Full text: [Rezension:] Die althochdeutschen Präpositionen. Ein Beytrag zur deutschen Sprachkunde und Vorläufer eines althochdeutschen Sprachschatzes, nach den Quellen des achten bis elften Jahrhunderts, Von E. G. Graff. (..) Königsberg: Bornträger 1824

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Zur deutschen Sprachkunde. 
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 29 
hebt, fordern noch immer den Aee., und vertragen keine Anwen 
dung von Präpositionen. Dasselbe be- hat in manchen ähnlichen 
Fällen die alte, für das Simpler längst verlorene Accusativrection 
erhalten, z. B. mhd. sagte man noch: eine behuoren (vitiare 
mulierem) , Cod. pal. 361 , MS. 2, 128* ; gerade wie 
O. II. 19, 9: er huorot sia (adulterat eam), während die 
heutige Sprache die Präp. mit und den Dat. setzt. Vgl. pi-huo 
rot werdent (violabuntur), mons. 333. Ulf. horinoth du 
thizai (iiov/cLTai ln avTrjv), Marc. iO, 11. (Matth. 5, 28, der 
bloße Dat. statt des griech. bloßen Aee.) 
Wie der bloße Dativ von einer Präpositionen - Construction 
verdrängt wird, lehren Verba, die Sagen und Sprechen aus 
drücken. Nämlich wohl alle Zungen unterscheiden hier zwey Be 
griffe: ein allgemeineres, abstracteres sagen (dieere, %lyeiv } 
äneiv), und ein eoncreteres, mehr auf die Person, an die sich 
gerichtet wird, bezogenes sprechen (loqui, fari, Ipeiv, a,a- 
Tieiv). Beyde nhd. Ausdrücke kennt der Gothe nicht, er hat für 
ersteres qvithan, für letzteres rod^'an *); ahd. quedan, sagen 
(dieere) *) und sprehhan, redon, rarton (loqui). Nun leuch 
tet ein, daß unter diesen Begriffen dem dieere eher der bloße 
Dativ, dem loqui eher eine Präp. zukommt: er sagte ihm (eM- 
yev avTcp, dicebat ei, qvath imma), und er sprach zu ihm 
(L^ä/^Lr npb? avrov, loquebatur ad eum, rodida du imma); 
denn es kann noch heut zu Tage nicht umgekehrt heißen: er sagte 
zu ihm, er sprach ihm, außer in gewissen Fällen. Allein es ist 
nicht zu läugnen, daß bereits Ulfilas zu rodjan oft den blo 
ßen Dativ fügt (rodida i’zyis, TiehdXijxa. vjilv, Joh. 16, 33), 
und noch öfter mit qvithan die Präp. du verbindet (qvath du 
skaikam, Eine npbs tovs bovXovs, Cuc. 15, 22), ohne daß, wie 
in den angeführten Beyspielen, ihn der griech. Text überall dazu 
veranlaßt haben mag 3 ). Das ahd. quad regiert in der Regel 
den bloßen Dativ, doch stehet T. 2, 5, 8: zi imo, zi themo 
engile nach dem ait ad illum, dixit ad angelum des Textes, 
und so anderwärts mehr (vgl. Grafs, S. 262). 0's unge 
zwungnere Sprache setzt unhäufig zi bey quad (III. 8, 69), und 
noch weniger bey sageta. Für N. scheint das seltner gewordne 
eheden nicht mehr die leichte, einfache Bedeutung zu behaupten, 
*) Altstav. phu;« (dieere), rAaroAamn (loqui); serb. pefiir, Ra*armi 
(dieere) , rOBopjimH (loqui). 
2) ili gihu (assero) entspricht mehr dem lat. ajo. 
s) Alt st. bey pbi6 bald bloßes (eis), bald n »hm (ad eos); 
penewe nb padoM, Luc. i5, 22 (nach Dohr. instit. p. 690).
	        

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