Full text: Zeitungsausschnitte über Jacob und Wilhelm Grimm

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© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Z4 
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ff>a nicht nur in de;: Stand setzt', dir L-?tßtzung der Festung 
Betört zu verhindern, sondern auch dem Andringen j Ut j 
stärkeren südlichen HeereSmaffe begcgn-n zu können. Der 
faktisch-- Mangel irgend welcher brauchbaren Kavallerie t?ug 
wesentlich dazu bei, die französischen Befehlshaber über die 
dieffeiügen Bewegungen völlig im Unklaren zu erhallen; über 
dies verhinderten Bourbaki's gegründete Besorgnlffe wegen 
Bedrohung; seiner linken Flanke ebenso wie GaribaUi's 
lancsrmkS Vorrücken jebm überraschenden Erfolg. Am 
9. d. sii ßen die bciderfeitigkn Armeen auf einander: die 
Ufer des Oignon, an welchem General v. Werder bereits 
einmal wir Erfolg gekämpft, bildeten abermals das G-ftchts- 
seld. Dcr General v. Werder zog dem Feinde von Vesoul 
aus entgegen; bei LtaileroiS, kaum 2Meilen südlich jener 
Start, stttß er bei s inem Vormarsch auf Villers-xel auf die 
Flank- des 20. französischen Korps, das Genera! Clinchamp 
befehligt. General v. Werder nahm Valllrois, zwang 
den Feind, auch noch Truppentheile des 18. KarpS des 
Generals Billault zu entwickeln und wies fodann alle 
Angriff? dtSFeir-des mit eigenem unbedeutenden Verluste ab, 
indem er 2 Stabsoffi icrc, 14 Offiziere und über 500 Mann 
g fang/n und außerdem 2 Adler nahm. Bereits am Tage 
zuvor hatten Bataillone des entgegenrückenden 7.Aämeckorps 
(bei Montbard) ein siegreiches G-feckt gegen Garibaldifche 
Freifchaaren bestanden und so konstotirt, daß auch 
nndimst^ärtS Vesoal der Weg dahin verlegt sein dürste. 
Inzwischen hat General von Tresckow mit der demselben 
zugcthnlt n Reserve-Division die Belagerung von Bel- 
fort fortzefttzt, in derfelhcn wesentliche Fortschritt: gemacht 
und in mehreren glücklichen Vorpssterigffechten die voraesen- 
beten Abtheilungen des Feindes zurückgewiesen. Es ist be- 
WerkenkWerth, daß alle diese Erfolge erzielt worden sind, 
bevor die von Seiten der deutschen Heeresleitung angeord 
net! Verstärkung d.s Werderschcn Korps zur Ausführung 
gekommen und diejenigen Verbindungen hergestellt waren, 
vulch: durch den Amnanch mehrfach disponibler Streitkräfte 
nunmehr erziel; worden find. Das bisher allein operirende 
14. ArmerkporpS ist in Folge dcr jüngsten fanMsche« Opc- 
rstionen in Ostfrankceith erheblich verstä.kt und behufs ge 
meinsamer L itung der Operaliomn der Oberbefehl über dies: 
unsere Süvarmee dem General der Kavallerie Freiherr» 
v. M ntcuffll übertragen worden. 
