sches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 29
XXXlI.Bd.
kneht höuschreche, du wildest versniten oder erhänget.
In einer anderen Predigt heißt es nochmals (S. 262): eteliche
den wol sol sin , die waenent in si gar wol und in ist we.
Ez rident die schiltkneht mit zerbrosten schuohen in kaltem
weter * daz im sin marc in sinem geh eine erfriuset und yert
als ein höuschrecke in einem (? einer) dünnen wat und
enweiz hin zenaht, wa sin herberge ist, und gelit niemar
warm und gizzet selten iemer wol und muoz des libes alzit
yorhten, daz er eht niht enweiz, wä die liute üf im sin
und wenne er daz leben hat und wanne er an übe und an
sele stilbet. Laurer Züge, die nach allen Veränderungen noch
auf den Heutigen Soldaten paffen. — In der zehnten Predigt
werden die verschiedenen Handwerker und ihre Betrügereien
aufgezählt. Berthold theilt sie in sechs Klassen, deren jede
unentbehrlich ist, und nicht zu verachten. (S. 3q): Got hat
ieglichem sin ampt geordent, als er wil, nilit als du wilt.
Dü wollest übte ein rihter oder ein herre sin, so muostü
ein schuochsüter (Schuster) sin , oder ein Weber oder ein
gebüre, wie dich got danne geschaffen hat; also beynahe
Kasten; es hielt damals sicher noch schwerer, sich aus einem
Stande in den anderen empor zu schwingen. In die erste Klaffe
(er sagt: chor) setzt er alle, die Gewand wirken (sidin oder
wüllin oder linin oder pelzin, oder schuohe oder hent-
schuohe oder gürtel) Gewand begreift folglich den Anzug
oder die Bekleidung überhaupt. Folgende Betrüge werden
(S. 40) erwähnt: har under wollen mischen, das Tuch üzer
einander zer-denen und zerziehen, daz ez dester langer
werde. (S. 4>) : so enmac ein man (niemand) einen guoten
huot vinden vor dinem valsche, im ge der regen zetale in
den buosen. In der zweyten Klaffe sind die Schmiede, Zim-
mererV^Steinmetzen, alle die mit Eisen wirken. Beyde letztere
arbeiten auf doppelte Art, entweder tagewerk oder fürgrif,
jenes wenn sie tagweise, dieses wenn sie für die einzelne Arbeit
bezahlt werden. Die Tagwerker pflegen träge zu seyn, damit
die Arbeit desto länger währe; die die Arbeit einzeln übernehmen,
pflegen schlecht zu arbeiten, damit sie nicht lange halte, und bald
von neuem geschehen müsse . Das Wort fürgrif* fehlt in allen
Glossaren, soviel ich weiß.' Es muß etwa bedeuten, was vor
den Griff kommt, was vor der Hand liegt, einzelne Arbeit auf
Akkord , im Gegensatz zu Tagwerk. P i e t 0 r i u s hat zwar das
Adj. fürgriffig (alienis commodis inhians) , d. i. vorgreifend,
vorwegnehmend; allein das schickt sich nicht hieher. Den Schmie
den wird vorgeworfen: du siehest etewanne ein isen an ein
ros, daz ist itel kis (Kies, Sand, die Wurzel von Kisel, Kie-