der dortigen Comthure als sechsten/ er starb 1319 als Letzter
seines Geschlechtes. Sein Bruder Hugo, gleichfalls Deutsch-
Ordensritter, ist der berühmte Sänger, von dem noch Gedichte
und ein kleines Werk in Prosa (-Mainauer Naturlehre«) vor
handen sind.
Die erwähnte Schenkung machte nun die schöne Insel zum
Mittelpunkte einer Commende des Ordens, der dann außer der
Insel noch weitere Erwerbungen vornahm, die einen wohlbegrün
deten und weit umfassenden Besitzstand darstellten. Mit dem
Hause Oesterreich trat man in ein Schutzverhältniß, wogegen das
-Haus Mainau« in allen -offenen Wehten und Kriegen- des
Erzhauses dcffm -offenes Haus« sein sollte. Als die Seegegend
wiederholt alle Drangsale des langwierigen 30jährigen Krieges
zu ertragen hatte, blieb die Mainau lange von feindlichen Be
suchen verschont. Da nahte sich am 11. Februar 1647 von der
belagerten Stadt Lindau her eine Flottille von 13 Schiffen mit
schwedischem Kriegsvolk der wohlverschanztcn Insel. Bei der
Ankunft des feindlichen Geschwaders mußte der Comthur
Johann Werner Hundbiß - von Waldrams trotz der tapferen
Vertheidigung seiner kleinen Garnison der Uebermacht weichen,
und mit Kapitulation am 13. Februar die Insel an die
Schweden übergeben. Den Siegern fielen große Schätze in die
Hände, und sie vermochten sich noch bis zum Frieden des
Jahres 1648 zu halten. Am 30. September zogen die Schwe
den unter klingendem Spiele ab. Die Nachwehen des Krieges
machten sich noch lange fühlbar. Mit der abnehmenden Wich
tigkeit des Ordens im Allgemeinen trat auch für das Eiland
kein hervorragendes Ereigniß mehr ein. Was seine damalige Wehr-
verfaffung zu leisten vermochte, zeigt der Erfolg einer Bitte des
Papstes Clemens IX. im Jahre 1668 an den Hochmeister Gra
fen von Stadion um Hülfe für das von den Türken bedrängte
Kandia. Man warb eine Compagnie von ca. 150 Mann an
— der Komthur von Mainau besorgte das Werbgeschäst —,
die nach der Kapitulation der Veste Kandia zurückkehrte und
in der sehr zusammengeschmolzenen Zahl von 31 Mann den
Wachtdienst auf der stillen Insel versah.
Jahrhunderte hindurch bis zum Jahre 1806 war Mainau
der Sitz eines Deutschordens-Comthurs und eines dazu gehö
rigen Ober- und Rentamtes nebst einigen Cameralämtern. In
einem Zeiträume von 533 Jahren restdirten auf der Insel 66
Comthure, Statthalter, Hauscomthure und Hofmeister, deren
letzter, Konrad Z. S. Reich von Reichenstein-Brombach 1817 starb.
Eine heraldische Stammtafel im Stiegenhause der zweiten Etage des
Schloffes enthält die -Schild' und Wappen derer hochwürdigen
Herren Commandeurs und Statthalters, Hauscommandeurs
und Hofmeisters der Reichscommende Mainau« von Frater
Rudolf v. Schafhus (1264) bis zu Comthur G. Chr. Sprink
von Baldenstein. Ein zweites späteres Tableau führt die Reihe
der Comthure bis zum letzten. Die Verwaltung der kleinen
Landschaft — die Commenden waren zuletzt nur noch
große Gutsverwaltungen mit gewissen Hohcitsrechten
gegenüber der zugehörigen Bevölkerung — war eine sehr ein
fache, patriarchalische. Im Preßburger Frieden kam darauf
die Mainau sammt dem zugewendeten Ordensgebiet an das
Haus Baden. Nach des letzten Comthurs Tode blieb die
Insel unbewohnt bis 1824, in welchem Jahre sich ein Irlän
der, Graf Darby, daselbst emmiethete. 1827 erkaufte
Gras Esterhazy die Insel, welche 1830 an den Baron
von Mainau überging. 1839 wurde die Gräfin
von Langenstein Besitzerin, von welcher sie 1850 an deren
Tochter, die Gräfin von Douglas, kam, deren Gemahl sie
1853 an den damaligen Prinz-Regenten, jetzt regierenden
Großherzog Friedrich von Baden verkaufte.