Ueber die Eröffnung der Beschießung der 
S üdfortS von Paris wird dem „St.-A * aus den Haupt- 
quartieren in Versailles unterm 5. Jrnuar geschrieben: 
„Nachdem die Batterien auf der südlichen Front der Cenri- 
rungslinie in der Nacht vom 3 zum 4. Januar montirt wor 
den waren, haben sie heute ihr Feuer gegen die Südsorts 
von Paris eröffnet. ES hatte düs Bombardement eigentlich 
am 4. Januar, mit dem Eintritt der Tageshelle, beginnen 
sollen. Der Nebel war jedoch an dies m Tage so dicht, daß 
cS der Artillerie unmöglich gewesen wäre, ein Resultat zu er 
zielen. Auch heute war die Luft nicht ganz neb-lfrei, den 
noch daS Wetter hell im Vergleich zu den vorangegangenen 
Tagen: m ',n konnte auf Entfernung von 2500—3000 Schritt 
selvst kleinere Obj kte, wie einzelnes Gesträuch oder mäßig 
hohes Mauerwerk genau unterscheiden. Eingeleitet wurde dcr 
Geschntzkampf, der sich unsererseits erst nach 8Uhr Morgens 
entwickeln sollte, durch eine Kanonade der Franzosen. Der 
Valerien schoß seit dem 4. Januar Nachmittags in kurzen 
Untubrcchungcn die ga-'ze Nacht hindurch und f tztc sein 
Feuer, d.rS hauptsächlich die Richtung auf Marocs und 
St. Cloud yatte, a^ch am Morgen d S 5. fort. Die 
Südfortssi:len mir ihrem Feuer schon vor der Morgen 
k ein, woraus sich folger n läßt, daß dem Feinde 
- vw* jd>- iK ) t. ju-.t (UyCre .iürk» ^Äbl st>. ß ö:ii 
jc-wächc nfanterie-DetachementS. ES war noch nicht ganz 
Uhr, arö dirse eien Angriff auf die bairischen Vorposten 
bei Clamart unternahmen. Küingewehrfcuer wurde von 
biestm Punkte hörbar, das aber nach kaum 20 Minuten in 
dem Augenblicke verstummte, als die deutschen Geschütze in 
Wirksamkeit traten. 
Um 8V* Uhr fiel der erste Schuß, nachdem zuvor in 
j der der Batterien ein lautes Hoch auf Ce. Majestät den 
König Wrlhelm ausgebracht worden. DaS diesseitige Ge- 
schützscuer war gegen dieorei SüdsortS Jffy Vnvres, Mont- 
rouge und die provisorischen Befestigung-?« gcrichter, welche 
die Franzos:« zwischen diesen Forts und der Seine angelegt 
haben. Da jedoch unsere Batterien, über deren Bertheilung, 
Ewrichtung und Stärke im gegenwärtigen Augenblick noch 
Angehörigen dcs groß herzoglich beffen-darmstädtischen Klein 
staates, in w elchem er zu H rufe ist. Grade wie sein berühmter 
Darmstädtifcher Landsmann, Freiherr Heinrich von Wägern, 
den feine- Zeit die deutsche 3l4icn geehrt hat, w.e kaum einen 
Zweiten, schließlich dazu zurückgekehrt ist, die Ideen dcs Herrn 
v.Dalwigk hei demWiener Hofund in dem, Haufe der Gemeinen* 
des bksagtenGroßherzogthums zu vertreten. Ich rechne Niemand 
zur Schuld an, was nur kein Verhängniß ist. Jeder von 
urS, der in der ncuren Z it die französischen Provinzen 
bereist hat, kann ft<S> des Eindrucks kaum erwehren, daß 
dieses Land,obgleich feine Bevölkerung, namentlich die bäuer 
liche, der unftigcn an J teUigen?, Fleiß, Ausdauer, Geschick 
und Sparsamkeit unendlich weit nachsteht, unS in Wirth- 
fchaftlichen Dingen vielfach voraus ist; und wenn wir nach 
der Ursache forschen, so staden wir sie schließlich nur darin, 
daß eS sich schon seit langer Zeit dcr wirthsckastlichen Ein 
heit, welche identisch ist mit dcr wirthschaftlickm Freiheit, 
erf.eut. während bei unS bis vor Kurzem der ökonomischen 
Entwickelung überall Territortalschranken, Grenzpfähle, 
Schlagbäum-: und Binnenzölle, für Menschen wie für 
Waaren, im Wege standen, und selbst noch im Dezember 
1870 die bairischen Vorbehalte dafür gesorgt haben, daß 
dergleichen mißständige Antiquitäten wlbst „tot neuen Reich* 
nicht ganz auSsterben. Aus ähnlichen Gründen kann es 
denn ausnahmsweise wohl kommen, daß auch einmal ein 
junger Franzose richtiger sieht, als ein alter Deutscher, und 
zwar in einer deutschen Frage. 
