© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Z4
Hute auf dem Kopfe besonder- bemerklich. Da wegen Ver
spätung des Straßburger Zuges Ne Weiterbeförderung der
Gefangenen nach Deutschland bi- zum fpäten Abende der-
zögert wurde, konnten einige derselben, welcke aus Mühl
hausen gebürtig waren, ihre Eltern und Verwandten empfan
gen und denselben ihre Erlebnisse erzählen. Eine Anzahl
von ihnen hatte die Hoffnung auf schließlichen Sieg noch
nicht aufgegeben und meinte, eö könne noch Alles gut gehen,
andere konnten der Lage keine so rosige Seite abgewinnen
und äußerten, daß ihrer Ansicht nach ziemlich Alles vorüber
sei. Die Preußen, welche das Städtchen Mömpelgard
(Montbeliard) einen Tag hindurch in den Händen der Fran
zosen gelasien hatten, nahmen den darauf folgenden Tag
wieder Besitz von demselben. Für heute Abend ist noch ein
Zug von Dsmmerktrch mit 800 gefangenen Gartbaldianern
angekündigt. Der Kampf muß jedenfalls großartige Ver-
häitniffe gehabt haben; «ach Aussage der Soldaten hielt
auch der Tod eine reiche Ernte ab. Der heutige Zug von
Straßburg brachte wieder acht Geschütze schweren Kalibers,
die diese Rächt noch nach Belfort geliefert werden sollen/
Aus Bern vom 21. Jan. wird der „Köln. Ztg?' ge
schrieben: „Nachdem das Bombardement BelfortS drei
Tage geschwiegen, hat daffelbe wieder lebhaft begonnen; in
der Nähe der Schweizergrenze selbst hat sich jedoch seit dem
17. I nuar nichts Bedeutendes ereignet. DaS Gefecht bei
AbbevillerS am 18. Januar, in deffen Folge dieser Ort von
den Deutschen genomnien wurde, war, wie bereits gemeldet,
nicht bedeutend. Nachdem die Deutschen einige Bomben in
denselben geworfen und drei Häuser in Brand gerathen,
zogen sich die Franzosen, ca. 400 Mann Franktireurs mit
4 Kanonen, auf VillarS - souS - Blamont zurück, wo Mobile
standen, das aber oou ihnen am 19. in Verbindung mit
diesen ebenfalls verlaßen wurde, um Stellung auf dem
Plateau, seitwärts Vanfrey zu nehmen, woraus ein weiteres
Vorrücken der Deutschen begann, deren Vorposten am 19.
Januar bereits bis Rocher reichten. Aus Blamont ist ein
TheU der Einwohner mit Hab und Gut nach dem schwei
zerischen Orte Damvant geflüchtet. Auch Montböliard ist
von den Franzose» wieder verlaffen worden. Vorgestern
standen sie oberhalb deS Bahnhosts in der Nähe deö Pacht
hofes La Grange, während die Deutschen im Besitze der
Höhen waren, welche Montbeliard beherrschen. Das von
ihnen befestigte Schloß war bekanntlich fortwährend mit
deutschen Truppen besetzt. In Damvant ist seither wieder
eine Anzahl flüchtiger Mobilen von der schweizerischen
Grenzvacht entwaffnet worden. Dieselben werden nach
Thun zu ihren Kameraden vom Korps der Bengeurs gebracht.
Die Ambulanzen in Pruntrut sind leider überfüllt mit Ver
wundeten, so daß kein einziges Bett mehr disponibel sein soll/
* Mönche«, 21. Januar. Vor der Abstimmung über
die deutschen Verfassung Sverträge bat vr. Huttler für
sich und 29 Mitglieder der patriotischen Partei folgende Er
klärung zur Motiv irung ihres zustimmenden
Votums abgegeben:
Wir unterzeichneten Mitglieder der patriotischen Fraktion
der Kammer der Abgeordneten halten eine bundesstaatliche
Einigung Deutschlands für dringend nothwendig. Diese bundeS
staatliche Einigung sollte aber nach unserer Ueberzeugung in
Wirklichkeit auf dem Föderativprinzipe beruhen, wobei die
Selbständigkeit der einzelnen Staaten möglichst gewahrt zu
bleiben vermöchte. Wir haben darum von jeher uns gegen
einen Eintritt in den norddeutschen Bund erklärt, wenn dessen
Verfassung nicht in einer Weise geändert werde, welche seine
Entwickelung zum Einheit-staate und dadurch eine Ccn-
traUstrung verhütet, die der deutschen Geschichte, dem deutschen
Wesen und den deutschen Jntereffen entgegen ist. Eine solche
Centralisation würde nothwendig die unserer Kulturstufe ent-
sprechende freiheitliche Entwickelung und hiedurch die Wohl-
fahrt und den inneren Frieden und schließlich erfahrungsmäßig
auch die Macht nach außen gefährden. Wir stehen damit voll.
