Full text: [Rezension:] Die althochdeutschen Präpositionen. Ein Beytrag zur deutschen Sprachkunde und Vorläufer eines althochdeutschen Sprachschatzes, nach den Quellen des achten bis elften Jahrhunderts, Von E. G. Graff. (..) Königsberg: Bornträger 1824

Zur deutschen Sprachkunde- 
,824. 
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eine ganz positive, de eine ganz negative Präposition, und beyde 
stehen sich gerade entgegen. Inzwischen halte ich die förmliche 
Identität des lat. de und ahd. zi für so unabweislich, daß sich 
die sträubenden Begriffe unter einen Hut bringen lassen müssen. 
Die Gegensatzlosigkeit verschiedner Präpositionen ist im Voraus 
gehenden erörtert worden; uf und ufar, sub, super sind un- 
läugbar einer Wurzel, das ableitende ar-, er-bezeichnet die 
erwachsene Unterscheidung, enthält sie aber eigentlich nicht, wie 
die übrigen Fälle, wo es gleichgültig stehet, beweisen. Berüh 
rungen der Begriffe von und zu lehrt uns Graff, z. B. in den 
Redensarten anafahan, piginnan zi (S. 260) , frägan zi (S. 
253), wo nhd. stehen dürfte. In dem Begriffe bi vereinigen 
sich gewissermaßen zi und von, man vgl. die oben ausgeführten 
Beyspiele über bi und umpi. Die Bestimmtheit, welche die Prä 
positionen als solche erlangt haben, muß ohnehin nicht gesucht 
werden in ihrer älteren, freyeren Partikelverwendung *). Weder 
dem z in zer, noch dem d in du wohnt die Bedeutung der ge 
sonderten Präpositionen zi und du bey. Wahrscheinlich ist die 
des dis älter, als die Veränderung der Präposition du. Dis 
drückt eine durchgehende, beginnende und vollendete Trennung 
aus, Vernichtung des im folgenden Worte gelegenen. Dieser 
Begriff folgt besser aus dem lat. de, als aus dem goth. du. Noch 
deutlicher wird er aber durch das griechische, dem lat. dis-, di- 
entsprechende 2) ör«-, ör-, welches außer der Zusammensetzung 
auch als trennbare, wahre Präposition auftritt, und per, trans 
bedeutet, zuweilen noch andere Präpositionelle Begriffe. Ver 
muthlich sind auch in bm zwey Präpositionen vereinigt, etwa 
ör-a§? Eben so mag die slav. Partikel pac-, pa*-, die in der 
Bedeutung mit dis- und zer- zusammentrifft, aus zwey einzelnen 
bestehen, deren letzte wiederum hc, m war, deren erste ich aber nicht 
zu rathen wage. Uebrigens unterscheidet sich pa3 von zer und dis 
darin, daß es sich auch bey Subst. fügt (pa3-yM, ratio; pac-ROA* 
scbisma; pa3-£op, dissidium), jene nur bey Verba, aus 
welchen erst Subst. weiter geleitet werden; dis-sidium setzt 
dis-sidere voraus, zer-störung, zer-stören, selbst die nicht 
sehr alten Ausdrücke zer-fall , zer-gang ein zer-fallen, zer 
gehen. Das lat. dis in dis-color, dis-par etc. ist kein ei 
gentliches zer, sondern gehört in den gleich folgenden Abscbnitt. 
*) Das einfache du-, zi- kommt in der Composition nicht immer mit 
der Meinung des präpositionellen überem, vgl. goth. du-ginnan 
(incipere). 
2 ) - yjycoerxto , di - gnosco ; - <ps p«, differo ; Eia - caXitifo, 
di-buccino; §«a-^ew, difFundo.
	        

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