GervinuS ist der Repräsentant des alten Liberalismus 
(nicht Alt-LlberaUSwus) von Deutschland, deS Liberalismus 
der Kleinstaaten, welche „konstitutionell* waren, während 
Preußen beim Absolutismus verharrte. Preußen aber ist 
s it zwetundzwanzig Jahren in die Rühe der Versaffungö- 
staatcn eingetreten; und bei ihm ist die Verfassung eine 
Realität geworden, während sie bei den Kleinstaaten eine 
Fiktion war. Denn wie kann man im Ernst? daran denken, 
für ein Ländchen, für das eine gute Provinzial-, Kreis- oder 
Siädteordnung vollkommen hinreicht, eine Veifaßung nach 
englischem Zuschnitte, etwa gar mit „zwei Häusern* und 
„konstitutioneller Theilung der Gewalten,* während doch von 
irgend einer Macht oder Gewalt gar keine Rede sein kann, 
aufzurichten und durchzuführen? 
Der deutsche Liberalismus ist im Begriffe, sich aus dem 
hcsien-darmstädtifchen, kurheffifchen, bairischen Liberalismus 
in den deutschen Liberalismus umzugestalten; und das ist 
eS, waS ihm die Herren, welche an dem Standpunkte dcr 
dreißiger und vierziger Jahre festhalten, nicht verzeih.« kön- 
nicht berichtet werden kann, auf e'nem weitem Berge emp-acir^ 
sind, so konnten noch einige andere Punkt-? d:r ftanzöfiftuen' 
Auß^nstellungen, die ohne gerade befestigt »u sein, dos» als 
KantonnementSorte veröarrikadirt find, unter Settenftuer ge 
nommen werden. Ueber die Wirkungen, welche da- Bombar 
dement auf den Feind h rvorbrachte, läßt sich Folgendes niit 
Sicherheit angeben. Zunächst zog sich dre gegen Clamart 
drbouchirende Infanterie, wie bereits erwähnt, schleunigst 
zurück, sowie die deutschen Geschütze ihr Feuer eröffnet halten. 
DaS Krachen derselben des an den Felswänden des Scinethals 
einen dumpfen, dem Rollen des Donners vergleichbaren 
WirderhaL fand, mochte auf den Gegner einen furchtbaren 
Eindruck machen. Denn m n bemerkte, wie drcjenmen 
Stellungen, aus denen bis dahi r während der ganzen Zeit 
der Belagerung ein lebhaft?s Grwehrfmer von den französi 
schen Vorposten unterhalten worden ist, sofort ge 
räumt wurden. ES war dies besonders ersichtlich bei 
Billancourt, wo die sonst stets rührigen feindlichen 
Vorposten heute nach 8\'* Uhr nicht einen Schuß mehr ab 
gaben, sogar eine bastlest erbaute Batterie nickt zur Thätigkeit 
kommen konnte. Aehnliches wurde in der Vorstadt Bo ul og ne, 
gegenüber dem Schlöffe von St. Cloud, beobachtet. Mobil- 
Zarden, die hier liegen, wichen ohne Säumen zurück, und 
cine französische Batterie kam gar nicht zum Fmern. 
WaS die Forts betrifft, so schoß die Citadelle des 
Valerien ziemlich heftig, obwohl in geringerem Maße 
als früher, und nur in der Richtung gegen St. Cloud uns 
den Thalrand, der von hier nach Sev-i.es läuft, während sonst 
ihr Feuer in l-tzter Zeit mehr gegen dir Stellungen von 
Vancieffon, Bougivat, Louvcciennes gerichtet gewesen war. 
Am stärksten f uerten Vanvres und Montrouge, nur 
schwach Fort Jssy. Bet Billejuif erwiderte die fcanzo. 
fische Artillerie das Feuer der bairischen Batterien gar nicht. 