Im Westen der Insel, wo der See eine Untiefe hat, führt
eine 500 Schritte lange Eisenbrücke (früher Holzsteg) zum Ufer
der Landzunge. In der Mitte derselben stehen ein großes und
zwei kleinere Kreuze von Erz/ an ersterem der Heiland, an
den beiden anderen die Schächer, vom Comthur Schenk von
Stauffenberg 1577 errichtet. Die Inschrift lautet: „Tue dom
Lob und Ehr unseres Heilands, und Erlösers Jesu
Christi hawn ich, Wherner Schenckh von Stauffenburg,
Teutsch Ordens Komenthur zue Mainau, Dise gegen
wertige Gebulgnus machen und Auf Richten lassen.“
Nach einer Sage wollten die Schweden das Kruüfix mit sich
schleppen, brachten es aber mit sechs Rossen nur bis zum Hügel
von Litzelstätten. Später schafften es Bauern mit zwei gewöhnlichen
Ackerpfcrden leichter Mühe wieder an seine alte Stelle. Von
der Brücke führt der Weg zwischen Obstbäumen, zuerst über
ein flaches wohlangebautes Vorland, dann allmälig ansteigend
und über den Rücken der Anhöhe zu dem ehemals - ersten
Haus«, dem -pläsierlichen Schloß«, das die Stirne der Insel
krönt. Es ist ein Werk des vorigen Jahrhunderts, in dessen
Styl aus rothem Sandstein nach dem Plane des comthurischen
Baudirektors Johann Caspar Bagnato zu Abtshausen erbaut/
vollendet im Jahre 1746 unter dem Comthur Friedrich von
Baden (aus einem alten Breisgauischcn Edrlgeschlechte, das
früher im Dienste der Herzoge von Zähringen, wahrscheinlich
als Wächter der Burg Baden bei Weiler (Badenweiler), und
später wieder der Markgrafen von Baden erscheint). Mit der
Hauptfayade nach Osten schließt der stattliche Bau mittelst zwei
westlich lausender Flügel einen weiten Hof von drei Seiten
rechtwinklig ein. Im Ganzen enthält er zwei Säle und 57
Zimmer mit sonstigen Räumlichkeiten. Das zweite Stockwerk
enthält die fürstlichen Wohngemächcr, die ohne Ueberladung
aufs geschmackvollste eingerichtet sind. Die Fenster dieser
Zimmer haben die herrliche Aussicht auf den Ileberlingcrsee und
dessen mannigfaltige Ufer. Ein steinernes Treppenhaus, wo
die schon erwähnten Wappcnschilde der Deutschordens-Comthure,
führt in das dritte Stockwerk zu dem großen ehemaligen
Ordenssaal. Auf dessen Balkon durch eine große Flügelthüre
getreten, entrollt sich vor den entzückten Blicken ein Bild,
das an Großartigkeit und Lieblichkeit wenige seines Gleichen hat.
Vor dem Beschauer liegt in seiner ganze Länge und Breite der
herrliche See. Von dem einsamen Thurme von Bodenau, dem
Wahrzeichen der Schisser, über das alte Ueberlingen, Meers
burg, das weithin glänzende Heiligenberg, Friedrichshafen,
schweift das Auge bis Lindau und Bregenz, zu den von Son
nenschein und Duft umwobenen Gipfeln des Hochlands: den
schneelosen Kalkfelscn der Vorarlberger Alpen und der Vor
gebirge Tirols, und über sie hinaus zu den bei reinem Himmel in
scharfen Contourcn hervortretenden, beeisten Gipfeln der höchsten
Tiroler- und Bündener Alpen/ über das sanft ansteigenden
Schweizerufer zu den Appenzellerbergen, den Bergen des Tog-
genburgs, den kahlen Zinnen der sieben Kurfürsten, und den
glänzenden Eisbergen von Glarus. Den Vordergrund aber
bildet eine stille schattige Bucht des Sees, zu der man auf
Treppen hinabsteigt.
