Seite 584.
Beilage zur Allgemeinen Zeitung.
Nr. 73.
in Tätigkeit versetzte. Von da ab trat dann bis zum Monats- :
ende Rühe bei den Instrumenten ein.
Der Februar 1907 brachte für die - Seismographen eine
Periode der Ruhe, welche nicht allein in schroffem Gegensatze
steht zu der lebhaften Tätigkeit in der vorausgegangenen Zeit,
sondern auch im allgemeinen nach den bisherigen Erfahrungen
zu den Seltenheiten gehört. Nur der 3. brachte gegen 10 Uhr
abends ein mäßiges Fernbeben, das aber wenig klar zur Auf
zeichnung gelangte. Spuren von Fernöeben zeigten sich an ver
einzelten Stationen noch am 14.. 16. und 24.. sowie etwas besser
ausgeprägt am 24. morgens gegen E—7^. Wenngleich allent
halben die Registrierungen unter der Ungunst der sogenannten
„mikroseismischen Unruhe" (tagelang andauernde regelmässige'
Bodenschwingungen, welche höchst wahrscheinlich mit schnellen
Luftdruckschwanküngen in ursächlichem Zusammenhange stehen) zu
leiden hatten, so daß schwächere Erdbebenwellen unterdrückt wur-
d so weist doch alles darauf hin, daß auf dem ganzen Erdball
eine ungewöhnliche seismische Ruhe herrschte. Brachten doch auch
die Zeitungen kaum einige ganz vereinzelte Notizen über schwache
Erdbeben. stärkere Beben fehlten gänzlich. Solche unbe
deutende Lokalstöße sind in der Herzegowina gefühlt und an den
zunächst benachbarten österreichischen und ungarischen Stationen,
namentlich aber in Sarajevo, registriert worden am 2. um 11 Uhr
22 Minuten und 51 Minuten abends, am 3. um 5 Uhr 4 Min.
und 9 Minuten nachmittags, am 4. um 10 Uhr 8 Minuten abends
und am 11. um 10 Uhr 34 Minuten früh. Schließlich wären noch
zwei leichte Erdbeben in der italienischen Provinz Campobasso am
19. kurz nach Mittag und am 20. kurz nach 1 Uhr mittags zu er
wähnen, welche in Mittelitalien zur Aufzeichnung gelängten.
B. T.
R
Kleinere HUtteilungen. 1
Professor Korn in Berlin. Wie uns ein Privattelegramm
meldet, führt? Vroresior Arthur Korn aus München, der
Erfinder der Bildtelegraphie. deren System er neuerdings so weit
vervollkommnet hat. daß selbst Grupvendilder und Landschaften
in 12 Minuten, Porträte schon in 6 Minuten übermittelt werden
können, am 27. März dem Kaiserpaar seine Apparate vor. Nach
dem Vortrage reichte ihm der Kaiser unter sehr anerkennenden
Worten wiederholt die Hand.
* Eine Expedition nach Ostafrika. Im Mai 1907 wird unter
Führung des Herzogs Adolf Friedrich zu Mecklen
burg. der von früheren Reisen her in osiafrikanischen Expedi
tionsangelegenheiten erfahren ist. eine neue Forschungsexpe
dition aufbrechen, die von einem Topographen, einem Geologen,
einem Botaniker, einem Zoologen, einem Ethnologen und einem
Mediziner begleitet wird, und die planmäßige wipenschaftliche
und wirtschaftliche Erforschung des n o r d w e st l i ch e n
D e u t s ch - O st a f r i k a s und der benachbarten Landstriche
B r i t i s ch - O st a f r i k a s und des Kongo st aates zum
Ziele hat. Die Expedition will Mitte Juni die deutsche Station
B u k o b a am Westufer des Viktoriasees verlassen, um, in zwei
Gruppen geteilt, zunächst den Nordwesten unseres Schutzgebietes
zu erforschen,' die eine Hälfte wird im Norden den botanisch und
zoologisch interessanten Buddu-Wald durchforschen und dann
nahe der deutsch-englischen Grenze zum Kiwusee vordringen, wäh
rend die andere Hälfte der Expedition das deutsche Ruanda
durchqueren und westwärts zum Kiwusee ziehen wird. Am
Kiwusee wird eine Station errichtet. Ein Teil der'Expedition
widmet sich von dort aus der Untersuchung der geologisch hoch
interessanten Virunga-Vulkane, der andere Teil um
kreist den Kiwusee und erforscht auch seine noch unbekannte West
seite. Wieder vereint, dringt dann die Expedition durch das
Gebirgsland Butembo nordwärts zum A l b e r r - E d w a r d -
See vor, von wo eine größerer Exkursion in das R u w e n z o r i-
Gebirge gemacht werden soll. Weiterhin wird nordwärts zum
Albert-Nyanza gereist und von dort ein tiefer Vorstoß
in das Uölle-Gebiet ausgeführt. Auf einem anderen Weg
kehrt schließlich die Expedition vom Albert-Nyanza nach Vukoba
und zur ostafrikanischen Küste zurück. Die Dauer der ganzen
Reise ist auf etwa ein Jahr veranschlagt.
* Ausgrabungen in Sparta. Die Stätte des alten Sparta,
des Vororts der dorischen Welt im alten Griechenland, hat erst
in jüngster Zeit in größerem Maße die Aufmerksamkeit der
Archäologen gefesselt. Vereinzelte Funde waren schon früher
gemacht worden, und im Jahre 1892 hatte die amerikanische
Schule von Athen verschiedene Ausgrabungen unternommen, bei
denen das stattliche Theater und das sogenannte „Grab des
genommen worden, und schon die Ergebnisse des ersten Jahres,
über die jetzt genauere Berichte vorliegen, sind sehr reichhaltige.
