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GRIMMA
GRIMM (JOHANN FRIEDR. KARL) —
GRIMM (Johann Friedrich Karl), Arzt, wurde
1737 in Eisenach geboren, stuvirte und promovirte (Giss,
de -visu. 1758.) in Göttingen. Er wurde herzoglich
gothischer Leibarzt und starb in Gotha am 28. Nov.
1821. Grimm schrieb: Sendschreiben von der Epidemie
zu Eisenach in der ersten Halste des Jahres 1767, und
den Mitteln wider dieselbe. Hildburghausen 1768. 8.
Abhandlung von dem Mineralwasser zu Ronneburg und
der Art, diese und andere eisenhaltige Brunnen wider
langwierige Krankheiten zu gebrauchen. Altenburg 1770. 8.
Bemerkungen eines Reisenden durch Deutschland, Frank
reich, England und Holland. 3 Bde. Altenburg 1775. 8.
(Erschien anonym). Hippokrateö'Werke, aus dem Grie
chischen übersetzt und mit Erläuterungen. 4 Bde. Altenburg
1781 — 1792. (Unvollendet. Doch sind die echten Werke
im ersten Bande enthalten.) In der Nova Acta Nat.
Cnr. T. III. et IY. findet sich Historia lebris malig-
nae, quae in urbe et agro Isenacensi annis 1769,
1770 ct 1771 epidemice grassata fuit, desgleichen:
Synopsis methodica stirpium agri Isenacensis.
(Fr. Willi. Theile.)
GRIMMA, Stadt des Königreichs Sachsen im
leipziger Kreisdireetionsbezirke zwei Stunden unterhalb
des Vereinigungspunktes der beiden Mulden am linken
Muldennfer in einem anmuthigen hin und wieder von
Porphyrfelsen eingesäumten Thale gelegen und durch
Natur und Kunst mit freundlichen Umgebungen reich
ausgestattet, nach der Zählung vom 3. Dec. 1867 mit
555 bewohnten Hausgrundstücken und 6476 Einwohnern,
durch das Finanzgesetz vom 10. März 1868 unter die
Mittelstädte Sachsens versetzt. Die Zunahme der Stadt
ist im Verhältniß zu andern sächsischen Städten nicht
bedeutend, indem man um 1821 schon 515 Häuser rind
3000 Einwohner zählte; die letzten fünf Zählungen (seit
1855) ergaben 5452, 5505, 5879, 5933 und 6476 Ein
wohner; die letzte starke Zunahme ist durch die Bahn
hofsanlagen herbeigeführt. Das Gerichtsamt Grimma
hat auf 3,98 ^Meilen 20,630 Einwohner, hat große
Waldungen, aber auch viel wohlangebautes Ackerland,
Wieselt und Obstgärten. Hin und wieder werden Braun
kohlen ausgebeutet.
Grimnra ist ursprünglich eine serbische Anlage uub
kam in der ersten Hälfte des 10. Jahrh, mit seiner Um
gegend durch Heinrich I. in den Besitz der Deutschen.
Es wird schriftlich zuerst in einer Urkunde deS deutschen
Königs Heinrich IY. vom 31. März 1065 als „oppi-
dmn Grimmi, situm supra fluvium Mulda“ erwähnt.