Die Kanonenboote auf der Seine griffen auch heute m den 
Kampf mit ein, an dem sich auch die Batterienber Le Pornt 
du jour und dem Aquädukt betheiligten. 
Um ll 1 /* Uhr trat in dem GesLützkaMpse eine Pause 
ein, die bis 2 Uhr währte. In dieser Zeit ereignete sich em 
bemerkenSwerther Zwischenfall. Am rechten Seincuser auf 
der Höhe der abgebrochenen Sevres-Brücke entfalteten die 
F»anzofen die weiße P-?'rlamentärfiagqe. Man glaubte 
unsererfeits, daß Unterhandlungen beabsichtigt seien. ES 
ergab sich jedoch bald. daß das Bufitehen der Flagge mrt 
der Beschießung in künem Konnex stand. Es handelte sich 
nur darum, den amerikanischen Gencral-Ksnsul Recd, der 
bisher in Paris grblieb.n war und jetzt die Etadt za ver 
laßen wünschte, bei unseren Vorposten aufzunehmen. Gene 
ral Graf Moltke Hütte demfclbm sckon vor drei Tagen dre 
hierzu erforderliche Erlaubniß ertheilt, daher derselbe denn 
auch in Eevr?s von einem preußischen Generalstabs-Ossizrer 
e?wartet wurde. . 
Ueber den Grsammtfchaden und Verlust, der dem 
Feinde zugefügt worden, ist ein Urtheil noch nicht möguch. 
An verschiedenen Stellen, wie Billancourt ubd Boulogne 
wurden durch die dieffertigen Gcfchoffe Häuser zertrümmert 
nnd angezündet. Auch auf dem Fort Jffy brach ein Brand 
aus. Die franzöfifchtn Granaten zündeten nur in einem 
Wohnhaufe von St. Cloud. 
Ueber die Oertlichkeiten von Paris, auf welche beim 
w iteren V?rlavf der Beschießung Pariser B^llonbrieftn zu 
folge deutsche Bomben und Granaten niedergefallen sind, 
giebt der „St.-A.". folgende Notizern „Als zuerst bedroht 
wird der Gartev du Luxembourg genannt; 
das letztere l?r toJM- g'Mau in der Mitte deS lud- 
lick- — Stad^HWA^-^Aschev dem 
Schritte in gerader öiriic von der Enceinte der Stadt, 
4400 Schritte vom Fort Montrouge, und also mindestens 
6000 Schritte direkte Meffung von den nächsten deutschen 
Batterien entfernt; auf dem Plan vouParis findet man den 
Garten deS Luxembourg durch direkte Verlängerung der Route 
imperial-' von O'.leans nordwärts bis an die Seine. West 
lich deS Luxembourg liegt der Faubvurg St. Germain, 
daö reichste und vornehmste Stadtviertel von Paris, östlich das 
Quartrer latrn. —Von Clraßen, in denen bereits deutsche 
Geschosse niederfielen, nennt die „Korrespondenz HavaS* 
zunäo st die Rue Madame, eine schmale Straße, welche 
ctwa 200 Schritte westlich des LuxembourggartenS, ven Leng- 
seiten diffetben parallel, von Süden nach Norden läuft; fer 
ner die Rue St. Jacques, eine schöne breite Straße, welche 
östlich deS Palais du Luxembourg von Südweft nach Nordost 
nen. Nun ist es ja wahr, dieser Ucberganq ist schwierig, und 
eS werden, während er bewerkstelligt wird, such Mißgriffe 
begangnen. Allein er ist unvermeidlrck. 
ES wäre ein großcs Verdienst, einmal eine aufrichtige 
und rvahrhaste Geschichte deS füd- und westdeutschen kiein- 
staatlichen Liberalismus und feines Verhaltens zu Preußen 
m schreiben. DaS letztere Hai oft und seltsam gewechselt. 
