch an:
Betteln und hausieren verboten! Bchtung, bissige
Hunde!— Vorsicht, Selbstschüsse! — Villa zur schönen
Bussicht — und viele lassen den Geist des Hauses
durch Schallplatten oder einen Lautsprecher sich kund
tun.
Der weißhaarige Hausherr, ein wohl aussehender
Blter, ladet uns in der Stube zum Basten ein. Buf
dem Tisch liegt „Brnds paradiesgärtlein" aufgeschla
gen. Das Pfeifchen dampft. Der Hausherr erzählt.
Er ist einer von den nicht seltenen Landleuten im
Breis, die sich stark für heimatgeschichtliches und
überhaupt heimatliches erwärmen lassen, und die
hip oräkte Freude
Mittagsruhe im Nahero-
Aufn. Fischer, Roth
einmal Eigentum des Sannerzer Propstes gewesen
sein soll, hören wir. Dann bewundern wir die Boko-
kotäfelung der Stube, das Wandspieglein von 1797,
den gediegenen Empiresekretär von 1810, eingelegt
und mit mannigfachen Geheimfächern und -schubladen,
die Täfelung in der Gberstube mit dem pompösen
Lchnitzmonogramm B. M., alles Erzeugnisse eines
einheimischen Dorfschreiners, wie es heute keinen mehr
gibt. Bn der Decke einfachste Stuckverzierung, ähn
lich noch im „Bernsteinshaus" in Weichersbach und im
Haus Br. 159 in Ulmbach zu sehen.
wir steigen aufwärts, dem Weiperzer Breuz zu.
Bn den Hecken des Feldwegs gehen die zwei Photo
graphen auf Beute aus, der eine ist der beste Schmet
terlingskenner, der andre der beste Baturphotograph
im ganzen Binzigtale. (Ich bin gewiß, daß beide,
wenn es im Himmel keine Blumen und Schmetter
linge gibt, nicht hineinwollen.) Der Neuntöter hat
Hummeln und Heuhüpfer auf die Dornen gespießt
-^erste Bufnahme.
” i. x„*. Wind dünnen
Ecke wächst das Brandknabenkraut. Wir kommen
zum Breuz. Ls schaut auf Weiperz hinab. Früher
standen solche Breuze als einzige Wegweiser an allen
Wegen und Stegen, heute erstreckt sich die Wegbe
zeichnung zwar nur auf die Wagrechte, aber wie voll
endet ausgebaut ist sie! Bm Binzigufer z. B., fällt
mir ein, gibt es einen Baum, der sechs Tafeln trägt,
und auch Erinnerungsstätten deutscher Bultur und
deutschen Volkstums werden nicht — übergangen:
das Grimmhaus in Steinau hat man sinn
voll und gleichsam ehrenhalber mit einer geheim
nisvollen Bune des Verkehrs bezeichnet! Früher wur
den durch primitive holz- und Steinkreuze nur ein
paar arme Menschenseelen am Wegrand angerufen
und versorgt, heute aber werden an der Straße täg
lich Hunderte von Motoren an Tankstellen gespeist,
und angerufen werden die vorübergehenden und -fah
renden von tausend Bildern und Schildern. Welch ein
Wandel gegen die Brmut und (Einfalt von früher!
Und dabei soll es immer noch Leute geben, die nicht
an den Fortschritt glauben!
Weite Sicht! hier ist die Tür zur Bhön. Der Stop
pelsberg bei Weichersbach ist der eine Türpfosten,
den man nicht übersieht, hier können die Iäger,
ohne den Standort zu verändern, Bhönhasen und Spes
sartsauen schießen.
Wir gehen, Weiperz linker Hand unten, zum Schilf
tümpel. Bber Frosch und Libelle, Taumelkäfer und
Bückenschwimmer sind mit der Bamera heute nicht
zu erwischen. Dafür werden Baupen des Wolfsmilch
schwärmers gesammelt, die hier so feil wie Brom
beeren sind und auch geradezu abgepflückt werden
können.
Bm Waldrand zweite Bufnahme: eine Wanze saugt
eine tote Baupe aus. Schwierig, denn sie hält nicht still
und muß mit einem Grashälmchen ganz behutsam in
die geeignetste Stellung geleitet werden. Die zwei
Photographen sind begeistert, erregt. Der eine so
maßlos, daß er die Wanze duzt und mich plötzlich mit
„Sie" anredet und danach umgekehrt.
Die Weiperzer Fußballerhütte, das letzte Zeichen
der Zivilisation, lassen wir hinter uns. Das Beich
der geheimnisvollen Frau Schuckel beginnt, hier
liegen ihre verborgenen höhlen und Schatzkammern.
Wer das Schloß Bama findet und den Schlüssel Tata
und mit diesem Schlüssel das Schloß öffnet, den füh
ren dienstbare Geister, die Binder der Frau Schuckel,
zu ihrer Mutter — so erzählt eine alte Sage.
Bun sehen wir für viele Stunden keinen Menschen
mehr. Waldwiesen-Linsamkeit redet uns an. Wir
kommen ins Batzerod. Wer das Batzerod, die
Bommertsbrunner Wiesen bei Weichersbach und den
Waschgrund bei Seidenroth nicht kennt, kennt das
Schönste des Breises Schlüchtern nicht. Weites, welli
ges Bergwiesengelände, nach Süden abfallend, ein
tiefe ingegrabenes Vachbett, besäumt mit Erlen, Eschen
und Weiden. Mannigfaltig die Landschaft zerteilende
Hecken, und alles umfriedet, gesichert von dem mäch^-
tigen Bollwerk des rauschenden Waldes, der bald vor
dringend, bald zurückweichend, die ganze Fläche so
gliedert, daß man sie wie den Vierwaldstätter See
von keinem Punkte aus völlig überschauen kann.
hier irgendwo hat einmal das Dorf Batzerod ge
standen, eine von den meist aus wirtschaftlichen Grün
den eingegangenen Siedelungen, von denen in un-