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Heinrich Schütz
Weib, was weinest du <SWV 443>
Signatur: 2° Ms. Mus. 49 x [2
Handschrift Kassel um 1627-32
Aufgeschlagen: Dialogo Per la Pascua del Nostro Saluatore Jesu
Christo con Maria Maddalena Johannis 20 Capit. Composto da
//[enrico] Sag. [ittario]
Der Oster-Dialog „Weib, was weinest du" ist das bekannteste aller Schütz-
Manuskripte. Autograph sind der Kopftitel und der Gesangstext, was dafür
spricht, dass die Handschrift in Dresden begonnen wurde. Die Partitur ist
allerdings schon früh nach Kassel gekommen und weist die Handschrift des
Kasseler Hofmusikers Georg Schimmelpfennig auf. Zwei Continuo-Stimmen
sind Nachträge, die anlässlich späterer Aufführungen unter Michael Hart
mann (nach 1647) hergestellt wurden. Somit gehörte der Osterdialog noch
lange nach seiner Entstehung zum lebendigen Repertoire der Kasseler
Hofkapelle.
Besonders ist die Tatsache zu bewerten, dass hier ein Partiturblatt er
halten blieb. Übliche Praxis der Zeit war es, nach der Abschrift in Stimm
bücher die Partitur zu vernichten.
Moritz von Hessen
Magnificat-Kompositionen
Signatur: 2° Ms. Mus. 2
Handschrift Kassel 1600
Aufgeschlagen: f. 2 r Titelblatt (Fotografie); f. 24 v und f. 48 r
Beeindruckend ist das Format dieses Buches mit zwölf Magnificat-
Vertonungen in den seit dem 16. Jahrhundert üblichen 12 Kirchentönen.
Der Chorbuch-Notierung entsprechend haben die Noten die traditionelle
eckige Form. Als Schreiber ist Andreas Ostermaier identifiziert, seit 1599
Vizekapellmeister und Kopist am landgräflichen Hof.
Sehenswert sind die Drolerien an den Initialen und Schlussstrichen. Aus
der mittelalterlichen Kunst sind Drolerien als derb-lustige, grotesk über
zeichnete Darstellungen von Menschen, Fabelwesen und Tieren bekannt.
Sie finden sich sowohl in der Buchmalerei, als auch in der plastischen
Kunst. Auf dem Papier waren Drolerien also mittelalterliche Karikaturen.
Die heute bekanntesten Drolerien sind an gotischen Kirchen erhalten
geblieben, wo sie meist als Wasserspeier an den Traufrinnen fungieren.