© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 269
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W. K. Grimm.
es jemals werde». Sie ist eine Urenkelin von Johann Mat
thias Gesner, der eine der ersten Zierden der hiesigen Uni
versität war, und dem Ernesti in der einfachen Lebens
beschreibung das schönste Denkmal gesetzt hat. Gesner's
Tochter war mit dem Professor Huber, der von hier aus
einem Rufe nach Kassel folgte, vcrheirathet. Sie hatte, nach
einem guten Miniaturbild zu urtheilen, noch in ihrem Alter
lebendige, ausdrucksvolle Züge, und noch vorhandene, latei
nische Briefe, die sie an den Vater schrieb, beweisen ihre ge
lehrte Bildung, die man der einzigen Tochter eines ausge
zeichneten Philologen wohl vergönnt. Auch von ihrer Mut
ter besitzen wir noch ein werthgehaltenes Andenken, das ich
wohl als ein Beispiel einfacher Sitten anführen darf: ein
Tafelzeug von der feinsten Art, welches sie mit eigenen Hän
den hier gesponnen hat. Als ihre Enkelin, die Mutter mei
ner Frau, mit ihrem Bruder, dem vor etwa zehn Jahren ver
storbenen Geheimenhofrath Huber, der vom Vater Anhäng
lichkeit an Göttingen geerbt hatte und sich Blumenbach's
Freundschaft erfreute, nach dreißig oder mehr Jahren wieder
einmal hierher kam, erinnerte sie sich bei dem Anblick der
Bibliothek deutlich, wie sie als kleines Kind auf den Stufen
der Treppe in der Nähe des Brunnens gesessen und in einem
von dem Großvater, (der quer gegenüber wohnte), erhalte
nem Buche gelernt habe. Sie war mit Hrn. Rudolph Wild,
Apotheker zur goldnen Sonne in Kassel, verheirathet, dessen
menschenfreundliche, mildthätige Gesinnung, noch jetzt, nach
dem er schon fünfzehn Jahre todt ist, bei vielen Bewohnern
Kaffel's im Andenken steht.
Mir wurde im April 1826 ein Knabe geboren, der von
meinem Bruder den Namen Jakob erhielt; das liebe Kind
starb schon im Dezember desselben Jahrs und liegt neben mei
ner Mutter begraben. Der Zweite, im Januar 1828 geboren,
ward nach dem mütterlichen Großvater Hermann, nach dem
väterlicdeu Kriedrick aenannt. Der Dritte ill bier. im Märr