Unmittelbar nach der Juli-Rcvolution, welche die meisten 
deutschen Kleinstaaten in eine fieberhafte Aufregung ver 
setzten, war bei der liberalen Bevölkerung dieser Staaten 
die Hegemonie Preußen- sehr populär. Preußen sollte kon 
stitutionell werden, eS tollte sich dann an die Spitze der 
übrigen kleinen Staaten stellen, welche bereits konstitutionell 
waren. DaS war noch geraume Zeit nach der 
Juli. Revolution dcr Lieblingswunsch der Liberalen. 
Allein Preußen, damals noch in einer Verbindung mit 
Oesterreich und Rußland, welche ihre defensive Spitze gegen 
Frankreich richtet-, konnte diesem Wunsche zur Zeit noch 
nicht entgegenkommen. Der kleinstaatliche Liberalismus, 
für welchen nur innere Fragen cxisttrtcn, während er in 
europäischen Angeftgenheiten einer poetisch-sentimentalen 
Stimmungspvlitik folgte, faßte die Zurückhaltung Preußens 
als Böswilligkeit, ja als Beleidigung aus; und als Preußen 
z.ur Bewältigung des polnischen AusstandcS Rußland die 
Hand bot, verwandelte fick die bisherige Liebe in den bitter 
sten Haß. Denn die Pelm waren die erklärten Lieblinge 
des füdwestdeutfchen Liberalismus. Derfelbeließ sich auch durch 
die Gründung des Zollverein- durchaus nicht versöhnen, 
vielmehr war eS überall die liberale Opposition in den Land- 
tagen, die den Anschluß auf daS Lebhafteste bekämpfte, jedoch 
nur um auch hier ihre Ohnmacht zu zeigen; denn sie wurde durch 
die Macht dcr Dinge bewältigt. DaS dauerte so bis in den 
Anfang der Vierziger Jahre, wo das Geschrei der Franzosen 
nach dem linken Rhctnufer wieder die nationale Stimmung 
erstarken, und in Folge deffen Preußen in den Vordergrund 
treten ließ. Diese Stimmung war im Wachsen bis Acht- 
undvrerzig. Die Einheitsbewegung diese» Jahres war am 
lebhaftesten in den Kleinstaaten, weil diese die Leiden der 
Zerstücklung am lebhaftesten fühlten. Die Bevölkerung 
Preußens hielt ihre Blicke mehr auf die Berliner, als auf 
die Frankfurter Nationalversammlung gerichtet. DaS Bor- 
Parlament in der PaulSkirche bestand überwiegend aus Klein» 
staatlern; und daS Parlament beging den ächt kleinstaatliu,en 
„kühnen Griff*, richtiger Mißgriff, einem österreichischen 
Erzherzog, von welchem damals ein apokryphes geflügelt.? 
Wort: „Ktin Oesterreich, kein Preußen!* umlief, 'die Auf- 
rnr S'lne f hrl. Die Rue Danneau liegt mitton zwischen 
Luxembour» u :d Jnvalivenbo«; die Rue Gnfflot ist dir 
breite Vrrbinduv.^str^ß; zwischen ersterem uns dem Pan- 
tbeon. — Der Boulevard de Port Roval führt vom 
Standbilde Ncy's im Luxembouragarten süvoflwärtS zum 
Boulevard St. Marcel; die Avenue de Breteuil, eine 
der breitesten von Paris, verbindet den gleichnamigen Platz 
mit der dem Juvalidendome südlich unmittelbar vorliegenden 
Place Baubar; sie bat eine ungefähre Länge von 1000 
schritten bei etwa 60 Schritten Breite. 
AuZ dem Großen Hauptquartier erhalten wir nach 
stehende Korrespondenzen: 
G. Versailles, 8. Januar. Die Beschießung der drei 
südlichen ForiS Jssy, Vanvres und Montrouge nimmt ihren 
Fortgang, ohne daß d e feindlichen Batterien Miene machen, 
ernstlich unseren Fragen eine Antwort zu The l werden zu 
laffen. Die bis jetzt in Scene gefetzten Operationen können 
nach arttll ristifchen Begriffen schwerlich ans die Bezeich 
nung deS begonnenen „Bombardements* Anspruch machen. 