kommen im Einklänge mit den in der Thronrede Sr. Majestät
vom 17. Januar 1870 niedergelegten Grundanschauungen über
die Wiederherstellung einer nationalen Verbindung der deutschen
Staaten. Einerseits waren wir dahcrbereit, auf die Machtvollkom
menheit des bairischen Staates und die Rechte des bairischen Volkes
insoweit zu verzichten, als c- das gemeinsame Interesse deS
Garzen unbedingt erfordert, und wollten wir gern die Hand
bieten zu gemeinsamer Regelung aller derjenigen Verhältnisse,
welche eine solche im Jntercsie der Gesammtheit nothwendig er
scheinen lasten; anderseits dagegen wollten wrr, daß der Krone
dasjenige Maß steter Selbstbestimmung gewahrt bleibe, welches
mit der bundesstaatlichen Einigung vereinbarlich ist, daß der
gemeinsamen deutschen Volksvertretung die erforderlichen kon
stitutionellen Garantien gewährt und daß zu große Belastungen
de» Volke- vermieden werden. Diesen hier dargelegten Grund
sätzen entsprechen allerdings die vorliegenden Verträge nur in
ihrer Pflichten gegen das Ganze zu entschlagen und je
weniger fie sich nach jener Schein-Souveränetät vergangener
Zeiten zurücksehnen, in welcher fie nicht vollberechtigte Theile
eine- kräftigen, blühenden und geachteten Staats-Organismus,
sondern polizeilich geknechtete Heloten deS verachteten Bundes
tag» waren.
Aber auch auf die Ereignisse seit 1866 paßt jener Vor-
Wurf durchaus nicht. Seit jenem Jahre find in Deutschland
die «nitarische und die föderalistisch: Bewegung stets neben
einander hergelaufen; und eine jede derselben war bestrebt,
sich desjenigen Gebietes zu bemächtigen, welches ihr die
schönste» Früchte zu versprechen schien.
ES ist wahr, vir laben die Gesammtwehrkcaft Deutsch,
land- möglichst einhritttch zusammengefaßt. Will man uns
deshalb „Centralisten« nennen: wohlan, wir lasten uns eS
gefallen; denn eS gereichte ja dem Daterlande zum Segen.
Auf der anderen Seite aber haben wir uns mit einem Er
folge, welchen selbst unsere Feinde nicht läugnen, bestrebt,
durch die Reichsgesetzgcbung die Provinzen, die Kreise, die
Gemeinden, die Körperschaften, die Einzelnen von allen
jenen centralistifch-polizeilichen Bevormundungen und Be-
schränkungen zu befreien, welche den Trnitorialstaaten, auf
dem religiösen, politischen, bürgerlichen und wirthsckaftlichen
Gebieten eigenthümlich waren, so daß in der That daS
Bundesgesetzblatt von 1867 bis 1870 dreist die Magna
Charta der deutschen Nation genannt zu werden verdiente.
Reben dem Centralifiren der Wehrkraft tritt überall
daS Lokalifircn der Verwaltung auf das Allerentschiedenste
in den Vordergrund, namentlich auch in Preußen, wo die
Neigung zur Selbstverwaltung von allen Parteien getheilt
wird. Die neuen Territorien suchten sich, nach ihrer Ein-
Verleihung in den Großstaat, ihre provinzielle Autonomie
in Verfastung und Verwaltung nach Kräften zu wahren.
