© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 29
Zur deutschen Sprachkmrde.
im Allgemeinen mögen sich noch einige nähere in Bezug auf ihre
Vollständigkeit und Verwechselung anschließen.
Einzelne Präpositionsbegriffe sind in dieser oder jener Sprache
feiner entwickelt oder roher behandelt- Die Tabelle weist, daß
die erste Klaffe im Ags. völlig ausfällt, diese Mundart vermag
weder das In noch das Aus durch einfache Wörter zu verdeut
lichen. Sie begnügt sich dafür auch das on aus der zweyten, das
0/ aus der dritten Klaffe mit zu verwenden, welches in den ge
wöhnlichen Fällen ohne Mißverständniß angeht. Die Grafischen
Untersuchungen lasten über die innige Berührung von in und
ana 4 ), ar und aba keinen Zweifel, ja tue ahd. Mundart selbst
war nahe daran, ihre Präp. I, 6 einzubüßen, wenn sie nicht noch
zur rechten Zeit dem Adv. uz die Würde einer Präp. verliehen
hätte; ohne das hätten mehr ahd. vona oder aba die Stelle des
goth. us zu vertreten. Sobald es aber nicht auf unursprüngliche,
namentlich causale, sondern auf genaue, rein locale Verhältnisse
ankam, war der Abstand der ersten Klaffe von den beyden folgen
den zu fühlbar, und der Angelsachse umschrieb alsdann die
verlornen einfachen Präpositionen. Allgemein betrachtet weiß
man z B. nicht, ob das ags. on thäm hüse das ahd. ana demo
hüse oder in demo hüse bedeute, oft ist das wirklich einerley.
Soll der letzte Begriff bestimmt angegeben werden, so wird on
thäm hüse innan gesagt, vgl. Beov. 148; burgum on innan
(wo fehlerhaft in gedruckt steht, aber on innan 168, 202). Von
dem Altsächf. gilt in diesem Stücke dasselbe: an that hüs innan.
^angan, drückt das ahd. in daz hüs kankan aus 2 ). Matth.5 :
ex 7ov oySaTipov aov, ags. üt of thinum eägan (goth. us thei-
namma augin); aber Mare. 12, 3o: o\ys tijs Kapbias gov,
darf mit bloßem ok übertragen werden (ofealre thinreheortan),
gerade wie ahd. Jon allemo dinemo herzin steht (G raff S.
226), obgleich Ulfrlas hier noch vorzieht. Die griechische
Sprache luxuriirt in der ersten Klaffe, indem sie sogar für die
Fragen wo? und wohin? eigne Präpositionen lv und Lr'§ gewährt;
aber Pindar läßt lv auch den Ace. regieren 3 ).
*) Nach S. 7'i brauchen die ältesten ahd. Quellen J. K. (im Gegen
satz zu dem Ags.) in für ana mit; doch ist es schwer zu glauben,
daß frey sich bewegende Sprachäußerungen nicht schon immer im
Ahd. die Präp. ana von in unterschieden haben sollten.
2) Im Engl, taucht die Präp. in, verschieden von wieder auf,
scheint aber mehr das zur Präp. gemachte Adv. in, als die hochd,
alte Präposition.
3 ) Da sich im Stav. rib und na unterscheiden, wie im Goth. in und
ana, so weiß ich nicht, warum Buk Matth. 6, 10 Id odpavw v.a\
T7)C yrij (in himina jah ana airthai) Ha seivibti nao na uediy
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