Unsere Artiller e hat die Aufgabe, sich vor der Hand 
die richtigen Zielpunkte zu wählen, um dann mit dem ge 
hörigen Effekt und Nachdruck das systematische Bombarde 
ment beginnen zu können. Dies ist der Grund, weshalb wir 
hier nicht weit von der Stätte der Begebenheiten, nur von 
Zeit zu Zeit dumpfe Schläge vernehmen, da di- Batterien 
in je 5 Minuten einen Schuß abfeuern. Seit zwei Nächten 
tst auf den'?Forts, insbesondere auf dem Valerien eine auf 
fallende Stille bemerkbar. Unsere auf Vorposten ziehenden 
Soldaten, dir unter dem Granatenhagel des Valerien volle 
drei Monate haben Stand hallen muffen, jabeln vor Freude, 
daß st- wohl für einige Z ;it von den „Zuckerhüten de» 
Baldrian* verschont bleiben werden. Für einen Statistiker 
wäre eS eine interessante Aufgabe, den Nachweis zu führen, 
wie groß der Prozentsatz unserer Verwundeten und 
Todten ist, welche wir durch die in den drei Mo 
naten vom Valerien entsandten Geschosse eingebüßt 
haben. Das Generalkommando deS 5. Korps ist in der Lage, 
nach Einsicht der Verhältniffe zu bestätigen, daß auf je 300 
vom Valerien abgegebene Schüffe nur eine Verwundung 
immer zu rechnen ist. — Für gestern be ürchtete man einen 
größeren Ausfall des Feindes, weshalb die hiesige Garnison 
konftgnilt war. Unserer Artillerie ist die Aufgabe zugefallen, 
unsere Cernirungsl-.nie zu deckm und dieselbe gegen jeden etwai 
gen Ausfall deS Feindes zu schützen. Die französische Krieg 
führung macht die oerzweifeftsten Anstrengungen, um unS in 
der Beschießung zu stören und glaubt, mit beabsichtigten Aus 
fällen uns in den Operationen stören zu können. — Die 
Beschießung wurde gestern sowohl in der Süd- als auch 
Nord- und Ostfront fortgesetzt und hatte den Erfolg, daß 
wir die Kasernementö beim Fort Jffy stark zerschoffen haben, 
so daß wir nun mit Beschießung der ersten Parallele beim 
Fort Jffy beginnen werden. Von Mcudon auS schoß 
gestern unsere Baiterie ein vierstöckiges Haus rn Brand, 
welches hintcr der feindlichen Enceinte liegt und in einer 
der Vorstädte von Paris seinen Stand hatte; ferner 
gelang es uns, das in den Händen der Franzosen noch 
befindliche ;Dors Billancourt arg mitzunehmen und 
starke Verwüstungen dort anzurichten. Das ftanzöfische 
Parlamentairhaus bei StzvreS, welches schon so 
Mancher mit getäuschten Hoffnungen vrrlaffea bat, ist un 
mittelbar nach dem mit dem Oberst Read am 5. stattgehabten 
Intermezzo in Grund und Boden geschossen. Die Franzo 
sen, welche cs mit dem Aufhissen der weißenParlamentärflagge 
bei Sevres zu verschiedenen Malen darauf abgesehen, unS zu 
täuschen, befestigten auf dem Parlamentairhause am 5. daS 
pip, nm Zeit zum Armiren ihr^r Batterto^-'^ 
gewtoncn. Unsere Artillerie ließ sich indessen durch daS 
Manöver k?in:n Augenblick täuschen, sondern bohrte da» 
ParlameniairhauS mit der Fahne in Grund und Boden. 
Von großer Wichtigkeit ist es, daß cS uns gelungen ist, gestern 
Morgen von SevrcS aus den Viadukt bei Äuteuil zu zerstören. 