Noch im Umfange des Schlosses liegt die in gleichem Styl
erbaute Ordenskirche zu Unserer lieben Frauen. In einem
Seitenbau ihres Chors befindet sich die Gruft der Ritter. Die
übrigen Umgebungen des Schlosses haben im Laufe der Zeit
manche Veränderung erlitten. So ist der Schloßhof, den früher
weitläufige alte Gebäulichkeiten entstellten, durch 'den gegen
wärtigen erlauchten Besitzer in einen kleinen Feengarten mit
den unmuthigsten Fernsichten durch die Lichtung der Gesträuche
verwandelt. I" der Mitte, von Beeten mit üppigen Blumen
und Rosenbüschen umgeben, plätschert ein Springquell und
füllt ein steinernes Becken.
So ist -die Isoia bella des Bodensees«, wie man die
Mainau wohl auch genannt hat, eine wahrhafte Maienau »von
Lustes wegen«. Dies erkannte schon Mercy, wenn er im 1.1793
es »nicht fassen kann, warum die meisten Reisebeschreibungen
nichts, gar nichts von diesem glücklichen Eilande erwähnen«,
und in naiver Weise hinzufügte: -Warum erzählen sie nichts
von diesem unbeschreiblich schönen Standpunkte, wo das ganze
Füllhorn der Natur ausgegosscn daliegt! — Ein See, den selbst
Neptun, ohne zu erröthen, als Wittwensitz seiner Gemahlin
schenken dürfte — Weinberge, die Bacchus auf seinem bekannten
§ uge nach Indien kaum besser mag zurückgelassen haben -
kercy wundert sich, daß diese so schöne Gegend noch keinen
Dichter erzeugte, der ihre Reize besang. Nun, die Gegend um
den Bodenscc ist die Heimath vieler Minnesänger, und hat die
Perle des Bodensees auch noch nicht ihren Theokrit gefunden,
so hat sie doch wohl schon Tausende durch ihre Lieblichkeit zu
poetischen Gefühlen angeregt, und dieser Magie wird sich nicht
leicht ein Besucher der schönen Insel entziehen.
Das Programm der Weltausstellung in Wien,
im Jahre 1873.
I. Unter dem Allerhöchsten Schuhe Sr. Kaiserlichen und König-
lichen Apostolischen Majestät wird im Jahre 1873 in Wien eine in
ternationale Ausstellung stattfinden, welche das Kulturleben der Gegen
wart und das Gesammtgcbiet der Volkswirthschaft darstellen und
deren weiteren Fortschritt fördern soll.
Dieselbe wird im Prater in für diesen Zweck errichteten Gebäuden
veranstaltet, am 1. Mai 1873 eröffnet und am 31. Oktober desselben
Jahres geschlossen werden.
II. Die Ausstellungsgegenstände werden in folgende 26 Gruppen
vertheilt:
Bergbau- und Hüttenwesen.
Land-, Forstwirthschaft und Gartenbau.
Chemische Industrie.
Nahrungs- und Gcnußmittel als Produkte der
1. Gruppe.
2. Gruppe.
3. Gruppe.
4. Gruppe.
Industrie.
5. Gruppe
Textil- und Bekleidungsindustrie.
6. Gruppe. Leder- und Kautschuk-Industrie.
7. Gruppe. Metallindustrie.
t olzindustrie.
tctN', Thon- und Glasindustrie.
Kurzwaarenindustrie.
Papierindustrie.
8. Gruppe.
9. Gruppe.
10. Gruppe.
11. Gruppe.