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260.
Der Ausdruck der Gedanken ist nicht allein erfor-
derlich zur Mittheilung an Dritte, sondern zugleich
ebenso nothwendig für uns selbst.
261.
Der Ausdruck ist nur für den Erfinder des zuge-
hörigen Gedankens subjektiv, für jeden Dritten ob-
jektiv; der Gedanke hingegen für den Dritten stets ein
Erzeugniß des fremden Ausdrucks und zugleich der
eigenen Individualität.
262.
Der hinzugegebene Ausdruck ist ein Bastard, allein
der mitgeborene ein ächter Zwillingsbruder des Ge-
dankens.
263.
Der einfachste Ausdruck bleibt immer der schönste
Schmuck für den Gedanken; macht die Poesie, insbe-
sondere die tragisch-dramatische, hiervon eine Ausnahme,
so hat sie die Intention, durch eine gesteigerte hyper-
bolische Ausdrucksweise auf eine größere Menge er-
schütternd einzuwirken.
264.
Bedeutungsvolle Gedanken haben eine größere Nach-
als Vorwelt, d. h. sie sind das Resultat von tausend
Erfahrungen, aber zugleich die Urheber von Millionen
anderen Gedanken.