Full text: [Rezension:] Die althochdeutschen Präpositionen. Ein Beytrag zur deutschen Sprachkunde und Vorläufer eines althochdeutschen Sprachschatzes, nach den Quellen des achten bis elften Jahrhunderts, Von E. G. Graff. (..) Königsberg: Bornträger 1824

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Zur deutschen Sprachkunde. 
xxvm. Bd. 
Sprachen befremdet es, das deutsche us (ur), as (ar)* is (ir), 
das slavische «o (vz), litthauische isz (lettische, altpreußische is) 
im Griech. und Lat. zu vermissen. Wie wenn es ihnen früher auch 
eigen gewesen und in den folgenden zusammengesetzten Partikeln 
nachzuspüren wäre? 
3) Lateinisches dis- aus de-is ? 1 2 ). Diese untrennbare Par 
tikel verkürzt sich aber meist mit Vocallängerung in di-, wenn 
liquida, media oder V, besteht aber, wenn tenuis, yocalis 
oder s folgt; vor dem Vocal zeigt sich auch dir- in dir-imo statt 
dis-imo (Schneider S. 646). Zwischen dis und di kann eine 
wohl nie geschriebne Mittelform diz gelegen haben. Der Gothe 
hat dis-, welches der Lautverschiebung nach tis- heißen sollte, wie 
das ahd. zir- bestätigt. Allein da er du für tu (ahd. zi) beybe 
hielt, war auch dis- gerecht, das man aus du-us, du - is, di-is 
erklären kann. Die ahd. Formen lauten wechselnd zir- (zer-), 
zar-j, zur-entsprungen aus zi-ir, zi-ar, zi-ur, welche noch 
unverschmolzen in ze-ar-Cellan (subruere), MONS. 4oq, und 
ze - ir - gan (perire), N. 78, 11 vorkommen. Häufiger ist die 
dem lat. di- vergleichliche, doch -) keine Vocallängerung bewir 
kende Apoeope za-j zi- (ze-), nicht aber zu-, mit der Bedeu 
tung des lat. dis-: za-spaltan (zerspalten), zi-kankan (zerge 
hen) , und ein solches ze- herrscht im Mhd. neben und beynahe 
vor dem zer-j das im Nhd wieder völlig eingeführt worden ist 3 ). 
Schwierig aber scheint die Erklärung des angenommenen Compo- 
situms aus der Bedeutung der einzeln stehenden Präpositionen 
de und is, du und us, zi und ir, zumal das lat. de zwar dem 
goth. du, ahd. zi buchstäblich nah, sinnlich fern liegt. Du ist 
*) Zufällige Ähnlichkeit hat das griech. 3-g (zwey Mal) selbst im Be 
griffe, da Zwiespalt fast auch Zerspaltung ist, eigentlich aber zwey 
Mal gespalten; scheint mir nicht zweifeln, von son 
dern Si-cTd&w, anstehen, von §i« , vgl. §: - <7T«V:g, Anstand, 
mit o-Tac-cg. 
2) Wie es scheint; sollten sich früher zä - teilan (goth. dis - dailjan), 
zä-rinnan (dis-rinnan, dir - rinnan ? difFluere) scheiden von 
za - teilan (du - dailjan ? attribuere) , za - rinnan (du - rinnan, 
afFiuere) ? Die ahd. Denkmäler sehen in letzterm Fall zuo- teilan, 
zuo - rinnan. 
z ) Das ags. to- bedeutet bald zer- (tb-blavan, dilFlare; tb-bre- 
can, dirumpere), bald zu- (tb-bringan, adferre), und das 
zwey Mat componierende to~d- kaum je zer, obschon es aus tb 
und a (= ar, ir) erwachst. Beyspiele tb-ä-sendan (admittere); 
tb-a-settan (apponere); tb-a-spanan (allicere); tb-ä -vyl- 
tan (advolvere). Ahd. vermuthlich zuo - ar - welzan , verschieden 
von zar-welzan. Es sind Eomposita mit a-, ar-, denen noch 
m tb vorgesetzt wird, keine mit der Verschmelzung..
	        

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