Denjenigen unter ihnen, welche nach einem einheitlichen
Plane durch hierzu geeinigte und geneigte nationalgestnnte
Vertreter diesem Ziele zustrebten, ist besten Erreichung ge-
langen. Die anderen Provinzen wollen an selbständiger
Unabhängigkeit von bureaukratischer Centralistrung hinter
ihren Schwestern nicht zurückbleiben. Die Bewegung wird
immer kräftiger und tiefer; fie bemächtigt sich auch de»
Kreises und der Gemeinde; und der erste Beamte deS deut-
scheu Reiches und de» preußischen Staates hat zu ihren
Gun * -' wuSBor Iverviändet. Aber da» Alles verdammt
Ä-Oers i:i,,oser er rgnorirt cS. Denn die Dinge sind
unvollkomm nem Maße. Ein
diesen schon ihrer Macht und Größe nach so ungleicken
ch die Uebermacht der Prästdla^gewalt
unter
tasten
ist durch die Uebermacht der Präfidla^gewalt und da» ihr gerade
in den wichtigsten Fragen eingeräumte Veto, dann durch die
Unbilligkeit des Stimmenverhältnisses mehr oder minder
illusorisch gemacht; die Gefahr des Einheitsstaates ist nicht ver
mieden, die Mtlitärhcheit BaiernS mehr als nöthig geschmälert,
die Mtlitärlast für jetzt nicht nur nicht vermindert, sondern be
deutend erhöht: wichtige Rechte der Krone und deS Landes
find nicht der Bundesregierung und der deutschen Volksver
tretung, sondern der Krone Preußen übergeben; endlich find
durch den Mangel eines verantwortlichen BundeSmknisteriums
sowie den in der Tatenlosigkeit liegenden hoben Census der
Abgeordneten zum Reichstage dis Bürgschaften für den Bestand
und die Entwickelung der bürgerlichen Freiheit geschmälert und
verkümmert. Obwohl nun aber die vorliegenden Verträge, für
deren Abänderung zur Zeit eine Hoffnung nicht besteht,
zu diesen berechtigten und begründeten Bedenken gegen
ihre Annahme uns Veranlassung geben, haben wir Unter
zeichneten nach gewistenhafter Prüfung und Ueberlegung unS
dennoch entschlossen, denselben um der Lage willen, in der sich
unser bairisches Vaterland befindet, unsere Zustimmung nicht
zu versagen. Wir vermöchten die Verantwortung für die weit
größeren Uebelftäude, die aus der Verwerfung der Verträge
für Baiern hervorgehen müßten, nicht zu theilen.- Eine AuS-
schließnng und Jsolimng Baierns von dem deutschen Gesammt-
körper und seiner Vertretung bei den vorstehenden großen
inneren Fragen käme gleich der Unterbindung der Lebensadern
deS bairischen VolkSstawmes auf materiellem wie geistigem
Gebiete; sie würde die Lasten des Volkes, statt sie zu mindern,
erhöhen und würde bei eintretenden weiteren Kriegsfällen
geradewegs Baiern seinem Untergange entgegenführen. Die
berechtigte Sehnsucht des ganzen deutschen Volkes nach seiner
gefammtstaatlichen Einigung theilend, schließen wir fest
und treu an daffelbe uns an. Wir wollen dem Feinde
des Vaterlandes keine Ritze und Spalte bieten, um seine
Hebel zu neuer Trennung und Zerklüftung einzusetzen, durch
innere Zerriffenheit nicht Anlaß zur Verlängerung des natio
nalen Krieges geben, an die Stelle des zersetzenden Partei-
kampfes im Innern Baierns, so viel an uns liegt, pre segens-
volle bürgerliche Eintracht zurückführen. Wir erwarten aber
von der königlich bairischen Staatsregierung, daß sie ihre künf
tige Stellung und Thätigkeit im Bundesrathe des deutschen
Reiches dazu benützen werde, um im Vereine mit der deutschen
Volksvertretung derjenigen Keim einer wahrhaft föderativen
BundeSverfaffung zu Pflegen und vor schädlichen Einflüffen zu
schützen, von dem wir wünschen, daß er von Neuem tiefe Wur
zeln im deutschen Volksleben faffe und zu einem mächtigen
Baume deutscher Stärke und Einheit heranwachse, unter deffen
Schirm und Schutz die deutschen Stämme in Freiheit und Ein
tracht sich zu sammeln vermögen.
Unterzeichnet ist diese Erklärung von folgenden Ab-
geordneten: Afcherauer, Back, K. Barth, Bichler,
Eder, Jos. Frank, Freyberg, Graf Fugger, Grabner,
Gschwender, Gürster, Hafenmaier, Hofmann, Hutt
ler, I. A. Kästner, F. %. Maier, v. Meixner, von
Miller, Ostermann, Ponschab, Prestele, Radfpie-
ler, Schleich, Senestrey, Sepp, Stahl, Lubw. Weis,
Rud. Weiß, Welzhofer, Zill. — Uebrigens wird ver
sichert, daß eine telegraphische Depesche unseres Gesandten
in Rom, Grafen v. Tauffkirchen, hier eingetroffen ist, in
welcher der Gras meldet, daß Kardinal AntonM ihm im
Auftrage d:s Papstes die Mittheilung gemacht habe, Se.
