Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Z 3
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ße sich verdächtig gemacht hatten; .sie sind daher einigen
Nachrichten zufolge gleich von Grätz aus nach der Festung
Munkatfch geftchrt worden. Hieronimus Bon-parte ist
' seiner Arretiruüg durch schnelle Flucht entgangen; seine,
Gemahlin ist in Triest zurückgeblieben, dürfte aber ihren
Aufenthalt auch bald verändern, da man den. nach Triest
abgegangenen königl. würtembergischen Kammerherrn, Ba
ton von Linden beauftragt wissen will, sie in ihr Vater
land zu begleiten. Die Umgebungen des Prinzen Napo
leon sind nun lauter redliche Deutsche.
— Der Kongreß ist nun, was die Territorialbesihüng
aller Souveräns betrifft, als beendigt anzusehen, man sieht
deshalb nächstens einer Deklaration in Hinsicht der neuen
Verhältnisse entgegen. Die deutschen Verfassungsangele
genheiten durften suspendirt Kleibern Die Abreise der
«Souveräns zur Armee ist sehr nahe, doch bis heute noch
kein Tag bestimmt. Soviel soll gewiß sevn, daß das k.
östreichische Hofiager am 2. Mai in Frankfurt eintrifft.
Dom 9. — Die Ankunft des Adjutanten des Fürsten
Berthier wurde mit der des Fürsten selbst verwechselt, der
in Bamberg bleiben wird.
Angekommen e. Den 6. April: Fürst Karl
Hohenzollern, königl. baierscher Major und Flügel-Ad-
judant Sr. Majestät des Königsvon Regensburg;
Anton Iankowskv , russisch -kaiferk. Oberster, von Paris;
kuigi Duette,, königl. neapolitanischer Kurier, von Ankona;
Friedrich Metzger, modenesischer Kurier, von Modena;
Franz Gognelar, k. k. Generalmajor, und Franz Maria
de la Barche, k. k.pensionirter Rittmeister, beide von Paris;
Baron Gahl, von priest. — Den 7. Aprir: Vitzthum
von Egstedt, königl. würtembergischer Garde-Lieutenant,
von Stuttgardt; Siegfried Pfaff, königl. würftmb. Ku
rier, von Stuttgardt; Wilhelm Dobrowolskv, königlich
preußischer Kurier, von Mainz; Joseph Espanfa, königl.
spanischer Kurier, von Madrid; Schöning, ruffisch-kai'serl.
Kurier, von ^Warschau; Baron Czolich, k. k. General,
aus Ungarn: Baron Gudenus, von Gratz.
Abgegangene. Den 6. April: von Eichhof, königl.
preußischer Kurier, nach Koblenz; Gittig, k. k. Lieutenant,
als Kurier nach Graß; v. Bünkersrode, königl. sächsischer
Rittmeister, als Kurier nach Aachen; Graf von Saurau,
nach Mailand; Graf von Brühl, nach Dresden; Han-
feldt, königl. schwedischer Kurier, nach Schweden. — Den
7. April: Graf von Seiboltsdocf, königl. baierscher Ma
jor, nach München; Graf von Salm-Dvk, nach Prag;
von Alberici, k. k. Major, nach Mailand; Suite des
Kronprinzen von Baiern, königl. Hoheit, nach Salzburg;
Trkal, königl. sizilianifcher Kurier, nach Palermo; Hof
mann, großherzogl. badenscher Kurier, nach Karlsruhe;
Bauermeister, königl. preußischer Kurier, nach Berlin.
Dresden, vom 5. April. — Es hat sich das auch
in einige gedruckte Tageblätter aufgenommene Gerücht ver
streitet: „daß neuerlich in Dresden Unruhen ausgebrochen
waren, welche die Anordnung gewaltsamer Maaßregeln
nothwendig gemacht und das Einrücken mehrer preußischen
Truppen in Sachsen zur Folge gehabt hätten."
Da hier nicht das geringste Ereigniß Statt gefunden
hat, welches auch nur auf entfernte Weift zu einem sol
chen Gerüchte hatte Veranlassung geben können, so kann
dieses nur das Werk von Uebelgesinnten seyn, welches nä
her zu erforschen wir uns bestreben werden. Die Bürger
und Einwohner von Dresden haben zu Ulrruhen weder
Veranlassung gehabt, noch eine Neigung dazu bezelU.
Sie haben sich vielmehr so ordentlich und ruhig betragen/
daß das unterzeichnete General-Gouvernement stets damit
völlig zufrieden, gewesen ist. An einer Veranlassung, zur
Aufrechchalrung der Ordnung und Ruhe mehrere preußische
Truppen in Sachsen einrücken zu lassen, mangelt es da
her gänzlich, und ist allgemein bekannt, daß mir so viele
neue Truppen eingerückt sind, als zu der Ersetzung derje
nigen Truppentheile erforderlich waren, welche früher in
Sachsen standen und jetzt den Marsch nach dem Rhein
angetreten haben. General-Gouvernement des Königreichs
Sachsen. Unterz. von der Reck, Geheimer Sraats-Mi-
nister. Freiherr von Gaudi, General-Major und kom-
mandirender General in Sachsen.
