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Heinrich Schütz
Veni sancte spiritus <SWV 475>
Handschrift Dresden 1620-1622
Aufgeschlagen: f. l r Organo. ä 4tro Cori. Di //.[enrico] Sag. [ittario].
1 Co. [ro] duoi soprani e Fagotto./2 Co. [ro] duoi Cornetti e Basso Voce./
3 Co. [ro] duoi Tenori e tre trombone. /4 Co. [ro] Alto, Tenore. Violin,
traversa violon.; f. 3 r 1. Coro Voce [Sopran 1] Posietieff; f. 6 r 2. Coro
veni pater ... Im Chor, f. 10 r 3 Coro ... [Tenor 1] Frawn Zimmer, f. 15 r
4 Coro. Traversa. Ö Cornetto. Voce 4. (Text Schütz-Autograph) ... L. H.A.
[Landgravii Hassiae Arulae? = Mitglieder des Hofes?]
Die vier Chöre der Motette sind gemischt vokal-instrumental besetzt. Zu
Beginn stellen sie sich nacheinander mit je einer Sequenzstrophe vor, in
ihrer unterschiedlichen Stimmenzahl, Stimmlage und Klangfarbe. Das
Besondere der Kompositionsanlage ist, dass alle Chöre völlig gleichberech
tigt gestaltet sind, ein bei Schütz sonst nicht zu beobachtendes Verfahren.
Die Begeisterung Moritz von Hessens für die Mehrchörigkeit findet ihren
Ausdruck in handschriftlichen Weisungen, die er in Noten eingetragen hat.
Auch im Fall dieser Kasseler Handschrift hat er sich aktiv mit der Auf
führungspraxis mehrchörigen Musizierens auseinander gesetzt. Hier legte
Moritz sogar fest, wo die einzelnen Chöre innerhalb des Kirchenraumes auf
zustellen waren: der erste Chor am Posietieff, der zweite Chor Im Chor, der
dritte Chor bei den Frawn Zimmern (getrennte Sitzpositionen von Frauen
und Männern) und der vierte Chor L. H. A., was möglicherweise bedeutet
Landgravii Hassiae Arulae, für Mitglieder des Landgräflichen Hofes. Damit
könnte die Seite im Kirchenraum gemeint gewesen sein, auf der die Männer
Platz nahmen.