Heiligkeit halte für es gut und wünschend werth, daß die
bairische Abgeordnetenkammer die Versailler Berti äge an
nehme. Eine Verwerfung derselben würde nur daS republi
kanische Element in Frankreich zum Nachtheil der europäi
schen Staatenordnung stärken. Die Nachricht stammt, wie
der „Nürnb. Korr/ und die „AugSb. Blätte/ versichern,
aus guter Quelle.
SS Mönche«, 22. Januar. So wäre es also be-
schloffen und besiegelt, daß Baiern beim Reiche bleibt. Da
war gestern noch ein harter und bitterer Kampf, der
in der Abgeordnetenkammer geschlagen wurde: die Reprä
sentanten der beiden Kampfesarten, wie sie den undeutschen
Römlingen eigen find, traten noch einmal in die Arena,
der triviale WirthöhauSredner Mahr, der berüchtigte
Pfarrer von Ebermannstadt und der gedankenscharfe, schlaue
Jörg, der Referent der Majorität. Aber afleS half nichts,
die Verträge wurden doch angenommen. ES war ein Augen
blick voll gespanntester Erwartung, der Athem stockte und
die Herzen schlugen fast hörbar, als die Abstimmung zu
Ende ging und die letzten Buchstaben deS Alphabets zum
Aufruf gelangten. Von 154 Abgeordneten hatten 150 ihre
Stimme abgegeben, Engelbert Weiß (wahrscheinlich gegen
die Verträge) lag krank, Pfarrer Westermater war ausge
treten, der quieszirte Ministerialrath Diepolder wagte eS
weder gegen die D rtrSge noch für dieselben zu stimmen und
zog deshalb vor, zu schien, ebenso machte eS der Kaufmann
nicht den Weg gegangen, welchen er ihnen prophetisch vor
gezeichnet; unv ihm fehlt, um abermals mit SiliuS Italiens
zu sprechen, was in der Politik ebenfalls nöthig ist, — „des
Herzens heiterer Gleichmuth."
Berlin, 19. Januar 1871.
Karl Braun (Wiesbaden).
Kleine Mittheilungen.
Im Gegensatz zu so mancher feindlich gesinnten Aeuße
rung, welche von unfern Vettern jenseits deS Kanals her
übertönt, wird der folgende Brief Thomas Carlyle'S mit
Befriedigung gelesen werden. Derselbe ist an R. Wald-
müller-Duboc gerichtet, welcher kurz vor den blutigen
Echlachtlagen an der Marne sich aus den Kriegsschauplatz
begab und im sächsischen Hauptquartier verweilt. Von dort
auS hatte er, angeregt durch Carlyle'S Brief über unsere
Ansprüche auf Elsaß-Lothringen, ihm daS unlängst bei
I. Springer hiersrlbst erschienene Büchlein, deffen Carlyle
erwähnt, übersandt.
' Theurer Herr!
Vor drei Abenden erreichte mich, von Dresden aus,
ein schönes kleines blaue» Büchlein:
»die tausendjährige Eiche i« Elsaß«,
velchss ich mit sehr großem Jntereffe laS, zumal auf dem
Umschlag liebenswürdige an mich gerichtete Worte standen,
und zwar mit der Ortsbezeichnung vor Paris.
ES ist an sich in Wahrheit ein schöne» kleine- Werk,
mit großer Kunst geschaffen und Zeugniß ablegend für den
Verfasser als einen feinsinnigen, warmherzigen und poetisch
begabten Mitmenschen (human drothsr) kundig auf dem
Gebiete literarischer Komposition, zu geschweige» von noch
höheren Dingen. Nirgend habe ich je alle- DaS, waS eine
antiquarische Studie an Lieblichem und Menschlichem
enthielt, in eine wirklich lebendige und künstlerische Form so
genial zusammenfaffen sehen, als in dieser Studie auS dem
Elsaß und seiner „1000jährigen Eiche«.
