Full text: [Rezension:] Die althochdeutschen Präpositionen. Ein Beytrag zur deutschen Sprachkunde und Vorläufer eines althochdeutschen Sprachschatzes, nach den Quellen des achten bis elften Jahrhunderts, Von E. G. Graff. (..) Königsberg: Bornträger 1824

Zur deutschen Sprachkunde. 
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1824« 
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 29 
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daß sie sich häufiger, als andere Verwendungen der bloßen Casus 
bis auf unsere Zeit erhalten. Gerade deßhalb scheint ihnen nicht 
das höchste Alter einzuräumen. Wir sagen noch heute: bungers 
sterben, und freylich schon N. so (nach Füglistaller, in 
Stalders Dialectol. 268): ih irstirbo bunteres.^Aber im 
Grunde ersetzt dieser Gen. doch nur den älteren Jnstr., wie 
vorhin gezeigt worden ist. Mhd. des hungeres entwälen (fame 
perierunt), vgl. libes wandeln (mori) MS. 2, 225®, häufi 
ger den lip. Noch kühner das mhd. des loubes lonbet manee 
w^alt, MS. 2, 5o b , wie in einem serbischen Liede: ropm;a 
AHcmoM AiicmaAa, wo ahciüoivi Jnstr. Sing. von A80M, also 
wieder ein ahd. loubü statt jenes Gen. zu muthmaßen ist. Nicht 
viel anders wird H>i's ro5, 20: bewies lebet (foeno yiyit), und 
das mhd. luftes lebet, MS. 2, 44® , wazzers geiebet der be 
iine Geo. 40® zu nehmen seyn *). Denn ich finde früher und 
sonst sogar Präpositionen. Gorh. Matth. 4, 4. Luc. 4, 4: n * 
bi hlaib ainana libaith manna (ovx £?r aprw fibv^ Zyjgztcli clv- 
SpcoTTos); altn. 42 b : vid vin eitt Otbinn ae lifir (yino solo 
Odinus semper vivit); that fair yito vid bvat einberjar alaz 
(id pauci norunt quo [cibo] Einberii alantur) ; 54 b : munom 
vid yeidimat ver thrir lifa (cibo ferino nos tres yiyemus). 
Nhd. von Brot leben. 
Doch alle solche Uebergänge des Gebrauches reiner Casus- 
Constructionen in Präpositionelle bewähren eben den Zusammen 
hang der Präposition mit dem Wesen des Casus selbst. Wie die 
Au.riliaria zu den wahren Flexionen der Conjugation, so verhal 
ten sich die Präpositionen zu denen der Declination. Pronomina 
treten noch beyden hinzu. 
Wie groß und verschieden der Spielraum immer sey, in dem 
sich Kräfte und Bedeutungen der obliquen Casus bewegen, so ist 
die Art und Weise, wornach sich Präpositionen mit jedwedem Ca 
sus verbinden, begreiflich noch weit mannigfaltiger. Nimmt man 
hinzu ihren Wechsel unter einander, das Absterben einzelner und 
Wiederersetzen durch andere, den Ueberrritt sinnlicher in abgezo 
gene Bedeutungen, die Composition und Verdunklung ihrer Wur 
zeln, Formen, Bildungen; so wird sich in jeder Sprache ein 
Gewühl von Präpositionen und Präpositionsverhältnissen äußern, 
dessen sichere Entfaltung den verräth, der dieser Zunge Meister 
geworden ist. 
Hr. Grafs gehet (Vorr. XI) davon aus, daß die eigentli- 
•) Der Gen. bey ezzen (edere) ist unvergleichbar. 
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