München, vom 11. April. — Der Prinz Eugen ist
hier eingetroffen. Man erwartet Se. Majestät den Kaiser
Alexander. ‘
Stuttgard, vom i3. April. — Se. königliche Maj.
haben bei der Kränklichkeit des Staats - und Konferenzmi
nisters, Grafen von Taube das Departement der Polizei
unter den festgesetzten Bestimmungen dem Staats - imd
'Konferenzminister, Grafen von Zeppelin intermistisch zu
übertragen allergnädigst geruht.
Aus W ü r t e m b e r g, vom 7. April. — Gestern würd?
Napoleons Aide de Camp, Flahaud, von unsrer Gränze
arretier eingebracht; er hatte Depeschen an Se. Maj. den
Kaiser von Oestreich, und kam über Huningcn und Bafel.
Die schweizer und badischen Behörden hatten ihn passiren
lassen, die Würtembergischen hielten ihn an. Der König,
nachdem er die kaiftrl. östreichisch, kaiserlich russische und
königlich großbrittanische Gesandtschaft deswegen zu sich
einladen lassen, war mit deren Meinung einverstanden,
daß nach bcc. von sämmtlichen Souveraius in Wien ergan
genen Erklärung weder Kouriere noch Abgesandte von Na.
polevn ^angenommen werden könnten, und daß man also
den Aide de Camp Flahaud auf dem nemlichen Wege, den
er hierher genommen, wieder nach Frankreich zurücksenden
solle, welches auch sogleich unter Begleitung von GenS-
d'armen geschah.
Mannheim, vom r4. April. — Der Brückenkopf in
der ehemaligen Rheinschanze ist schleunigst .hergestellt, und
die Allee nach Mundenheim bereits niedergehauen worden,
damit nöthigen Falls ein feindlicher Andrang von den Bat
terien kräftig bestrichen werden könne.
Die Flankenbatterien am rechten Rheinufer sind sehr ver
mehrt und großtentheils schon mit 24pfündigen Kanonen
und Haubitzen besetzt. Am 9. d. horte man zu Landau
eine kleine Kanonade, es heißt, Marschall Ney sey an
diesem Tage dort eingetroffen und mit Artillerie-Salven
empfangen worden.
Italien.
Der französische Moniteur erzählt folgendes aus
Florenz vom 11. April. — Nach der Abreise Bona-
parte's von Elba verließ die Prinzessin Pauline Portcfer-
rajo und landete zu Viarceggio, um sich zu ihrem Bru
der nach. Lucca zu begeben, Sie wurde gleich bei ihrer
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Landung verhaftet. Da der König von Neapel davon un
terrichtet 'wurde, schickte er an unsern Hof, um zu erklä
ren, daß, wenn die Prinzessin nicht auf der Stelle in
Freiheit gesetzt würde, er in Florenz einrücken würde. Diese
Erklärung hatte ihre Wirkung. General Filangieci kam
auf der Stelle und holte die Prinzessin ab, welche sogleich
in Freiheit gesetzt wurde. ( Wir wissen, daß die Prin
zessin Pauline nach dem festen Schloß Munkatsch in Un
garn gebracht worden ist, und lernen durch solche Details
die fast unbegreistiche Ausdehnung des Lügensystems immer
näher kennen.)
Nach der Wiener Hofzeitung befinden sich in des Pabstes
Gefolge, die Monsignori Maury (Bruder des bekannten
Kacdmalö) als geheimer Sekretär des Pabstes, Sala und
Svlia, Kappellane, Bertazzoli, Almosenier, und Doria,
Kammcrmeisier.
— Die Gazette de France meldet ebenfalls den Aus
bruch der Feindseligkeiten in Italien. Sie spricht sogar
scyon von der Besetzung vou Rom, Viareggio, Modena rc.
Von der italienischen Gränze, vom 3. April.—
Murat har nach-einigen Nachrichten im Namen des soge
nannten Königs von Rom Besitz von Rom genommen;
(Die ital. Blatter bis zum Üren April sagen davon kein
Wort.)
Livorno, vom 27. März. Mit vielem Mißver
gnügen muffen wir Ihnen anzeigen, daß wir-hier etwas
beunruhigt worden sind und zwar wegen des Marschalls
des Königs Joachim nach Ober-Italien, indem selbiger be
reits in dem römischen Staat eingerückt ist; indessen sind
wir heute beruhigt worden, da wir die angenehme Nach
richt erhalten, daß eine große östreichische Armee in vollem
Anmarsch ist.
Venedig, vom 3. April. — Diesen Morgen ist der
Friedensfucst hier durchgekommen.
Gerrua, vom' 2. April. — Se. Heiligkeit, der Pabst,
sind heute unter lautem Jubel der Einwohner hier von
Lernn her gelandet.
