Sette 142 sZHHAsZsZZAASAZZSZZIAZGZ Unsere Heimat OOGHtztzGtzOHOHtzHtz-tztztzGHtztzE-H Nr. 17/18
Der Vriesempfänger:
pfr. Dr. Dömel
außen zu, ja sogar notwendig ist bei der Cholera,
die seit 8 Tagen bei uns in Kassel eingezogen ist;.
Zwar nicht in der schreck- _^ ^
der, Schnecken ^ groß-
Mädchen daran starben,
viele sind vor Schrek-
ken wie gesagt krank
geworden, worunter ich auch leider meine Frau zäh
len muß, die ohnedem oft angegriffene Nerven hat,
aber jetzt geht es Gottlob besser. Die Mägde am
Brunnen und in der
Küche, die Knechte im
Stall usw., alle sprachen
davon und erzählten sich,
worunter dann natür
lich das meiste über
trieben und Lügen wa
ren, und sich dann auf
diese Lügen mancher ein
bildete, er habe die
Cholera und war däbei
frisch und gesund. Die
Rngst ist zu nichts gut
in der Welt, aber Frauen
und Mädchen ist es noch
zu verzeihen.
Die Anstalten sind
hier gut, und die Leute
mildtätig von oben wie
vonunten,undichglaube,
daß bald keine Rede
mehr davon ist, und die
Krankheit auch bald ver
schwindet. Vas was man
zu beobachten braucht,
ist leicht zu halten. Es
scheint, daß die Rn-
steckung mehr in der
Luft liegt, als daß sie
durch Menschen, Klei
dung usw. geschieht. Es
ist sonderbar, daß den
l. Oktober, wo hier
zuerst mehrere Fälle
„Pfleghaus" und Beiuhards-Pfarrhaus in Steinau
Aufn. Ullrick
wir freuen uns, daß bei Ihnen alles wohl ist,
und daß Sie armer Wittwer immer die erfreulichsten
.'Nachrichten von der lieben Frau pfarrin erhalten
möchten, es mag allerdings recht einsam im Pfarr
haus sein, und Sie werden sich freuen, wenn das
liebe freundliche Friederikchen wieder um Ihnen ifh
es ist gar zu angenehm in seinem schwarzen Mützchen
mit den langen Bändern, wir waren in der Cat recht
vergnügt be^ Ihnen und sprechen immer noch mit
Freude der Cage in Ihrem krause, und wir hoffen
und wünschen, daß es^nicht das letzte mal gewesen
fll- ^ eT K%igen Zeiten läßt sich nichts voraus
bestimmen und müssen jetzt alles abwarten wi"
von herzen gern wünschte ich dann, daß wir zu
dreien Kämen, aber bis jetzt ist noch Keine Hoffnung
dazu vorhanden, wie sehr hatten wir uns gefreut,
Sie hier bei uns zu sehn, aber nun müssen wir in
diesem Augenblick die Hoffnung aufgeben, bis Kassel
und Umgegend in gesundem Zustand ist, dann soll
aber das Steinauer
Pfarrhaus die Kasseler
Künstlerwerkstätte nicht
vergessen, von Ihren
hölzernen Ungelegenhei
ten kann ich Ihnen nur
sagen, daß mir mein
Schwager jhassenpstugj
vor 6 oder 8 Wochen
sagte, es sei deshalb
nach Hanau berichtet,
woran es nun liegt,
weiß ich nicht, es scheint
wirklich, daß das Kon
sistorium etwas lahm
ist. Uebrigens wünsche
ich von Herzen, daß es
nach Ihrem Wunsche
wird, auch in Unsehung
der Kirche.
