Full text: [Rezension:] Die althochdeutschen Präpositionen. Ein Beytrag zur deutschen Sprachkunde und Vorläufer eines althochdeutschen Sprachschatzes, nach den Quellen des achten bis elften Jahrhunderts, Von E. G. Graff. (..) Königsberg: Bornträger 1824

L 82 4. 
Zur deutschen Sprachkunde. 
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 29 
seyn. Das erkennt man auch an thar-miti, O. II. 4> 75 thara 
ubiri, T. 116; oder an dem engl, there-out, here-out, und 
dem dän. dei-ud, ber-ud, ber-opz denn weder sind miti, 
ubii-L ahd., noch out;, ud, op englische und dänische Präpositio 
nen. Daß auch Adverbia, die sonst Präp. sind, ihre gewöhn 
liche Stelle verrücken (Tmesis erfahren) können, z. B. ni läz iz 
xiu untar (O. I. i3, 19)5 wärun thar sumeaz, T. 102, ge 
hört nicht hierher. 
Präpositionen, hieß es vorhin, haben die Abhängigkeits 
verhältnisse des Nomens näher zu bestimmen; die Sprache nimmt 
ihre Zuflucht zu ihnen, um dasjenige auszudrücken, zu dessen Be 
zeichnung sie die Flexionen des Nomens unzureichend befindet. 
Sprachen, denen eine größere Menge Casus zu Gebote steht, wie 
die finnische z. B., bedürfen weit weniger, beynahe gar keine 
Präpositionen. Da aber die Mannigfaltigkeit und Abstufung der 
begriffe größer ist, als die höchste Casuszahl, pflegen jene Spra 
chen, die sich im Besitze reicher Formen fühlen, viel zu wagen, 
bald ähnlich scheinende Verhältnisse, die in der That verschieden 
sind, durch denselben Casus, bald wirklich gleiche schwankend 
durch mehr als einen Casus auszudrücken, beydes der Klarheit 
zum Schaden. Präpositionen hingegen fördern die Deutlichkeit 
und Ungezwungenheit der Rede, wenn schon auf Kosten der 
Schönheit und Kürze; jede fortschreitende Sprachbildung sinnt 
darauf, sie zu vermehren (vgl. S. 3oo der vorliegenden Schrift) 
und gleichmäßig unter einander abzugrenzen. Nur tragen mei 
stens die neuerworbenen Präpositionen, verglichen mit den alten 
einfacheren und dunkleren, etwas Schwerfälliges und Unbehülf- 
liches in der Gestalt an sich; außerdem wirken sie, indem sie sich 
ausbreiten, auf die Verdrängung und Veränderung der Bedeu 
tung alter Präpositionen ein. Glücklich gediehene Sprachen hal 
ten zwischen jener Ueberladung von Cafusformen und der Um* 
schreibung beynahe aller Flexionen durch Präpositionen und Pro 
nomina, wie sie z. B. im Französischen *) Statt findet, die 
Mitte. In solcher Mitte treffen wir schon nicht unser heutiges 
*) Die romanischen Dialecte insgesammt bezeichnen, den Acc. abge 
rechnet , alle übrigen obliquen Casus mit Präpositionen. Nur beym 
Pronomen kann zuweilen der Dativ noch ohne Präp. ausgedrückt 
werden. Für den Gen. verwenden sie die Präp. de, für den Dat. 
cl (aus ad verkürzt, Raynouard 1, 24), wie die Engländer 
of und to, die Niederländer van und aan. Das häufige a (= ad) 
scheint zur Verdrängung des lat. a = ab beygetragen, und wenig 
stens dessen Bedeutung in die von mit zu andern genöthigt zu ha 
ben (s. unten).
	        

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