Derselbe war unser, r Artillerie als Hauptziclpunkt destgnirt 
worden,dader ViadukldieEtsenbahnverbindungmiL der.FortS er 
möglichte. Da das Geländer der Brücke und einige Eisen 
bahnschienen auch verwüstet find, wird es für die Franzosen 
schwierig fcin, neue TruppeNMüffen, die der Kälte halber 
jetzt in Kantonnements liegen, mittelst der Eisenbahn zu be 
fördern. Während die Eifenbahnzüge jeden Morgen Truppen 
nach dem Valerien oder Jffy entsandten, sind lieselben seit 
gestern Morgen in Folge Le» ZcrsprengeuS deS Viadukts 
nicht mehr im Gange. Auch heul-: während dcs Vormittags 
hört man nur in größeren Zwischenräumen Schüsse fallen^ 
gäbe der Gründung des deutschen Nationalstaats in die 
Hände zu legen, und zwar aus Antrag desselben Führer-, 
welcher damals schon sür die preußische Spitze schwärmte. 
Als daS Werk von 1848 scheiterte, mußte man natürlich 
wieder einen Sündenbock haben. Denn daß man s lbst die 
gröbsten Fehler gemacht hatte, durfte man doch nicht ein- 
qestehen. Die Mißstimmung gegen Preußen, um nicht zu 
sagen der Haß, wuchs darauf wieder zu derselben Höhe, wie 
in der Mitte der dreißiger Jahre un a die Peripetie trat erst 
in Folge der Ereignisse vo.r 1859 ein, welche das deutsche 
Natkonalgefühl wieder erweckten. Das Weitere weiß Jeder. 
Die Verdienste deS südwestdeutschen LiberaltSn.us sind 
bekannt und schon häufig besungen. Es ist daher wichtiger 
und nöthiger, einmal von seinen Schwächen und Fehlern zu 
reden. Es gilt diele zu überwinden. Denn zum Theil 
kleben sie dem deutschen LckeralismuS üb.rhaupt noch ein 
wenig an. 
GervinuS nun, welcher von den Ereignissen in der 
PaulSkirche und von dem, wa» Gutes und Schlechtes daraus 
hervorging, sagen kann quorum paTS magna fui“, hat 
ie Jdiosyükrafie von 1850 nicht überwinden können. Was 
bei Anderen eine vorübergehende und subjektiv betrachtet, 
auch nicht unberechtigte Stimmung war, ist bei ihm zum 
Dogma versteinert. Diese- Dogma lautet nun ein sür alle 
mal: „Preußen ist dcr Sündenbock; es ist nicht meine 
Wege gewandelt und folglich wandelt cS seitdem nur noch 
aus dösen Wegen*. 
GervinuS sagt: „DaS kleinstaatlicke Deutschland hat 
1848 Preußen die Hand dargeboten, sie ist empfindlich zurück- 
gerchlagen worden.* Er vergißt aber alle die „erschweren 
den Umstände*; den österreichischen Erzherzog, die Fehler 
der ReichSverfaffung von 1849 welche in der Untformtrung 
und Centraltfirung theils viel zu weit ging, 'wie in der 
Gesetzgebung, und theil- nicht weit genug, wie im Militär 
wesen, die Versäumung deS richtigen Moments durch lang 
same und schwerfällige Arbeit, die Opposition der Mittel 
staaten. Er sagt: „Auch 1866 haben diese Staaten 
Preußen die Hand geboten.* Diese Thatsache ist mir neu. 
Ich habe 1866 in diesen Staaten gelebt und dort 
mitten in der aktiven praktischen Politik gestanden. Ich 
habe dort allerdings mancherlei Hände gesehen. Abe?c sie 
streckten sich nicht Preußen sreundschastlich entgegen, sorrdern 
waren bereit, dasselbe zu zertrümmern und zu t) eilen. 
Allerdings winkten sie einladend, aber eS war nach der 
französischen, und nicht nach der preußischen Seite. Doch, 
sprechen wir nicht mehr von dergleichen häßlichen D'ingen. 
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