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Heinrich Schütz
Psalmen Davids Sampt Etlichen Moteten
und Concerten mit acht und mehr Stimmen [...]
Dresden 1619. <SWV 22-47>
Signatur: 2° Mus. 23
Aufgeschlagen: Tenor I: f. l r Titelblatt; Cantus I: f. l r Beginn der
Widmung an Kurfürst Johann Georg [I.], Herzog zu Sachsen, Dresden
1. Juni 1619; Alto I: f. 29 v -30 r XXVI. Concerto ä 12. Chori duarum
Vocum, mit Hinweisen auf Stimmeneinsätze wie Coro di Liuti und
Capelia sowie dynamischen Anweisungen wie Piano oder Forte.
Die „Psalmen Davids" sind die erste große Drucksammlung geistlicher
Werke von Heinrich Schütz. Gerade zum Dresdner Hofkapellmeister
ernannt, widmete er sie seinem Dienstherrn, Kurfürst Johann Georg. Als
Datum wählte Schütz den Tag seiner Hochzeit mit Magdalena Wildeck
[1. Juni 1619).
Die Sammlung enthält acht- bis zwölfstimmige Psalmvertonungen, setzt
sich also mit jener Neuerung auseinander, die in Venedig bereits intensiv
gepflegt wurde: dem mehrchörigen, instrumental gestützten Musizieren in
Concertmanier. Durch die deutliche Erweiterung des Aufführungsappa
rates entstand ein neuer überwältigender Klang. Seine Kunst, den Sinn-
und Affektgehalt eines Textes musikalisch auszudrücken, beruhte auf der
Musiksprache des Madrigals, die er bei Gabrieli erlernt hatte. Das Charak
teristische seiner Musik liegt in der Nachbildung des Sprachakzents des
Textes, den er wie im Madrigal mittels deklamatorischer Rhythmik und
Melodik gestaltete. Seine Bild- und Ausdruckshaftigkeit findet breite
Wirkung in Figur und Klang. Die formale Struktur der musikalischen
Themen, die Wahl der Satzart und ihrer Besetzung trägt dazu bei, dass die
Psalmen höchst gelungene Kunstwerke sind. Schütz wurde so zum In
begriff des „Musicus poeticus" im Sinne der barocken Musikanschauung.