Full text: Biographien von Jacob und Wilhelm Grimm

W. K. Grimm. 
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den ebenfalls gemeinschaftlich besorgt. Als Völkel, die An 
tikensammlung zu reklamiren, nach Parks gesendet wurde, blieb 
mir die Verwaltung der Bibliothek, selbst die Auswahl der 
anzukaufenden Bücher, eine geraume Zeit allein überlassen. 
Nach Strieder'ö Tod, der schon im Jahre 1815 erfolgte, 
würde ich vorgerückt seyn, aber mehr werth als eine Beför 
derung, war mir die Hoffnung, daß mein Bruder, der die 
diplomatische Laufbahn aus mehr als einem Grunde zu ver 
lassen sehnlich wünschte, die Stelle erhalten könnte. Wir wa 
ren bisher nie getrennt gewesen und entschlossen, so lange es 
in unsern Kräften stehe, beisammen zu bleiben, aber ein sol 
ches gemeinschaftliches Amt erfüllte unsern liebsten Wunsch 
Fast gegen Erwartung wurde die Bitte gewährt. Dankbar 
haben wir die glückliche Zeit genossen, wo wir eine willkom 
mene und belehrende Beschäftigung in dem pünktlich verwal 
teten Amte fanden, daneben Muße zum Studieren und zur 
Ausführung mancher literärischen Pläne. Wir dachten nicht, 
daß wir je diese Stellung aufgeben würden, und Anträge, die 
ses zu thun, selbst solche, die uns nicht getrennt haben wür 
den, wie viel glänzender auch die äußere Lage dabei gewesen 
wäre, haben wir ohne langes Bedenken abgelehnt. Wir ha 
ben sie auch niemals benutzt, um eine Gunstbezeugung außer 
der gewöhnlichen Ordnung zu veranlassen, und hegten keine 
andere Hoffnung, als daß wir einmal in beide Bibliothekarstellen 
mit dem damit bisher verbundenen, mäßigen Gehalte eintre 
ten würden, auf den unsern Vorgängern wohl ohne Ausnah 
me bewilligten höhern Rang und Titel machten wir weder 
Rechnung noch Anspruch. Daß diese, wie ich glaube, nicht 
unbescheidene Hoffnung, die in der Regel Jedem erfüllt wird, 
auf dessen Leben und Amtsführung kein Tadel haftet, uns ge 
täuscht hatte, zeigte sich, als nach Völkel's Tode, dessen 
Stelle einem Gelehrten übertragen wurde, dem anderweitige 
Beschäftigungen vielleicht eben so wenig als seine Neigung ge 
stattet hatten, sich irgend mit bibliothekarischen Arbeiten zu 
befassen. Ich bin 14 Jahre bei der Bibliothek gewesen und 
hätte, wenn ich nach der allgemeinen Sitte die französische 
Zeit hinzurechne, 21 Jahre im Dienste seyn können. Bei der 
Bibliothek war in dieser Zeit das ganze Personal, das ich 
bei meiner Anstellung gefunden, gestorben. Verlassen habe 
ich sie am 2ten Nov. 1829. 
Ich bin seit dem 15ten Mai 1825 verhekrathet mit Hen 
riette Dorothee Wild, und habe niemals aufgehört, Gott 
für das Glück und Segensreiche der Ehe dankbar zu seyn. Ich 
habe meine Frau schon als Kind gekannt, und meine Mutter 
hat sie als ihr eigenes geliebt, ohne daß sie dachte, sie könnte
	        
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