Noch damals bewohnten es Serben, und es war wegen
seiner Lage an der aus Schlesien nach Thüringen füh
renden Hauptstraße (Königsstraße) ein zum Handel ge
eigneter Ort, weshalb der Bischof Eberhard zu Naum
burg, welcher von dem dort aufblühenden Handel auch
für den Besitzer des Orts reichliche Einkünfte hoffte, den
König Heinrich IY. bar, Grimma und das an derselben
Straße gelegene Oschatz seiner Kirche zu schenken und
dabei für beide Orte das Zoll-, Markt- und Münzrecht
zu bewilligen. Heinrich IY. erfüllte durch die erwähnte
Urkunde seine Bitte und verlieh für beide Orte die ge
nannten Rechte. Ueber den Einstuß, welchen die Erlan
gung dieser Regalien auf die Entwickelung dieser beiden
Orte übte, haben wir keine Nachricht. Grimma findet
sich erst im I. 1200 wieder erwähnt in einer Urkunde,
in welcher ein lnarkgräflicher Ministerial „Lndoldns de
domo Grimme“ als Zeuge aufgeführt wird. Diese Er
wähnung ist in sofern von Bedeutung, als wir daraus
ersehen, daß schon damals Grimma unter die Markgraf
schaft Meißen gehörte. Es hatte hiernach um die Mitte
des 12. Jahrh., nachdem die Wettiner die Markgrafschaft
Meißen erblich erlangt hatten, ein Bischof zu Naumburg
Grimnra als naumburgisches Stiftslehn dem Markgrafen
zu Meißen (vermuthlich Conrad) überlassen, und von
dem letzteren war in Grimma ein Schloß angelegt und
ein Ministerial zur Betreibung der Schloßwirthschaft
und Wahrung der übrigen Interessen des Markgrafen,
der öfter selbst hier Hof hielt, eingesetzt worden. Die
Gründung des Schlosses mag nicht wenig zur Vermeh
rung der Bevölkerung der Stadt beigetragen haben, und
es scheint infolge dessen dieselbe bald vergrößert und in
der Weise, wie sie jetzt noch ist, angelegt worden zu sein.
Wenigstens bezeichnet Markgraf Diezmann in seiner Ur
kunde vom 30. Juli 1307 die Umgestaltung der Ver
hältnisse der Stadt durch den Uebergang derselben an die
Markgrafen zu Meißen als einer Gründung der Stadt
durch seine Vorältern (libertatem concedimus, quam
ab origine fundacionis civitatis praedictae a nostris
parentibus habuerunt). Bei der Markgrafschaft Meißen
blieb Grimma mit dem Gebiete, in welchem es gelegen
war, d.h. mit dem Osterlande, bis zu der Ländertheilung
Heinrich's des Erlauchten mit seinen Söhnen im 1.1265,
bei welcher er seinem zweiten Sohne Dietrich den bis
dahin zur Mark Meißen gehörigen Theil des Osterlan
des, und sonlit auch Grimma und die Mark Landsberg
zuwies. Nach dem Tode Dietrich'ö folgte ihm sein Sohn
Friedrich als Erbe seines Gebiets, welches er bis zu
seinem frühen Tode im I. 1291 regierte. Noch bei Leb
zeiten hatte er Grimma mit seiner Pflege zum Witthum
für seine Gemahlin Katharina bestimmt, welche trotz der
damaligen Wirren dasselbe bis zu ihrem Tode im Januar
1303 in ruhigem Besitz behielt und sogar Regierungs
handlungen ausübte, wie sie z. B. im I. 1297 dem
Kloster Nimbschen den Kauf von zwei Dörfern bestätigte.
Wenn Friedrich der Freidige am 25. Jan. 1292 in
Grimma Landding hält und durch Urkunde vom 18. Mai
1293 an „feineVoigte tut Bezirk Grimma ein Gebot
erläßt, scheint er entweder im Aufträge der Katharina
gehandelt oder sich als wirklichen Besitzer und jene nur
als Nutznießerin der Einkünfte der Pflege betrachtet zu
haben. Oeffentlich war er als Besitzer noch nicht aner
kannt und eine Huldigung war ihm von der Stadt noch
nicht geleistet worden. Nach dem Tode der Katharina
betrachtete der Landgraf Albrecht von Thüringen Grimma
mit seiner Pflege als ihm angefallen und ließ sich von
dem Rathe zu Grimma unter dem 27. Aug. 1303 einen
Huldigungsrevers ausstellen, nicht um die Stadt im
eignen Besitz zu behalten, sondern um sie, damit sie
nicht in die Hände seiner Söhne fallen möchte, dem von