In den Ueberresten eines römischen Bauwerks fand man Stellen
mit Widmungen an Artemis Orthia, die aus dem 2. Jahrhundert
n. Chr. stammten: unter der Widmung war eine Höhlung an
gebracht, in die ein Votiv-Schabeisen eingefügt war. In einer
tieferen Schicht entdeckte man große Mengen von korinthischen
Scherben, Bronzen. Elfenbeinarbeiten und Tonmasken, die etwa
in das siebente Jahrhundert v. Chr. zu datieren sind. In einer
noch älteren Schicht fanden sich Scherben mit geometrischen Ver
zierungen. Bronzearbeiten und Bleifiguren. Die Bleifigürchen
geben Bilder von der Göttin, von Reitern, Frauen, Tieren.
Solche Figürchen zählte man etwa 3000; dazu kamen etwa 7000
kleine Kränze und Geräte in Blei. Man hatte hier die Stelle
des berühmten Tempels der Artemis Orthia aufgefunden, die in
ältester Zeit in Sparta durch blutige Menschenopfer versöhnt
wurde. Ihr zu Ehren wurden auch später noch Knaben gegeißelt,
damit das Knabenblut den Altar benetzte.
* Ein wiedergefundener Komet. Der Komet 1905IV
(1906 b) ist am 22. März auf dem Astrophysikalischen Obser
vatorium auf dem Königstuhl bei Heidelberg int Sternbilde
der Wage wiedergefunden worden. Zum erstenmal enr-
deckt wurde er am 3. März 1906: er sah aus wie ein zarrer
Nebel der elften Größenklasse. Die Bahnrechnung ergab den
5. November 1905 als Zeit bes Periheldurchgangs und eine so
langsame Bewegung im Raume, daß es nicht unwahrscheinlich
war. daß der Komet sich schon längere Zeit im Bereiche des
Planetensystems befunden hat und nur wegen seiirer geringen
Helligkeit unentdeckt geblieben ist. Tatsächlich gelang es auch
Profesior Wolf in Heidelberg, die Spur des Gestirns auf einer
am 14. Januar 1905 aufgenommenen Platte aufzufinden, und
jetzt, mehr als zwei Jahre nach dieser Aufnahme, ist man des
Kometen noch einnml habhaft geworden. Er hat sich in der
Zwischenzeit vom Stier bis zur Wage scheinbar weiterbewegr.
hc. Ein dreiwöchiger Fortbildungskurius für auswärtige prak
tische Aerzte findet an der Kö l n e r Ak a o e m i e für praktische
M e d i z i« vom 27. Mai bis 15. Juni 1907 statt. Es werden
lesen: Profesior Dr. Hochhaus, Profesior Dr. M a t t h e s,
Professor Dr. S i e g e r t. Oberstabsarzt Dr. D a u t w i tz . Ee-
heimrat Profesior Dr. Bardenheuer, Professor Dr. Til-
m a n n, Dozent Dr. D r e e s m a n n, Dozent Dr. Martin.
Dozent Stabsarzt Dr. G r ä ß n e r . Dozent Stabsarzt Dr.
K a y s e r, Dozent Dr. C r a m e r, Profesior Dr. F ü t h, Dozent
Dr. Frank, Dozent Dr. Pröbsting. Dozent Dr. H o p -
nt atm, Professor Dr. Preysing, Professor Dr. Aschaffe n-
bürg. Dozent Dr. Fuck, s. Dozent Dr. Z i n s s e r, Vrofesior
Dr. 'Jores, Dozent Dr. Czaplewski, Dr. Eroße-
Bohle und Dozent Dr. Meder.
* Der 6. Internationale Dermatologeii-Kongreß findet vom
9. bis zum 14. September 1907 in New-Pork statt.
de. Personalien. Auf eine 25jährige Tätigkeit als akademi-
scher Lehrer kann am 28. März der ordentliche Profesior für
römisches und bürgerliches Recht an der Universitär Rostock
Dr. für. Vernhard'Matthiaß zurückblicken.
lfochsch ulnochrlchten.
* Erlangen. Dem ordentlichen Professor der mittleren und
neueren Geschichte an der hiesigen Universität Dr. Richard
Fester wurde die nachgesuchte Enthebung von seiner Stelle
unter wohlgefälliger Anerkennung seiner vorzüglichen Leistungen
bewilligt.
Geologische Landes-
)en ihren Sitz hier hatte,
>ie Uebersiedelung der An
stalt mit ihren , reichen mineralogischen und paläontologischen
Satnrnlungetl erfolgt im Laufe dieses Sommers.
* Jena. Der außerordentliche Professor an der hiesigen Uni
versität Dr. Dietrich Gerhardt wurde auf Ansuchen von der
ihm übertragenen ordentlichen Professur für medizinische Poli
klinik. Kinderbeilkunde und Pharmakologie an der Universität
Erlangen enthoben, um dem an ihn ergangenen Ruf nach Basel
Folge leisten zu können.
ho. Greifswald. An Stelle von Profesior Dr. H. Schröder
wurde der praktische Zahnarzt Dr. phil. Guido Fischer irr
Hannover zum Lehrer der Zahnheilkunoe und Leiter des
zahnärztlichen Instituts an die hiesige Universität berufen.
* Prag. Der Profesior des Hochbaues an der hiesigen deut
schen Technischen Hochschule Hofrat Franz Sablil ist im
64. Lebensjahre gestorben.