Daß eine Seele, fähig ein solche» Werk zu schaffen,
nun an mich auS Le-Vert-Galant schreibt, auS dem Herze«
jenes großen und sürchterlichen Welt-EreigniffeS — im höch
sten Sinne fürchterlich, ob auch im höchsten Sinne zum Heil
der Welt , ein Ereianiß, dem ganz Enrova athemloö zu
schaut — dteier Umstand vermehrt mein Jntereffe für
Ronkarp von Gmünden in Unterfranken. Gegen die Ver
träge stimmten 48 Abgeordnete und zwar 12 katholische
Geistliche, 13 Banern, Oekonome» und Gutsbesitzer, 7 Ge-
werbtreibende und Kaufleute, 2 Advokaten, 3 Privatiers.
1 Archivbeamter, 1 Rentbeamter, 1 BezirkSamtmann, 1
RegierungSrath und 6 Richter. AlS das Resultat der Ab
stimmung bekannt gemacht war, sprach Präsident Weis, der
für die Verträge gestimmt hatte» mit bewegter Stimme fol
gende Sätze: Das Einigung-weit ist somit vollendet,
Baiern ist eingetreten in daS deutsche Reich. In dieser
ernsten, feierlichen Stunde wollen wir geloben, mit ganzer
Hingebung und heißer Vaterlandsliebe an allem dem mit
zuarbeiten, was zur Wohlfahrt des deutschen Vaterlandes
gereichen soll. Thun wir dieses mit dem ganzen Ernste
unsrer Seele, so wird unsrer Arbeit der Segen de- Himmels
nicht fehlen. Haben wir daö Vertrauen, daß der Baum, der
eben gepflanzt wurde, feste Wurzü schlage und reiche Früchte
bringe. Und eine der kostbarsten Früchte, von der wir
hoffen, daß fie schon in nächster Bälde reife, ist ein für die
deutsche Nation ehrenvoller Friede. Möge daS heute abge
schlossene Wert beitragen zur Herstellung der Etnttacht unter
den deutschen Regierungen wie unter den deutschen
Stämmen und möge innerhalb derselben auch Friede werden
Mischen den Parteien, damit fie vereint nur ihrer einen
Aufgabe leben, der Sorge für des Vaterlandes Wohlfahrt.
Vergeffen wir aber nicht über daS, was wir dem Gefammt-
vaterland schuldig sind, der Pflichten, die unserem engeren
Daterlande gehören. Indem wir BaiernS Wohl fördern, för
dern wir die Kraft und daS Gedeihen Deutschland-; in der
Wohlfahrt der Einzelnen liegt die Wohlfahrt des Ganzen.
Und um diesen Empfindungen Ausdruck zu geben, stimmen
Sie im Gefühle der Zusammengehörigkeit mit Deutschland
mir in den Ruf: ES lebe Se. Mj. König Ludwig von
Baiern. — Die Versammlung stimmte jubelnd ein in daS
Hoch, das aus den Straßen, wo sich eine große Menschen
menge, die vorerst das Resultat der Abstimmung erwartete,
versammelt hatte, begeisterten Wiederhall und Fortsetzung
fand. — So endete der letzte Kampf, der gegen die undeut
schen Bestrebungen derer gekämpft werden mußte, welche die
schönen Worte „Freiheit und Vaterland« mißbrauchend mit
mit dem Ausland liebäugeln und keine größere Wonne er
führen, als wenn Preußen gedemüthigt und Deutschland
zerriffen und zerfetzt würde. Darauf ist all ihr Hoffen ge
baut und der Satz ist um so richtiger, je öfter ihn dieses
Gelichter ableugnet. Vorläufig ist ihnen nun jede Aussicht
auf die Realistrung ihrerlHoffnungen geraubt. Die deutschen
Stflmme haben sich jetzt in einem Reiche zusammengefunden
zu regem Kampfe auf friedlichem Gebiete, der unsere Frei
heiten vermehren und befestigen, des LgndeS Wohlstand er
höhen und die Kraft des deutschen Volkes zusammenfaffen
soll, auf daß eS für immer Herr seiner Geschicke bleibe und
in seinem Hause keines Fremden Einmischung mehr zu be
fahren habe. Hoch lebe Deutfchland!
Desterreichisch - Ungarische Monarchie.
