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Altdeutsche Predigten.
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© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L 29
aufgeklärten Ansicht folgt auch Wir nt in folgender Stelle des
Wigaloiö, die ganz hieher gehört (S. 229). Der Held zieht aus:
dehein ungeloube (Aberglaube) in muete
in dem hüse , noch üf dem wege,
er lie ez allez an gotes pflege.
Swaz im des morgens wider lief\
ode swie vil diu krd gerief
swie vil der mtis&re umbe geflouc,
der ungeloube in niht betroucj ^
wander niht d|r üf ahte. j
Wir haben maniger slahte \
bosheit unde gelouben,
da mit wir uns nü rouben
aller unser srelecheit.
Ez ist vil manigem manne leit
swenne im ein wijj daz siuert git.
Daz lie der riter ane nit,
ern ahtet niht d|ur üf ein här,
ez wterc gelogen oder wär;
er het in gotes gnade gegeben
beidiu sele und leben,
swaz im des morgens zoider gie
daz engefloch der riter nie,
•wan guoten gelouben het er ie.
Und in dem noch ungedruckten Gedicht von dem Feldbauer
(cod. pal. 341/ 161 — 164), heißt es: /
djirzuo sähe wir einen hasen,
der wider fffijir uns an dem wege,
do dähtich daz ez niht eben (unglücklich) liege,
er tet uns den ersten aneganc
wai| daz er snclie für mich spranc.
Wahrscheinlich hält das Volk hin und wieder noch heut zu Tage
die Begegnung eines Wolfs für ein glückhaftes Zeichen beym
Ausreisen, die des Hasen für ein unglückliches; vgl. gestriegelte
Rockenphilosophie, Chemnitz, 1729. Zweytes Hundert, S.
286: .-wenn einer über Land reiset, und begegnet ihm ein Wolf,
Hirsch, Wildschwein und Bär, so ists ein gut Zeichen; lauft
aber ein Hase übern Weg, ein böses.« Das hieß im dreyzehn-
ten Jahrhundert einen guten oder bösen An gang ha
ben. Hat sich dieser Wahn in den fünf letzten Jahrhunderten
nicht ausrotten lassen, so zweifle ich m'cht , daß er fünfhun
dert Jahre vor Berthold und länger eben so bestanden haben
muß. Es wäre belehrend, die deutschen P a g a n i e n zu sam
meln und zu erklären. Die sogenannten indiouli superstitio-
num zu Grunde gelegt (aber manche liegen noch unherausgege-
ben); was sich zerstreut bey geistlichen und profanen Schriftstel
lern vorfindet hinzugetragen und den Volksglauben der jüngsten
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