Denhard, der sich, wie
Dalde^) schreibt, jetzt
in Steinau aufhält, wer
den Sie ohne Zweifel
mit dem Muster aller
grauen gesehen haben,
von dem Hanauer hin
kenden Uabulisten ist
es still, oder hat er sich
vielleicht die Hörner ab
gestoßen? Seitdem die
Landstände auseinander
gegangen, hat einem die
Kühe ordentlich wohl
mehrere juue . , , . , r «-“W* oroenuiq wotst
vorkamen, warmes schönes Wetter war, beinah kein getan, Mitte November geht, glaube ich, das Schreien
wind ging und ein sichtbarer Uebel, Dunst über der wieder los. Man ist daran, den Leuten weniger Diäten
Erde lag, aber nur in der Tiefe, die Berge waren zu geben, ich glaube nur die Hälfte, weil sie bis jekt
rein, auch war ein sonderbarer Geruch in der Luft, schon 80 000 Kth. gekostet haben. Mein Bruder wil-
nicht ganz dem ähnlich vom heerrauch. Man will Helm hatte uns einige Tage von Göttingen besucht
hier Sperlinge vom Dach tot herunterfallen gesehen und wollte nach Frankfurt, wurde aber unwohl, jetzt
haben. Ein gewisses Unbehagen fühlt beinah jeder- ist er wieder zu seiner Familie zur Beruhigung
mann, und auch von denen, die noch nichts von der jetziger Zeiten.
Cholera wußten, viele find es dann erst durch die Ungst was macht unser ehrliches Kläschm d-w hantiert
geworden. Das Gute wird die Ungst hervorbringen, gewiß bei seinen Weinstöcken auf dem'Vera herum
daß viele ordentlicher anfangen zu leben, es ist nur die y 1
Frage, wie lange es dauert. Nun genug von demKapitel. 4 * 6 ) Sdtftaffeffor Daniel Balde.
Hr 17/18 Unsere Heimat OOHHOOEtztz-Htz-HtzOHtztzOOHGOE-H Seite 143
Grüßen Sie mir ihn und seinen Bruder vielmals von
mir Ietzt fängt es an, herbstlich zu werden, aber
gegen sonst scheinen mir doch die Bäume noch hübsch
grün zu sein und soeben sehe ich auch noch eine Un
zahl Rauchschwalben herumfliegen, heute ist Sonn
tag der 14. Oktober. Die Bausrnkinder verkaufen
Violen. Der nun bald erfolgende Uebergang zum
Winter hat etwas Unangenehmes, und die grauen
Regentage sind mir etwas Greuliches. Sie können
doch in Ihrer Studierstube arbeiten, aber ein Maler
muß dann die Farben bei Seite legen, freilich sind
die Regentage in Steinau auch nicht die schönsten,
aber es ist überall nicht besser, was macht die un
ordentliche Familie*) am Pfleghaus, ich denke noch
daran, wie wir durch die Küche^ gingen und die
Macbeth'sch e schw arze Ulte im Topf herumrührte
und der alte dicke König in seiner schmutzigen Stube
an einem Stalleimer voll Wasser den Durst löschte.
*) Familie S. Alte Steinauer können sich noch an sie
erinnern.
Dem Mann sein verstand tut einem leid, daß er so
untergegangen ist.
hierbei kommt auch paganini, und ich wünschte,
daß er Ihnen als einmal etwas vorspielen möchte,
wenn Sie etwas arbeiten, woran Sie keine Lust
haben, oder wenn recht schlechtes Wetter ist.
(14. Oktober 1832) (Fortsetzung folgt)
HolMfelchen
j mit dem Barnen des
Mmtmarmes
Philipp Wilhelm Grimm
Rückseite: Uus dem Ref. Pfarrhaus in Steinau a.
St. geschrieben um 1773. Mitgebracht im Iuny 1832
von L. E. Grimm.
(In der Heimatsammlung Schlüchtern)
Das Dlaufarbenwerk Schwarzenfels
von Dr. jur. u. phil. Upel, Marburg a. d. L.
(Fortsetzung)
4. MateriaWezug.
ie Ouellen, aus denen die beiden Blaufarbeu-
werke zu Karlshafen und Schwarzenfels ihr
Kobaltmaterial bezogen, waren zunächst
die hessischen Bergwerke zu Richelsdorf und Bieber,
deren Erze zu verwerten, wie schon oben gesagt, sogar
der leitende Gedanke bei der Begründung des Schwf.
