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Zur deutschen Sprachkunde.
© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 29
seyn. Das erkennt man auch an thar-miti, O. II. 4> 75 thara
ubiri, T. 116; oder an dem engl, there-out, here-out, und
dem dän. dei-ud, ber-ud, ber-opz denn weder sind miti,
ubii-L ahd., noch out;, ud, op englische und dänische Präpositio
nen. Daß auch Adverbia, die sonst Präp. sind, ihre gewöhn
liche Stelle verrücken (Tmesis erfahren) können, z. B. ni läz iz
xiu untar (O. I. i3, 19)5 wärun thar sumeaz, T. 102, ge
hört nicht hierher.
Präpositionen, hieß es vorhin, haben die Abhängigkeits
verhältnisse des Nomens näher zu bestimmen; die Sprache nimmt
ihre Zuflucht zu ihnen, um dasjenige auszudrücken, zu dessen Be
zeichnung sie die Flexionen des Nomens unzureichend befindet.
Sprachen, denen eine größere Menge Casus zu Gebote steht, wie
die finnische z. B., bedürfen weit weniger, beynahe gar keine
Präpositionen. Da aber die Mannigfaltigkeit und Abstufung der
begriffe größer ist, als die höchste Casuszahl, pflegen jene Spra
chen, die sich im Besitze reicher Formen fühlen, viel zu wagen,
bald ähnlich scheinende Verhältnisse, die in der That verschieden
sind, durch denselben Casus, bald wirklich gleiche schwankend
durch mehr als einen Casus auszudrücken, beydes der Klarheit
zum Schaden. Präpositionen hingegen fördern die Deutlichkeit
und Ungezwungenheit der Rede, wenn schon auf Kosten der
Schönheit und Kürze; jede fortschreitende Sprachbildung sinnt
darauf, sie zu vermehren (vgl. S. 3oo der vorliegenden Schrift)
und gleichmäßig unter einander abzugrenzen. Nur tragen mei
stens die neuerworbenen Präpositionen, verglichen mit den alten
einfacheren und dunkleren, etwas Schwerfälliges und Unbehülf-
liches in der Gestalt an sich; außerdem wirken sie, indem sie sich
ausbreiten, auf die Verdrängung und Veränderung der Bedeu
tung alter Präpositionen ein. Glücklich gediehene Sprachen hal
ten zwischen jener Ueberladung von Cafusformen und der Um*
schreibung beynahe aller Flexionen durch Präpositionen und Pro
nomina, wie sie z. B. im Französischen *) Statt findet, die
Mitte. In solcher Mitte treffen wir schon nicht unser heutiges
*) Die romanischen Dialecte insgesammt bezeichnen, den Acc. abge
rechnet , alle übrigen obliquen Casus mit Präpositionen. Nur beym
Pronomen kann zuweilen der Dativ noch ohne Präp. ausgedrückt
werden. Für den Gen. verwenden sie die Präp. de, für den Dat.
cl (aus ad verkürzt, Raynouard 1, 24), wie die Engländer
of und to, die Niederländer van und aan. Das häufige a (= ad)
scheint zur Verdrängung des lat. a = ab beygetragen, und wenig
stens dessen Bedeutung in die von mit zu andern genöthigt zu ha
ben (s. unten).