Wie», 22. Januar. Die österreichische De
legation hat ihre Sitzungen bis zum nächsten Donnerstag
vertagt. Bis dahin sollen die noch auöstehcden Kor-
mifsionSberichte ausgearbeitet und vorgelegt sein. Dann
werden die Delegitlen wieder zu reden beginnen und viel
und recht scharf und bitter reden, um schließlich sich doch ge
fügig zu zeigen. Sieht man die Wirksamkeit dieser Herren
so recht in <-rr Nähe an, so muß man staunen, mit wie
wenig Verstand und überdies mit wie wenig Ehrlichkeit fie
die Wett regieren. Als wäre das Parlament ober die Dele
gation nur eine Arena, um ihre kleinen Fehden und Strei
tigkeiten üuSzutrageri, so benehmen fie sich vom Erst«« bis
zum Letzten. Die Großen und die Kleinen, die VerfaffungS-
freundlichen und VerfaffungSfeindlichen. Der ungarische
Reichstag ist gewiß kein Muster von Parlament; aber im
Vergleich mit diesen Herren erscheint er al» eine
Musteranstalt von uneigennütziger Selbstaufopferung und
Unabhängigkeitsfinn. Graf Beust nahm sich darum auch
die Sache nur sehr wenig zu Herzen, und mit der größten
Seelenruhe, mit dem zufriedensten Lächeln hörte er den
gegen ihn geschleuderten Angriffen zu. Wozu auch fich är
gern? Können die Herren schöne Reden halten, so versteht
daS Grctt Beust ebenfalls, und mehr als das versteht und
will ja Keiner. Genau ebenso wird eS auch in der unga
rischen Delegation gehen. Auch da werden viele fulmi
nante Reden vorbereitet; der Schluß aller dieser fulminanten
Reden wird aber ein noch armseligerer sein; denn selbst die
Fortsetzung im ersten Berdlarr.
die liebenswürdige Spende noch im außerordentlichen
Maße; und wohl werde ich das Büchlein sorglich aufbewahren alt
daS Denkmal einer Zeitepoche, welche für die Haltung der deut
schen Heere ruhmreich Zeugniß ablegt, und der Niemand inniger
ein ruhmqckröntts Ende herbeiwünscht und daffelbe zuversicht
licher voraussagt, alö ich dies thue. Mein Glaube ist, daß
Eure Heere ein guter Genius leitet, daß der Himmel selbst,
waS fie verrichten, billigt, daß der Sieg ihnen nicht feh
len wird.
Nehmen Sie denn den Segen eines Greises entgegen,
thut alle wie Männer Eure Pflicht, und rechnet daran
daß, wenn dies geschieht, ein guter AuSgang unzweifelhas
ist. Gott sei mit Ihnen, theurer Herr, mit Ihnen und den
braven deutschen Truppen.
Aufrichtig Ihr T. Carlyle.
K Von den Theaterkalendern für daS Jahr 1871 liegen
unS die beiden Berliner vor, der von A. Entfch heranSge-
gebenene Deutsche Bühnen-Almanach (KommissionS-
vcr'az von Eduard Bloch, Laffar'sche Buchhandlung in Ber
lin) und Ferdinand RoederS Theaterkalender (Berlin,
Verlag von Ernst Kühn). Der Entfch'fche Almanach erscheint
bereits zum 35. Male und bringt anßer dem sehr sorgfältig
geordneten statistischen Material, dem Verzeichniß der deut
schen Bühnen; ihrer Vorstände und Mitglieder nebst Angabe
der Gastspiele und neuausgefüylten Stücke (die Berliner
Bühnen find besonders ausführlich behandelt) f verschiedene
Berichte über Schauspieler-Jubiläen, Nekrologe, einen Auf
satz über den Direktionswechsel am Karlsruher Hoftheater,
.Don Juaniana« von Fr. Tirtz und eine dramatische Skizze
von Otto Giradt: „Unter der Linde von Steiuheim am
Main/ Beigegeben ist daS Portrait deS preußischen Hof-
chauspielerS Friedmann. — Der Roeder'jche Theaterkalender
14. Jahrgang) ist geziert mit den photographischen Portraits
,ranz NackbaurS und Emertch Roberts und giebt außer
einem Z Malender mit Angabe der für das Theater wich
tigsten Gedenktage ein Personalverzeichntß sämmtlicher deut
scher Bühnen nebst Angabe der Novitäten und Gastspiele,
einem trefflich eingerichteten BÜhnen-Adreßkalender nnd
Adreffen sämmtlicher Berliner Bühnenangehörigen in alpha
betischer Ordnung.
Alk