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Zur deutschen Sprachkunde.
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 29
hebt, fordern noch immer den Aee., und vertragen keine Anwen
dung von Präpositionen. Dasselbe be- hat in manchen ähnlichen
Fällen die alte, für das Simpler längst verlorene Accusativrection
erhalten, z. B. mhd. sagte man noch: eine behuoren (vitiare
mulierem) , Cod. pal. 361 , MS. 2, 128* ; gerade wie
O. II. 19, 9: er huorot sia (adulterat eam), während die
heutige Sprache die Präp. mit und den Dat. setzt. Vgl. pi-huo
rot werdent (violabuntur), mons. 333. Ulf. horinoth du
thizai (iiov/cLTai ln avTrjv), Marc. iO, 11. (Matth. 5, 28, der
bloße Dat. statt des griech. bloßen Aee.)
Wie der bloße Dativ von einer Präpositionen - Construction
verdrängt wird, lehren Verba, die Sagen und Sprechen aus
drücken. Nämlich wohl alle Zungen unterscheiden hier zwey Be
griffe: ein allgemeineres, abstracteres sagen (dieere, %lyeiv }
äneiv), und ein eoncreteres, mehr auf die Person, an die sich
gerichtet wird, bezogenes sprechen (loqui, fari, Ipeiv, a,a-
Tieiv). Beyde nhd. Ausdrücke kennt der Gothe nicht, er hat für
ersteres qvithan, für letzteres rod^'an *); ahd. quedan, sagen
(dieere) *) und sprehhan, redon, rarton (loqui). Nun leuch
tet ein, daß unter diesen Begriffen dem dieere eher der bloße
Dativ, dem loqui eher eine Präp. zukommt: er sagte ihm (eM-
yev avTcp, dicebat ei, qvath imma), und er sprach zu ihm
(L^ä/^Lr npb? avrov, loquebatur ad eum, rodida du imma);
denn es kann noch heut zu Tage nicht umgekehrt heißen: er sagte
zu ihm, er sprach ihm, außer in gewissen Fällen. Allein es ist
nicht zu läugnen, daß bereits Ulfilas zu rodjan oft den blo
ßen Dativ fügt (rodida i’zyis, TiehdXijxa. vjilv, Joh. 16, 33),
und noch öfter mit qvithan die Präp. du verbindet (qvath du
skaikam, Eine npbs tovs bovXovs, Cuc. 15, 22), ohne daß, wie
in den angeführten Beyspielen, ihn der griech. Text überall dazu
veranlaßt haben mag 3 ). Das ahd. quad regiert in der Regel
den bloßen Dativ, doch stehet T. 2, 5, 8: zi imo, zi themo
engile nach dem ait ad illum, dixit ad angelum des Textes,
und so anderwärts mehr (vgl. Grafs, S. 262). 0's unge
zwungnere Sprache setzt unhäufig zi bey quad (III. 8, 69), und
noch weniger bey sageta. Für N. scheint das seltner gewordne
eheden nicht mehr die leichte, einfache Bedeutung zu behaupten,
*) Altstav. phu;« (dieere), rAaroAamn (loqui); serb. pefiir, Ra*armi
(dieere) , rOBopjimH (loqui).
2) ili gihu (assero) entspricht mehr dem lat. ajo.
s) Alt st. bey pbi6 bald bloßes (eis), bald n »hm (ad eos);
penewe nb padoM, Luc. i5, 22 (nach Dohr. instit. p. 690).