Farbwerks war. In der Stiftungsurkunde von 1730
werden ihre Uamen nicht genannt,' aber es wird der
Schwf. Fabrik zugestanden, „vor allen ausländischen
Käufern und Kommissionären" für den gewöhnlichen
preis die Erze zu beziehen, es muß sich also um inlän
dische Kobalterze gehandelt haben, und die wurden
nur in Richelsdorf und Bieber gefördert. Der Bezug
wird an die Bedingung geknüpft, daß zuvor das
„privilegierte Blaufarbenwerk zu Karlshafen damit
eenugsam versehen seyn und deren keine nöthig haben
werde". Diese Bevorzugung Karlshafens hat man
aber fallen gelassen, als beide Werke in einer Hand
waren, ja es kam später sogar zu einer Vorzugs-
stellung des leistungsfähigeren Schwf. Werkes.
Durch Mandatum Serenissimi vom 30. Bug. 1774
wurden die in Richelsdorf geförderten Kobalte Zwi
sten der Schwarzenfelser und Karlshafener Blaufar
benfabrik so verteilt, daß 1. der gesamte Stuffkobalt
der Schwf. Fabrik vorbehalten blieb, 2. von dem
gemeinen Kobalt und Kobaltschliechen Schwf. %,
Karlshafen % erhielt. (Han. Rrch. Nachtr. Nr. 8862).
Karlshafen wurde wahrscheinlich von Bieber aus
stärker versehen. Doch wurde diese Verteilung später
nicht strikte innegehalten. Bis zum Iahre 1774 hat
das Schwf. Blaufarbenwerk an das Richelsdorfer
und Biederer Kobaltwerk nur die Förderungskosten,
nicht aber den wert der geförderten Kobalte bezahlt,'
da die Gewinne beider Werke in dieselbe Kasse flössen,
so war es ja einerlei, ob der Ertrag der Erze von
Richelsdorf oder mit dem verarbeitungsgewinn zu
sammen von Schwarzenfels gezahlt wurde, wahr
scheinlich aber, um ein klares Bild von dem Ertrag
beider Werke zu haben, bestimmte man 1774, daß
der wert des Kobalts „nach einem billigen Mittel-
preise" bezahlt werden solle. (Kab.-Rkten Ur. 9208
von 1783). Die Schwierigkeit bestand nur darin, den
billigen Mittelpreis richtig zu bestimmen, denn an
dieser Stelle trennten sich die Meinungen. Die Berg
werke sandten in den letzten Iahresmonaten ein An
gebot der verschiedenen geförderten Erze an die Fa
brik mit Angabe der von ihnen für billig erachteten
Preise. Das Farbwerk stellte nach den von den ver
schiedenen Sorten erzielten Schmälte- und Farbepro
ben unter Zugrundelegung der Fabrikationskosten
und des Verkaufspreises seinerseits den wert des
angebotenen Materials fest. Die beiderseitigen Schät
zungen differierten aber oft sehr stark, in einem Iahr
einmal um 1700 Taler, ca. 25 °/o der Bergwerks
schätzung. Unter starkem Verbrauch von Aktenpapier,
das beiderseits mit ebenso viel wehmütigen Klagen,
als feurigen Versicherungen der gegenseitigen Hoch
achtung und Dienstwilligkeit ausgefüllt wurde, einigte
man sich schließlich ungefähr auf die Mitte. Ie nach
den Handelskonjunkturen wechselten die Preise be
ständig, in den 1830 er Iahren in aufsteigender, in
den 60 er in absteigender Linie.
Eine weitere Folge aber der seit 1774 geforderten
Zahlung der Erze seitens der Fabrik war die, daß
die letztere in ungünstigen Iahren ihre Rechnung bei
den Bergwerken, namentlich bei Richelsdorf, nicht
oder unvollständig bezahlte und dadurch nicht nur
selber immer weiter in Schulden geriet, deren Ver
zinsung und Rückzahlung das Werk immer . tiefer
hineinritt, sondern auch die Bergwerkskassen in immer
größere Schwierigkeiten brachte.
Da die Richelsdorfer Gruben mehrfach versagten,
und zwar quantitativ und noch mehr qualitativ, so
war das Schwf. Blaufarbwerk mehrfach genötigt,
sich an anderer Stelle nach Kobalten umzusehen,.