Mailand, vom 5. April. — Die Generale Qualen-
berg und giguelmont, sind zur Armee an den Po abge-
garigen. Nachrichten aus Wien zufolge wird auch der Erz
herzog Ferdinand voii Este ein Kommando in Italien er
harren. Seit einigen Tagen haben die Truppen am Po
sich durch starre Kolonnen aus Ungarn und Oestreich verstärkt.
Der Feldmarschall Bellegarde har unterm heutigen Datum
eine Proklamation erlassen, worin er gegen die Verspre
chungen des Königs von Neapel warnt, dessen feindselige
Su ritte ankündigt,, und die Lombarden zur Treue und
Ausdauer aufruft. (Wir werden diese ProklaMarion mit
theile in)
Vom 7. — Offizielle Nachrichten von der
östreichischen Armee in Italien. — Nachdem der
Feldmarschall-Lieutenant, Ritter Bianchi, das Kommando
eines Theils des Armeekorps in den Legationen übernom
men, fetzte er den ihm anbefohlnen Rückzug, im Angesicht
der neapolitanischen Armee, ist der größten Ordnung ins
Werk. Als er an dem Panaro eine vortherlhafte Position
erreicht, hielt er es, wenn gleich nur 4 Bataillons, 4
Sch eadronen und eine Batterie stack, der Ehre unsrer
Waffen angemessen, seinen Rückzug nicht ohne ein Gefecht
fortzusetzen.
Den 4. ließ er demnach Halt machen, widersetzte sich
dem Feinde auf der Landstraße von Modena und trieb ihn
zurück. Eine neapolitanische Kolonne desilirte auf seinen
rechten Flügel von Spilinberto aus, und nahm ihn irr
dre Flanke, wurde aber ebenfalls geworfen und zum Rück
zug gezwungen.
Da indessen das Haupttreffen der neapolitanischen Armee
ankam, setzte der Feldmarschall - Lieutenant seinen Marsch
auf Carpi fort, woselbst er den 5. anlangte. Die weitern
Angaben fehlen, weshalb auch unser Verlust nicht bestimmt
werden kann, welcher jedoch nicht bedeutend ist. — Der
Feind hat viele Todte und Verwundete, und 200 Mann
au Gefangenen verloren. Der neapolitanische General Filan-
gieri ist tödtlich verwundet auf dem Schlachrfelde zurück
geblieben.
Frankreich.
Paris, vom 11. April.
Der Moniteur verspricht den Parisern, daß, sobald
die dreifarbige Fahne in Marseille aufgepflanzt sein wurde,
es ihnen durch 100 Kanonenschüsse angekündigt werden
würde.
Telegraphische Nachrichten.
(S. gestr. Stück.)
Der GeneraUieutenant Grouchy an den Kriegsmi
nister. Montelimart, den 9. April. Die Rauferei
des Herzogs von Angouleme ist beendigt. Die dreifarbige
Fahne ist im ganzen Süden aufgesteckt. Der Herzog von
Angouleme, durch meine Truppen getrieben, deren Avant
garde Douzere besetzt hat, im Rücken den General Gilli,
welcher über Pont - St. Esprrt debouchirt, und auf der
Unken Flanke die Nationalgarden der Dauphine, hat kapi-
tulirt. Von allen Linientruppen verlassen blieben ihm
nur noch 1600 Mann nebst 6 Stück Geschütz. Man führt
sie unter guter Eskorte nach Cette, woselbst sie eingeschifft
werden.
— Der Moniteur publizirt jetzt das Aktenstück, wo
durch Ludwig XV111. die Guter der Familie Bonapatte
in Beschlag nehmen ließ. — Durch ein Dekret reorgamsitt
Bonaparte die Nationalgarde auf den alten Fuß, und fetzt
2'o4.Grenadierbatüiiions derselben in Thätigkeit des Dienstes,
um zu Gamiftns in den Gränzfestungen zu dienen.
— Die Herzogin von Angouleme hat sich den 2. Aprtt
im Hafen Pouillac auf der englischen Fregatte Va ndever
eutgeschkfft.
Vom 12*
Nach dem heutigen M 0 n/i t c u u haben einige
Korps Natisualgarden, welche in den Rücken der Trup
pen des Herzogs von Angouleme marfchirt waren, die Km
pirulation dejjelven nicht anerkennen wollen, weil Genest
Grouchy sie noch nicht genehmigt. General Grouchy holte
deßhalb Napoleons Befehle ein, welcher ihm folgende ge
statt antwortete: „Die Verordnung des Königs vom
ö. März und die den x3. zu Wien von feinen Ministern
unterzeichnete Deklaration (also gesteht man endlich de
ren Aechrhett e-n!) Hütten mich autorisiren können, hm
Herzog von Angouleme so zu behandeln, wie der ft Ver
ordnung ulld Erklärung mich und meine Familie dchnndrtt