Full text: 425 Jahre Heinrich Schütz

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Giovanni Gabrieli 
Udite, chiari e generosi figli 
Signatur: 2° Ms. Mus. 57 h 
Handschrift [Ort ?] um 1610 
Aufgeschlagen: f. l r Voce [C II] Choro 1. Tritoni. H. ä. 16.; 
f. 8 r Voce [B] Choro 1. Tritoni. h. ä. 16.; f. 15 r Cornetto muto Choro 1. 
Tritoni. h. a. 16.; f. 17 r Bassog[ene]rale. Ä 16. G.[iovanni] G.jabrieli] 
In der von Moritz von Hessen bewunderten Musik Giovanni Gabrielis 
durchdringen sich Fortschritt und Bewahrung auf eine spezifische Weise. 
Gabrieli hat das schon von seinem Vorläufer Adrian Willaert herrührende 
Prinzip der cori spezzati, der Mehrchörigkeit, weiterentwickelt. Dabei ach 
tete er darauf, dass jeder Chor einen in sich stimmigen Satz bilden muss 
te. Bei der Auseinandersetzung mit der neuen Kompositionsform gelang 
te Gabrieli zu der Erkenntnis, dass Musik nicht nur durch den Kontra 
punkt, sondern auch durch die Disposition des Klanges zu realisieren ist. 
Allerdings dachte Gabrieli Klang noch nicht als Gegenstand von Kom 
position, sondern die Erfahrung des Klanges wurde ihm vermittelt durch 
die Erfahrung des Raumes. Im Raum nämlich erlebte der Klang, wenn er 
von ferner Empore herübertönte, eine Veränderung: dasselbe klang in der 
Nähe anders als in der Ferne. 
Die Motette „Udite chiari" ist ein Dialog zwischen Tritonen und Sirenen, 
zwischen Meergöttern und jenen betörend singenden Wesen, die schon 
Odysseus zu schaffen machten. Die Forscher vermuten, dass das Werk im 
Rahmen einer favola marittima am Neujahrstag 1600 zur Aufführung 
gelangte. Dass es nur in der Kasseler Quelle überliefert ist kann mögli 
cherweise damit erklärt werden, dass Heinrich Schütz in dem Werk keine 
zu vernachlässigende Gelegenheitskomposition sah. [C. G.]
	        

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