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Valentin Geuck
Novum et insigne opus [...] Liber Primus. Motetarum
Festalium, Octo Vocum. Cassel 1604.
Signatur: 4° Mus. 105
Einband: Tenor-Stimmbuch, Pergament aus einer Handschrift des
14. Jahrhunderts, auf Pappe, auf Riemchen geheftet. Aufgeschlagen:
Discantus: f. l r Titelblatt; Altus: f. ll v Secunda pars zu Aenea
serpentis von V. Geuck, f. 12 r : Queneranda triasvon M.[oritz] L.[and-
graf] //.[essen] ä 8, Bassus: f. 2 r [Fotografie] + f. 3 r der Widmung an
Landgraf Ludwig von Marburg.
Valentin Geuck [Kassel 1572-1596] war vermutlich seit 1585 Sängerknabe
der Hofkapelle und damit auch Kompositionsschüler von Hofkapellmeister
Georg Otto. Seit ca. 1593 diente er dem Landgrafen als Kammerdiener und
Tenorist. Ein reger geistiger Austausch fand zwischen Geuck und Moritz
statt. Über die Standesgrenzen hinweg pflegten sie ein eher freundschaftli
ches Verhältnis. Das „Novum et insigne Opus" Geucks entstand parallel zu
Georg Ottos „Opus musicum novum" (siehe Nr. 4). Als Textgrundlage dien
ten lateinische Distichen. Sie beinhalten moralisierende Predigten und
belehrende Kommentare. Da Geuck bereits 1596 starb, komplettierte Land
graf Moritz die Sammlung mit eigenen Kompositionen. In einem Brief an sei
nen Onkel, Landgraf Ludwig in Marburg, beschreibt er die Entstehungs
geschichte:
Euer Liebden mögen wir freundlicher wolmeinung nicht verhalten, welcher
gestalt wir von jugend auf eine sondere affection und neigung zu der musica
getragen, dahero wir dann vor etzlichen Jahren die evangelia dominicalia kürtz-
lich carminice reddiret und ein jedes in en tetrastichon gebracht, auch dieselbi-
ge unserm der zeit gewesenen cammerdiener Valentino Geucken seligen mit
acht, sex und fünf stimmen zu componiren ubergeben, welcher dann solch werck
wol angefangen, aber durch seinen tödlichen abgang nicht continuiren können,
und also unvolnzogen ligen plieben. Derowegen wir dann dieselbige widerumb
zur hand genohmen und sie selbst pro recreatione animi und nach gelegenheit
der zeit ausgefertiget. Und nachdem wir unserm izigen capellmeister Georgio
Otthoni vor dieser zeit gnediglich ufgetragen, die textus vulgares evangeliorum
dominicalium auch mit soviel stimmen zu componiren, und er nunmehr damit
fertig geworden, so haben wir solche cantiones und muteten gott dem almech-
tigen zue lob, auch kirchen und schulen zu guter meinung an tag geben lassen.
Weil uns dann bewust, das E.L. auch ein besonder liebhaber der löblichen
musicen sein, so haben wir obgedachten unsern capellemeister befohlen, das
eine opus musicum, so von unserm cammerdiener dediciren und zuzuschrei
ben, tun E.L. auch bei demselbigen unserm capellemeister von diesem und sei
nem selbst opere ein exemplar zu schicken und verehren freundlich bittend,
E.L. wollen dieselbige von uns zu freundlichem gefallen annehmen...Datum in
unser stadt und vestung Cassel am ... Octobris 1604. (Staatsarchiv Marburg,
Nachlaß Landau Nr. 742. Mitgeteilt bei E. Gutbier, S.219).